Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Sprache: Deutsch, Abstract: Dienstmädchen sind vergewaltigende Männer? Frühreife Gören eigentlich Ringkämpfer? Und dickleibige Bankiers tätschelnde Mütter? Warum solche Bilder in Franz Kafkas Roman 'Der Verschollene' auftauchen und inwiefern diese etwas mit verkehrten Geschlechterrollen zu tun haben, soll in vorliegender Arbeit erörtert werden Mit besonderer Berücksichtigung der Kategorie gender, ebenso anhand literaturwissenschaftlicher Methoden der Men's und Gender Studies, wird sich mit dem Begriff der Krise der Männlichkeit auseinandergesetzt und die Frage gestellt, inwieweit sich eine solche Problematik in Der Verschollene widerspiegelt. Nach Erläuterung der methodischen Vorgehensweise, wird, im Kontext des Konzepts hegemonialer Männlichkeit, nach Robert W. Connell, eine Analyse der im Text vorhandenen 'Männlichkeiten' unternommen. Jedoch werden nicht nur diese, sondern auch die verschiedenen Typen von 'Weiblichkeiten', in ihrer Relation zur Hauptfigur, in den Blick genommen. Den Anstoß für diese Fragestellung der Arbeit gibt die bisher einseitige Behandlung der Thematik. Wie in der breiten Kafka-Rezeption deutlich zu beobachten ist, existiert eine Fülle von Arbeiten über Kafkas Frauenfiguren, Kafkas Konstruktionen des Weiblichen, Kafkas Anordnung von Geschlecht und das Antipatriarchale seines Schreibens. Da es gerade um 1900, zur Zeit der Entstehung des Romans, vielfältige Diskurse über Geschlecht, Männlichkeit und Weiblichkeit, gegeben hat, fiel die Wahl auf die Nutzung gendertheoretischer und von den Men's Studies beeinflusster Konzepte. Sie tragen, mehr denn Konzepte feministischer Literaturtheorie, dazu bei, Geschlecht in seiner relationalen Verfasstheit zu untersuchen. Es wird festzustellen sein, dass Sexualität bei Kafkas unvollendet gebliebenem Amerika-Roman eine bedeutsame Rolle spielt. Zu Verdeutlichen ist das Spannungsfeld sexueller Konnotation, anhand dessen hier Geschlecht inszeniert zu sein scheint. Des Weiteren bleibt zu beantworten, ob Claudia Liebrand recht behält, wenn sie von einer subvertierten Trennlinie spricht, die das Männliche vom Weiblichen unterscheidet.
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