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Subkultur-Unternehmertum. Subkultur als Nährboden für unternehmerisches Denken und Gründungen in der Kreativwirtschaft

AutorTobias Tzschaschel
VerlagStudylab
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl101 Seiten
ISBN9783946458142
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Diese Arbeit beschreibt in explorativer Weise Unternehmertum in der Kultur- und Kreativwirtschaft, das seine Wurzeln in der Subkultur hat. Es wird beschrieben, wie der gesamtgesellschaftliche Trend zur Individualisierung sowie veränderte strukturelle Arbeitsbedingungen in der Kultur- und Kreativwirtschaft einen neuen Typus von Kulturunternehmer hervorgebracht haben der Selbstverwirklichung in der Arbeit sucht und häufig unter prekären Existenzbedingungen lebt. In einem zweiten theoretischen Schritt wird die Entwicklung der subkulturellen Theorie von den in der Kriminologie beheimateten ersten Studien der 'Chicagoer Schule' über die wegweisenden jugendkulturellen Untersuchungen am Centre for Contemporary Cultural Studies in Birmingham hin zu einer ästhetischen Theorie der Subkultur gezeichnet. Dabei kristallisiert sich für diese Arbeit ein Subkultur-Begriff heraus, der den Fokus auf ästhetische Produktion von 'Kultur'-Produkten und -Prozessen sowie auf eine Abgrenzung vom kulturellen 'Mainstream' legt. Anhand des Konzepts des 'subkulturellen Kapitals' und des Konzepts vom 'Lernen in Szenen wird schließlich gezeigt wie sich Akteure der Subkultur innerhalb ihrer Subkultur Kompetenzen aneignen, die sie innerhalb wie außerhalb der Subkultur zur ökonomischen Existenzgründung einsetzen können. Darauf aufbauend wird schließlich der Begriff des Subkultur-Unternehmers eingeführt. Subkultur-Unternehmer sind neue Kulturunternehmer deren Prozess der Wertschöpfung weitestgehend auf dem Einsatz von 'subkulturellem Kapital' beruht. Im empirischen Teil dieser Arbeit werden Anhand von qualitativen Leitfadeninterviews mit 'Subkultur-Unternehmern' drei Fälle miteinander verglichen, die Lebenswirklichkeit, Einstellungen, Entwicklung, Handeln und Selbsteinschätzung von 'Subkultur-Unternehmern' verdeutlichen und in explorativer Weise die Beschreibung dieses neuen Sozialraum-Typus mit Leben füllen. Dazu wurden Interviews mit einer Zwischennutzungs-Expertin, einem Grafik-Designer und Skateboarder sowie einem Musiker, Autor, Festival-Veranstalter und Musikjournalisten geführt und ausgewertet.

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Leseprobe

3. Die Praxis der Subkultur-Unternehmer


 

Das Anliegen dieser Arbeit ist es, in explorativer Weise zum besseren Verständnis von Subkultur-Unternehmertum beizutragen und somit das Forschungsfeld zu öffnen. Im empirischen Teil dieser Arbeit werden anhand von qualitativen Leitfadeninterviews mit „Subkultur-Unternehmern“ drei Fälle miteinander verglichen, an denen Lebenswirklichkeit, Handeln und Selbsteinschätzung von „Subkultur-Unternehmern“ verdeutlicht werden sollen um die Beschreibung dieses neuen Sozialraum-Typus mit Leben zu füllen. Bevor die Ergebnisse der Untersuchung aufgezeigt werden können soll hier zunächst die Methode der Forschungsarbeit beschrieben werden.

 

3.1. Forschungsdesign


 

Als Methode dieser Arbeit wurde die vergleichende Fallanalyse auf der Basis von qualitativen Leitfadeninterviews gewählt. Somit fällt diese Studie in den Bereich der qualitativen Sozialforschung. In der Folge soll kurz das angewandte Forschungsdesign beschrieben werden.

 

3.1.1. Qualitative, explorative Sozialforschung


 

Im Gegensatz zur quantitativen Sozialforschung ist die Qualitative Forschung „an der Subjektperspektive also an den „Sinndeutungen“ der Befragten interessiert. (vgl. Diekmann 2005, S.444). Ihre Funktionen sind laut Andreas Diekmann die Deskription empirischer Sachverhalte und sozialer Prozesse, die Aufstellung von Klassifikationen oder Typologien, die Gewinnung von Hypothesen am empirischen Material und die Prüfung von Forschungshypothesen (Diekmann 2005, S.444). Dabei arbeitet man bei der qualitativen Forschung zumeist mit kleineren Stichproben als in der qualitativen Forschung. „Dafür versucht man aber, stärker in die Tiefe zu gehen, die Interviewten Personen ausführlich zu Wort kommen zu lassen und das gewonnene Material intensiver auszuwerten und nicht nur auf statistische Kennwerte zu verdichten (Diekmann 2005, S.445).“

 

Dabei ist allen qualitativen Forschungsverfahren gemeinsam, „dass sie denjenigen, die Gegenstand der Forschung sind, die Strukturierung der Kommunikation im Rahmen des für die Untersuchung relevanten Themas so weit wie möglich überlassen, damit diese ihr Relevanzsystem und ihr kommunikatives Regelsystem entfalten können und auf diesem Wege die Unterschiede zum Relevanzsystem des Forschenden überhaupt erst erkennbar werden (Bohnsack 2007, S.21).“

 

Diekmann beschreibt vier mögliche Typen sozialwissenschaftlicher Untersuchungen: „1. Explorative Untersuchungen, 2. Deskriptive Untersuchungen, 3. Prüfung von Hypothesen und Theorien und 4. Evaluationsstudien (Diekmann 2005, S.30).“ Für die Untersuchung des noch sehr neuen Begriffs des „Subkultur-Unternehmertums“ eignet sich hier die explorative Untersuchung, die Diekmann als besonders geeignet zur Untersuchung „sozialer Subkulturen (Diekmann 2005, S.31)“ bezeichnet. Dabei geht es darum, einen sozialen Bereich zu erforschen, der „relativ unbekannt ist“ und für den „nur recht vage oder gar keine spezifischen Vermutungen über die soziale Struktur und die Regelmäßigkeiten sozialer Handlungen vorliegen (Diekmann 2005, S.30).“ Dennoch finden explorative Studien nicht im luftleeren Raum statt und beziehen sich auf einen theoretischen Rahmen. „irgendeine Art von Vorwissen, Vermutungen und vage Hypothesen werden den Beobachtungen immer vorangehen und die Aufmerksamkeit in eine bestimmte Richtung lenken (Diekmann 2005, S.30).“

 

Als Methoden für die explorative Sozialforschung eignen sich laut Diekmann besonders qualitative Methoden. „Man wird etwa qualitative Interviews mit ausgewählten Personen, eventuell ‚Experteninterviews’ und unstrukturierte Beobachtungen vornehmen (Diekmann 2005, S.30).“ Für diese Untersuchung wurde die Methode des Leitfadeninterviews gewählt.

 

3.1.2. Das Leitfadeninterview


 

Das Leitfadeninterview ist eine Form des offenen Interviews. „Im offenen Interview geht es also darum, die Befragten ein Thema in deren eigener Sprache, in ihrem Symbolsystem und innerhalb ihres Relevanzrahmens entfalten zu lassen; nur so können die Interviewer(innen) oder Beobachter(innen) verhindern, in die Einzeläußerung Bedeutungen hineinzuprojizieren, die ihr nicht zukommt (Bohnsack 2007, S.21).“

 

Christel Hopf betont die Bedeutung offener Erhebungsverfahren für die Sozialforschung: „Durch die Möglichkeit, Situationsdeutungen oder Handlungsmotive in offener Form zu erfragen, Alltagstheorien und Selbstinterpretationen differenziert und offen zu erheben, und durch die Möglichkeit der diskursiven Verständigung über Interpretationen sind mit offenen und teilstandardisierten Interviews wichtige Chancen einer empirischen Umsetzung handlungstheoretischer Konzeptionen in Soziologie und Psychologie gegeben (Hopf 2007, S.350).“

 

Beim Leitfadeninterview orientieren sich die Forscher im Gespräch an einem vorher festgelegten Interview-Leitfaden ohne diesen jedoch dogmatisch-strikt einhalten zu müssen. So ergeben sich Spielräume in den Fragenformulierungen, Möglichkeiten zu Nachfragen und vertiefenden Fragen sowie Freiräume in der Fragen-Abfolge (vgl. Hopf 2007, S.351). Der Leitfaden selbst „enthält eine Reihe thematischer Gesichtspunkte, die im Verlauf des Interviews angesprochen werden sollen. Die Fragen sind aber ‚offen’, und auch die Reihenfolge wird nicht im Vorhinein festgelegt (Diekmann 2005, S.446)“. So soll gewährleistet werden, dass alle relevanten Aspekte eines Themas angesprochen werden damit eine „gewisse Vergleichbarkeit der Antwortreaktionen verschiedener Befragter ermöglicht wird (Diekmann 2005, S.447).

 

Der Leitfaden für die Interviews, die dieser Studie zugrunde liegen, wurde auf Basis der Theoriediskussion in Kapitel 2. der Arbeit erstellt. Dabei kam ein rein stichwortartiger Leitfaden zum Einsatz, der keine vorformulierten Fragen enthielt um die größtmögliche Offenheit und Natürlichkeit der Kommunikation zu gewährleisten. Der Leitfaden enthielt folgende Themenbezogene Stichpunkte:

 

- Begriff „Subkultur“

 

- Sozialisation in der Subkultur

 

- Subkulturelles Kapital und Kompetenzaneignung in der Subkultur

 

- Weg in die Berufliche Selbstständigkeit

 

- Unternehmertum

 

- Arbeitsbedingungen, Arbeitseinstellung, Arbeitsorganisation

 

- Subkulturelle Ökonomie und Kulturindustrie

 

Anhand dieses Leitfadens wurden Interviews mit drei Subkultur-Unternehmern geführt. Nun soll beschrieben werden, wie die Stichprobe zu Stande kam.

 

3.1.3. Auswahl der Interviewpartner


 

„Die Auswahl von Fällen ist in qualitativen Verfahren nie absolut objektiv und frei von Vorwissen zu steuern. Sie unterliegt der Perspektive des Forschers sowie seinem Zugang zum Forschungsfeld, in dem sich die Akteure bewegen (Lange 2007, S.170).“ Dennoch kann die Auswahl der Interviewpartner für eine explorative qualitative Untersuchung nicht willkürlich erfolgen, vielmehr muss sie einer nachvollziehbaren Systematik folgen. „Um einen systematischen Zugriff auf Daten in qualitativen Untersuchungen zu gewinnen, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein: Erstens muss eine Vorstellung über den Fall vorliegen, der untersucht werden soll, und zweitens müssen nachvollziehbare Techniken bei der Ziehung der Stichproben von Personen, Ereignissen oder Aktivitäten dokumentiert werden. (Merkens 2007, S.290).“

 

Hans Merkens schlägt daher vor, die Elemente der Stichprobe nicht nach dem Zufallsprinzip sondern absichtsvoll auf der Basis eines Kriterienrasters zu ziehen (vgl. Mertens 2007, S.294). So erhalte man eine Reihe von Einzelfällen, in denen etwas Typisches gesehen wird: „Das Ziel ist dabei, das Typische einer Lebenslage in den Blick zu nehmen (Mertens 2007, S.294).“

 

Die für diese Studie untersuchten Personen mussten dabei folgende Kriterien erfüllen:

 

- Vorkenntnis des Autors über den Fall

 

- Subkultureller Akteur

 

- Arbeit in der Kultur- und Kreativwirtschaft

 

- Mindestens zwei Jahre Selbstständigkeit

 

Anhand dieser Kriterien wurden Zehra Spindler, Florian Kreier und Michael Wiethaus für qualitative Interviews ausgewählt.

 

3.1.3.1. Zehra Spindler/ Agentur für proaktive Zwischennutzung

 

Zehra Spindler ist 47 Jahre alt und wuchs im Münchner Westend in einer Gastarbeiterfamilie auf und wuchs in der Pubertät in diverse subkulturelle Szenen hinein. Laut eigener Aussage war sie Mod und Skinhead und verbrachte ihre Wochenenden auf Konzerten „headbangend in der ersten Reihe auf den größten Scheiß mit der Augustiner-Flasche in der Hand“. Sie sammelte erste Erfahrungen als selbstständige Veranstalterin und wurde durch ihre Aktivität in der Szene zur Nachtleben-Reporterin des Münchner Stadtmagazins. In der Folge entwickelte Sie das Veranstaltungskonzept der „Langen Nacht der Musik“, organisierte die Veranstaltungen des alternativen Münchner Stadtgeburtstags „München851“ und begann sich für das Thema Zwischennutzung zu interessieren. Ihre großen Zwischennutzungsprojekte in München, das...

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