Der demographische Wandel und die damit verbundene Schrumpfung der Zahl von Arbeitskräften werden den deutschen Arbeitsmarkt in den nächsten Dekaden entscheidend formen. Die vorliegende Studie berechnet, dass das Potenzial an Erwerbspersonen aus rein demographischen Gründen, das heißt ohne Berücksichtigung von Zuwanderung und bei unveränderten Erwerbsquoten, zwischen 2014 und 2050 um ca. 15 Millionen Arbeitskräfte, d.h. um ein Drittel, sinken wird. Der Bedarf an Arbeitskräften wird sich demgegenüber kaum verringern. Vor diesem Hintergrund nimmt die Studie zwei Faktoren in den Blick, welche die Schrumpfung des Arbeitskräfteangebots maßgeblich beeinflussen können, die Erwerbsbeteiligung und die Zuwanderung. Es zeigt sich, dass höhere Erwerbsquoten von Frauen und Älteren dem negativen Trend nicht entscheidend entgegenwirken können. Selbst eine extreme Ausreizung von Erwerbspotenzialen ('Rente mit 70') kann den Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials nur zeitweilig aufhalten. Längerfristig setzt sich der demographische Trend durch: Die Bevölkerung im Erwerbsalter sinkt stärker als ihre Erwerbsbeteiligung überhaupt steigen kann. Das gesamte zusätzliche Potenzial, das aus einer extremen Steigerung der Erwerbsquoten resultiert, wird für das Jahr 2035 auf reichlich vier Millionen, für 2050 auf nur noch 3,2 Millionen Personen geschätzt. Hinsichtlich der Zuwanderung zeigt die Studie, dass die gegenwärtig zu verzeichnenden hohen Nettozuzüge aus den (ost- und südosteuropäischen) EU-Staaten sukzessive abnehmen werden. Die demographische Struktur der Hauptherkunftsländer sowie ökonomische Aufholprozesse werden das Niveau der Wanderungsgewinne Deutschlands gegenüber den EU-Staaten mittelfristig erheblich absenken. Im Hinblick auf die Drittstaaten-Zuwanderung sieht die Studie stärkere Potenziale, auch wenn sie die jüngsten asylbedingten Wanderungsgewinne als vorübergehend einschätzt. EU- und Drittstaaten-Migration zusammengenommen wird eine durchschnittliche jährliche Nettozuwanderung bis 2050 in der Spanne von 220.000 bis 290.000 Personen erwartet, mit einem deutlich negativen zeitlichen Trend. Auch eine Zuwanderung dieser Größenordnung kann den Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials in der langen Frist nicht vollständig stoppen. Dennoch wird der Rückgang signifikant gebremst - sowohl in quantitativer als auch in zeitlicher Dimension. Gegenüber dem Jahr 2014 beläuft sich der Rückgang im oberen Szenario im Jahr 2035 auf gerade einmal zwei Prozent, bis 2050 beträgt die Schrumpfung dann sieben Prozent. Damit lässt sich konstatieren, dass das aus heutiger Sicht erwartbare Volumen an Zuwanderung - insbesondere aus Drittstaaten - dem Rückgang des Arbeitskräfteangebots signifikant entgegenwirkt. Für die Migrations- und Integrationspolitik stellt sich allerdings eine besondere Herausforderung: Gegenwärtig ist die Immigration aus Drittstaaten als arbeitsmarktfern einzustufen. Für die Zukunft gilt es zumindest den steuerbaren Teil der Migration in ökonomisch sinnvoller Weise zu regeln. So kann erreicht werden, dass Zuwanderer nicht nur das Arbeitskräfteangebot erhöhen, sondern auch adäquate Beschäftigungschancen haben und nicht in der Erwerbslosigkeit landen. Andernfalls könnte sich die ökonomische Bilanz der Zuwanderung ins Negative verkehren.
Dr. Johann Fuchs hat eine Ausbildung zum Bankkaufmann und studierte Sozialwissenschaften. Das Studium schloss er 1985 als Diplom-Sozialwirt ab. 1989 promovierte er am Lehrstuhl für Statistik I der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zum Dr. rer. pol. Von 1990 bis 1991war er Projektleiter bei der GfK Marktforschung Nürnberg. Seit 1991 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter im IAB und befasst sich dort schwerpunktmäßig mit demographischen Fragen, dem Arbeitskräfteangebot sowie der Stillen Reserve.
Kaufen Sie hier:
Horizontale Tabs
Weitere E-Books zum Thema: Gesellschaft - Männer - Frauen - Adoleszenz
Unsere Angst vor Freiheit, Markt und Eigenverantwortung - Über Gutmenschen und andere Scheinheilige Format: ePUB
Freiheit und Eigenverantwortung statt Ideologie und Bürokratie - Günter Ederer analysiert auf Basis dieser Forderung die existenziellen Probleme unserer Gesellschaft: Bevölkerungsrückgang,…
Unsere Angst vor Freiheit, Markt und Eigenverantwortung - Über Gutmenschen und andere Scheinheilige Format: ePUB
Freiheit und Eigenverantwortung statt Ideologie und Bürokratie - Günter Ederer analysiert auf Basis dieser Forderung die existenziellen Probleme unserer Gesellschaft: Bevölkerungsrückgang,…
Eine Analyse der Entwicklung ausgewählter Ost-Berliner Oppositionsgruppen vor und nach 1989 Format: PDF
Gut 10 Jahre nach der Wende in der DDR ist die Frage, was aus den ehemaligen Oppositionellen aus DDR Zeiten wurde, oft gestellt aber selten umfassend beantwortet worden. Torsten Moritz wendet sich in…
Die Finanzaffäre der CDU hat nicht nur die Partei und die demokratische Kultur der Bundesrepublik in eine ihrer tiefsten Krisen gestürzt, sondern war auch der Auslöser für Wolfgang Schäubles Verzicht…
Die Finanzaffäre der CDU hat nicht nur die Partei und die demokratische Kultur der Bundesrepublik in eine ihrer tiefsten Krisen gestürzt, sondern war auch der Auslöser für Wolfgang Schäubles Verzicht…
Bei hoher Konsonanz der Medien und einer somit mächtigen, durch die Political Correctness zusätzlich moralisierten, öffentlichen Meinung, degeneriert die Demoskopie zum bloßen Medienecho. Der…
Bei hoher Konsonanz der Medien und einer somit mächtigen, durch die Political Correctness zusätzlich moralisierten, öffentlichen Meinung, degeneriert die Demoskopie zum bloßen Medienecho. Der…
Streitbarer Querulant, umstrittener Politiker, Nervensäge, wandelndes Medienereignis - all das und mehr ist Jürgen Möllemann. Nach langem Schweigen redet das Enfant terrible der deutschen Politik zum…
Streitbarer Querulant, umstrittener Politiker, Nervensäge, wandelndes Medienereignis - all das und mehr ist Jürgen Möllemann. Nach langem Schweigen redet das Enfant terrible der deutschen Politik zum…
Streitbarer Querulant, umstrittener Politiker, Nervensäge, wandelndes Medienereignis - all das und mehr ist Jürgen Möllemann. Nach langem Schweigen redet das Enfant terrible der deutschen Politik zum…
"Archiv und Wirtschaft" ist die viermal jährlich erscheinende Verbandszeitschrift der Vereinigung der Wirtschaftsarchivarinnen und Wirtschaftsarchivare e. V. (VdW), in der seit 1967 rund 2.500 ...
Medizin und Gesundheit Aktuell zu Konzepten, Forschung, Therapie, Diagnostik und Klinik
Seit April 1991 erscheint regelmäßig eine monatliche Fachzeitschrift für den jungen niedergelassenen ...
Das artist window stellt Künstler bzw. deren Werke vor und gibt somit einen Einblick in die Ateliers und Werkstätten der Kunstschaffenden. Das besondere am artist window ist, dass die ...
Die Arneimittel Zeitung ist die Zeitung für Entscheider und Mitarbeiter in der Pharmabranche. Sie informiert branchenspezifisch über Gesundheits- und Arzneimittelpolitik, über Unternehmen und ...
Baumarkt enthält eine ausführliche jährliche Konjunkturanalyse des deutschen Baumarktes und stellt die wichtigsten Ergebnisse des abgelaufenen Baujahres in vielen Zahlen und Fakten zusammen. Auf ...
Die führende Zeitschrift für Zahlungsverkehr und Payments – international und branchenübergreifend, erscheint seit 1990 monatlich (viermal als Fachmagazin, achtmal als ...
Prüfungs- und Praxiswissen für Steuerfachangestellte
Mehr Erfolg in der Ausbildung, sicher in alle Prüfungen gehen, im Beruf jeden Tag überzeugen: „Die Steuerfachangestellten“ ist die ...
Der "DSD – Der Sicherheitsdienst" ist das Magazin der Sicherheitswirtschaft. Es erscheint viermal jährlich und mit einer Auflage von 11.000 Exemplaren.
Der DSD informiert über aktuelle Themen ...
VideoMarkt – besser unterhalten. VideoMarkt deckt die gesamte Videobranche ab: Videoverkauf, Videoverleih und digitale Distribution. Das komplette Serviceangebot von VideoMarkt unterstützt die ...
EUPHORION wurde 1894 gegründet und widmet sich als „Zeitschrift für Literaturgeschichte“ dem gesamten Fachgebiet der deutschen Philologie. Mindestens ein Heft pro Jahrgang ist für die ...