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Prävention und Diagnose von Cybermobbing im schulischen Umfeld

AutorEva Pies
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl101 Seiten
ISBN9783656839835
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Didaktik - BWL, Wirtschaftspädagogik, Note: 2,3, Wissenschaftliche Hochschule Lahr, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Umgang mit den Neuen Kommunikationstechniken ist heutzutage fester Bestandteil im Leben Jugendlicher geworden und stellt an unsere Gesellschaft zahlreiche neue Herausforderungen. Diese Entwicklung bietet eine Menge an positiven Aspekten aber birgt auch eine Vielzahl von Gefahren. Mittlerweile sind eine Vielzahl von Cybermobbing-Fällen an Schulen bekannt und es wird immer deutlicher, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht. Zum einen fehlt es an der Aufklärung der Schüler hinsichtlich der Gefahren und Risiken und strafrechtlichen Konsequenzen, die im Umgang mit den Neuen Medien lauern. Zum anderen verfügen auch Lehrkräfte häufig über unzureichende Kenntnisse in diesem Bereich. Insbesondere im technischen Umgang mit den Neuen Medien sind viele Schüler den Lehrern weit überlegen. Kommunikationskompetenzen, Konfliktregelungsstrategien und selbstbewusste Lehrerpersönlichkeiten sind gefragt. Ein weiterer wichtiger Punkt stellt die Struktur innerhalb der Institution Schule dar. Es fehlt häufig an festgelegten Prozessabläufen für auftretende Vorfälle im Bereich Cybermobbing und auch klaren Regeln 'Wie gehen wir mit Cybermobbing an unserer Schule um'. Es tun sich viele Fragen auf hinsichtlich Ursachen, möglichen Risikofaktoren und Folgen von Cybermobbing. Im Vordergrund dieser Arbeit steht jedoch die Forderung, lösungsorientierte Präventionsmaßnahmen und Interventionsprogramme an deutschen Schulen zu implementieren und die Lehrkräfte darauf vorzubereiten und in der Umsetzung durch praxisnahe Vorschläge zu unterstützen.

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Leseprobe

1. Einleitung


 

1.1 Zur Motivation über das Thema Cybermobbing zu schreiben


 

Der Umgang mit den Neuen Kommunikationstechniken ist heutzutage fester Bestandteil im Leben Jugendlicher geworden und stellt an unsere Gesellschaft zahlreiche neue Herausforderungen. Diese Entwicklung bietet eine Menge an positiven Aspekten aber birgt auch eine Vielzahl von Gefahren. Ein Vorfall in der Schule meiner Tochter hat mich letztendlich dazu bewogen, mich mit dem Thema Cybermobbing auseinanderzusetzen: Ein 14-jähriger Schüler schickte einer 13-jährigen Mitschülerin über Wochen E-Mails mit Videos, in denen gezeigt wird wie er sich selbst befriedigt und forderte die Schülerin auf, ihm ebenfalls Videos von ihr zu schicken. Die Schülerin schämte sich dermaßen, dass es einige Zeit dauerte bis sie sich Freundinnen anvertraute und wieder einige Zeit bis sie dann letztendlich ihre Eltern ins Vertrauen zog. Diese informierten dann die Schule, die diesem Fall zunächst relativ hilflos gegenüberstand. Es fanden Gespräche mit dem Täter statt und es folgte die Aufforderung, solche Handlungen sofort einzustellen. Es gab eine Schulkonferenz, in der beschlossen wurde, dass der betreffende Schüler die Schule verlassen musste.

 

Hier wurde deutlich, dass solche Vorfälle mittlerweile an unseren Schulen präsent sind und dringender Handlungsbedarf besteht. Zum einen fehlt es an der Aufklärung der Schüler hinsichtlich der Gefahren und Risiken und strafrechtlichen Konsequenzen, die im Umgang mit den Neuen Medien lauern. Zum anderen verfügen auch Lehrkräfte häufig über unzureichende Kenntnisse in diesem Bereich. Insbesondere im technischen Umgang mit den Neuen Medien sind viele Schüler den Lehrern weit überlegen. Kommunikationskompetenzen, Konfliktregelungsstrategien und selbstbewusste Lehrerpersönlichkeiten sind gefragt.

 

Ein weiterer wichtiger Punkt stellt die Struktur innerhalb der Institution Schule dar. Es fehlt häufig an festgelegten Prozessabläufen für auftretende Vorfälle im Bereich Cybermobbing und auch klaren Regeln „Wie gehen wir mit Cybermobbing an unserer Schule um“.

 

Der wohl bekannteste Fall von Cybermobbing ist der Fall „Megan Meier“ aus dem Jahre 2006. Die damals 13-jährige Schülerin aus Missouri erhängte sich im Keller ihrer Eltern, nachdem ihr virtueller Freund sie beleidigt, öffentlich bloßgestellt und mit ihr Schluss gemacht hatte. Was zunächst als Teenager-Tragödie aufgrund unerfüllter Liebe aussieht, ist noch tragischer, wenn man das ganze Ausmaß der Geschichte erfährt. Megans virtueller Freund von der Internet-Plattform MySpace war in Wirklichkeit weder ein 16-jähriger Junge noch interessiert an Megan. Hinter diesem Profil versteckte sich Megans ehemalige Freundin, mit der sie die Freundschaft beendet hatte und die sich auf bösartige Weise an Megan rächen wollte. Unterstützt wurde sie dabei von ihrer Mutter, die ihr half, ein gefälschtes Profil eines 16-jährigen Jungen zu erstellen und sich langsam aber sicher in Megans Herz zu schleichen, indem sie all ihr Wissen über die ehemalige Freundin nutzte, um eine emotionale Basis aufzubauen, was ihr auch gelang. Megan war bereits nach kurzer Zeit vollkommen verliebt. Dann plötzlich holte ihre ehemalige Freundin zum eigentlichen Racheschlag aus und teilte ihr mit, dass sie keinen Kontakt mehr mit ihr wolle, da sie ihre Freunde schlecht behandele und eine böse Person sei. Zu diesem Zeitpunkt hatte der virtuelle Freund Josh bereits dafür gesorgt, dass auf mehreren MySpace-Seiten über Megan hergezogen wurde. Sie bezeichneten sie als Schlampe, deckten auf, dass ihr Profilbild gefälscht war und sie in Wirklichkeit übergewichtig war. Dieser Cyber-Terror war zu viel für das junge Mädchen. Sie erhängte sich daraufhin im Keller ihres Elternhauses.[1]

 

Ein anderer Fall von Cybermobbing ereignete sich in einem kleinen Dorf in Bayern, wo die 14-jährige Louisa durch Schubsereien und Beleidigungen auf dem Schulhof und im Klassenzimmer schikaniert wurde. Louisa reagierte mit Kopfschmerzen und Übelkeit, blieb öfter der Schule fern. Doch die Mobbingattacken folgten ihr über Facebook bis nach Hause und entwickelten sich so zum Cybermobbing. Ihre Mitschüler stellten Gemeinheiten über sie bei Facebook ein und machten sie somit einem breiten Publikum zugänglich und forderten quasi zum Mitlästern auf. „Du nervst, geh sterben, du bist so hässlich“, postete ein Klassenkamerad. Die Schülerin erzählte später, die Schule habe damals nichts unternommen, außer ihr zu raten, sich einfach bei Facebook abzumelden. Louisa wechselte damals die Schule.[2]

 

An diesem Fall lässt sich gut aufzeigen, dass Mobbing und Cybermobbing oft miteinander einhergehen und sich wechselseitig beeinflussen. Eine Abmeldung aus den sozialen Netzwerken stellt jedoch keine Lösung für einen Teenager unseres Zeitalters dar, da der der Anschluss an die Peer-Group völlig verloren geht. Die Unsicherheit, ob weitere Attacken im Internet erfolgen, stellt eine hohe Belastung für die Jugendlichen dar.

 

Beratungsstellen wie die Mobbing-Zentrale, juuuport oder girlspace berichten, dass Fälle von Cybermobbing hauptsächlich über Facebook stattfinden und dass die Plattform mit Meldungen von Cybermobbing-Vorfällen ihrer Ansicht nach nicht angemessen umgehe. Zwar gäbe es die Möglichkeit, Vorfälle zu melden, doch der Zeitraum bis ein Foto oder ein Beitrag entfernt wird oder eine Reaktion erfolgt, dauere meistens zu lange, teilweise geschähe auch gar nichts. Facebook streitet dies ab und behauptet bei Cybermobbing sehr schnell zu reagieren. Die Plattform juuuport fordert wie alle anderen Beratungsstellen mehr Verantwortung von Facebook.[3]

 

Das soziale Kommunikationsverhalten der Jugendlichen hat sich grundlegend verändert und befindet sich auch weiterhin stetig im Wandel. Die Kommunikation über SMS, E-Mail, whatsapp, Twitter, Facebook und sonstigen Plattformen gehört für die meisten Jugendlichen in Deutschland zum normalen Tagesablauf. Das wiederum bedeutet auch, dass der soziale Druck, mit diesen Medien aktiv zu sein, permanent steigt. Laut einer aktuellen Studie sind ca. 32% der befragten Jugendlichen aus sozialem Zwang oder Druck in sozialen Netzwerken aktiv.[4] Das veranlasst Pädagogen und Eltern gleichermaßen sich Gedanken zu machen, wie können die Jugendlichen vor den Gefahren, die die Neuen Medien mit sich bringen, geschützt werden und gibt es beispielsweise Altersempfehlungen für einzelne Medien. Was sich weiterhin beobachten lässt ist, dass die Jugendlichen viel freizügiger mit Meinungsäußerungen über Handy oder Internet umgehen als wenn sie sich gegenüberstehen und anderen ihre Meinung ins Gesicht sagen sollen. Dieser Effekt wird als Online Disinhibition Effect (dt. Online-Enthemmungseffekt) bezeichnet: Menschen, insbesondere Jugendliche, agieren enthemmter, wenn sie keine soziale Kontrolle spüren oder sie gar nicht vorhanden ist.[5] Kompromittierende Fotos oder Videos werden völlig sorglos an Freunde verschickt oder ins Netz gestellt. Die Jugendlichen sind sich nicht bewusst, dass das Internet kein straffreier Raum ist. Insgesamt hat sich das Kommunikationsverhalten der Jugendlichen verändert. Nicht „online“ zu sein, bedeutet heute Ausschluss aus dem gesellschaftlichen Leben und kommt einem virtuellen Selbstmord gleich. Betrachtet man verschiedene Studien zum Thema Cybermobbing , waren zwischen 4 - 36 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen schon mindestens einmal Opfer von Cybermobbing, zwischen 15 - 55 Prozent der Kinder und Jugendlichen gaben an, schon mindestens einmal Täter von Cybermobbing gewesen zu sein.[6]

 

In der JIM-Studie 2010 gaben 25 Prozent der befragten Jugendlichen an, dass sie Cybermobbing für eine der drei größten Gefahren im Internet halten.[7] Aufgrund dieser und weiterer Forschungsergebnisse, auf die ich im weiteren Verlauf noch näher eingehen werde, wird ersichtlich, das Cybermobbing mittlerweile ein verbreitetes Problem ist. Somit tun sich weitere Fragen auf hinsichtlich Ursachen, möglichen Risikofaktoren und Folgen von Cybermobbing. Im Vordergrund steht meiner Ansicht nach jedoch, lösungsorientierte Präventionsmaßnahmen und Interventionsprogramme an deutschen Schulen zu implementieren und die Lehrkräfte darauf vorzubereiten und in der Umsetzung zu unterstützen.

 

1.2 Ziel der Masterarbeit


 

Laut der aktuellsten und umfassendsten Studie in Deutschland von Frau Dr. Katzer und Christoph Schneider verbringen Schüler im Durchschnitt 2,4 Stunden im Internet. Kinder und Jugendliche beginnen, das Internet intensiv vor allem zwischen 11 und 15 Jahren zu nutzen. Dabei findet die intensivste Nutzung der Neuen Medien in der Freizeit statt, nämlich zu 80% über den privaten Internetzugang zu Hause und auch immer stärker mit 67% über das eigene Smartphone.[8] Hier stellt sich die Frage, wieso sollte die Schule sich um das Thema Cybermobbing kümmern? Dazu werden Stimmen laut die sagen, die Schule könne doch nicht das Elternhaus ersetzen, das sei Erziehungssache der Eltern. Lehrkräfte seien doch keine Therapeuten oder Sozialarbeiter. Fakt ist, dass Schüler einen Großteil ihrer Zeit in der Schule verbringen.

 

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