Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,0, Universität Leipzig (Germanistik), Veranstaltung: Seminar Grammatikorientierte Analyse der populären Sprachkritik (am Beispiel von Bastian Sicks 'Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod'), Sprache: Deutsch, Abstract: Das Eszett ist ein kleiner Buchstabe, um den ein großer Kampf geführt wird. D.h., eigentlich ist es ja eine Ligatur, darüber konnte gerade noch Einigung erzielt werden. Doch schon an der Frage, welche zwei Buchstaben sich da ursprünglich miteinander verbunden haben, das lange < ? > und das kurze < s > oder das lange < ? > und < ? > mit Unterschlinge scheiden sich die Geister. Wenn es dann auch noch um die geeignete Großschreibweise des umstrittenen kleinen geht, dann herrscht endgültig Kriegsrecht in der Diskussion um die deutsche Schriftsprache. Denn während die einen das ß als legitimen 27. Buchstaben im Alphabet ansehen, dem natürlicherweise auch eine Entsprechung in versaler Auszeichnung zugewiesen werden müsse, sprechen sich andere für die komplette Vernichtung des Ringel-Buchstabens aus. Angesichts des Umfangs der Streitigkeiten wird sich diese Arbeit nur mit einem ausgewählten Beitrag zu dieser Debatte auseinander setzen. Am 21. Juli 2008 erschien bei der Onlineausgabe der deutschen Tageszeitung Die Welt eine neue Ausgabe der Kolumne Wortgefecht. Darin macht sich Sönke KRÜGER, der Textchef der Welt am Sonntag, wie schon dem Titel Warum das 'ß' ein überflüssiger Buchstabe ist zu entnehmen ist, für eine Abschaffung der Glyphe stark. Als Anlass dient ihm die Aufnahme eines versalen Eszetts in die internationale Norm ISO/IEC 10646 auf der 50. Sitzung der zuständigen ISO/IEC-Working-Group am 27. April 2007. Die Festlegung auf die Registrierungsnummer U+1E9E erfolgte am 4. April 2008 mit der Veröffentlichung der Unicode Standard Version 5.1.4 KRÜGER spricht sich vehement gegen diese Normierung aus, hält ein großes Eszett für Unsinn, den keiner brauche. Im ersten Kapitel soll deshalb der Frage nachgegangen werden, ob diese Standardisierung purer Regulierungswut entspringt, oder vielmehr einem Bedürfnis der Sprachgemeinschaft nachkommt (2.1). In diesem Zusammenhang soll auch aufgezeigt werden, welche Probleme sich aus der Abwesenheit eines ? zuvor ergeben haben (2.2). Doch der Textchef, einmal in Fahrt, stellt auch gleich noch das kleine Eszett in Frage. Voller Bewunderung richtet er seinen Blick auf die Eidgenossen, die schon seit über 100 Jahren das Scharfe S abgeschrieben haben. Im folgenden wird im zweiten Teil die Entwicklung in der Schriftsprache der Alpenrepublik nachgezeichnet (3.1), und aufgezeigt, warum sie sich, auf den deutschen Sprachraum bezogen, nur bedingt als Argument gegen ein Eszett einsetzen lässt (3.2). Denn das Ringel-S, und das...
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