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Wagnisbereitschaft von Schülerinnen und Schülern im Sport

AutorMarco Schilling
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl101 Seiten
ISBN9783656573456
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Didaktik - Sport, Sportpädagogik, Note: 1,3, Universität Hamburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Während eines Lehrauftrages an einem Hamburger Gymnasium konnte das Verhalten von pubertierenden Jugendlichen während meines wagnisreichen Sportunterrichts untersucht werden. Die Pubertät - eine entscheidende Entwicklungsphase für Schülerinnen und Schüler - bringt insbesondere physiologische Veränderungen hervor. Diese Veränderungen wollen Schüler im Sport durch Bewegungen austesten. Daher befasst sich diese Arbeit mit der Frage: Welche Faktoren spielen bei dem Eingehen von Wagnissen eine Rolle und wie verhält sich die Wagnisbereitschaft von Schülerinnen und Schüler im Sport. Zu dieser Fragestellung wird sich der theoretische Schwerpunkt mit pubertären Einflüssen und Rahmenbedingungen zur Wagnisbereitschaft befassen und wird mit entwicklungsphysiologischen und entwicklungssoziologischen Aspekten ergänzt. Die Forschung erfolgt mittels eines qualitativen Ansatzes. Dieser beinhaltet die teilnehmende Beobachtung und die Methode des Leitfadeninterviews; dabei geführte Gespräche werden mittels der Methode Grounded Theory ausgewertet und relevante Zitate im Hinblick auf Auswertungspunkte gegliedert und anschließend mit der Literatur verglichen. Das Ergebnis dieser Arbeit ist, dass physiologische, psychologische und sozial-gesellschaftliche Elemente den Grad der Wagnisbereitschaft bestimmen. Pubertierende Schüler zeigen eine generelle Wagnisbereitschaft durch ihr Neugierverhalten und Reizsuchverhalten. Bei der Suche nach sozialer Anerkennung und Grenzerfahrungen und zur Persönlichkeitsentwicklung begeben sich die Schüler in Wagnisse. Meine Untersuchungsergebnisse belegen, dass die Schüler eine realistische Bewegungsabschätzung und differenziertes Sicherheitsdenken besitzen. Dabei suchen Schüler in Wagnissen positive Gefühle, wobei Jungen eine höhere Wagnisbereitschaft zeigen. Weil beide Geschlechter auf der Suche nach Herausforderungen sind, wünschen sie sich einen Sportunterricht mit wagnisreichen Bewegungselementen.

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Leseprobe

4 Einflüsse auf die Wagnisbereitschaft


 

In diesem Abschnitt werde ich Einflüsse beschreiben, die Wagnisbereitschaft herausfordern bzw. jugendliches Wagnisverhalten beeinflussen. Dabei werde ich primär auf die körperliche Leistungsfähigkeit während der Pubertät (vorpuberale Phase und erste puberale Phase[4]) eingehen, da sich meine Schülergruppe in dieser Entwicklungsphase befand. Außerdem werden einflussgebende sozial-gesellschaftliche Rahmenbedingung und psychologische Rahmenbedingung angeführt.

 

4.1 Pubertät


 

Schäffler und Schmidt (1995, S. 415) definieren die Pubertät wie folgt:

 

„Pubertät und Adoleszenz (Reifungs- und Jugendlichenalter): Periode von der Entwicklung der sekundären Geschlechtsmerkmale bis zum Abschluß des Körperwachstums, also bis etwa zum 17. Lebensjahr.“

 

Aus der Abbildung 2 lässt sich erkennen, dass das weibliche und das männliche Geschlecht bis zum Kindesalter (frühes Schulalter) in ihrer Entwicklung identisch sind und sich dann die Stufen der vorpuberalen Phase bis hin zur Maturität (Vollreife, Erwachsenenphase) zeitlich unterscheiden. Zudem ist erkennbar, dass die Mädchen zeitlich eher reifen und dem männlichen Geschlecht voraus sind.

 

 

Abb. 2. Entwicklungsphasen des weiblichen und männlichen Geschlechts, von dem Säuglingsalter bis hin zur Maturität (vgl. De Marées, 2003, S. 489)

 

Die körperliche Leistungsfähigkeit ändert sich im Laufe des Lebens in folgender Weise (De Marées, 2003, S. 489): Auf die

 

geringe Leistungsfähigkeit des Kindes (6-10 Jahre) folgt der

 

kontinuierliche Anstieg der Leistungsfähigkeit während der Pubertät und im Jugendalter bis zur maximalen individuellen Leistungsfähigkeit im Hochleistungsalter (15-30 Jahren). Danach kommt es zur

 

kontinuierlichen Abnahme der Leistungsfähigkeit mit zunehmendem Alter.

 

Besonders in den Vordergrund soll der Auflistungspunkt: „Kontinuierlicher Anstieg der Leistungsfähigkeit während der Pubertät und im Jugendalter bis zur maximalen individuellen Leistungsfähigkeit im Hochleistungsalter (15-30 Jahren)“ gerückt werden, da die Schüler, die ich zu meiner Auswertung herangezogen habe, sich gerade in der Pubertät befinden. Daher werde ich diesen Punkt bezüglich der Veränderungen weiter beschreiben und näher erläutern. Hierbei werde ich auch auf die entwicklungsbiologischen Merkmale der Körpermasse und der Körperlänge eingehen sowie auf die hormonelle Veränderung der Geschlechter.

 

4.1.1 Physiologische Veränderungen


 

Die geringe Leistungsfähigkeit von Kindern gegenüber Erwachsenen ergibt sich meist aus der geringen Körperlänge und der kleineren Körpermasse bei Kindern. Diese Parameter des Kindes verändern sich in der Pubertät schlagartig, so dass die Entwicklungsphase des Kindes dadurch definiert ist, dass die Körperlänge und die Körpermasse stark zunehmen und die gleichzeitige Differenzierung und Reifung der Organgewebe einhergeht.

 

Wie in der Abbildung 3 zu entnehmen ist, wird die Körperlänge (in cm) in Beziehung zum Alter gesetzt. Des Weiteren wird die jährliche Zunahme der Größe, nochmals separat dargestellt. Hierbei erkennt man, dass die Wachstumsgeschwindigkeit bei Kindern stark ansteigt. Betrachtet man die Phase der Pubertät, erkennt man, dass ein verstärktes Längenwachstum von durchschnittlich 6 cm jährlich bei Mädchen und 7-8 cm pro Jahr bei Jungen auftritt.

 

Wie oben dargestellt, ist die Pubertät bei Mädchen und Jungen zeitlich unterschiedlich, daher tritt auch die puberale Wachstumsphase entsprechend eher ein. Demzufolge ist es nicht unwahrscheinlich, dass Mädchen in ihrer Körpergröße, gleichaltrige Jungen überragen.

 

 

Abb. 3. Körperlänge mit jährlichen Zuwachs (vgl. De Marées, 2003, S. 488)

 

Analoge Verhältnisse treten zudem bei der Körpermasse auf. Dieses kann man aus der Abbildung 4 entnehmen, in der die Körpermasse (in kg) in Beziehung zum Alter gesetzt wird. Des Weiteren wird die jährliche Zunahme der Masse nochmals separat dargestellt. Ebenfalls sind die Mädchen in der Körpermasse dem männlichen Geschlecht überlegen, so dass die Jungen erst im 14. Lebensjahr die Mädchen durch die Körpermasse überragen. Nachdem sich die Zunahme der Körpermasse bei dem weiblichen Geschlecht ab dem 14. Lebensjahr verlangsamt, findet dieser Prozess bei dem männlichen Geschlecht erst ab dem 16. Lebensjahr statt.

 

 

Abb. 4. Körpermasse mit jährlichen Zuwachs (vgl. De Marées, 2003, S. 488)

 

Bedeutend ist, dass in der vorpuberalen Phase, die bei den Mädchen mit dem 9.-10. Lebensjahr und bei den Jungen mit dem 10.-11. Lebensjahr beginnt, eine Verlangsamung des Längenwachstums eintritt. Diese Verlangsamung wirkt sich nicht auf die Koordination der Bewegungsabläufe oder auf die motorische Lernfähigkeit aus. Kinder in diesem Alter können fast alle Bewegungen ausführen und diese in einer relativ kurzen Zeit neu erlernen (vgl. De Marées, 2003, S. 491).

 

Des Weiteren ist entscheidend, dass in der vorpuberalen Phase die optimalen koordinativen Voraussetzungen für das Erfahren und Lernen neuer Bewegungserfahrungen allgemein und für das Erlernen vor allem neuer sportartenspezifischen Bewegungsabläufen geeignet ist (vgl. De Marées, 2003, S. 491).

 

In der Pubeszenz befinden sich die Mädchen zwischen dem 11. und dem 12.-13. Lebensjahr und die Jungen zwischen dem 12.-14. Lebensjahr. Diese Phase ist dadurch geprägt, dass die sichtbaren Entwicklungen der Geschlechtermerkmale ausgebildet werden. Betrachtet man das männliche Geschlecht und deren Entwicklung fallen auf, dass die Produktion des Testosterons enorm ansteigt (etwa um das 10-fache) und damit sich vor allem die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale entwickeln. Testosteron fördert als ein anaboles, d.h. aufbauendes, Hormon den Eiweißaufbau (Proteinsynthese) und wird von den Jungen zu dieser Zeit vermehrt entwickelt. Dies ist der Grund dafür, dass Jungen einen größeren Muskelquerschnitt und hierdurch eine größere Muskelkraft besitzen. Außerdem entwickeln Jungen in dieser Phase ein betontes Wachstum des Schultergürtels („breite Schultern“) (vgl. De Marées, 2003, S. 492).

 

Diese Entwicklung des größeren Muskelquerschnittes und die dadurch resultierende Steigerung der Kraft fehlen bei dem weiblichen Geschlecht vollkommen. Das weibliche Hormon, das die Mädchen in der Phase ausbilden, ist das Östrogen. Dieses bewirkt, dass sich die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale entwickeln und der Körper der Mädchen eine Entwicklung zur Frau annimmt. Charakteristisch ist, dass das Becken breiter als der Schultergürtel wird und die Brust anfängt eine weibliche Form anzunehmen. De Marées (2003, S. 496) fügt zu diesen Phasen der jugendlichen Veränderung an:

 

„Die Altersklasse befindet sich in der ersten puberalen Phase. Die in diesem Entwicklungsabschnitt vermehrt gebildeten Sexualhormone führen zu einem gesteigerten Längenwachstum und sind für die sich ausbildenden geschlechtsspezifischen Unterschiede in der körperlichen Leistungsfähigkeit verantwortlich.“

 

Resultierend aus der Körpermasse und der Körperlänge kann ein Rückschluss auf die Muskelkraft geschlossen werden. Bei gleichaltrigen Jungen und Mädchen besitzen die Jungen eine größere Muskelkraft. Das lässt vermuten, dass der Kraftfaktor eine entscheidende Rolle für die sportliche Bereitschaft, ein Wagnis einzugehen, darstellt. De Marées unterstreicht dies, indem er darauf hinweist, dass sich die Entwicklung der Muskelkraft bei dem männlichen und weiblichen Geschlecht ab dem 10. Lebensjahr nahezu parallel verläuft, wobei die Mädchen ca. 10% niedrigere Kraftwerte aufzeigen (vgl. De Marées, 2003, S. 497; S. 522).

 

In der Abbildung 5 wird die Muskelkraft in Beziehung zum Lebensalter gesetzt und der Unterschied zwischen der Maximalkraft beider Geschlechter nochmals verdeutlicht.

 

 

Abb. 5. Beziehung zwischen Muskelkraft und Lebensalter (vgl. De Marées, 2003, S. 527)

 

4.2 Sozial-gesellschaftliche Rahmenbedingung


 

„Indianer weinen nicht!“, „Sei doch keine Memme!“, „Das ist doch weibisch!“, Dies ist nur was für harte Männer!“ Solche oder ähnliche Redewendungen hat jeder sicherlich schon mal gehört, sei es von Familienangehörigen oder Freunden.

 

Schon aus diesen Bemerkungen wird deutlich, dass wagnisreiche Aktionen zum Beispiel im Abenteuer- und Erlebnissport eher typisch männlich sind, wobei durchaus auch weibliche Personen Wagnisse eingehen.

 

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