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E-Book

Kraftquelle Garten

Gärtnern mit allen Sinnen

AutorChristine Paxmann, Maren Partzsch
VerlagBLV, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl128 Seiten
ISBN9783835462625
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Erde zwischen den Fingern, Wind in den Haaren und die Sonne, die auf den Rücken scheint - die Arbeit im Garten kann eine wahre Wohltat sein. Sie hält nicht nur den Geist beweglich, sondern lässt sich auch mit allen Sinnen wahrnehmen. In 'Kraftquelle Garten' (BLV Buchverlag) zeigen die Autorinnen Maren Partzsch und Christine Paxmann, wie meditativ gärtnern wirken kann. Der Garten dient dabei als Quelle der Kraft, Ruhe und Selbsterfahrung. Dabei ist es nicht notwendig, mit einem sagenhaften grünen Daumen gesegnet zu sein. Es genügt, sich einem Garten anzuvertrauen. Die kleinen und manchmal großen Grünflächen üben nicht nur einen optischen Reiz aus. Ihr Anblick verbessert auch nachweislich die Fähigkeit, mit Krisen umzugehen und das innere Gleichgewicht zu halten. Dabei kann auch der Minigarten auf der Fensterbank, der Botanische Garten oder die Parkanlage helfen. Geordnet nach den Sinnen kann der Garten entdeckt werden, dazu gibt es Anregungen zum Genießen und Innehalten, Gedichte und Aphorismen, Wahrnehmungsübungen, Praxistipps und kleine Rezepte.

Maren Partzsch wurde im Alten Land bei Hamburg geboren und genießt es sehr, immer einen eigenen Garten ums Haus zu haben, egal wo dies im Laufe ihres Lebens stand. Seit über zwanzig Jahren inspiriert und entspannt sie ihre Wahlheimat Oberbayern, wo sie mit ihrer großen Familie, Hund, Katze, Bienen und Hühnern lebt. Maren Partzsch arbeitet als Literaturübersetzerin und ist Autorin der Bücher 'Wie im Bauerngarten' und 'Unser Wald'. Darüber hinaus schreibt sie regelmäßig Beiträge für unterschiedliche Garten-Zeitschriften.

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Leseprobe

Die Blume der tiefen Wälder und Fronts Gold


Jede Landschaft, jede Region, verehrte Leser und Waidkameraden, hat einen Fundus an Sagen und Legenden, die von Generation zu Generation weiter erzählt oder aufgeschrieben werden. Sicher kennen Sie alle Geschichten, Mythen und Legenden aus ihrem Umfeld, deren Geschehen seit alten Zeiten weitergegeben wird. Ich hatte mich schon von Jugend an für solche Erzählungen interessiert und hörte immer gespannt zu, wenn die Rede irgendwo auf unerklärliche Ereignisse oder rätselhafte Geschichten in alter Zeit kam. Eine der unheimlichsten und merkwürdigsten Erzählungen hörte ich in Nordschweden. Besonders merkwürdig deshalb, weil dieses Geschehen nicht, wie alle anderen Legenden und Mythen beendet ist, sondern sich fortsetzt bis in unsere Tage.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts war es in Schweden üblich, dass der König seinen langjährig gedienten Soldaten nach deren Ausscheiden aus dem Militär ein Stück Land zur Urbarmachung schenkte und auch ein paar Jahre keine Steuern erhob. So besiedelte er auf diese Weise bisherige Wildnis, etwa wie in Preußen der Alte Fritz das Oderbruch trockenlegte. So zogen also alljährlich in Schweden Männer in die Wildnis, um sich eine Existenz aufzubauen.

Ein solcher war Front. Den eigentümlichen Namen hatte er, weil es wohl üblich war im schwedischen Militär, lang gedienten Kämpfern einen Namen mit militärischem Bezug zu geben, vielleicht wie eine Art Kriegsnamen. Jener Mann wurde also »Front« genannt und bekam ein Stück Land auf der Halbinsel »Scrappa Vattnet«, zu deutsch ungefähr »Gekräuseltes Wasser«, im nordschwedischen Jämtland zugewiesen.

Etwa zweihundert Jahre später saß ich auf einem Hochsitz auf der genannten Halbinsel. Diesem Sitz hatten wir den Spitznamen »Eiffelturm« verpasst. Was es mit dem Sitz für eine Bewandtnis hat, habe ich an anderer Stelle bereits beschrieben (vgl. »Septembergold und Winterzauber«, BLV 2010). Der Sitz stand am Wegesrand eines zentral auf der Halbinsel gelegenen Hochplateaus. Hier hatte eine der großen forstwirtschaftlichen Sünden stattgefunden, vor denen unsere hochverehrten schwedischen Kollegen in der Vergangenheit eben auch nicht gefeit waren – ein riesiger Kahlschlag. Man hatte die Fläche dann zu allem Übel auch noch mit jener nordamerikanischen Kiefernart wieder aufgeforstet, die ungeheuren Zuwachs und andere wirtschaftlich positive Effekte versprach, schlussendlich aber auch nicht hielt. Jene Kiefern (Pinus contorta) hatten, als ich damals dort saß, eine durchschnittliche Höhe von etwa 1,80 Meter erreicht, so dass man von besagtem Eiffelturm aus noch weit über die Fläche sehen konnte und etwa ein anwechselndes Stück Elchwild mindestens teilweise noch sehen konnte.

Über die also etwa mannshohen Kiefern ragte im hinteren Teil mitten im Gelände ein großer Block, schätzungsweise 25–30 Hektar, von uralten Fichten heraus. Eigenartig, sinnierte ich auf meinem wackligen Sitz in der warmen Herbstsonne vor mich hin: Da wird ein Riesenkahlschlag in die Landschaft gehauen und mittendrin bleibt ein gewaltiger Altholzblock stehen. Natürlich sind solche großen Kahlschläge von Übel, keine Frage, und deshalb freute ich mich umso mehr über den alten Wald. Nur der Sinn war mir – aus ökonomischer Sicht – eben unklar.

Weshalb auch immer – ich fand es prima, dass das alte Holz noch da war und frohlockte im Stillen, dass es sich hier um nordischen Urwald – »Urskogen«, wie der auf schwedisch heißt – handelte, eine Form des Waldes, die ich schon immer besonders mochte. Jedes Mal, wenn ich im nördlichen Schweden war, hatte ich die Möglichkeit gesucht, einen solchen Wald aufzusuchen. Welch eine Faszination, wenn man dann drin steht, von beinahe absoluter Stille umfangen und unter den oft mehrere hundert Jahre alten Fichten, deren Äste und Zweige über und über mit Bartflechten behangen sind, bekanntermaßen ein verlässlicher Indikator für besonders saubere Umweltbedingungen. Am Boden liegen hier und da Bäume, die der Sturm, der Schnee oder einfach das Alter gefällt haben. Manche liegen noch nicht lange dort, andere wiederum sind nur noch walzenförmige Erhebungen, welche dick mit Moos überwachsen sind und auf denen jede Menge Sämlinge und andere kleine Bäume stehen. Hier brauchte sich ein rechter Jäger auch nicht selbst zu leisem, pirschendem Gang ermahnen – der für die Eindrücke aus der Natur sensible Waidmann verhielt von selbst immer wieder und schritt ruhig und leise, als beträte er eine Kathedrale oder einen anderen sakralen Raum mit einer gewissen gesunden Ehrfurcht.

Wir waidwerkten wie alle Jahre in einer Gruppe von schwedischen und deutschen Freunden und Waidkameraden auf den Elch und den großen und kleinen Hahn.

Als ich im Folgejahr einige Wochen gegen Ende August allein in der einsamen Jagdhütte vor der eigentlichen Elchjagd einschliefen durfte und mich von diversem Unheil, dass mich mit voller Wucht ereilt hatte, erholte und meine Gedanken ordnete, kam ich bei einem Pirschgang an den Rand dieses Urwaldes. Es war schon hoher Vormittag und die Sonne schien ungewöhnlich warm vom nordskandinavischen Himmel. Ich hatte einen Urhahn, der zufällig auf einer vorwüchsigen Kiefer vor mir aufbaumte, mit einem glücklichen Schuss aus meinem alten Stutzen vom Baum holen können und hatte diesen nun als süße Last im Rucksack.

Da fiel mir bei einem Rundblick eher zufällig auf, dass neben den ersten Randbäumen dieses urwüchsigen Bestandes eine wiesenartige Fläche gelblich leuchtete. Ich ging hin und stellte schon bald voller Freude fest, dass hier jene seltene Pflanze in einem großen Horst wuchs, die gemeinhin als »Gelber Frauenschuh« bekannt ist. Neben vielen regionalen Namen heißt die schöne Orchidee mancherorts auch »Kriemhilds Helm«, auch passend, wie mir schien. Ich kannte die Pflanze von einigen botanischen Exkursionen, in einem solch großen, flächendeckenden Vorkommen hatte ich sie freilich noch nie erlebt. Außerdem repetierte ich meine schon etwas angestaubten botanischen Kenntnisse und meinte, noch zu wissen, dass die gelbe Schönheit eigentlich schon verblüht sein müsste – bis ich mich daran erinnert, wie weit im Norden ich mich befand und dass die Vegetation hier viel spätere Termine als in Mitteleuropa aufwies. Spontan holte ich den Hahn aus dem Rucksack, strich das Gefieder glatt und befestigte den schwarzen Ritter mittels einer Angelsehne in einer Kiefer. Auch den Rucksack ließ ich zurück und umrundete nun die große, nasse Wiese mit den prächtigen Pflanzen langsam und sog förmlich die immer neuen Ausblicke und Eindrücke auf.

Nach einer Weile setzte ich mich an einer Stelle mit dem Anblick des Frauenschuhs und des Urwaldes hin und hing meinen Gedanken nach. Aber – irgendetwas war anders als sonst in solchen Augenblicken. Einerseits konnte ich mich an der Orchideenwiese kaum satt sehen. Aber dieser Urwald …?

Gleichgültig, wo auf dieser weiten Welt ich mich befand, sobald ich einen größeren Waldkomplex sah, verspürte ich stets das Verlangen, hineinzugehen und zu suchen – ich weiß nicht was. Immer, ob in den bergigen Wäldern meiner thüringischen Heimat, unter den uralten Eichen und Buchen in Brandenburg oder dem Wald der Trolle am Rande des norwegischen Fjäll, immer also schwang etwas Geheimnisvolles, Unbekanntes mit, das mich anzog. Aber hier, das war neu und eigenartig, hier wirkte der alte Wald abweisend, ein wenig bedrohlich sogar. Wie eine große, dunkle Mauer stand er da – und bildete einen denkbar deutlichen Kontrast zu der heiteren, leuchtenden Wiese zu seinen Füßen.

Unsinn, dummes Zeug, schalt ich mich selber. Hatte ich nicht eben wegen der hier noch vorhandenen, kaum berührten Wälder von den zu entdeckenden Kostbarkeiten in Flora und Fauna geträumt, wie in den Jahren zuvor auch schon und hatten eben jene Wälder mir bei der Entdeckung solcher Kostbarkeiten nicht immer wieder Momente besonderer Glücksgefühle beschert? Nun befand ich mich wieder einmal vor einem solchen Bestand und empfand Abweisung, Bedrohung gar? Verrückt, in gewisser Weise irre, konstatierte ich, zweifelte ein bisschen an meinem Verstand, beendete meine Tour, griff den Hahn und strebte der Hütte zu, um mir ein gestandenes Mittagsmahl zu bereiten, um so jegliche Gedankengaukelei profan und sehr irdisch zu vertreiben. Dazu briet ich mir zwei etwa doppelt handgroße Saiblinge, die ich am Morgen gefangen hatte, in guter schwedischer Butter, Smör genannt und in einer uralten gusseisernen Pfanne, die zur Not auch eine brauchbare Nahkampfwaffe abgegeben hätte.

Aber dennoch, der Gedanke an den Urwald ließ mich nicht mehr los. Ich hatte mir im Vorfeld vorgenommen, nach jener seltenen Blume zu suchen, die dem Vernehmen nach hier vorkommen sollte. Sie hat im Deutschen mehrere Namen, obwohl sie in unserem Land nur auf einer handvoll alpiner Standorte zu finden ist. Blutstropfenkohlröschen, Männertreu oder lateinisch Nigritella nigra heißt die geheimnisvolle Pflanze, die auch als die Blume der tiefen Wälder beschrieben wird. Zahlreiche Mythen ranken sich um sie und ich wollte zu gern einmal ein Exemplar sehen. Ich wusste von der nordskandinavischen Unterart und dass sie – wenn überhaupt – nur auf völlig naturbelassenen Standorten wächst. Auch deshalb mein Interesse an natürlichen Waldgesellschaften, neben all den anderen spannenden Dingen, die man in solchen finden kann.

Am folgenden Wochenende rückten alle schwedischen und deutschen Nimrode ein, denn der folgende Montag war jener, der den Beginn der Elchjagd markiert. Das ist in Nordschweden immer der erste Montag...

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