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Lager und Literatur

Zeugnisse des GULAG

AutorRenate Lachmann
VerlagKonstanz University Press
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl504 Seiten
ISBN9783835397279
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Die einschneidendste Erfahrung, die aus den Lagerberichten der Gulag-Opfer spricht, ist die Entstellung des vertrauten humanistischen Menschenbilds. Die historische Aufarbeitung des Gulag-Geschehens setzte mit den Aktivitäten der Menschenrechtsorganisation 'Memorial' ein. Ihrer Arbeit gingen die in Form von Autobiographie, Tagebuch und Erzählung verfassten Lagerberichte voraus, die bereits in den 60er und 70er Jahren publiziert wurden. Allein diese Texte der Überlebenden berichten über die Bedingungen in den Lagern, deren Aussehen und Anlage, über die Arbeitsabläufe und das Zusammenleben der Inhaftierten. Die Diskrepanz zwischen Erleben und Beschreiben, zwischen der Ungeheuerlichkeit des Geschehens und dem Willen, es in Sprache zu fassen, bestimmen ihren Duktus. Wie vermag sich die erinnerte Erfahrung im Nachhinein in einer neuen Gegenwart, der Gegenwart des Schreibens, darzustellen? Die Gulag-Texte unternehmen den Versuch, ein Wissen über den Menschen aufzudecken, das das Lager 'offenbart' hat, und zugleich den Schock über die Erkenntnis zu vermitteln, dass das, was als menschlich galt, entweder in eine Vorlagerzeit gehört oder niemals seinem wirklichen Wesen entsprochen hat. Renate Lachmann geht es in ihren Analysen um eine Poetologie der Lagerliteratur. Sie bestimmt die formalen Prinzipien, deren sich die Verfasser bei der 'Übersetzung' ihrer erinnerten Erfahrung physischer und psychischer Bedrohung in lesbare Texte bedient haben: die Wahl der Gattung, des Stils, das Verhältnis von faktographischen und fiktionalen Elementen. Das Buch ist ein Grundlagenwerk, dem es gelingt, zwischen dem Literarischen und dem Dokumentarischen der Lagertexte eine Balance zu wahren. Für das Verständnis der Lager und der durch sie aufgeworfenen radikalen Fragen ist es von entscheidender Bedeutung.

Renate Lachmann ist Professorin emerita für slavische Literaturen und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Sie hat Studien zur Rhetorik, zum literarischen Gedächtnis und zur Phantastik vorgelegt.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Umschlag1
Titel4
Impressum5
Inhalt8
Vorwort: Was wusste man?10
I Wie geht man mit dem Wissen um?31
1. Annäherungen: Tzvetan Todorov, Danilo Kiš, Alexander Etkind31
2. Gelingt eine Erinnerungskultur?40
3. Gedächtnisorte und Fundstellen59
4. Vergessen als Option?66
II Exekution oder Lager75
5. Utopische Entwu?rfe und Erschießungskampagnen75
6. Verdacht und Verhaftung: Lidija Tschukowskaja86
7. Prozesstheater und die Lust zum Geständnis: Arthur Koestler96
8. Nachgeschichte. Unblutige Hinrichtung: Efim Etkind, Joseph Brodsky122
III Im Lager129
9. Erfahrungen des Bruchs129
10. Die Metamorphosen und das Staunen133
11. Die Häftlingswelt als ›Alternativwelt‹148
12. Die Geißel der Kriminellen166
13. Arbeit – Ohnmacht und Bestrafung191
14. Brot-Lust und Hunger-Leid216
15. Heterotopien – Fluchtorte in Traum, Natur und Dichtung227
16. Das Problem des Davongekommenseins: die ›Pridurki‹ – die ›Salvati‹242
IV Das Schreiben der Überlebenden255
17. Das Reale und der Realismus255
18. Unsagbarkeit-Sagbarkeit und das Schweigen262
19. Bezeugen – Erzählen275
20. Authentizitätsgrade? – Alexander Solschenizyn, Lew & Sweta, Ivan ?istjakov (Kurzroman, Korrespondenz, Tagebuch)291
V Zwischen Autobiographie und Autofiktion309
21. Die Fakten sprechen fu?r sich: Karl Steiner (Karlo Štajner)315
22. Die Untersuchung: Alexander Solschenizyn329
23. Die Möglichkeit des Schreibens: Gustaw Herling-Grudzi?ski339
24. Die Vergeblichkeit: Julius Margolin354
25. Der Text als Ereignis: Warlam Schalamow366
26. Weibliches Schreiben? Jewgenia Ginsburg390
27. Die falsche Gattung: Wanda Bronska-Pampuch409
28. Der Zwei-Lager-Text: Margarete Buber-Neumann422
VI Die Texte der Nachgeborenen435
29. Fakt und Fiktion: Karl Steiner und Danilo Kiš435
30. Horror als Allegorie: Vladimir Sorokin448
31. Sprache der Melancholie: Olivier Rolin453
Schlussbemerkungen: Zur Ethik des Schreibens, zur Rolle der Affekte und zum Humanismusproblem471
Dank481
Siglen483
Literatur485
Namenregister499

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