Sie sind hier
E-Book

Randgänge der Mediengeschichte

VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl322 Seiten
ISBN9783531919577
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis46,99 EUR
Die 'Randgänge der Mediengeschichte' umkreisen bekannte und unbekannte Territorien der Historiographie und widmen sich damit einem der größeren Themengebiete der Medien(kultur)wissenschaft. Der vorliegende Band stellt aktuelle Forschungspositionen zusammen, die noch vorhandene weiße Flecken im Feld explorieren. Dazu gehört der große mediengeschichtliche Überblick ebenso wie Einzelstudien zur Bildgeschichte von den Ikonen bis zum digitalen Bildschnitt, zu Emotionen und Medien aus mediengeschichtlicher Perspektive, zur Technikgeschichte der Medien, zur Geschichte von Hören und Medien, zur Geschichte von Medien und Öffentlichkeit sowie zur Medienanalyse unter medienhistorischer Fragestellung. Dabei werden unterschiedliche systematische Facetten der Mediengeschichtsschreibung beleuchtet, sei es die technische Herausbildung von Einzelmedien, die Geschichte von institutionellen Entwicklungen oder die Beschreibung von programmgeschichtlichen Aspekten.

Dr. Matthias Buck, Dr. Florian Hartling und Dr. Sebastian Pfau sind am Dept. für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Martin-Luther-Universität in Halle tätig.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe
VI. Medien und Öffentlichkeit (S. 230-231)

Melancholie und Medien. Aspekte der Gesundheitskommunikation in der Epoche der Aufklärung

Cornelia Bogen

Voraussetzungen der zeitgenössischen Gesundheitskommunikation Bereits im 17. und im frühen 18. Jahrhundert entstehen neue Gattungen, Genres und Medien aktueller Berichterstattung wie die politischen Nachrichtenblätter, Moralische Wochenschriften, Journale etc., die periodisch, preisgünstig und in hoher Auflagenzahl gedruckt werden.

Die Träger der Aufklärungsbewegung, die publizistisch aktiven Gelehrten, nutzen diesen neu entstandenen Öffentlichkeitsraum und die Potenziale einer sich transformierenden Lesekultur gezielt, um ihr Anliegen – die mediale Aufklärung breiterer Bevölkerungsschichten – zu verwirklichen. In diesen öffentlichen Foren denken sie darüber nach, mit welchen literarischen Strategien sie den nützlichen Unterricht lehrhaft und unterhaltsam zugleich an die Leserschaft vermitteln können.

In der Epoche der Aufklärung erfolgt ein Paradigmenwechsel im Selbstverständnis der fürstlichen absolutistischen Herrscher in Westeuropa1, die die Gesundheitserhaltung der Bevölkerung erstmalig zum öffentlichen staatlichen Interesse erklären. Damit einher geht die Aufwertung der Expertenrolle der gelehrten Ärzte, die eine Standardisierung und Kanonisierung medizinischen Wissens forcieren und die Institutionalisierung sowie Professionalisierung des medizinischen Unterrichts für das nicht akademisch ausgebildete Heilpersonal vorantreiben. Gleichzeitig steigt im Zuge der damals propagierten zunehmenden Autonomie des Individuums der gesellschaftliche Anspruch an den Einzelnen, eigenverantwortlich mit seiner Gesundheit umzugehen.

Neu in der Epoche der Aufklärung ist, dass nur dasjenige schulmedizinische und volksmedizinische Wissen in den Medien der medizinischen Volksaufklärung Einzug halten sollte, das zuvor einer naturwissenschaftlich-empirischen Überprüfung standhielt (z. B. Kräuterbücher2, Hausväterliteratur, medizinische Wochen- und Monatsschriften, Gesundheitskatechismen).3 Damit sollen die von den empirisch arbeitenden Ärzten neu gewonnenen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse im Haus-, Landwirtschafts- und Gesundheitsbereich der Landbevölkerung medial zugänglich gemacht und der Verbreitung gesundheitswidriger Vorurteile vorgebeugt werden.

So werden traditionell volkstümliche Auffassungen in den sogenannten Anleitungen zur Rettung von Ertrunkenen, Erfrorenen und Erhängten aufgegriffen, um die Gesundheitsgefahr abergläubischer Praktiken aufzuzeigen.4 Darüber hinaus bemühen sich die Ärzte als offizielle Verfasser der meisten dieser volksmedizinischen Schriften5 ab 1750, publizistisch-literarische Strategien zu entwickeln, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu wecken.

Dazu gehören Unterricht in Gesprächs- sowie Frage- und Antwortform, in Lied- und Briefform oder Erzählungen, um Lesebedürfnisse zu bedienen. Gesundheitswörterbücher und Erläuterungen in den Intelligenzblättern sollen dem medizinischen Laien Lektürehilfen geben. Zudem überschwemmen zahlreiche Handbücher zur Volkshygiene sowie die so genannten ‚Noth- und Hülfsbüchlein‘ den Markt.6 Um die hohe Säuglings- und Kindersterblichkeit zu minimieren, werden nun direkt spezielle Bevölkerungsgruppen adressiert, wie beispielsweise die an die Mütter gerichteten Schriften zur Säuglings- und Kindespflege und zum Impfschutz.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Randgänge der Mediengeschichte: Einleitende Bemerkungen9
I. Historiographie25
Mediale Konstellationen und mechanische Bräute. Überlegungen zur Konzeption von Kommunikationsgeschichte.26
II. Bildgeschichte43
Reflexionen zu William Henry Fox Talbots Photographie Die offene Tür44
Ikonen in der Geschichte der technisch-apparativen Massenmedien. Kontinuitäten und Diskontinuitäten medien-historischer Ikonisierungsprozesse53
Stay – Neue Perspektiven im Schnitt- und Filmraum69
III. Emotionen und Medien87
Liebesgeschichte(n)88
Zeitungs-Sucht, Lesewut und Fernsehfieber. Zur Geschichte der kritischen Diskurse über Medien und Emotionen102
IV. Technikgeschichte der Medien116
Eine technische Tour de Force. Thomas A. Edison und seine Mitarbeiter117
Geplatzte Träume im Äther. Gescheiterte Projekte des DDR-Fernsehens im Wettstreit mit dem Fernsehen der Bundesrepublik Deutschland126
Vom Rezeptions- zum Selektionsmedium oder: Wie der Journalismus digital wurde. Eine exemplarische Untersuchung des Online- Engagements in der deutschen Presselandschaft139
Edition von Materialien zur Geschichte der Ritualmordvorwürfe. Wikis als eine Herausforderung für die Geschichtswissenschaft?152
V. Hören und Medien168
Medium Ohr. Eine kurze Geschichte des Hörens169
Der Ton läuft. Zur Reproduzierbarkeit historischer Hörräume178
Vision, Utopie und Pragmatismus. Historische Positionen zum öffentlichen Raum in Musik und Audio Art191
VI. Medien und Öffentlichkeit212
Melancholie und Medien. Aspekte der Gesundheitskommunikation in der Epoche der Aufklärung213
Sinn und Form – „personality“ … „private homepage“ … „under construction“. Überlegungen zu kommunikativen Selbstdarstellungen im Internet229
Am Rande des guten Geschmacks?! Eine kleine Medienkulturgeschichte der veröffentlichten Privatheit243
Der Computer als Medium: Paradoxien der Computersicherheit259
VII. Medienanalyse267
Mediengeschichte fängt bei Adam und Eva an268
Die alten Geschichten sind die Besten. Eine evolutionstheoretisch-inhaltsanalytisch vergleichende Untersuchung westlicher und indischer Erfolgsfilme.282
Der Kriegsfilm: Historisch-kritische Reflexionen zur Bestimmung eines Genres296

Weitere E-Books zum Thema: Medien - Kommunikation - soziale Medien

Tatort Tagesschau

E-Book Tatort Tagesschau
Eine Institution wird 50. Format: PDF

»Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der Tagesschau« – seit 50 Jahren beginnt so der TV-Feierabend. Souverän beherrscht die Tagesschau die deutsche Fernsehlandschaft. Je nach Nachrichtenlage…

Datenformate im Medienbereich

E-Book Datenformate im Medienbereich
Format: PDF

Das Buch greift einen sehr aktuellen Themenkomplex auf, denn der Datenaustausch findet zunehmend in komprimierter Form über Netzwerke statt. Es beschreibt Standards für die Datenreduktion und den…

Datenformate im Medienbereich

E-Book Datenformate im Medienbereich
Format: PDF

Das Buch greift einen sehr aktuellen Themenkomplex auf, denn der Datenaustausch findet zunehmend in komprimierter Form über Netzwerke statt. Es beschreibt Standards für die Datenreduktion und den…

Datenformate im Medienbereich

E-Book Datenformate im Medienbereich
Format: PDF

Das Buch greift einen sehr aktuellen Themenkomplex auf, denn der Datenaustausch findet zunehmend in komprimierter Form über Netzwerke statt. Es beschreibt Standards für die Datenreduktion und den…

Virtuelle Welten

reale Gewalt Format: PDF

Die Frage, wie Gewalt und Medien zusammenhängen, lässt sich nicht mit einem Satz oder nur aus einer Perspektive beantworten. Deshalb haben 16 Telepolis-Autoren in 20 Essays ihre Meinung, die…

Virtuelle Welten

reale Gewalt Format: PDF

Die Frage, wie Gewalt und Medien zusammenhängen, lässt sich nicht mit einem Satz oder nur aus einer Perspektive beantworten. Deshalb haben 16 Telepolis-Autoren in 20 Essays ihre Meinung, die…

Weitere Zeitschriften

Ärzte Zeitung

Ärzte Zeitung

Zielgruppe:  Niedergelassene Allgemeinmediziner, Praktiker und Internisten. Charakteristik:  Die Ärzte Zeitung liefert 3 x pro Woche bundesweit an niedergelassene Mediziner ...

Computerwoche

Computerwoche

Die COMPUTERWOCHE berichtet schnell und detailliert über alle Belange der Informations- und Kommunikationstechnik in Unternehmen – über Trends, neue Technologien, Produkte und Märkte. IT-Manager ...

küche + raum

küche + raum

Internationale Fachzeitschrift für Küchenforschung und Küchenplanung. Mit Fachinformationen für Küchenfachhändler, -spezialisten und -planer in Küchenstudios, Möbelfachgeschäften und den ...

Deutsche Tennis Zeitung

Deutsche Tennis Zeitung

Die DTZ – Deutsche Tennis Zeitung bietet Informationen aus allen Bereichen der deutschen Tennisszene –sie präsentiert sportliche Highlights, analysiert Entwicklungen und erläutert ...

IT-BUSINESS

IT-BUSINESS

IT-BUSINESS ist seit mehr als 25 Jahren die Fachzeitschrift für den IT-Markt Sie liefert 2-wöchentlich fundiert recherchierte Themen, praxisbezogene Fallstudien, aktuelle Hintergrundberichte aus ...

building & automation

building & automation

Das Fachmagazin building & automation bietet dem Elektrohandwerker und Elektroplaner eine umfassende Übersicht über alle Produktneuheiten aus der Gebäudeautomation, der Installationstechnik, dem ...

elektrobörse handel

elektrobörse handel

elektrobörse handel gibt einen facettenreichen Überblick über den Elektrogerätemarkt: Produktneuheiten und -trends, Branchennachrichten, Interviews, Messeberichte uvm.. In den monatlichen ...

Evangelische Theologie

Evangelische Theologie

Über »Evangelische Theologie« In interdisziplinären Themenheften gibt die Evangelische Theologie entscheidende Impulse, die komplexe Einheit der Theologie wahrzunehmen. Neben den Themenheften ...