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Zeit zum Aufstehen

Ein Impuls für die Zukunft der Kirche

VerlagSCM Hänssler im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl128 Seiten
ISBN9783775172356
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis0,99 EUR
Die Evangelische Kirche in Deutschland hat in zentralen Aussagen ihre Muttersprache verlernt. Ohne Rückbesinnung auf wesentliche Eckdaten des Evangeliums verliert sie aber ihre prophetische Dimension. Dies ist die Diagnose einiger hundert prominenter evangelischer Christen. Sie meinen: Es ist Zeit zum Aufstehen! Dieses Buch ist ein Startschuss, um Grundaussagen der christlichen Botschaft neu ins Gespräch zu bringen.

Michael Diener, Jg. 1962, ist Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes und ehrenamtlicher Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz. Mit seiner Frau hat er 2 erw. Kinder und wohnt in Kassel. Er begeistert sich für American Football. Steffen Kern (Jg. 1973) ist Pfarrer und Journalist. Er leitet als Präses des Gnadauer Verbandes die größte freie Bewegung innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland und ist Mitglied der Synode der EKD. Er ist verheiratet und lebt mit seiner Familie bei Tübingen. Darüber hinaus ist er als Sprecher unterwegs, macht seit über zwanzig Jahren Radiosendungen und hat verschiedene Bücher und Produktionen veröffentlicht, darunter einige Bestseller. www.hoffnungsmensch.de

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Leseprobe

»Gott hat diese Welt geschaffen« – ein kleiner, unscheinbar wirkender, lapidarer Satz und doch steckt jede Menge Sprengkraft darin. An dieser Aussage scheiden sich die Geister und Ideologien. Dieser Satz ist die Nagelprobe, wie wir uns als Menschen letztlich verstehen und begreifen.

Eine geschaffene Welt verdankt ihre Existenz nicht sich selbst, ist nicht nur auf sich selbst bezogen und deshalb im Tiefsten auch nicht aus sich selbst erklärbar. Hinzu kommt, dass der Mensch unter dieser Voraussetzung auch nur im Gegenüber zu seinem Schöpfer letztlich verstanden werden kann. Begriffe wie Freiheit und Verantwortung bilden sich dann gleichsam aus der schöpferischen Beziehung von Gott und Mensch.

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Was ist das?

Ich glaube, daß mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen,

mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder,

Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält;

dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hof,

Weib und Kind, Acker, Vieh und alle Güter;

mit aller Notdurft und Nahrung dieses Leibes und Lebens

mich reichlich und täglich versorget,

wider alle Fährlichkeit beschirmet und vor allem Übel behütet und bewahret;

und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit,

ohne all mein Verdienst und Würdigkeit;

des alles ich ihm zu danken und zu loben

und dafür zu dienen und gehorsam zu sein schuldig bin.

Das ist gewißlich wahr.

Martin Luther

1.) Biblische Beobachtungen


Die Bibel in ihrer Gesamtheit bekennt Gott als Schöpfer des Himmels und der Erde. Sie tut das anbetend und lobend (vgl. etwa die Schöpfungspsalmen wie Psalm 8 oder Psalm 19) und ebenso beschreibend. In den ersten Kapiteln des ersten Mosebuchs erhalten wir Einblick in ein jegliche menschliche Vorstellungskraft übersteigendes Geschehen. Der ewige Gott erschafft, »schöpft«. Die Bibel verwendet an dieser Stelle das Wort bara, welches ausschließlich für dieses göttliche Schöpfungshandeln Verwendung findet. Gott schafft aus dem Nichts und – ganz entscheidend – er entwirft durch sein Wort.

Wort und Tat bilden eine untrennbare Einheit (Johannes 1,1-4). Der Mensch ist in das Schöpfungsgeschehen eingeordnet und durch seine Schöpfung zum Bild Gottes zugleich hervorgehoben. Im zweiten Schöpfungsbericht (1. Mose 2,4 ff.), der wie eine weitere Filmkamera das Geschehen nochmals aus einem anderen Blickwinkel dokumentiert, werden die Verbindung des Menschen zur Erde, seine Verantwortlichkeit für die Schöpfung sowie seine Ergänzungsbedürftigkeit im jeweils anderen Geschlecht betont.

Ein intensiver Blick auf das biblische Gesamtzeugnis lässt aber zugleich erkennen, dass dieses Schöpfungshandeln Gottes in Zusammenhang mit seinem Geschichtshandeln gestellt werden muss (Jeremia 27,5). Der Gott der Bibel ist der geschichtsmächtige Gott, der nicht nur zu Urzeiten einmal schöpferisch gehandelt hat, sondern der seine Schöpfung erhält (creatio continua) und am Ende der Zeiten zur Vollendung führt. Schöpfung beinhaltet Neuschöpfung – des Menschen (2. Korinther 5,17) und der ganzen Welt (Offenbarung 21).

Schöpfung ist deshalb auch mehr als einfach nur »Weltentstehung«. Die Welt als Schöpfung glauben bedeutet, dass der lebendige und ewige Gott ein Gegenüber sucht, sich aus seiner Liebe dieses Gegenüber schafft und es erhält. Karl Barth hat den Bezug zwischen Schöpfung und liebendem Treuehandeln Gottes mit dem bekannten Satz zusammengefasst: »Die Schöpfung ist der äußere Grund des Bundes, der Bund ist der innere Grund der Schöpfung« (Kirchliche Dogmatik III/1, § 41).

Auch wenn die Schöpfung zeitlich dem Bundeshandeln Gottes vorausgeht, so ist die Liebe Gottes, die den Menschen nicht loslässt, sachlich dem Schöpfungshandeln Gottes voraus.

2.) Naturwissenschaft und Glaube


»Weil es die Gesetze der Schwerkraft gibt, hat sich das Universum aus dem Nichts selbst geschaffen.«

Stephen Hawking

»Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.«

Werner Heisenberg

Ist diese Welt und alles Leben in ihr durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse umfassend erklärbar? Und wenn, ist dann damit schon alles gesagt?

Es macht einen grundlegenden Unterschied, ob ich Leben nur als ein natürliches, sich über Milliarden von Jahren entwickelndes, zufälliges Geschehen betrachte oder als planvolles Resultat eines göttlichen Geistes, der unserer Erkenntnis und unseren Möglichkeiten weit überlegen ist.

Dabei ist es nur sachgemäß, dass Naturwissenschaften die Welt und ihre Entstehung mit naturwissenschaftlichen Mitteln und Methoden erklären wollen. Gott ist kein Bestandteil des Methodenkastens der Naturwissenschaften. Zugleich müssen wir uns von der Vorstellung befreien, als geschähe naturwissenschaftliches Arbeiten, im Gegensatz etwa zum Bereich des Glaubens, in einem neutralen Raum. Naturwissenschaften als exakte Wissenschaften stoßen da an ihre Grenzen, wo die Aussagefähigkeit ihrer Messwerkzeuge und Methoden endet. Da sich Glaube wie auch Naturwissenschaft auf dieselbe eine Wirklichkeit beziehen, verbietet es sich, beiden völlig getrennte Räume zuzuweisen. Unser Leben braucht beides: das Wissen aus den naturwissenschaftlichen Forschungen und Gewissheiten aus einem lebendigen Glauben.

Selbstverständlich besteht ein christlicher Glaube zuallererst in einer Vertrauensbeziehung zu dem Gott, der sich in Jesus Christus offenbart hat. Aber diese Glaubensbeziehung schließt Wissen über Gott und die Verlässlichkeit seiner Offenbarung mit ein. Glaube an Christus und Glaube an die Wahrheit und Verlässlichkeit seiner Botschaft dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Gerade die wissenschaftstheoretischen Erkenntnisse und auch die naturwissenschaftlichen Entdeckungen dieses und des vergangenen Jahrhunderts schaffen neuen Raum für eine christlichbiblische Sicht der Schöpfung. Spätestens seit Einsteins Relativitätstheorie lässt sich unsere Welt nicht mehr durchgehend deterministisch festgelegt verstehen. Zugleich bedeutet dies nicht, dass naturwissenschaftliche und theologische Erkenntnisse gewaltsam harmonisiert werden dürfen. Auch die Weltsicht und Glaubenserkenntnis der Glaubenden ist begrenzt, und so gilt es immer wieder, auch bestehende Spannungen auszuhalten.

Ich plädiere an dieser Stelle dafür, dass Christen das »Dass« der Schöpfung (Gott hat diese Welt geschaffen) gemeinsam festhalten und über das »Wie« unterschiedliche Positionen zulassen.

Demut ist auch angesagt, wenn wir uns bewusst machen, dass unsere Galaxie, die Milchstraße, etwa 300 Milliarden Sterne beinhaltet, darunter auch unsere Sonne. In dem bisher erforschbaren Raum des Universums gehen Wissenschaftler von mindestens 100 Milliarden Galaxien aus! Diese Ausdehnung ist für uns Menschen unvorstellbar. Wenn wir dann noch erkennen, dass

• unser Planet Erde einen exakt lebensermöglichenden Abstand zur Sonne hat;

• diese Sonne eine Größe aufweist, die Leben auf der Erde ermöglicht;

• die Erde sich mit lebensfördernder Umlaufgeschwindigkeit dreht;

• die Erde sich in einer lebensfördernden Neigung der Rotationsachse zur Sonne befindet

• und erst durch all diese Komponenten (und noch viele mehr) es überhaupt erst Leben auf der Erde gibt,

dann stellt sich schon die Frage, was mehr Glauben erfordert: das Bekenntnis zu Gott oder eine atheistische Weltsicht.

Die Fragen um Glauben und Denken sind sehr komplex. Wir dürfen als Christen dankbar sein für die Erkenntnisse der Naturwissenschaften und darauf vertrauen, dass diese, soweit sie nicht ideologisch dominiert sind und die gesamte Wirklichkeitsdeutung exklusiv für sich beanspruchen, dem Glauben an Gott, den Schöpfer, nicht nur nicht im Wege stehen, sondern diesen sogar immer wieder unterstützen und bestätigen. Und wir sollten Christen zum naturwissenschaftlichen Forschen und Arbeiten, Lehren und Veröffentlichen ausdrücklich ermutigen. Der Gott, den die Bibel von der ersten Seite an bezeugt, widersteht einer Spaltung in eine heillose Welt und ein »weltloses« Heil.

3.) Die Würde des Menschen als Gottes Ebenbild


»Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.«

Artikel 1,1 Grundgesetz

»Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.«

Artikel 1, Allgemeine Erklärung der Menschenrechte,
10.12.1948

Gerade in Deutschland hat die »Würde des Menschen« durch das Grundgesetz eine überragende Bedeutung erhalten. In Verbindung mit der sogenannten Ewigkeitsklausel (Art. 79,3 GG) gehört sie zum unaufgebbaren Grundbestand unseres Gemeinwesens.

Dies ist längst nicht in allen Kulturen gleichermaßen der Fall. Gerade der Zusammenhang zwischen Menschenwürde und daraus sich ableitenden, jedem Menschen uneingeschränkt zustehenden Grundrechten ist nicht selbstverständlich.

Mit »Menschenwürde« wird der »Wert« umfassend beschrieben, welcher jedem Menschen allein aufgrund seines Menschseins, unabhängig von Zustand, Eigenschaften oder Leistungen, zukommt.

In diesem grundlegenden Bereich unserer Gesetzgebung wird die fundamentale Bedeutung unserer jüdisch-christlichen Tradition vielleicht am deutlichsten, denn der »Würdebegriff« der Antike (vor...

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