Sie sind hier
E-Book

Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie und Kohärenzgefühl

Evaluation eines Gruppentrainings in einer psychiatrischen Institutsambulanz

AutorTheresa Brassel
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783668112780
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis35,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Psychologie - Klinische u. Gesundheitspsychologie, Psychopathologie, Note: 1,0, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Ziel dieser Studie ist es, anhand eines Achtsamkeitstrainings zu überprüfen, inwiefern die Ausprägung des Kohärenzgefühls verändert werden kann. Ebenso soll evaluiert werden, ob das Praktizieren von Achtsamkeit depressive Symptome reduzieren kann. Aaron Antonovsky geht davon aus, dass das Kohärenzgefühl eines Menschen im Erwachsenenalter stabil und nur noch schwer veränderbar ist. Diese Annahme gilt als empirisch unzureichend abgesichert. Studien, die die Auswirkungen der Achtsamkeitspraxis untersuchen, weisen jedoch darauf hin, dass das Praktizieren von Achtsamkeit genau die Fähigkeiten fördern kann, die auch bei einer Person mit einem stark ausgeprägten Kohärenzgefühl vorzufinden sind. Im Rahmen dieser Studie wurde ein achtwöchiges Achtsamkeitstraining mit vier Probandinnen einer psychiatrischen Institutsambulanz durchgeführt und anhand von Selbstbeurteilungsfragebögen evaluiert. Darunter fiel die SOC-29-Scale zur Erfassung der Ausprägung des Kohärenzgefühls, das BDI-II zur Beurteilung der Schwere der depressiven Symptomatik sowie die Trait-Skalen des STADI zur Erfassung der überdauernden Neigung für das Erleben von Depression und Angst. Die Daten wurden vor dem Training, nach der Hälfte und am Ende des Trainings erhoben und varianzanalytisch ausgewertet. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Ausprägung des Kohärenzgefühls durch das Praktizieren von Achtsamkeit gesteigert werden kann. Ebenso konnten die Depressions-Werte der Teilnehmerinnen, gemessen über den STADI, über die gesamte Dauer des Trainings reduziert werden. Dies entspricht der bisherigen Befundlage zur Wirksamkeit achtsamkeitsbasierter Verfahren bei Depressionen. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass die Gültigkeit der Annahme Antonovskys zur Stabilität des Kohärenzgefühls angezweifelt und in weiteren Studien untersucht werden sollte.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

III. Empirischer Teil


 

5. Methodisches Vorgehen


 

5.1 Stichprobenbeschreibung


 

Die Bekanntmachung der Studie und die Rekrutierung der Teilnehmer erfolgten an der psychiatrischen Institutsambulanz über das Versenden von E-Mails an die zuständigen Ärzte und Psychotherapeuten. Diese machten Patienten auf das geplante Achtsamkeitstraining aufmerksam und trugen Interessenten in die Teilnehmerliste ein. Die Rekrutierung fand im Zeitraum von Dezember 2014 bis Januar 2015 statt. Bei den Probanden handelte es sich in allen Fällen um Patienten, die aufgrund von Art, Schwere und Dauer ihrer Erkrankung psychiatrische oder psychotherapeutische Leistungen in einer Institutsambulanz erhielten. Psychiatrische Institutsambulanzen (PIA) richten sich vor allem an schwer und chronisch Kranke, die eine krankenhausnahe Behandlung benötigen, die Versorgungsangebote niedergelassener Ärzte vorerst aber nicht wahrnehmen können. Zu den Zielen der PIA zählt die Verkürzung stationärer Behandlungszeiten sowie die Sicherstellung einer optimalen Behandlung für den Patienten. Die Versorgungsform ist dabei nicht an die Behandlung spezieller Diagnosen gebunden (Bayerische Krankenhausgesellschaft e.V., 2015).

 

Insgesamt nahmen sieben Personen – sechs Frauen und ein Mann – am Training teil. In Anbetracht der räumlichen Gegebenheiten war die Gruppengröße für die Durchführung des Trainings angemessen. Ausgeschlossen wurden die Daten der Teilnehmer, die lediglich die Hälfte des Trainings besucht oder nur einen Teil der notwendigen Fragebogenbatterien ausgefüllt hatten und damit unvollständige Daten aufwiesen. Somit ergab sich eine Stichprobe von vier Personen, allesamt weiblich, die zum Zeitpunkt der Untersuchung zwischen 39 und 55 Jahren alt waren. Die Teilnehmerinnen wiesen jeweils mindestens eine der in Tabelle 1 genannten Diagnosen auf. In drei von vier Fällen handelte es sich bei der Erstdiagnose um eine rezidivierende depressive Störung.

 

Tabelle 1: Relevante Diagnosen

 

 

Alle Probanden wurden über den Ablauf und Inhalt des geplanten Trainings in einer Einführungsveranstaltung eine Woche vor der ersten offiziellen Gruppensitzung informiert und gaben bei Erhalt der ersten Fragebogenbatterie das schriftliche Einverständnis zur Verwendung ihrer Daten. Der Antrag zur Durchführung der wissenschaftlichen Studie wurde vom Ethikrat der Otto-Friedrich-Universität sorgfältig geprüft und genehmigt (siehe Anhang A). Im Folgenden soll ein Überblick über die in der Studie angewendeten Fragebögen gegeben werden.

 

5.2 Untersuchungsmaterialien


 

5.2.1 SOC-29-Scale

 

Die von Antonovsky (1987) entwickelte SOC-29-Scale[9] ist ein Selbstbeurteilungsverfahren zur reliablen und validen Erfassung der Ausprägung des Kohärenzgefühls. Den aus 29 likert-skalierten Items bestehenden Fragebogen füllen Probanden auf einer siebenstufigen Ratingskala (1-7) selbstständig aus. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit beträgt 15-20 Minuten. Erfasst werden die von Antonovsky postulierten Skalen Verstehbarkeit mit elf, Handhabbarkeit mit zehn und Sinnhaftigkeit mit acht Items. Die Items sind entweder als geschlossene Fragen, zum Beispiel „Haben Sie das Gefühl, dass sie ungerecht behandelt werden?“ (sehr oft – sehr selten oder nie) formuliert oder als unvollständige Sätze, die durch die Antwortskala komplettiert werden sollen, z.B. „Die Dinge, die sie täglich tun, sind für Sie…?“ (eine Quelle tiefer Freude und Befriedigung – eine Quelle von Schmerz und Langeweile). Die Items variieren somit in ihrer formalen Struktur und in den Bezeichnungen der Pole der Antwortformate. Mit einem Cronbach’s Alpha von .82 bis .95 kann der SOC-29-Scale eine gute bis sehr gute interne Konsistenz zugesichert werden. Der Fragebogen wurde bisher in 44 Sprachen übersetzt (Singer & Brähler, 2007, S.20; 47; 51). Die Auswertung des Fragebogens erfolgt nach der Invertierung vereinzelter Items durch die Aufsummierung der Werte zu einem Gesamtsummenscore, der sich in einem Bereich zwischen 29 und 203 Punkten bewegen kann.

 

5.2.2 BDI-II

 

Die überarbeitete Form des Beck Depressionsinventar, das sogenannte BDI-II nach Beck, Steer & Brown (1996)[10] stellt ein Instrument zur Selbstbewertung dar und dient der Beurteilung der Schwere der depressiven Symptomatik von Jugendlichen ab 13 Jahren und Erwachsenen. Die Symptome und Ausmaße der Depression werden über 21 Items, die gleichzeitig unterschiedliche Kategorien darstellen, erfasst. Darunter fallen u.a. Traurigkeit, Pessimismus, Selbstablehnung und Schlafverhalten. Jedes Item wird auf einer vierstufigen Antwortskala (0-3) durch die für den Patienten zutreffendste Aussage eigenständig beantwortet. Die Bearbeitungszeit beträgt zwischen 5 und 10 Minuten. Die Auswertung des Fragebogens erfolgt durch Addition der angekreuzten Aussagen, wobei der Gesamtwert zwischen 0 und 63 Punkten liegen kann. Ab einem Cut-off-Wert von 13 wird von dem Vorliegen einer depressiven Symptomatik ausgegangen (Hautzinger et al. 2006, S. 8f.; 15f.). 13-19 Punkte weisen auf ein leichtes depressives Syndrom hin, bei Werten im Bereich von 20-28 Punkten spricht man von einem mittelgradigen depressiven Syndrom und ab dem Erreichen einer Punktzahl von 29 Punkten kann von einem schweren depressiven Syndrom ausgegangen werden.

 

5.2.3 STADI

 

Beim State-Trait-Angst-Depressions-Inventar (STADI) von Laux et al. (2013) handelt es sich um ein Fragebogenverfahren zur Selbstbeschreibung, das Angst und Depression einerseits als Zustand (State) und andererseits als Eigenschaft (Trait) mit jeweils zwanzig Items erfasst. Für die vorliegende Arbeit sind lediglich die Trait-Skalen von Interesse, die im Gegensatz zu den State-Skalen Angst und Depression eher im Sinne einer Persönlichkeitseigenschaft erfassen. Es werden folgende vier Dimensionen mit jeweils fünf Items abgedeckt: Aufgeregtheit, Besorgnis, Euthymie und Dysthymie. Während die beiden Subskalen Aufgeregtheit (affektive Komponente) und Besorgnis (kognitive Komponente) zur Erfassung von Angst konzipiert wurden, ermöglichen die Skalen Euthymie (positive Stimmung) und Dysthymie (negative Stimmung) die Erfassung von Depression. Der Fragebogen ist einsetzbar bei Personen ab 16 Jahren. Die Bearbeitungszeit wird auf 10 Minuten geschätzt. Die interne Konsistenz von α = .93 bescheinigt den Trait-Skalen eine hohe Reliabilität. Auch die Validität des STADI konnte bestätigt werden. Die Auswertung erfolgt durch Addition der angekreuzten Werte. Die Items der Dimension Euthymie werden zuvor invertiert.

 

5.3 Prozedere


 

Das Training erstreckte sich über einen Zeitraum von acht Wochen, fand in einwöchigem Turnus für die Dauer von jeweils 90 Minuten statt und wurde von drei Kursleitern, die gleichzeitig anwesend waren, durchgeführt. Dazu zählte ein ausgebildeter Psychotherapeut sowie zwei Studenten der Universität Bamberg. Die Testungen erfolgten mittels der oben genannten Testverfahren (SOC-29-Scale, BDI-II, STADI) zu drei unterschiedlichen Zeitpunkten: Vor der ersten Durchführung des Trainings, nach vier Trainingseinheiten sowie nach Abschluss des Trainings.

 

Vor Beginn der ersten offiziellen Trainingseinheit wurde eine Einführungsveranstaltung organisiert, in der die Teilnehmer über Inhalt und Ablauf des Achtsamkeitstrainings informiert wurden, Gelegenheit bekamen, die Räumlichkeiten und die anderen Teilnehmer kennenzulernen und gemeinsam die Ziele des Trainings erarbeiteten. Im Anschluss erhielten sie die erste Fragebogenbatterie, die vor Ort ausgefüllt wurde. Zum Ausfüllen der Fragebögen gab es keine Zeitvorgabe.

 

Das Achtsamkeitstraining wurde zu einem Großteil dem von Segal et al. (2008) entwickelten Manual zur achtsamkeitsbasierten kognitive Therapie der Depression entnommen und nur stellenweise abgeändert. Es setzt sich zusammen aus psychoedukativen Elementen, angeleiteten Meditationsübungen, Gedichten, Geschichten und Videos. Einen zentralen Bestandteil des Kurses bildeten die Hausaufgaben, die nach jeder Sitzung in Kombination mit einem Handout an die Teilnehmer verteilt wurden. Sie sollten die Integration der Achtsamkeit in den Alltag der Teilnehmer fördern. Das zusammengestellte Kurzmanual ist dem Anhang zu entnehmen (siehe Anhang B). Der Ablauf des Trainingszyklus soll im Folgenden kurz vorgestellt werden.

 

Sitzung 1 - Der Autopilot

 

Nach der Begrüßung der Teilnehmer, der gemeinsamen Erarbeitung der Gruppenregeln und einer kurzen theoretischen Einführung in das Thema der ersten Sitzung erfolgte die Durchführung der ersten Meditationsübung („Rosinenübung“) mit anschließendem Austausch über die Erfahrungen der Teilnehmer. Im weiteren Verlauf folgte mit dem Body Scan eine zweite praktische Übung für die Dauer von ca. 30 Minuten. Die Teilnehmer folgten dabei den Instruktionen der Kursleiter. Nach jeder Übung fand eine Rückmeldung statt und aufkommende Fragen wurden beantwortet. Abschließend erhielten die Teilnehmer Instruktionen zu den Hausaufgaben und das Handout zur ersten Sitzung. Zusätzlich erhielt jeder Teilnehmer eine CD mit...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Sonstiges Psychologie - Psychiatrie

Bild / Medien / Wissen

E-Book Bild / Medien / Wissen
Format: PDF

Was ist Bildkompetenz im digitalen Zeitalter? Wie reagiert die Kunstausbildung auf den Wandel der Medienlandschaft? Wie wird visuelles Wissen in einer vernetzten Form organisiert? Die Frage nach der…

Virtuelle Realitäten

E-Book Virtuelle Realitäten
Format: PDF

Der Band behandelt das Thema »Virtuelle Realität (VR)« aus psychologischer Perspektive. Im Zentrum steht die Frage, welchen Beitrag die Psychologie zu einem tieferen Verständnis menschlichen…

Biografisches Lernen

E-Book Biografisches Lernen
Praktische Arbeitsfeld Beiträge der Beratungspädagogik Format: PDF

Viele meiner KollegInnen wissen, dass Biografisches Lernen eine fachliche „Liebhaberei“ von mir ist, praktiziert und publiziert unter dem Methodenkonzept der Orientierungsanalyse, einer der ersten…

Kopfschmerzen

E-Book Kopfschmerzen
Format: PDF

Kopfschmerzen zählen zu den häufigsten Erkrankungen. Oft beginnen sie bereits im Kindesalter und beeinträchtigen das Alltags- und Arbeitsleben erheblich. Das Chronifizierungsrisiko ist…

Kopfschmerzen

E-Book Kopfschmerzen
Format: PDF

Kopfschmerzen zählen zu den häufigsten Erkrankungen. Oft beginnen sie bereits im Kindesalter und beeinträchtigen das Alltags- und Arbeitsleben erheblich. Das Chronifizierungsrisiko ist…

Hören

E-Book Hören
Format: PDF

Das Buch bietet eine interdisziplinäre Darstellung über das Hören. Es informiert über die Geschichte der Hörforschung und vermittelt aktuelle Erkenntnisse zur Physiologie…

Hören

E-Book Hören
Format: PDF

Das Buch bietet eine interdisziplinäre Darstellung über das Hören. Es informiert über die Geschichte der Hörforschung und vermittelt aktuelle Erkenntnisse zur Physiologie…

Weitere Zeitschriften

Bibel für heute

Bibel für heute

BIBEL FÜR HEUTE ist die Bibellese für alle, die die tägliche Routine durchbrechen wollen: Um sich intensiver mit einem Bibeltext zu beschäftigen. Um beim Bibel lesen Einblicke in Gottes ...

crescendo

crescendo

Die Zeitschrift für Blas- und Spielleutemusik in NRW - Informationen aus dem Volksmusikerbund NRW - Berichte aus 23 Kreisverbänden mit über 1000 Blasorchestern, Spielmanns- und Fanfarenzügen - ...

Demeter-Gartenrundbrief

Demeter-Gartenrundbrief

Einzige Gartenzeitung mit Anleitungen und Erfahrungsberichten zum biologisch-dynamischen Anbau im Hausgarten (Demeter-Anbau). Mit regelmäßigem Arbeitskalender, Aussaat-/Pflanzzeiten, Neuigkeiten ...

die horen

die horen

Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik."...weil sie mit großer Aufmerksamkeit die internationale Literatur beobachtet und vorstellt; weil sie in der deutschen Literatur nicht nur das Neueste ...

IT-BUSINESS

IT-BUSINESS

IT-BUSINESS ist seit mehr als 25 Jahren die Fachzeitschrift für den IT-Markt Sie liefert 2-wöchentlich fundiert recherchierte Themen, praxisbezogene Fallstudien, aktuelle Hintergrundberichte aus ...

EineWelt

EineWelt

Lebendige Reportagen, spannende Interviews, interessante Meldungen, informative Hintergrundberichte. Lesen Sie in der Zeitschrift „EineWelt“, was Menschen in Mission und Kirche bewegt Man kann ...

FileMaker Magazin

FileMaker Magazin

Das unabhängige Magazin für Anwender und Entwickler, die mit dem Datenbankprogramm Claris FileMaker Pro arbeiten. In jeder Ausgabe finden Sie von kompletten Lösungsschritten bis zu ...