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E-Book

Coaching

AutorChristopher Rauen
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2014
ReihePraxis der Personalpsychologie 2
Seitenanzahl135 Seiten
ISBN9783844425918
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis23,99 EUR
Coaching ist als individuelle Dienstleistung für Personen mit Management-Aufgaben zum populären Standardinstrument nahezu aller Personal- und Unternehmensberatungen geworden. Die überarbeitete und erweiterte dritte Auflage dieses Bandes dient als übersichtliches Nachschlagewerk für Personalmanager und anwendungsorientierte Wissenschaftler, die sich mit dem State of the Art dieser Beratungsdisziplin vertraut machen möchten. Ausgehend von einer detaillierten Standortbestimmung und Abgrenzung des Coaching-Begriffes von Nachbardisziplinen werden verschiedene Coaching-Varianten einschließlich ihrer Stärken und Schwächen sowie Grundvoraussetzungen und Rahmenbedingungen eines erfolgreichen Coaching-Prozesses dargestellt. Anschließend werden Methoden und Techniken vorgestellt, die während eines Coaching-Termins verwendet werden können, und die häufigsten Problembereiche und mögliche Lösungen genannt. Fallbeispiele, die eine praktische Ausgestaltung der zuvor dargestellten Vorgaben verdeutlichen, runden den Band ab. Das Werk ermöglicht damit einen fundierten Einstieg in die Praxis des Coachings.

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Leseprobe

[1]1Coaching

1.1Coaching in der Personalentwicklung

Coaching ist definierbar

Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Inhalte und Verfahrensweisen, die in den verschiedenen Varianten des Coachings zum Einsatz kommen, sind keine außergewöhnlichen „Wundermethoden“. Coaching ist auch keine für jedes Anliegen geeignete Maßnahme. Die Wirksamkeit eines fundiert durchgeführten Coachings beruht auf der Kombination bewährter Vorgehensweisen, die nur unter bestimmten Rahmenbedingungen Wirkung entfalten können. Diese Methodenkombination und das Berücksichtigen und aktive Gestalten der Rahmenbedingungen erfordern Erfahrung und handwerkliches Können. Im Gegensatz zu vielen Behauptungen kann Coaching daher sehr wohl klar definiert, das Vorgehen erklärt und die Praxis fassbar gemacht werden. Genau dazu soll der hier vorliegende Band in übersichtlicher Form beitragen.

Isolationsgefühle von Führungskräften

Coaching ist etabliert

Coaching ist ein Personalentwicklungsinstrument, das im deutschsprachigen Raum seit ca. 1985 als Beratung für Top-Manager eingesetzt wurde und eine lebhafte Diskussion entfacht hat. Seinerzeit war Coaching die Reaktion weniger Beratungsspezialisten auf sehr spezifische Probleme einer elitären Klientel: Wer umgeben ist von Leistung erwartenden Vorgesetzen, konkurrierenden Kollegen und fordernden und sich profilieren wollenden Mitarbeitern, hat oftmals ein Problem: Er oder sie kann kaum noch eine unparteiische Rückmeldung zum eigenen Verhalten erwarten. Dieser Mangel an echtem Feedback über die Wirkung des eigenen Handelns hat schwerwiegende Folgen: Selbstüberschätzung, Machtfantasien, Isolationsgefühle und Einsamkeit, Leistungsverlust, Wahrnehmungsverzerrungen, Beurteilungstendenzen („Betriebsblindheit“), Verhaltenseinschränkungen, Motivationsprobleme – um nur einige zu nennen. Obwohl den betroffenen Personen häufig durchaus bewusst ist, dass sie Probleme haben, sind sie dennoch nicht in der Lage, Ursachen zu erkennen und Auswege zu finden. Genau für diese Problemkonstellation war Coaching damals die mit großer Publicity propagierte Lösung (Looss, 1986; Geissler & Günther, 1986). Allein der Hinweis auf die gemeinsame Beratungsarbeit mit den mächtigen Entscheidern in Wirtschaft und Politik sorgte für höchste Aufmerksamkeit in der Beratungsbranche. Fortan wurde aus einer Spezialberatung für Top-Manager eine Massenbewegung in der gesamten Beratungsbranche. Mittlerweile werden nahezu alle Formen von klassischer Beratung, Trainings, Schulungen, Gesprächen und Seminaren von Anbietern jeglicher Art fälschlicherweise als „Coaching“ bezeichnet – von Esoterik-Angeboten ganz zu schweigen. Trotz dieser Entwicklung mit unerfreulichen Nebenwirkungen (Werle, 2007) ist das Coaching nicht – wie oftmals prophezeit – wieder vom Markt verschwunden, ganz im Gegenteil: Es hat sich mittlerweile erfolgreich[2] etabliert und ist de facto zum festen Bestandteil jeder auch nur geringen Ansprüchen genügenden Personalentwicklung geworden. Und das Beratungskonzept „Coaching“ lässt sich auch hinreichend klar erklären und definieren, wie dies im Folgenden nun geschehen soll.

1.2Definitionen

Intensive Beratungsbeziehung

Coaching ist eine absichtsvoll herbeigeführte Arbeitsbeziehung, deren Qualität durch Freiwilligkeit, gegenseitige Akzeptanz, Vertrauen und Diskretion zwischen den beteiligten Personen bestimmt wird. Diese tragfähige Beziehung ermöglicht es, Anliegen zu klären, die ansonsten unausgesprochen bleiben. Oftmals handelt es sich hierbei um die „wunden Punkte“, deren Bearbeitung einem „Gesichtsverlust“ gleichkäme. Genau dies wird in einem guten Coaching verhindert. Daher kann an Themen gearbeitet werden, die oft jahrelang oder generell vernachlässigt oder beiseite gedrängt wurden und großes Optimierungspotenzial enthalten.

Prozessberatung

Inhaltlich ist Coaching eine Kombination aus individueller Hilfe zur Bewältigung verschiedener Anliegen und persönlicher Begleitung auf der Prozessebene. In einer solchen Prozessberatung (Schein, 2010) macht der Coach keine direkten Lösungsvorschläge, sondern der Klient1 wird unterstützt, eigene Lösungen zu entwickeln. Als Prozessberater forciert der Coach2 das Erkennen von Ursachen, Coaching dient daher nicht nur der Bearbeitung von Symptomen, sondern zur Identifikation und Lösung der dahinter liegenden Prozesse. Der Klient lernt so im Idealfall, seine Anliegen selbst zu lösen, klare Ziele zu setzen und wieder eigenständig effektive Ergebnisse zu produzieren („Hilfe zur Selbsthilfe“).

Erweiterung der Möglichkeiten

Generell ist es das Ziel des Coachs, den Klienten so zu unterstützen, dass er neue Möglichkeiten erkennt und zu nutzen lernt. Es gilt, Wahrnehmung, Erleben und Verhalten des Klienten zu verbessern bzw. zu erweitern3.

Charakteristika

Der Begriff „Coaching“ kann anhand der folgenden Eigenschaften definiert werden (vgl. DBVC, 2012):

Begleitungsprozess

–    Coaching ist ein interaktiver und personenzentrierter Begleitungsprozess, der berufliche und private Inhalte umfassen kann. Im Vordergrund steht die berufliche Rolle bzw. damit zusammenhängende Anliegen des Klienten.

[3]„Interaktiv“ bedeutet, dass im Coaching keine Dienstleistung am Klienten vollzogen wird, sondern Coach und Klient gleichermaßen gefordert sind und auf gleicher „Augenhöhe“ zusammenarbeiten. Ein Beziehungsgefälle ist unerwünscht. Dem Klienten wird keine Verantwortung abgenommen.

Prozessberatung

–    Coaching ist individuelle Unterstützung auf der Prozessebene, d. h. der Coach liefert keine direkten Lösungsvorschläge, sondern begleitet den Klienten und regt dabei an, Ziele zu hinterfragen bzw. zu setzen und eigene Lösungswege zu entwickeln.

Coaching ist kein Prozess „von der Stange“, sondern richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen des Klienten. Als Prozessbegleiter ist der Coach kein Besserwisser, sondern hilft dem Klienten, eigene Lösungen zu finden.

Lösungsorientiert und zielfokussiert

–    Coaching ist lösungsorientiert und zielfokussiert und auf eine bewusste Selbstentwicklung ausgerichtet.

Auch wenn im Coaching (Problem-)Analysen wichtig sind, liegt der Schwerpunkt in einer ressourcenvollen Lösungsorientierung. Das Coaching dient dem Erreichen von selbstgewollten, realistischen Zielen, die für die Entwicklung des Klienten relevant sind.

Beziehung

–    Coaching findet auf der Basis einer tragfähigen und durch gegenseitige Akzeptanz und Vertrauen gekennzeichneten, freiwillig gewünschten Beziehung statt, d. h. der Klient geht das Coaching freiwillig ein und der Coach sichert ihm Diskretion zu.

Ein Coaching ist nur möglich, wenn ein Klient es auch in Anspruch nehmen möchte. Coaching basiert auf der Beziehung zwischen Coach und Klient. Nur wenn diese Beziehung tragfähig ist, kann das Coaching Ergebnisse bringen.

Hilfe zur Selbsthilfe

–    Coaching zielt immer auf eine (auch präventive) Förderung von Selbstreflexion und -wahrnehmung, Bewusstsein und Verantwortung, um so Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.

Die Selbstwahrnehmung des Klienten soll gefördert werden, d. h. blinde Flecken und Betriebsblindheit werden abgebaut, neue Gesichtspunkte werden erkannt und in der Folge ergeben sich neue Handlungsmöglichkeiten.

Transparente Interventionen

–    Coaching arbeitet mit transparenten Interventionen und erlaubt keine manipulativen Methoden, da ein derartiges Vorgehen der Förderung von Bewusstsein prinzipiell entgegenstehen würde.

[4]Bewusstsein kann nicht gefördert werden, wenn der Klient manipuliert würde. Daher arbeiten seriöse Coaches nicht mit manipulativen Methoden und Techniken.

Coaching-Konzept

–    Coaching setzt ein ausgearbeitetes Coaching-Konzept voraus, welches das Vorgehen des Coachs erklärt und den Rahmen dafür festlegt, welche Methoden, Techniken und Interventionen der Coach verwendet, wie angestrebte Prozesse ablaufen können und welche Wirkzusammenhänge zu berücksichtigen sind. Zudem sollte das Konzept so transparent sein, dass Manipulationen ausgeschlossen werden können.

Das Arbeitskonzept des Coachs ist sein Handwerkszeug. Der Klient muss über dieses Konzept aufgeklärt werden. Sonst kann er nicht verstehen, wie das Coaching funktioniert, was wiederum keine Förderung des Klienten darstellen würde.

Mehrere Sitzungen

–    Coaching findet in mehreren Sitzungen statt und ist zeitlich begrenzt.

Coaching kann durchaus über einen längeren Zeitraum stattfinden. Da es aber immer das Ziel eines Coachs ist, sich überflüssig zu machen, muss ein Coaching logischerweise auch zeitlich begrenzt sein.

Zielgruppen

–    Coaching richtet sich an eine bestimmte Person (Gruppen-Coaching: für eine genau definierte Gruppe von Personen) mit Führungsverantwortung und/oder Management-Aufgaben.

Coaching ist kein Konzept für beliebige Zielgruppen, sondern richtet...

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