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E-Book

Musik und Kultur im jüdischen Leben

VerlagFrank & Timme
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl283 Seiten
ISBN9783865960245
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR

Der vorliegende Sammelband ist aus einem Partnerschaftsprojekt der Otto-Friedrich-Universität Bamberg mit der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg hervorgegangen. Im Zusammenhang mit der Wiedererrichtung der Synagoge in Bamberg soll somit ein nachhaltiges Zeichen der kulturellen sowie interreligiösen Verbundenheit gesetzt werden. Musik, Texte, Lieder und Bilder, Profanes wie Sakrales, werden auf dialogische Weise aufeinander bezogen und zusammengeführt, um mit Ideen, Anschauungen, Interpretationen und Reflexionen Fragen zur Geschichte und Gegenwärtigkeit jüdischen Lebens und Glaubens aus dem facettenreichen Spektrum unterschiedlicher Perspektiven zu vertiefen.

Die Herausgeber

Max Peter Baumann ist Professor für Ethnomusikologie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Tim Becker und Raphael Woebs sind gemeinschaftliche Leiter des ,institut denkunternehmung‘ – Forschungsinitiative für Musik- und Kulturwissenschaften (www.denkunternehmung.de). 

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Leseprobe

„Auf der Ebene ihrer je eigenen Identität verbunden" (Johannes Paul II.) – Theologische Überlegungen zu einem neuen Verhältnis von Kirche und Israel und zum christlich-jüdischen Dialog (S. 33-34)

HEINZ-GÜNTHER SCHÖTTLER

Die folgenden Überlegungen schlagen einen großen Bogen: Sie beginnen mit der Beschreibung der bis ins 20. Jahrhundert hinein wirksamen unbiblischen Lehre, wonach Israel der Bund gekündigt und die Kirche als „neues Israel" an seine Stelle getreten sei, setzen dem die biblische Rede vom „ungekündigten Bund" und eine Theologie von Israel als dem „Volk des Bundes" entgegen, fragen dann nach den einzigartigen Beziehungen zwischen Christentum und Judentum, beschreiben ihre Weggemeinschaft aus bibelhermeneutischer und religionsgeschichtlicher Perspektive neu, regen, darauf aufbauend, ein neues Nachdenken über „Christologie" an und sehen in der einander zugewandten Weggemeinschaft von Christentum und Judentum den christlichen Weg zu Gott als „umwegig" an, eben: in der Identität des „per Christum". Es ist das Anliegen dieser Überlegungen, die theologischen Voraussetzungen des christlichjüdischen Verhältnisses und die Bedingungen des christlich-jüdischen Dialogs so zu beschreiben, dass deutlich wird: Insofern der „edle Ölbaum" Israel (vgl. Römerbrief 11,24) die Kirche „trägt" (vgl. Römerbrief 11,18), „lebt die Kirche weiterhin von Israel und kann Israel nicht entbehren, wenn sie nicht ‘verwelken’ will" (Mußner 1979:70).

Bei unseren Überlegungen werden Aussagen von Papst Johannes Paul II. eine große erkenntnisleitende Rolle spielen. Gleich wie man über sein Pontifikat urteilen mag, eines ist für mich sicher: Seine auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil und dessen Aussagen über das Judentum (vgl. bes. „Lumen gentium", Kap. 16; „Nostra aetate", Kap. 4) aufbauende Israel-Theologie ist von solch in novativer Kraft, dass deren theologische Tragweite die geschichtliche Bedeutung dieses Papstes maßgeblich bestimmen wird. Die Tiefe seiner Israel- Theologie und die Beharrlichkeit, mit der er das neue Verhältnis der Kirche zum Judentum – auch gegen innerkirchliche und innervatikanische Widerstände – in Ansprachen und lehramtlichen Äußerungen unermüdlich dargelegt und immer wieder auch selbst praktiziert hat, ist nicht zuletzt biographisch begründet. Der 1920 in Wadowice, einem nicht weit von Auschwitz entfernt gelegenen Städtchen mit einem hohen jüdischen Bevölkerungsanteil, geborene Karol Wojty³a ist seit seiner Kinder- und Jugendzeit tief geprägt von der Begegnung mit dem Judentum und den Opfern der nationalsozialistischen Judenverfolgung und -vernichtung, „eine Erfahrung, die ich heute noch in mir trage". In der Ansprache an Vertreter der jüdischen Gemeinschaft Polens am 14. Juni 1987 in Warschau sagte er einleitend, dass sein Besuch in Polen „mir so viel in Erinnerung zurück ruft, so viele Erfahrungen meiner Jugend – und sicherlich nicht nur meiner Jugend allein. Erinnerungen und Erfahrungen, die gut waren, dann furchtbar und schrecklich" (Henrix / Kraus 2001:25).

Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Vorwort8
Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland nach 1945 – unter besonderer Berücksichtigung der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg12
Die Israelitische Kultusgemeinde Bamberg15
Literatur19
Jüdische Feste im fränkischen Dorf. Erinnerungen und Erinnerungslücken (1919-1933)20
1. Einführung20
2. Sabbat und jüdische Jahres- und Lebensfeste in der Erinnerung fränkischer Dorfbewohner22
2.1 Der Sabbat/Schabbes22
2.2. Jahres- und Lebensfeste26
2.3. Die Hochzeit28
Literatur32
„ Auf der Ebene ihrer je eigenen Identität verbunden“ (Johannes Paul II.) – Theologische Überlegungen zu einem neuen Verhältnis von Kirche und Israel und zum christlich-jüdischen Dialog34
„Gekündigt ist der Bund“ (Fürstenportal des Bamberger Doms)35
„Ecclesia“ contra „Synagoga“ – oder einander zugewandt?43
„Der Bund ist nicht aufgekündigt worden“ (Martin Buber)49
„Dialog in der Achtung vor den inneren Überzeugungen der einen und der anderen“ (Papst Johannes Paul II.)57
„Eines hat Gott gesagt, Zweierlei habe ich gehört“ (Ps 62,12)60
Eine religionsgeschichtliche Zwischenbemerkung68
Neues Nachdenken über „Christo-logie“71
"Per Christum“75
Coda79
Quellen und Dokumente, Quellen- und Dokumentensammlungen80
Literatur81
Bildnachweis87
„ Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen“ – Dietrich Bonhoeffer und die Juden190
1. Einleitung: Ethik und Ästhetik90
2. Christlicher Anti-Judaismus – Dietrich Bonhoeffer und seine Zeit92
3. Die Kirche vor der Judenfrage – Dietrich Bonhoeffers Aufsatz von 193394
4. Das Betheler Bekenntnis97
5. Die bleibende Gültigkeit des Alten Bundes – biblische Einsichten 1935-3798
6. Der 9. November 1938100
7. Die Aufzeichnungen aus dem Gefängnis – Keimzellen für eine „Theologie nach dem Holocaust“103
8. Für die Schwachen eintreten – sich Gregorianik und Klezmer hingeben104
Literatur106
Einflüsse jüdischer Philosophie auf die Musikästhetik der Gegenwart108
Wahrhaftigkeit109
Frage nach einem Ort des Jüdischen in der Musik111
100 Jahre zurück113
Dissimilation als ästhetisches Paradigma115
Randständigkeit des künstlerischen Blicks116
und die Korrespondenz von jüdischem Denken und Musikästhetik116
Literatur119
Klezmermusik und Klezmorim im Zeitalter der Globalisierung122
Der Mensch, ein beseeltes Musikinstrument124
Klezmermusik als Segment der „World Music“126
Homogenisierung versus Spezialisierung128
Zur Imagologie und Inszenierung der Folklorewelten129
Interkulturelle und transkulturelle Interaktionsmuster132
Differente ästhetische Einstellungen –134
kulturelle und musikalische Identitäten134
Traditionen, Migration und Netzwerke136
Die Kultur der Übergänge138
Faktoren eines wachsenden transkulturellen Bewusstseins140
Weiterführende Literatur143
Musikalische Inhalte des Schabbatgottesdienstes148
Literatur154
Assimilation und A-Topie in der Ästhetik eines ‚jüdischen Filmemachers’ Amos Gitai und sein ‚EXIL’-Werk156
Assimilation und A-Topie: Problematik des Jüdischen156
Jüdische Renaissance und der Mythos159
Das EXIL-Werk von Amos Gitai162
Esther und Berlin Jerusalem163
Die Trilogie um den Golem171
Literatur176
Die unterdrückte und verfolgte Geschichte als Teil der Geschichtsschreibung. Probleme ihrer Integration? Zu Kompositionen von Stefan Wolpe, Erich Itor Kahn, Karl Amadeus Hartmann und Pierre Boulez um 1945178
I. Schibboleth: statt einer Einleitung178
II. Dokument – Werk183
III. Vakuum – Geschichtsschreibung: Dokument – Werk : weißes Papier191
IV. Werke um 1945: Wolpe – Boulez – Kahn – Hartmann193
V. Resumee196
Literatur197
Jüdische Tradition im Spiegel Neuer Musik – essayistische Gedanken zu Arnold Schönbergs Chorwerk „ Ein Überlebender aus Warschau“200
Literatur207
Marc Chagall und die jüdische Lebenswelt. Ein biographischer Streifzug208
Witebsk209
Liosno216
Die Familie218
Malschulen221
Schulzeit221
Bella222
Paris – Berlin – Witebsk224
Alterswerk226
Literatur228
Bildnachweis228
Eine Sprache finden. Literarische Wege aus dem Schweigen über den Holocaust230
1. Schweigen230
2. Das Schweigen der Täter231
3. Das Schweigen der Opfer235
4. Das Sprechen der Opfer240
5. Das Schweigen der Toten242
6. Die Überwindung des Schweigens243
7. Eine Sprache finden durch Erzählen247
8. Ein Lehrbeispiel jenseits von Erzählung250
Zitierte Literatur252
Bildnachweis255
Poésie engagée - Erich Frieds Lyrik256
Literatur276
Autorenverzeichnis278
Max Peter Baumann278
Tim Becker,278
Heinrich Bedford-Strohm ist278
Ortwin Beisbart,279
Antje Deusel,279
Heinz Gockel,279
Klaus Guth,279
Markus Jüngling,280
Heinrich Chaim Olmer,280
Heinz-Günther Schöttler,280
Seufert, Karl- Konrad,280
Raphael Woebs,281
Zenck, Martin,281

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