EINLEITUNG
Als ich im Sommer 2009 plötzlich feststellte, dass ich schwanger war, machte mein sorgenfreies Leben eine Vollbremsung. Ich verwandelte mich von einer unreifen 33 Jahre alten Saufnase, die für ein Stadtmagazin arbeitete und viermal pro Woche in Bars abhing, in einen fassungslosen Wackelpudding und blickte dem ernsthaftesten Erwachsenentermin meines Lebens entgegen. Mag sein, dass ich eine erwachsene Frau mit einem Beruf und einer Rentenversicherung war und sogar einen Ehemann hatte, dem es gefiel, so überrumpelt zu werden, aber ich fühlte mich trotzdem emotional etwa so bereit für ein Baby, als würde ich die Hauptrolle in Schwanger mit 16 spielen.
Das lag zu einem großen Teil daran, dass ich zu den Leuten gehörte, die sich ziemlich sicher sind, dass sie keine Kinder haben werden. Also lebte ich mein Leben so wie jemand, der nie in dem Maße erwachsen werden muss, dass er ein Kind großziehen kann. Ich ging Gesprächen über Schwangerschaft, Babys und Erziehung im Allgemeinen sehr erfolgreich aus dem Weg, und mir wurde bewusst, dass ich so gut wie keine Ahnung davon hatte, was eine Schwangerschaft mit sich bringt, und noch viel weniger darüber wusste, wie man einen Säugling hält, füttert oder mit ihm spricht, oder erklärt, was eine gute Rockband auszeichnet. Und jetzt war ich schwanger.
Eins will ich gleich loswerden: Auch wenn diese Nachricht unerwartet kam, so war sie nicht unwillkommen. Ja, es würde sich alles ändern. Was sich allerdings nicht änderte, war die Tatsache, dass ich keine Ahnung hatte, was zum Henker ich tun sollte.
Das hört sich an wie ein Klischee (daran sollten Sie sich gewöhnen), aber einige der besten Dinge im Leben passieren tatsächlich zufällig. Es sind die unerwarteten Wendungen, die bis dato unerwartete Früchte hervorbringen – die zufällige Begegnung, die gute Idee zur rechten Zeit, mit der Sie einen Volltreffer landen, die Entscheidung, nach den ersten paar Folgen weiter New Girl zu gucken. Tatsächlich stammen fast alle meine kostbarsten Erinnerungen von Ereignissen, bei denen ich keine Ahnung hatte, wie es weitergehen würde – und das lag nicht nur daran, dass ich Shots kippte.
So war das auch bei der Schwangerschaft. Ich konnte mir nicht vorstellen, welchen Verlauf sie auf körperlicher oder emotionaler Ebene nehmen würde. Emotional hatte ich schon erwähnt? Da ich diese Sache nicht geplant hatte, hatte ich mir auch nie die Mühe gemacht, mir die vielen unterschiedlichen Verlaufsmöglichkeiten vorzustellen, geschweige denn Folsäure zu nehmen. Aber ich war neugierig auf diesen unbekannten, völlig anderen Weg, der sich da vor mir aufgetan hatte. Und etwas Komisches passierte. Obwohl ich auf intellektueller Ebene nicht schwanger sein wollte, gab es für mich, als ich es dann doch war, kein Zurück. Es war ein Geschenk, und ich war neugierig darauf. Außerdem war ich wirklich froh (und beruhigt), als ich entdeckte, dass diese armseligen Qualitäten einen oft weiterbringen als die beste Planung.
Also fand ich mich mit der Situation ab. Aber das ist nicht das Gleiche, wie für den Weg, der vor einem liegt, bereit zu sein. Und das war ich nicht. Ich war allerdings erstaunt über die Massen an verfügbaren Informationen über die körperlichen und medizinischen Aspekte der Schwangerschaft. Scheinbar endlos viele Bücher, Websites und Foren – alle beruhigend langatmig und detailreich – deckten fast jede Frage ab, die mir in den Sinn kam: von den Grundlagen der Schwangerschaft über Sodbrennen bis hin zu Hämorrhoiden.
Was ich aber nicht finden konnte, waren nähere Informationen über das emotionale Chaos und die Verwirrung, die eine ungeplante Schwangerschaft stiftet, betrachtet aus der Perspektive einer vermeintlich Erwachsenen, die keinerlei Intentionen hatte, ein Baby zu bekommen, besonders, wenn dies bedeutete, dass frau so viel pupsen muss. Außerdem brauchte ich logistische Unterstützung. Die Fakten: Mein Mann und ich hatten weder das Geld noch die Ausstattung oder den Lebensstil, um ein Kind auf die Welt zu bringen. Und was noch beängstigender war: Wir wussten gar nicht, was wir alles nicht wussten.
Zudem schien das, was es über »ungeplante Schwangerschaften« gab, so akademisch, so emotionslos und so religiös – dass nichts davon mir helfen konnte herauszufinden, warum ich plötzlich meine beschissene Kindheit ein zweites Mal durchlebte, warum ich die TV-Serie What’s Up, Dad? auf einmal lustig fand oder wie ich die Katzenhaare oder den Zigarettenqualm der letzten fünf Jahre aus dem Sofa bekommen konnte, bevor das Baby da war.
Es gab auch nichts, was mir half, von heute auf morgen mit dem Rauchen aufzuhören und dabei nicht alles in Sichtweite in mich hineinzustopfen, als wäre ich eine Art schwangere menschliche Mülltonne. Und ich fand nichts darüber, wie es ist, weiterhin mit den Freunden abzuhängen, aber dabei nüchtern zu bleiben, besonders jetzt, wo sie plötzlich die nervigsten Menschen der Welt sind.
Nichts warnte mich davor, dass ich möglicherweise in das emotionale Stadium meines Teenager-Ich zurückfallen würde, aber tatsächlich stritt ich wie früher als Kind mit meinem Vater, hasste meine Mutter wieder und verpasste die besten Partys.
Ich schrieb dieses Buch, weil es das Buch ist, das ich gern gehabt hätte, als ich schwanger war. Etwas, das mich durch die Logistik der Vorbereitung bei einer ungeplanten Schwangerschaft leiten würde, für den Fall, dass nicht mehr viel Zeit blieb, um Geld anzuhäufen und das Haus rauchfrei zu bekommen. Ein Ort, an dem man sich darüber auslassen kann, wie ätzend es ist, wenn der eigene Körper, der bislang autonom war, sich plötzlich anfühlt, als wäre er entführt worden, und auf eine verwirrende Art wie Suppe riecht. Ein Ort, an dem man aus dem Blickwinkel einer ungewollt schwanger gewordenen Person über die klischeehaften Unannehmlichkeiten der Schwangerschaft lachen kann.
Ein Ort, der das verdammte Sich-Fortpflanzen zelebriert, ob geplant oder nicht. Letztlich ein Ort, an dem verstanden wird, dass man alles an der Schwangerschaft hassen kann, von der hässlichen Umstandsmode über die Schwangerschaftsübelkeit bis hin zu geschwollenen Knöcheln, und gleichzeitig das Kind, das in einem heranwächst, bedingungslos lieben kann, nicht trotzdem, sondern gerade deshalb. Besonders dann, wenn einem das im Bauch heranwachsende Kind die verrücktesten und ekligsten Pickel in den Ohren beschert, die man sich vorstellen kann. Wenn ich irgendetwas richtig gemacht habe, dann habe ich für Sie einen solchen Ort geschaffen und für jede andere erwachsene Frau, die feststellt, dass sie auf unerklärliche Weise schwanger geworden ist und deswegen eine Heidenangst hat, die bereit ist, das Ding durchzuziehen, aber sich trotzdem wünscht, es gäbe eine Fernsehserie mit dem Titel Schwanger mit 33, die sie durch diese Zeit begleitet.
Die Erzeugung von Leben muss zweifellos das größte Glücksspiel im Universum sein. Doch wenn ich für eine Sache als Beweis tauge, dann dafür, dass man das hinbekommen kann, und das sogar gut. Tatsächlich ist es ganz ähnlich wie das, was E. L. Doctorow übers Schreiben sagt: »Es ist, wie wenn man nachts durch Nebel fährt. Man sieht nicht weiter, als die Scheinwerfer reichen, aber trotzdem kann man so die ganze Wegstrecke zurücklegen.«
Um sich dieser Sache zu stellen, schlage ich vor, Sie legen die Maske des Wissens ab und dringen vor bis auf den Grund des Unwissens. Das macht eine Höllenangst, könnte aber auch eine einmalig spannende Erfahrung in Ihrem Leben sein. Und das sagt die Person, die auf dem Rücksitz eines Chevelle, Baujahr 1976, sitzend übers Land fuhr und Heuballen rammte. Nachts. Mit ausgeschalteten Scheinwerfern. Nur so zum Spaß. Und Sie denken, ich wüsste nicht, was spannend heißt?
Vielleicht wollten Sie nie Kinder haben. Vielleicht waren Sie sich auch nicht sicher, ob Sie Kinder wollten. Vielleicht wollten Sie Kinder, aber nicht jetzt, alles, was recht ist – doch nicht jetzt. Vielleicht haben Sie bereits Kinder und dachten, Sie wären »durch« damit.
Doch da stehen Sie nun, mit einem Braten in der Röhre, einer Bohne in der Schote, einem Ei in der Pfanne. Und ob Sie es nun Ihr »Ups Baby,« eine »kleine Überraschung« oder Ihre »Bonusrunde« nennen, Sie behalten das Kind. Trotzdem werden Ihre Gefühle Zeit brauchen, um da mitzukommen. Das werden Sie merken, wenn Ihr erster Instinkt, nachdem Ihnen die frohe Botschaft verkündet wurde, ist, eine MP3-Datei mit trauriger Posaunenmusik aus dem Netz zu laden und missmutig herumzulaufen, wobei Sie in unregelmäßigen Abständen die Musik abspielen.
Um Sie auf Ihrer unglaublichen Reise zu unterstützen, habe ich das Buch in fünf Stadien eingeteilt – »Schock«, »Hilfe!«, »Logistik«, »Aufregung« und »Sie kriegen das in den Griff« – die Sie wahrscheinlich durchlaufen werden. Ich werde mit Ihnen die Grundlagen durchgehen: die Logistik und das emotionale Boot Camp, um Ihr Leben babyfit zu machen. Obwohl sich durch nichts genau vorhersagen lässt, auf welche Weise Sie sich vielleicht überrumpelt, erbaut, geschockt oder eingeschüchtert fühlen (oder alles gleichzeitig), durch Ihre spontane Entscheidung, sich fortzupflanzen, wird dieser Moment kommen. Und Sie werden sich fragen: Was zur Hölle habe ich mir da bloß eingebrockt?
Aber sehen Sie es mal so: Wenn Sie nicht wissen, was auf Sie zukommt, können Sie auch keine überzeugenden Argumente finden, sich die Reise wieder auszureden. Sie müssen sich von der lähmenden Angst vor all dem irgendwann einfach befreien und die schwer kontrollierbaren Wechselfälle des Lebens...
