Mittlerweile hat die erste Generation von Studierenden ihr Studium nach der europaweiten Angleichung von Studiengangsstrukturen und Studienabschlüsse, die mit dem Bologna-Prozess angestoßen wurde, abgeschlossen. Sie waren es, die die Hürden und Ungereimtheiten in diesem bildungspolitischen Großexpe- ment aushalten mussten und sie waren es auch, die die Interessen der Studierenden in die Politik trugen. Dass eben diese Betroffenen sich auch in ihrem Studium mit der Frage beschäftigten, welche Akteure eigentlich den Bologna-Prozess gestaltet haben und inwieweit es sich dabei um einen de- kratischen und von allen Beteiligten gleichermaßen getragenen Prozess handelt, verwundert daher nicht. Das dürfte vor allem auch für jene Studierende gelten, die sich im Rahmen ihres Studiums mit Fragen der Bildungspolitik, der Bildungsforschung und hier insbesondere der Hochschulforschung auseinand- setzten und dort ihre Forschungsschwerpunkte gesucht und gefunden haben. Der dabei immer auch ins Visier tretende, kritische Fokus auf die Akteure, die sich bildungspolitisch an solchen Großexperimenten beteiligen, eröffnet dabei auch eine reflexive Perspektive auf jene gesellschaftlichen Steuerungsprozesse, die das eigene Leben - hier vor allem die eigene Hochschulbiografie - maßgeblich mitprägen. Ein solches wissenschaftliches, gleichwohl auch persönliches Engagement liegt der vorliegenden Studie zugrunde und zeichnet sie zugleich aus. In ihr werden dezidierte Analysen des Bologna-Prozesses vorgelegt, die nicht nur profunde Kenntnis der Studienstrukturreform und der sie kennzeichnenden E- scheidungsstrukturen belegen. So besticht die Arbeit nicht nur durch die mul- perspektivische Sicht auf den Prozess selbst, sondern auch durch die sich - zeichnende bildungssoziologische Rahmung der vorgelegten Analysen.
Tobias Brändle ist Mitglied der Graduate School of Sociology am Institut für Soziologie in Münster.
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