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E-Book

Treffen sich zwei Neurosen...

Warum Männer und Frauen sich das Leben so schwer machen

AutorAndrea Jolander
VerlagHeyne
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783641091613
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Männer und Frauen - jede Menge Stoff für Zoff
Warum knallt es so oft zwischen den Geschlechtern? Unser Unterbewusstsein sabotiert uns, wo es nur geht! Psychotherapeutin Andrea Jolander erklärt sehr unterhaltsam, was dahintersteckt und warum unser Verstand dabei wenig mitzureden hat. So schärft sie auf unkonventionelle Weise unsere Sinne für das, was Männer und Frauen wirklich ausmacht.

Warum Männer und Frauen oft nicht miteinander können - und manchmal nicht mal mit sich selbst -, entscheidet sich schon früh im Leben. Bereits im Kindesalter wird der Grundstein dafür gelegt, was wir für typisch männlich und weiblich halten. So entstehen Rollenbilder, die uns nicht bewusst sind, uns aber nachhaltig bei der Partnerwahl und im Zusammenleben beeinflussen. Anhand amüsanter Beispiele entlarvt Psychotherapeutin Andrea Jolander den miesen Verräter Unterbewusstsein, sorgt für viele Aha-Erlebnisse und schafft damit Verständnis für uns und den anderen - unverzichtbare Lektüre für eine funktionierende Beziehung und ein großes Lesevergnügen.

Andrea Jolander, Jahrgang 1952, ist das Pseudonym einer bekannten Psychotherapeutin, die seit über dreißig Jahren in diesem Beruf tätig ist. Neben der Arbeit in eigener Praxis hat sie Psychotherapeuten ausgebildet und bei der Gründung einer Beratungsstelle mitgewirkt. Andrea Jolander ist verheiratet und lebt in Baden-Württemberg.

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Leseprobe

Vorwort

»Ist es ein Junge oder ein Mädchen?«

So lautete früher die erste Frage nach der Geburt. Auch heute wird sie oft noch vor der Frage nach der Gesundheit des Kindes gestellt. Kaum hat sich der Schwangerschaftsteststreifen verfärbt, überlegt man sich für das Zellhäufchen einen Namen, und auch dabei muss das mögliche Geschlecht bereits bedacht werden. Schließlich soll später jeder wissen, ob er es mit einer Frau oder einem Mann zu tun hat, selbst wenn er dem Betreffenden nie begegnet und nur auf schriftlichem oder elektronischem Wege mit ihm oder ihr zu tun hat. Nach wie vor ist es für uns von ungeheurer Wichtigkeit, ob jemand zwei X-Chromosomen oder ein X- und ein Y-Chromosom hat, und wenn wir ihn diesbezüglich nicht eindeutig einordnen können, sind wir irritiert.

So einfach ist es jedoch nicht. Allein in Deutschland leben Schätzungen zufolge zwischen 80 000 und 100 000 Menschen, die nicht eindeutig dem einen oder anderen Geschlecht zuzuordnen sind. Dennoch wurde noch bis 2013 von Ärzten und Eltern verlangt, sich für eine der beiden Geschlechtskategorien zu entscheiden, und man mutete schon Babys sogenannte »geschlechtsangleichende« Operationen zu, oft mit schwerwiegenden körperlichen und psychischen Folgen.

Schon bevor wir einen Menschen überhaupt kennenlernen, wollen wir wissen, ob er Männchen oder Weibchen ist. Was er zwischen den Beinen hat, interessiert uns, zumindest für die erste grobe Einordnung, mehr als das, was er im Kopf hat. Also muss diese biologische Unterscheidung doch wohl einen ganz entscheidenden Unterschied machen. Männer und Frauen müssen so grundlegend verschieden sein, dass ihr Geschlecht eine größere Rolle spielt als alles andere. Oder?

Bei allem gibt es Moden. Bei Diäten, bei Rocklängen, sogar bei Weltanschauungen. Auch bei der Frage, was denn nun ein richtiger Mann oder eine richtige Frau ist, wechselt die Mode ab und zu mal. Lange Zeit hatte man sich darüber, was denn nun weiblich und was männlich sei, nicht übermäßig viele Gedanken gemacht. Männer waren Männer, Frauen Frauen, und damit hatte es sich.

Vor einigen Jahrzehnten waren viele dann plötzlich der Meinung, Kinder würden, was ihr Geschlecht betrifft, zwar grob in zwei Varianten geliefert, allerdings spiele das keine große Rolle. Man brauche Jungen und Mädchen nur völlig gleich zu erziehen, und schon gebe es keine Mann-Frau-Konflikte mehr und obendrein den Weltfrieden. Allerdings musste man irgendwann erkennen, dass kleine Mädchen sich in der Regel wenig dafür begeistern lassen, die Buddelkiste mit Baufahrzeugen zu durchpflügen, und dass kleine Jungs selten Neigung verspüren, die Glitzermähne eines Plastikponys zu kämmen. Abgesehen von einigen Unbelehrbaren räumten die meisten nun mehr oder weniger zähneknirschend ein, dass Jungs und Mädchen vielleicht doch unterschiedlich ticken. Es folgte eine Flut von Büchern, in denen erklärt wird, warum Männer dies nicht können und Frauen jenes nicht. Also war wieder einmal die Moderichtung auf dem Vormarsch, die verkündet, Frauen seien nun einmal Frauen und Männer Männer, und die Unterschiede zwischen ihnen beeinflussten uns offenbar doch viel stärker, als wir dies wahrhaben wollten.

Aber was stimmt denn nun? Gibt es diese naturgegebenen Unterschiede zwischen den Geschlechtern, die über die Anatomie hinausgehen, oder gibt es sie nicht? Und falls doch, wie bedeutsam sind sie? Wenn schon die Dreijährigen Supermacho und Prinzessin spielen – dann muss das doch etwas mit den Genen zu tun haben! Schließlich tun das zum Entsetzen ihrer Eltern auch diejenigen Kinder, die man absichtlich nicht besonders geschlechtsspezifisch erzogen hat.

Inwieweit Männer- und Frauenhirne sich unterscheiden, wissen wir heute erheblich besser als noch vor hundert Jahren, ebenso, welch unterschiedliche Hormonmixturen durch unsere Blutbahnen kreisen. Darüber, was das für unser Fühlen, Denken und Handeln bedeutet, wird allerdings häufig noch ebenso viel Unsinn verbreitet wie zur Zeit unserer Urgroßeltern. Vieles spricht dafür, dass wir das meiste, was wir für naturgegebene Unterschiede zwischen den Geschlechtern hielten, selbst produzieren.

Wenn also tatsächlich vieles von dem, was wir für typisch männlich oder typisch weiblich halten, eben nicht »auf den Genen« ist und nichts mit der Struktur unseres Gehirns zu tun hat – woher nehmen wir dann unsere Vorstellungen darüber?

Psychotherapeuten gehen davon aus, dass wir uns einen Großteil unseres Rollenverständnisses als Kind bei unseren Eltern abgeschaut haben. Man sagt Psychotherapeuten gern nach, sie hätten es »immer mit der Kindheit«, heißt, sie würden den frühen Lebenserfahrungen auch beim Erwachsenen noch große Bedeutung beimessen. Das Ausmaß, in dem sie das tun, hängt mit ihrer theoretischen Ausrichtung zusammen. Ich bin Tiefenpsychologin und gehöre damit einer Richtung an, die, wie schon der Name sagt, gern mal in den lebensgeschichtlich tieferen Schichten buddelt. Dabei stößt man unweigerlich auf das Unbewusste, das uns in diesem Buch häufig begegnen wird. Bei dem, was wir über das Mann- und Frausein denken, hat es eine ganze Menge mitzureden, wie ich Ihnen anhand von verschiedenen Beispielen noch aufzeigen werde. Auch wenn es um die Frage geht, wie Umwelt und Medien unsere Meinung diesbezüglich prägen, spielt es eine enorm große Rolle.

In Zeiten der political correctness gilt es beispielsweise mittlerweile als unfein, unterschiedlichen Nationalitäten bestimmte Eigenschaften zuweisen zu wollen. Was die Geschlechter betrifft, tun viele dies allerdings noch immer mit Begeisterung. Wie oft kommt uns »typisch Frau« oder »typisch Mann« über die Lippen, obwohl wir doch jeden Tag die Erfahrung machen, dass unser Leben sich längst nicht mehr in diese Kästchen pressen lässt. Als ich das letzte Mal im Baumarkt war, standen an der Kasse nur Männer mit baumarktuntypischen Minieinkäufen und Frauen, die schwere Bretter und lange Stangen auf ihre Wagen luden. Bestimmt war das Zufall, aber es fiel offensichtlich auch niemandem besonders auf.

Dennoch scheint die Beantwortung der Frage, welche Eigenschaften mit unserem biologischen Geschlecht einhergehen, weiterhin ein faszinierendes Thema zu sein. Wenn man zum Zwecke der Paarung unterwegs ist, spielt es natürlich eine ungeheuer große Rolle, ob das attraktive Wesen, das mir gegenübersteht, dem von mir sexuell bevorzugten Geschlecht angehört. Aber sonst?

Zur Fortpflanzung braucht man Männer und Frauen, seit Anbeginn der Menschheit. Und lange Zeit erschien eine Aufgabenteilung zwischen ihnen auch überaus sinnvoll. Frauen wurden häufig schwanger (wenn auch oft nicht viele ihrer Kinder überlebten), also versorgten sie den Nachwuchs und rührten nebenbei im Pilzeintopf. Die körperlich stärkeren Männer gingen auf die Jagd.

Erst seit wenigen Generationen gibt es zuverlässige Verhütungsmittel, die es den Frauen ermöglichen, selbst zu entscheiden, ob und wann sie Mutter werden wollen. In den wenigsten Berufen ist heute der gefragt, der die größte Körperkraft mitbringt. Unseren Pilzeintopf holen wir aus der Tiefkühltruhe oder bestellen ihn im Restaurant, und kaum noch jemand hält uns für eine Rabenmutter, wenn wir die Sprösslinge in die Kita bringen. Auch wenn es hier und da noch hakelt, sind zumindest in unserer Kultur alle Bedingungen für eine individuelle Lebensgestaltung günstig, die mehr Entscheidungsmöglichkeiten lässt als lediglich die zwischen Mammuttöter und Eintopfrührer.

Dass wir dennoch diese Zweiteilung nach wie vor auch dort noch bedeutsam finden, wo sie wenig oder gar nichts verloren hat, hängt zum Teil wahrscheinlich damit zusammen, dass Einordnungen prinzipiell das Leben erleichtern. Noch heute entscheiden wir in Sekundenbruchteilen, ob jemand, den wir kennenlernen, als eher freundlich oder eher feindselig einzustufen ist. So, wie unsere Vorfahren ihre Lebenserwartung erheblich steigern konnten, indem sie möglichst schnell herausfanden, ob sie ein Tier als potenzielle Nahrung betrachten durften oder ob es vielleicht genau umgekehrt war.

Schwierig wird es immer dort, wo Einordnungen nicht hilfreich sind, sondern im Gegenteil uns selbst oder andere in ihren Möglichkeiten beschneiden.

Häufig habe ich von Patientinnen beispielsweise gehört: »Meine ältere Schwester war immer die Schöne, ich die Kluge und die Jüngste die Schwierige.« Bei näherem Nachfragen (und dem zusätzlichen Betrachten alter Fotos) stellte sich dann heraus, dass weder Schönheit noch Klugheit oder Verhaltensauffälligkeit wirklich so eindeutig verteilt waren, sondern dass die Eltern selbst diese Rollen erst festlegten.

Viele Menschen brauchen also ganz offensichtlich diese Einordnungen. Sie haben leider etwas verloren, worüber sie als Kinder noch in hohem Maße verfügt haben: Neugier. Sie fühlen sich von der Vielfalt und Farbigkeit der Welt überfordert und reduzieren sie lieber auf Schwarz oder Weiß. Gut oder Böse. Richtig oder Falsch. Mann oder Frau.

Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis die Geschlechtszugehörigkeit für uns eine Eigenschaft unter anderen sein wird und nicht die eine, die alles andere überlagert.

Psychotherapeuten haben gelernt, genau hinzuschauen, jeden Menschen als Individuum wahrzunehmen und ihn nicht in eine Schablone zu pressen. Wir wissen, dass es Menschen guttut, wenn man ihnen in der Kindheit Halt und Unterstützung gibt, und dass es ihnen ebenso schadet, wenn man sie zu sehr einengt, wie wenn man sie zu früh allein lässt. Allzu strikte Festlegungen sind uns Therapeuten eher unbehaglich – vor allem, wenn sie einer wissenschaftlichen Grundlage entbehren. Wir halten so wenig...

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