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E-Book

Das Karma, meine Familie und ich

Yoga-Philosophie für einen entspannteren Alltag

AutorStephanie Schönberger
VerlagBeltz
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl269 Seiten
ISBN9783407864550
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Kinder, Chaos und Karriere: Wie viele Menschen suchte Stephanie Schönberger ihren Ausgleich beim Yoga. Doch bald wurde ihr klar: Sich nur auf den Kopf zu stellen reicht nicht aus, um Ruhe in die Gedanken zu bringen. Erst als sie die faszinierende Welt des uralten Yoga-Wissens Indiens für sich entdeckte, veränderten sich ihr Blick auf die Welt und ihr Verhalten nachhaltig. Nachdenklich-ermutigend und gespickt mit einer Portion Selbstironie nimmt sie ihre Leser mit auf den Weg zu einem gelassenen, liebevollen Umgang mit sich selbst und der ganzen Familie.

Stephanie Schönberger ist Yogalehrerin und schreibt regelmäßig für die Yoga Aktuell und YogaMeHome. Mit Christina Loy-Birzer veröffentlichte sie 2014 »Die sanfte Kraft des Yoga. Heilsames für Körper, Geist und Seele«. Mit ihren zwei Kindern und ihrem Mann lebt sie in der Nähe von München.

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Leseprobe

Karma. Was wir tun, hat eine Wirkung


Was wir tun, hat eine Wirkung. Mit dem Tag der Geburt meiner Tochter wurde in meinem Leben alles anders – nur nicht so rosarot wie allseits vorgegaukelt. Und die Gelassenheit, die ich zumindest in Anflügen gelegentlich leise verspürt hatte, war mit dem ersten Schrei des Babys spurlos verschwunden. Im Gegensatz zum buddhaähnlichen Bauch, der sich hartnäckig hielt. Ich hätte mir vermutlich einigen Ärger, frühzeitige Falten und graue Haare erspart, hätte ich mich schon zeitgleich zum aufkeimenden Kinderwunsch mit dieser Idee der Yoga-Philosophie auseinandergesetzt. Vielleicht hätte ich weniger gebrüllt, seltener geweint und sicher mehr geschlafen. Hätte keine finanziellen Sorgen gehabt und keine Paartherapie gebraucht. Hätte vielleicht keine Kinder bekommen, die Wände wären frei von gelbem Filzstiftgekritzel geblieben, und die Lieblingspapierlampe wäre nicht zersägt worden. Wäre ich ohne Kinder gelassener gewesen? Vermutlich nicht. Ich war es ja, im Nachhinein betrachtet, vorher auch schon nicht. Aber sollte ich noch einmal auf die Welt kommen, dann möchte ich gerne wieder die Mutter meiner zwei Kinder und Teil dieser Familie, die ich habe, sein.

* * *

Was wir tun, hat eine Wirkung. Das Sanskrit-Wort dafür ist das berühmt-berüchtigte Karma. Karma wird oft mit Schicksal gleichgesetzt. Wenn einem Menschen etwas Schlimmes widerfährt, spricht man gerne von schlechtem Karma. Allerdings trifft dies die Bedeutung von Karma nicht ganz. Karma ist keine Strafe und auch keine Belohnung, die von außen, von oben, aus der Hölle oder von einem Weltenrichter über einen kommt. Karma ist nicht der Blitzschlag, der einen trifft, weil man das liebe Kind einmal zu oft angebrüllt, den Lebenspartner mental verwünscht und mit Dritten herzhaft über die Lehrerin oder den Fußballtrainer des begabten Nachwuchses gelästert hat. Karma ist Handlung und gleichzeitig das Ergebnis der Handlung. Es ist die Ursache und seine Wirkung. Es ist das Warten im Stau, in den man hineingerauscht ist, weil man sich wie all die anderen Autoreisenden gleich am ersten Ferientag Richtung Urlaubsort auf den Weg gemacht hat. Es ist das gute Gefühl, das man verspürt, wenn man ausreichend geschlafen, Körper, Geist und Seele gut genährt und versorgt, sich in der Natur aufgehalten und mit Menschen, die man als Bereicherung empfindet, umgeben hat. Es ist das Leben, das entsteht, wenn Frau und Mann in fruchtbaren Zeiten ungeschützt miteinander verkehren. Jedes Kind, jeder Mensch ist personifiziertes Karma und häuft gleichzeitig sein Leben lang Karma an. Mit jedem Gedanken, jedem Wort, jeder körperlich ausgeführten Handlung.

Lebt man dazu noch in Beziehungen mit Kindern, einem Partner oder anderen Lebewesen, kollidiert deren Karma unweigerlich mit dem eigenen, was zu nervlichen Ausnahmezuständen und innerfamiliären Krisensituationen führen sowie den Alltag und das ganze Leben nachhaltig prägen kann. Im Guten wie im Unguten.

* * *

Meine wunderbare Tochter beispielsweise war morgens nicht die Schnellste. Mir ungeduldiger Erwachsenen brauchte sie meist viel zu lange, bis sie es aus ihrem Bett an den Frühstückstisch schaffte und anschließend ihr Müsli gegessen hatte. Auf dem Weg vom Müsli ins Bad konnte sie sich meiner Meinung nach (ihrer natürlich nicht) in einem Tempo bewegen, das eine Schnecke zum Formel-1-Boliden macht. Bevor die Zahnbürste endlich in ihrem Mund gelandet war, hatte sie mit dem Zeigefinger Locken in ihre Haare gedreht und Löcher in die Luft gestarrt. Dass der Bus in zehn Minuten abfuhr, sie noch einen fünfminütigen Fußmarsch zur Haltestelle hatte, aber immer noch ihren Schlafanzug trug, störte sie nicht. Mich dagegen sehr. Denn wenn sie den Bus verpasste, musste ich sie in die Schule fahren, und das konnte unter Umständen meinen Zeitplan durcheinanderbringen. »Wie weit bist du?«, rief ich. Sie antwortete nicht. »Beeil dich, du bist spät.« »Jaha.« Nichts passiert. »Mach schon!« Meine Stimme hatte inzwischen fünf Ausrufezeichen. Sie kroch die Treppe herunter. Ungekämmt. »Du hast die Haare nicht gekämmt.« Feststellung und Befehl. Draußen warteten schon die anderen Kinder auf sie. Sie wollte die Treppen wieder nach oben steigen. »Dazu hast du jetzt keine Zeit mehr.« Ich war geladen. Sie den Tränen nahe. Drehte um, zog ihre Schuhe und ihre Jacke an. Ich gab ihr den Schulranzen, schob sie aus der Tür. »Los jetzt.« Sie schlich geknickt davon. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Kein schöner Start in den Tag. Weder für sie noch für mich. Auf meinem Karma-Konto machte sich das sicher nicht gut.

Mein Sohn findet den Tag morgens oft zum Weinen. Ganz besonders, wenn nichts so läuft, wie er sich das vorstellt. Wenn der Joghurt nicht von der gewünschten Marke, die Haferflocke zu groß und die Marmelade zu gelb ist. Wenn kein Wasser auf dem Tisch steht, die Sonne ihn blendet oder seine Schwester gegangen ist, ohne sich von ihm verabschiedet zu haben. Wenn ich gut geschlafen und viel Zeit habe, also entspannt bin, stört mich das nicht. Dann nehme ich ihn auf den Schoß, er kuschelt sich an mich, und wir singen gemeinsam Lieder, die er liebt. Das beruhigt ihn und er lacht wieder. Für unser beider Karma-Konto ist das sicher gut. Doch wenn ich wenig geschlafen habe und noch vom schlechten Gewissen hinsichtlich meiner Tochter geplagt bin, reizen mich sein Weinen und Quengeln. »Ach bitte, hör doch auf damit«, sage ich dann, hörbar genervt. »Du sollst mich nicht immer so schimpfen«, antwortet er. »Und du nicht immer so weinen.« Die Stimme ist jetzt schon lauter. Innerlich verdrehe ich die Augen – über meine eigenen Worte, meine Pädagogik, mein Handeln. Das Kind weint noch mehr, ich möchte fliehen. Der Tag ist ruiniert, noch bevor er begonnen hat. Und mein Karma-Konto deutlich in den Miesen.

* * *

Wenn wir nicht in der berühmten Höhle leben, in der wir auf uns gestellt sind und als Gesellschaft nur ein paar Insekten, die Zeit und die eigene Persönlichkeit haben, dann hat unser Handeln zwangsläufig auch eine Auswirkung auf das Leben anderer. Mal wird man dadurch Handelnder, mal Behandelter, mal ist man Opfer, mal auch Täter. Im schlimmsten Fall kann eine Handlung Traumata, Krieg, Flucht und verletzte Seelen zur Folge haben. Im besten Fall eine friedvolle, heile Welt. Und immer, sagt mein Lehrer, hinterlässt sie einen Abdruck auf unserer Psyche.

Manch eine Handlung hat eine unmittelbare Wirkung oder unmittelbare Folgen, andere Handlungen machen sich erst Jahre später bemerkbar. Wenn mein Sohn Hunger und die Wahl zwischen Schokolade oder einem Apfel hätte, um seinen Hunger zu stillen, würde er immer die Schokolade wählen. Als unmittelbare Wirkung würde er sich zunächst satt fühlen. Mittelfristig könnte er Bauchschmerzen bekommen. Längerfristig Übergewicht, schlechte Zähne und vielleicht auch Diabetes oder andere Krankheiten, die auf einen zu großen Zuckerkonsum zurückzuführen sind.

Die meisten Wiedergeburtsanhänger glauben, dass das Karma aus einem früheren Leben in das jetzige und aus dem jetzigen in ein künftiges Leben hineinwirkt. Mit diesem Wirken von Karma werden Schicksalsschläge oder schwere Krankheiten bei »guten« Menschen erklärt, genauso wie Gesundheit, Glück und Erfolg bei Menschen, deren ethisch-moralische Integrität als eher fragwürdig empfunden wird. Das Ziel ist darum, weder sogenanntes schlechtes noch gutes Karma anzuhäufen, weil alles Karma abgebaut sein muss, um aus dem Kreislauf der Wiedergeburten, Samsara genannt, aussteigen zu können.

Solange man aber nicht an dem Punkt ist, kinder- und beziehungslos als Eremit in einer Höhle oder auf einem Baum zu sitzen, gestaltet sich der Ausstieg aus dem Ursache-Wirkung-Wiedergeburtskreislauf eher schwierig. Dann sollten wir im Hinblick auf unseren inneren Frieden lieber danach trachten, gutes Karma zu entwickeln, also auf eine Weise zu denken, zu sprechen, zu handeln und zu leben, die uns (und idealerweise auch andere) zufrieden, friedlich und gelassen macht.

Und wer, so wie ich es lange Zeit getan habe, sein Leben so vollgepackt hat, dass man fast keine Luft mehr zum Atmen hat, der muss sich nicht wundern, wenn ihm dann eines Tages wirklich die Luft aus- und unter Umständen auch die Familie verloren geht.

Nicht immer gefällt uns das Ergebnis unseres Handelns, und nicht immer entspricht es unseren Erwartungen. Selbst wenn wir es gut meinen mit unseren Kindern und auch mit unserem Lebenspartner, heißt das noch lange nicht, dass unser Handeln auch Gutes im Leben unseres Gegenübers bewirkt. Die Tochter einer ehemaligen Journalistenkollegin war knapp durchs Abitur gefallen. Die Mutter machte an der Schule einen Riesenaufstand, der Vater drohte mit dem Anwalt, unschöne...

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