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Kirchliche Organisation und das Jenseits des Glaubens

Eine praktisch-theologische Theorie der evangelischen Kirche

AutorJan Hermelink
VerlagGütersloher Verlagshaus
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl328 Seiten
ISBN9783641053260
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis23,99 EUR
- Ein Buch für Pfarrerinnen und Pfarrer, Kirchenvorstände, Kirchräte, Verwaltungsfachleute und alle, die kirchliche Leitungsverantwortung tragen

Mitgliederverlust, schwindende finanzielle Mittel, Verlust öffentlicher Wahrnehmung - das sind einige Stichworte, die die Dauerkrise der evangelischen Kirchen kennzeichnen. Neue Strukturen, neue Arbeitsformen, eine veränderte Personalpolitik und vieles andere soll Abhilfe bringen. Doch: Sind die angebotenen Lösungen realistisch? Und passen sie zum Problem? Das Buch von Jan Hermelink tritt angesichts von Kirchenkrise und Reformdebatte einen Schritt zurück. Jenseits aktionistischer Maßnahmenkataloge bietet es eine Gesamtsicht, eine Theorie der Kirche als Ganze: Was eigentlich ist eine evangelische Kirche? Wie funktioniert Kirche und wie organisiert sie sich? Wer leitet die evangelische Kirche auf welche Weise an welchen Orten?

So wendet sich das Buch auch nicht allein an Pfarrer/innen, sondern an alle, die in der Kirche Leitungsverantwortung tragen. Ihnen soll dieses Werk zu mehr Klarheit und Gelassenheit in ihren Entscheidungen verhelfen und sie ermutigen, das »Evangelische« der evangelischen Kirchen zu bewahren.

Jan Hermelink, geb. 1958, Dr. theol., ist seit 2001 Professor für Praktische Theologie/Pastoraltheologie an der Universität Göttingen.

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Leseprobe
"Kapitel 4 – Empirische Bestandsbedingungen (S. 173-174)

4.1 Mitgliedschaft

Literatur: Hermelink, Jan: Praktische Theologie der Kirchenmitgliedschaft, Göttingen 2000. – Zimmermann, Johannes (Hg.): Kirchenmitgliedschaft. Zugehörigkeit (en) zur Kirche im Wandel, Neukirchen-Vluyn 2008.

Seit mehr als vierzig Jahren wird das Phänomen der kirchlichen Mitgliedschaft in einer wachsenden Fülle von soziologischen, juristischen, historischen und theologischen Beiträgen thematisiert (vgl. zuletzt Zimmermann). Die folgenden Überlegungen skizzieren nur wenige Einsichten dieser Forschung; sie konzentrieren sich auf die genuin praktisch-theologische Frage, wie und von wem jene Bindung gezielt zu gestalten ist. Diese Frage bildet den Horizont der meisten Probleme, die derzeit diskutiert werden, namentlich wie man »dem Kirchenaustritt begegnen«1, Eintritte fördern, ›Kirchenferne‹ beheimaten und ggfs. gestufte Mitgliedschaftsformen einführen sollte. Die Frage der Gestaltbarkeit prägt auch soziologische und rechtliche Erwägungen, insofern sie nach dem Verhältnis der individuellen Bindung zu deren organisatorischen Vorgaben fragen.

Die folgenden Überlegungen entfalten zwei Thesen. Zum Einen erweist sich die kirchliche Bindung 2 sowohl in empirischer wie in theologischer Hinsicht als ein ausgesprochen vielschichtiges Phänomen, das durch biographische, regionalkulturelle und gesellschaftsstrukturelle Verhältnisse ebenso geprägt ist wie durch individuelles, eigenständiges Handeln. Die Grenzphänomene des Austritts wie des Wiedereintritts (↗ 4.1.1) lassen erkennen, dass der Pluralität von Bindungsfaktoren ein seinerseits vielschichtiges Bild der Kirche selbst entspricht, das durch eigene Erfahrung wie durch kulturelle wie familiäre Vermittlung bedingt ist.

Das bedeutet zum Anderen, dass die Kirche selbst jene individuelle Bindung nur (noch) in Grenzfällen direkt, wesentlich aber indirekt gestalten kann. Vor allem diese Einsicht soll hier – unter Rekurs auf den vierdimensionalen praktisch-theologischen Kirchenbegriff – entfaltet werden. Die Organisation (↗ 4.1.2) setzt die rechtlichen Rahmenbedingungen und eröffnet damit – wie soziologisch gezeigt werden kann – ein spezifisches Muster individueller Kirchlichkeit, die als konventionell vorgegeben erscheint – hier erscheint die Kirche selbst als Institution (↗ 4.1.3).

Zugleich wird jene Bindung von den Einzelnen gelegentlich selbständig gestaltet, so dass die Kirche als Interaktion erscheint (↗ 4.1.4). Wird die Kirche schließlich als Inszenierung von Zugehörigkeit begriffen, so werden die spezifischen Medien deutlicher, die die individuelle Bindung – zwar indirekt, aber nachhaltig – prägen (↗ 4.1.5): In der Taufe und in der Gestaltung des gottesdienstlichen Leben macht die kirchliche Praxis erkennbar, wie empirische Vielfalt und religiöser Grund jener Bindung verbunden sind."
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