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E-Book

Option B

Wie wir durch Resilienz, Schicksalsschläge überwinden und Freude am Leben finden

AutorAdam Grant, Sheryl Sandberg
VerlagUllstein
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl320 Seiten
ISBN9783843716734
FSK18
Altersgruppe18 – 
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
Das neue Buch von Spiegel-Bestseller-Autorin Sheryl Sandberg: Nach Lean In schreibt sie zusammen mit dem Psychologie-Professor Adam Grant darüber, wie wir Schicksalsschläge überwinden können. »Option A gibt es nicht mehr. Also lasst uns das Beste aus Option B machen. Ich werde immer um Option A trauern. So wie Bono gesungen hat: Die Trauer endet niemals ... aber auch nicht die Liebe.« Die Welt nahm Anteil, als Sheryl Sandbergs Ehemann Dave Goldberg im Frühjahr 2015 plötzlich verstarb. Sie, die erfolgreiche COO von Facebook, und ihre Kinder fielen in ein tiefes Loch, Freude zu empfinden, schien nie mehr möglich zu sein. »Du kannst dich in den Abgrund fallen lassen, der Leere, die dein Herz füllt und deine Lungen, die dein Denken verengt und dir den Atem abschnürt. Oder du kannst versuchen, einen Sinn darin zu finden.« Dabei hat Sheryl Sandberg ihr guter Freund Adam Grant geholfen, der ihr konkrete Anleitung gab, wie Menschen nach niederschmetternden Schicksalsschlägen schrittweise wieder zurück ins Leben finden können.  Jeder muss mit Verlusten leben: Wir verlieren Jobs, Ehen zerbrechen, Angehörige sterben. Doch wir können lernen mit persönlichen Katastrophen umzugehen. Gemeinsam mit Adam Grant erzählt Sheryl Sandberg offen von der Trauer um ihren Mann und dem Willen weiterzuleben. Ergänzend zu ihrer eigenen Erfahrung schildert sie neue wissenschaftliche Erkenntnissen aus der Resilienzforschung und berichtet von Menschen, die Arbeitslosigkeit und Armut, Scheidung, Krankheit und Verletzungen überstanden haben. Wir alle können resilienter werden. Und wir können anderen im Umgang mit Tragödien helfen, indem wir über Unsagbares sprechen, unsere Partnerschaften für Krisen stärken, sichere und flexible Arbeitsplätze schaffen und unsere Kinder zu eigenständigen Menschen erziehen.

Sheryl Sandberg ist einer der führenden Wirtschaftsbosse, COO bei Facebook und Philanthropin. Sie ist die Autorin des internationalen Bestsellers 'Lean In' und gründete LeanIn.org, um Frauen beim Erreichen ihrer Ziele zu unterstützen. Bevor sie zu Facebook kam, war sie Vice President für den weltweiten Vertrieb bei Google und leitete die Stabsstelle des US-Finanzministeriums. Sie lebt mit ihren beiden Kindern im Norden Kaliforniens.

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Leseprobe

Einleitung


Das Letzte, das ich zu ihm sagte, war: »Ich schlafe gleich ein.«

Ich lernte Dave Goldberg im Sommer 1996 kennen, als ich nach Los Angeles gezogen war und ein gemeinsamer Freund uns zum Essen und ins Kino einlud. Kaum hatte der Film angefangen, schlief ich ein, und mein Kopf sank an Daves Schulter. Später erzählte Dave gern, er habe gedacht, er gefiele mir, bis er irgendwann hinter die Wahrheit kam: »Sheryl schläft einfach überall und an jeder Schulter ein.«

Dave wurde mein bester Freund und half mir, mich in L. A. einzuleben. Er stellte mir interessante Leute vor, zeigte mir Schleichwege, auf denen ich das Verkehrschaos umgehen konnte, und sorgte dafür, dass ich die Wochenenden und Feiertage nicht allein verbringen musste. Er verhalf mir zu mehr Coolness, indem er mich mit dem Internet bekannt machte und mir Musik vorspielte, die ich noch nie gehört hatte. Als ich mit meinem Freund Schluss machte, war Dave zur Stelle, um mich zu trösten. Dass mein Ex ein ehemaliger Navy SEAL war, der mit einer geladenen Pistole unter dem Bett schlief, schreckte ihn nicht ab.

Dave sagte immer, für ihn sei es Liebe auf den ersten Blick gewesen, er habe jedoch lange warten müssen, bis ich »es endlich kapierte und all diesen Nieten den Laufpass gab« und ihn zum Freund nahm. Dave war mir immer ein paar Schritte voraus. Aber ich holte langsam auf. Sechseinhalb Jahre nach diesem ersten Kinoabend bereiteten wir aufgeregt eine einwöchige gemeinsame Reise vor, wohl wissend, dass sie unsere Beziehung in neue Bahnen lenken, aber genauso gut die wunderbare Freundschaft ruinieren konnte. Ein Jahr später heirateten wir.

Dave war mein Fels in der Brandung. Wann immer ich die Nerven verlor, blieb er die Ruhe selbst. Wenn ich mir Sorgen machte, verbreitete er Zuversicht. Wusste ich nicht mehr weiter, half er mir, einen Weg zu finden. Wie alle Ehepaare erlebten wir unsere Höhen und Tiefen. Dave aber ließ mich stets spüren, dass er mich im Innersten meines Wesens verstand, ehrlich unterstützte und ohne Vorbehalte über alle Maßen liebte. Ich dachte, ich würde den Rest meines Lebens den Kopf an seine Schulter lehnen können.

Elf Jahre nach unserer Hochzeit reisten wir zur Feier des fünfzigsten Geburtstags unseres Freunds Phil Deutch nach Mexiko. Meine Eltern sollten unterdessen unseren Sohn und unsere Tochter in Kalifornien hüten. Dave und ich freuten uns sehr auf ein Wochenende ohne die Kinder. Den Freitagnachmittag verbrachten wir am Pool und spielten Die Siedler von Catan auf unseren iPads. Zwar schien ich zur Abwechslung einmal zu gewinnen, zugleich aber fielen mir ständig die Augen zu. Als mir klarwurde, dass mich die Müdigkeit um den Sieg bringen würde, gab ich auf. »Ich schlafe gleich ein«, sagte ich und rollte mich zusammen. Um 15 Uhr 41 machte jemand ein Foto: Dave hat sein iPad in der Hand und sitzt zwischen seinem Bruder Rob und Phil. Ich liege auf einem Polster vor ihnen auf dem Boden und schlafe. Dave lächelt.

Als ich nach über einer Stunde aufwachte, war Dave fort. Weil ich vermutete, er sei wie geplant in den Fitnessraum gegangen, badete ich mit unseren Freunden im Pool. Als ich später zum Duschen in unser Zimmer ging, traf ich Dave auch dort nicht an, was mich zwar verwunderte, aber nicht beunruhigte. Ich zog mich fürs Abendessen an, checkte meine Mails und rief die Kinder an. Unser Sohn war ganz aufgelöst – entgegen einem ausdrücklichen Verbot war er zusammen mit einem Freund auf dem Spielplatz über einen Zaun geklettert und hatte sich dabei seine Turnschuhe zerrissen, wie er mir schluchzend gestand. Ich lobte ihn für seine Ehrlichkeit und erklärte ihm, mit Daddy zu besprechen, wie viel er von seinem Taschengeld für den Kauf eines neuen Paars beisteuern müsse. So viel Ungewissheit konnte unser Viertklässler offenbar nicht ertragen, und er quengelte, um eine sofortige Entscheidung zu hören. Ich wandte jedoch ein, solche Beschlüsse würden Daddy und ich nur gemeinsam fassen, und versprach, ihm am nächsten Tag Bescheid zu geben.

Damit verließ ich das Zimmer und ging nach unten. Dave war nicht da. Als Nächstes schlenderte ich zum Strand zu den anderen. Als ich ihn auch dort nicht sah, spürte ich einen Anflug von Panik. Irgendwas war nicht in Ordnung.

»Ich kann Dave nirgends finden!«, rief ich meinem Schwager Rob und seiner Frau Leslye zu. Leslye überlegte einen Augenblick und fragte dann: »Wo ist der Fitnessraum?« Ich zeigte auf eine Treppe in der Nähe, und wir rannten los. Wo ist der Fitnessraum? ist ein Satz, der bei mir für immer und ewig Herzrasen auslösen wird.

Wir fanden Dave regungslos auf dem Fußboden neben dem Crosstrainer. Sein Gesicht war blau angelaufen und nach links gewandt, und unter seinem Kopf hatte sich eine kleine Blutlache gebildet. Wir schrien alle durcheinander. Ich begann mit der Reanimation, dann löste Rob mich ab, und schließlich kam ein Arzt.

Die Fahrt im Rettungswagen dauerte die längsten dreißig Minuten meines Lebens. Dave hinten auf der Trage. Der Arzt, der sich um ihn bemühte. Ich auf dem Beifahrersitz, weinend und den Doktor anflehend, er solle mir doch sagen, dass Dave noch lebe. Ich konnte es nicht fassen, wie weit es bis zum Krankenhaus war und dass so wenige Autos uns Platz machten. Schließlich kamen wir an, und sie trugen ihn durch eine massive Holztür davon. Mir verwehrten sie den Zutritt. Ich setzte mich auf den Fußboden, und Marne Levine, Phils Frau und eine meiner besten Freundinnen, hielt mich im Arm.

Nach einer gefühlten Ewigkeit bat man mich in ein kleines Büro. Ein Arzt kam herein und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Ich wusste sofort, was das bedeutete. Als der Arzt ging, trat ein Freund von Phil auf mich zu, küsste mich auf die Wange und sagte: »Mein herzliches Beileid.«

Die Worte und der obligatorische Kuss wirkten wie ein Blick in die Zukunft: Ich wusste, das war es, was ich in nächster Zeit wieder und wieder erleben würde.

Jemand fragte mich, ob ich Dave noch einmal sehen und mich von ihm verabschieden wolle. Ich sagte ja – und dann konnte ich dort nicht mehr weggehen. Ich dachte, wenn ich einfach in diesem Raum bliebe und ihn hielte, wenn ich mich weigerte, ihn zu verlassen, dann würde ich aus diesem Alptraum erwachen. Als mich Daves Bruder Rob, der ebenso unter Schock stand wie ich, zum Gehen drängte, trat ich ein paar Schritte vor die Tür, kehrte dann jedoch um und umarmte Dave, so fest ich konnte. Schließlich zog mich Rob behutsam von ihm fort. Marne begleitete mich den langen weißen Flur hinab, den Arm um mich gelegt, damit ich nicht einfach wieder zurücklief.

So begann der Rest meines Lebens. Es war – und ist – ein Leben, wie ich es nie selbst gewählt hätte, ein Leben, auf das ich in keiner Weise vorbereitet war. Das Unvorstellbare. Mich mit meinem Sohn und meiner Tochter hinzusetzen und ihnen zu sagen, dass ihr Vater gestorben ist. Zu erleben, wie sie aufschrien, wie ich in ihr Klagen einstimmte. Die Beerdigung. Die Reden, in denen man über Dave in der Vergangenheitsform sprach. Die vielen vertrauten Menschen, die einer nach dem anderen ins Haus kamen, mir den unvermeidlichen Kuss auf die Wange gaben und die immer gleichen Worte sagten: »Mein herzliches Beileid.«

Als wir auf dem Friedhof ankamen, stiegen die Kinder aus dem Auto und sanken sofort zu Boden, unfähig, auch nur einen Schritt zu tun. Ich lag mit ihnen im Gras und hielt ihre bebenden Körper. Ihre Cousins und Cousinen kamen und legten sich zu uns. Es war ein großes, klagendes Knäuel, das die Erwachsenen mit ihren Armen vergeblich vor dem Leid zu schützen versuchten.

Lyrik, Philosophie und Physik lehren uns, dass wir Zeit unterschiedlich erleben können. Für uns wurde sie nun langsam, sehr langsam. Tag für Tag hörte ich meine Kinder weinen. Und wenn sie einmal nicht weinten, beobachtete ich sie besorgt, darauf gefasst, sie gleich wieder trösten zu müssen. Mein eigenes Weinen und Klagen – was zumeist in meinem Kopf stattfand, aber gelegentlich auch laut herausbrach – füllte den Rest der Zeit. Ich war »ins Nichts« gefallen, in eine große Leere, die das Herz und die Lunge füllt und einem die Möglichkeit zum Atmen und Denken raubt.

Die Trauer ist ein unerbittlicher Gefährte. In jenen ersten Tagen, Wochen und Monaten war sie immer da, blieb nicht bloß im Hintergrund, sondern stand ganz im Zentrum. Schwelend, schwebend, schwärend. Dann erhob sie sich wie eine Woge, packte mein Herz und versuchte, es mir aus dem Leib zu reißen. In solchen Momenten glaubte ich, den Schmerz keine Minute länger aushalten zu können, geschweige denn noch eine weitere Stunde.

Ich sah Dave im Fitnessraum liegen. Ich sah sein Gesicht am Himmel. In den Nächten rief ich nach ihm, weinte in das Nichts: »Dave, du fehlst mir so. Warum hast du mich verlassen? Bitte, komm zurück. Ich liebe dich …« Abend für Abend weinte ich mich in den Schlaf. Wenn ich am Morgen aufwachte, erledigte ich, was der Tag von mir verlangte. Wie kann sich die Erde ohne ihn überhaupt noch weiterdrehen?, fragte ich mich oft ungläubig. Wieso machten alle so weiter, als wäre nichts geschehen? Wissen sie nicht, was passiert ist?

Banale Ereignisse wurden auf einmal zu Katastrophen. Am Elternabend zeigte mir meine Tochter, was sie acht Monate zuvor am ersten Schultag geschrieben hatte: Ich gehe jetzt in die zweite Klasse. Was wird mir die Zukunft bringen? Es traf mich wie ein Hammerschlag: Wer hätte sich, als sie das schrieb, vorstellen können, dass sie noch vor dem Abschluss der zweiten Klasse ihren Vater verlieren würde? Eine Zweitklässlerin. Ich schaute auf...

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