Sie sind hier
E-Book

Das Rechnungslegungsänderungsgesetz 2014. Wird das nationale durch internationales Recht sukzessive verdrängt?

AutorKevin Nitsch
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl172 Seiten
ISBN9783668261266
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich BWL - Rechnungswesen, Bilanzierung, Steuern, Note: 1, Fachhochschule Wien (Financial Management & Controlling), Sprache: Deutsch, Abstract: Klein- und Mittelunternehmen stellen, mit einem Anteil von ca. 99%, sowohl die größte Gruppe der Unternehmungen in Österreich als auch in der Europäischen Union dar (vgl. Statistik Austria 2012, o.S.). Diese Unternehmen unterliegen teilweise der Rechnungslegungspflicht. In Österreich findet bei Kapitalgesellschaften kraft Rechtsform und bei Einzelunternehmungen aufgrund von vordefinierten Schwellen eine Verpflichtung zur doppelten Buchführung statt. Das dritte Buch des Unternehmensgesetzbuchs, welches die Rechnungslegungsvorschriften enthält, kommt hier zur Anwendung. In den letzten Jahren kam es aufgrund von Rechnungslegungsänderungen zu vielen Anpassungen bei der Bilanzierung. Das jüngst erschienene Rechnungslegungsänderungsgesetz 2014, welches aufgrund der EU-Bilanzrichtlinie notwendig war, trägt seinen Anteil dazu bei. Besonders auffällig ist, dass das nationale Unternehmensgesetzbuch immer mehr an die International Financial Reporting Standards angepasst wird. So spielt das Vorsichtsprinzip im Unternehmensgesetzbuch eine immer kleiner werdende Rolle. Wenn von internationaler Rechnungslegung gesprochen wird, so sind die IFRS gemeint. Auf die Regelungen des US-GAAP wird in dieser Arbeit nicht eingegangen. Weiters werden in dieser Arbeit grundsätzlich nur ergebniswirksame Auswirkungen behandelt und daher Anhangspflichtangaben vernachlässigt. Die verpflichtende Aufwertung im Anlagevermögen trägt dazu bei, dass stille Reserven aufgedeckt werden müssen. Im weiteren Vorgang kommt es hierdurch zu einer früheren Besteuerung und zum Wegfall des Steuerstundungseffekts. Durch die verpflichtende Auflösung von stillen Reserven könnten Klein- und Mittelbetriebe in Krisenzeiten in finanzielle Bedrängnis kommen, und der Fortbestand des Unternehmens könnte gefährdet sein. Anton Egger (2013) hatte in der Festschrift von Romuald Bertl bereits auf die Wahlmöglichkeiten der Zuschreibung nach Wegfall der Gründe einer außerplanmäßigen Abschreibung hingewiesen, welches durch das Rechnungslegungsänderungsgesetz zur Verpflichtung wurde. Gleiches gilt für das Wahlrecht beim Herstellungskostenansatz, welches nun dem steuerlichen Mindestwertansatz folgt. Gleichzeitig wurde durch die neuen Bestimmungen ein weiterer Schritt in Richtung Einheitsbilanz vollzogen, der die Unterschiede zwischen Steuerbilanz und unternehmensrechtlicher Bilanz verkleinert. Dies führt zu teilweisen Vereinfachungen, soll aber kein wesentlicher Teil dieser Masterarbeit sein.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

3. Empirische Untersuchung


 

3.1. Zielsetzung der Untersuchung


 

Um besonders den praktischen Ansatz in diese Arbeit einfließen lassen zu können, spielt die folgende empirische Untersuchung eine wichtige Rolle. Mittels Experteninterviews soll erörtert werden, wie die Änderungen der österreichischen Rechnungslegung durch das RÄG 2014 bewertet werden. Dabei soll hinterfragt werden, wie die nationale Rechnungslegung der Zukunft aussehen könnte. Ein Szenario könnte das Festhalten am UGB durch den nationalen Gesetzgeber sein. Eine weitere Möglichkeit könnte aber auch die laufende Anpassung des UGBs an die IFRS sein. Drittes Szenario und wahrscheinlich die am stärksten einschneidende Form könnte die Ablöse des UGBs durch die IFRS sein. Hierbei soll erörtert werden, welche Vor- und Nachteile die drei Szenarios bergen und welches aus Sicht der Interviewten wahrscheinlicher ist. Weiters soll hinterfragt werden, ob sich Nachteile für KMU in Krisenzeiten ergeben, wenn stille Reserven vor der Veräußerung, z.B. von Grundstücken, aufgedeckt werden. In den Interviews sollen die Expertise, Erfahrungswerte und Meinungen der Befragten erörtert werden.

 

Es soll in der Befragung nicht auf jede gesetzliche Änderung eingegangen oder einzelne Paragraphen herausgepickt und diskutiert werden. Vielmehr soll das RÄG 2014 in ihrer gesamten Komplexität betrachtet werden und Rückschlüsse auf die Auswirkungen auf die Unternehmen in der Zukunft, im besonderen Klein- und Mittelunternehmen, durch die Interviewpartner/in getroffen werden (vgl. Mayring 2010, S. 19). Es wurden vier Interviewpartner und eine Interviewpartnerin für die Befragungen ausgewählt und im Durchschnitt 30 bis 45 Minuten zum RÄG 2014 befragt.

 

Obwohl die Anzahl der Interviewpartner/in klein erscheint, wurden die Befragten sorgfältig ausgewählt, um trotzdem repräsentative Ergebnisse und generelle Meinungen von Experten unterschiedlicher Spezialisierungen wiederspiegeln zu können (vgl. Mayring 2010, S. 20). Da die Interviewpartner/in verschiedene Spezialisierungen aufweisen und in unterschiedlichen Bereichen arbeiten, kann mittels kleiner Grundgesamtheit eine größere Streuung und damit Validität der Ergebnisse erreicht werden (vgl. Hienerth/Huber/Süssenbacher 2009, S. 125).

Die qualitative Analyse wurde deshalb gewählt, um die Forschungsfragen aufgrund des großen Umfangs des Masterarbeitsthemas bestmöglich beantworten zu können (vgl. Mayring 2010, S. 22). Außerdem können Aussagen und Meinungen mit einem größeren Detaillierungsgrad aufgenommen werden, wodurch mögliche Theorien und Entwicklungen für die Zukunft gebildet werden können. (vgl. Hienerth/Huber/Süssenbacher 2009, S. 124) Weiters bestehen keine vergleichbaren Forschungsergebnisse aufgrund der Aktualität und der erst kürzlichen Einführung des RÄGs 2014.

 

Es besteht daher speziell bei der qualitativen Forschung mittels Experteninterviews die Möglichkeit, die Sicht des Befragten besser in den Fokus zu stellen, als dies der Fall bei der quantitativen Forschung ist (vgl. Hienerth/Huber/Süssenbacher 2009, S. 116).

 

Bei der Befragung im Zuge eines Interviews kann unterschieden werden zwischen fokussiertem, narrativem und problemzentriertem Interview. Es wurden problemzentrierte Interviews geführt, um das Gespräch interaktiv zu gestalten und den/die Interviewpartner/in durch den Interviewleitfaden aktiv zu begleiten. (vgl. Hienerth/Huber/Süssenbacher 2009, S. 117)

 

3.2. Auswahl der Interviewpartner/in


 

Bei der Auswahl der Interviewpartner/in wurde besonderes Augenmerk auf die unterschiedlichen Spezialisierungen, in denen diese Partner tätig sind, gelegt. So kann das RÄG 2014 und dessen Auswirkungen auf Klein- und Mittelunternehmen aus unterschiedlichen Gesichtspunkten beleuchtet und unter Umständen verschiedene Meinungen und Deutungen dargestellt werden (vgl. Mayring 2010, S. 33).

 

Um möglichst viele Meinungen vertreten zu haben, wurden ganz allgemein Experten aus dem unternehmens- und steuerrechtlichen Bereich ausgewählt. Voraussetzung war, dass die Befragten umfassendes Wissen in Bezug auf das RÄG 2014 haben und dieses entweder an Hochschulen lehren bzw. damit im täglichen Berufsleben konfrontiert sind.

 

3.3. Fragebogen und Ablauf der Experteninterviews


 

Vor der Durchführung der Experteninterviews wurde ein Fragebogen erstellt, an welchem sich der Interviewer orientieren musste. Dadurch konnten die Forschungsfragen systematisch und vollständig erörtert werden.

 

Folgende Fragen wurden in den Interviews an alle Befragten gestellt:

 

 Das RÄG 2014, unter der Umsetzung der neuen Bilanzrichtlinie, verfolgt das Ziel, die österreichische Rechnungslegung zu modernisieren, die Vergleichbarkeit zwischen europäischen Unternehmen zu verbessern sowie eine Annäherung an die Einheitsbilanz zu erreichen. Wie beurteilen Sie die Neuerungen?

 

 Mit dem RÄG 2014 wurden einige Bestimmungen (Zuschreibungspflicht, neuer Mindestansatz bei den Herstellungskosten) umgesetzt, die eine Annäherung an internationale Rechnungslegungsvorschriften darstellen. Wird es zu weiteren Anpassungen kommen und wenn ja, wie könnten diese aussehen? Sind diese Änderungen förderlich für die wirtschaftliche Entwicklung der KMU in Österreich?

 

 Bringen die Anpassungen an das Steuerrecht Vereinfachungen mit sich und wird sich Ihrer Meinung nach in Zukunft die Einheitsbilanz durchsetzen?

 

 Wie wirkt sich Ihrer Ansicht nach die Anwendung der IFRS in Krisenzeiten (Dotcom-Krise, Finanzkrise) auf Schwankungen und eventuelle Verzerrungen der realistischen Wertansätze aus?

 

 Wo sehen Sie Vor- bzw. Nachteile in Zusammenhang mit der verpflichtenden Zuschreibung, und wie wird sich das auf die Klein- und Mittelunternehmen auswirken in Bezug auf Krisenzeiten unter dem Gesichtspunkt stille Reserven als Sicherheitspolster auflösen zu können?

 

 Wird durch die Abzinsung langfristiger Rückstellungen auf den Barwert das Vorsichtsprinzip geringfügig zurückgedrängt?

 

 In der EU werden seit 2005 die Full IFRS angewendet, die IFRS for SMEs sind hingegen bis heute im Gemeinschaftsgebiet nicht zugelassen. Was ist der Grund dafür?

 

 Wenn die IFRS for SMEs auch in der EU umgesetzt werden, glauben Sie, dass diese eine entscheidende Rolle für KMU spielen? Wie könnte sich dieser Standard auf die KMU und deren internationale Geschäfte auswirken? Glauben Sie, dass die IFRS for SMEs in den nächsten Jahren in der EU zugelassen werden?

 

 Ist es denkbar, das UGB wegfallen zu lassen und stattdessen die IFRS for SMEs für KMU anzuwenden? Wenn ja, in welchem realistischen Zeitraum wäre das möglich?

 

 Das DRSC (Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee) hat eine Befragung über die Eignung der IFRS for SMEs bei deutschen nicht börsennotierten Unternehmen durchgeführt. Zwei Drittel der Unternehmen sind der Meinung, dass es keinen bis einen kleinen Bedarf für die Anwendung der IFRS for SMEs gebe. 12% der Befragten erkennen einen hohen oder sehr hohen Bedarf diesen Standard anzuwenden. Wie sehen Sie die Lage in Österreich?

 

 Im Zuge der Recherche sind drei mögliche Zukunftsszenarien der österreichischen Rechnungslegung aufgetreten. Ein Szenario könnte das Festhalten am UGB durch den nationalen Gesetzgeber sein. Eine weitere Möglichkeit könnte aber auch die laufende Anpassung des UGBs an die IFRS sein. Das dritte Szenario und die wahrscheinlich am stärksten einschneidende Form könnte die Ablöse des UGBs durch die IFRS sein. Welches Szenario ist aus Ihrer Sicht am wahrscheinlichsten und warum? Welche Vor- und Nachteile bergen diese drei Szenarios? Gibt es noch weitere Szenarios?

 

Zu Beginn des Interviews wurde/n die Interviewpartner/in begrüßt. Es erfolgte eine kurze persönliche Vorstellung des Interviewers sowie eine Erläuterung über die Idee und Durchführung des Masterarbeitsthemas. Die Interviewpartner/in wurde/n darauf hingewiesen, dass das Interview ca. 30 bis 45 Minuten dauern werde und es erfolgte die Einholung der Zustimmung zur digitalen Aufzeichnung des Gesprochenen zur weiteren Verarbeitung im Zuge des Transkriptionsprozesses.

Die Abfrage der einzelnen Punkte wurde an das Gespräch, die Situation und an die aktuelle Thematik angepasst. Die Befragten wurden im Vorhinein über den Fragenkatalog informiert, um die Möglichkeit zu haben, sich Gedanken zu den Fragen zu überlegen. Aufgrund dessen, dass der Fragenkatalog relativ umfangreich ist, erleichterte das auch die Aufnahme und Verständlichkeit der Frage im Zuge des Interviews. Dies ermöglichte zusätzlich eine effizientere und straffere Abarbeitung des Interviewleitfadens beim Gespräch.

 

3.4. Qualitative Inhaltsanalyse der Experteninterviews


 

3.4.1. Auswertung der Interviewinhalte


 

Die Verarbeitung der Interviews erfolgte nach den Erkenntnissen und Vorgaben...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Rechnungswesen - Controlling - Finanzwesen

Target Costing

E-Book Target Costing
Format: PDF

Target Costing ist eine ausgezeichnete Methode, um Preise, Margen, Kundenbedürfnisse und Kosten systematisch und zielgerichtet in Einklang zu bringen. Erfahren Sie mehr über die Grundlagen von Target…

Target Costing

E-Book Target Costing
Format: PDF

Target Costing ist eine ausgezeichnete Methode, um Preise, Margen, Kundenbedürfnisse und Kosten systematisch und zielgerichtet in Einklang zu bringen. Erfahren Sie mehr über die Grundlagen von Target…

Weitere Zeitschriften

Menschen. Inklusiv leben

Menschen. Inklusiv leben

MENSCHEN. das magazin informiert über Themen, die das Zusammenleben von Menschen in der Gesellschaft bestimmen -und dies konsequent aus Perspektive der Betroffenen. Die Menschen, um die es geht, ...

Atalanta

Atalanta

Atalanta ist die Zeitschrift der Deutschen Forschungszentrale für Schmetterlingswanderung. Im Atalanta-Magazin werden Themen behandelt wie Wanderfalterforschung, Systematik, Taxonomie und Ökologie. ...

FREIE WERKSTATT

FREIE WERKSTATT

Die Fachzeitschrift FREIE WERKSTATT berichtet seit der ersten Ausgaben 1994 über die Entwicklungen des Independent Aftermarkets (IAM). Hauptzielgruppe sind Inhaberinnen und Inhaber, Kfz-Meisterinnen ...

cards Karten cartes

cards Karten cartes

Die führende Zeitschrift für Zahlungsverkehr und Payments – international und branchenübergreifend, erscheint seit 1990 monatlich (viermal als Fachmagazin, achtmal als ...

care konkret

care konkret

care konkret ist die Wochenzeitung für Entscheider in der Pflege. Ambulant wie stationär. Sie fasst topaktuelle Informationen und Hintergründe aus der Pflegebranche kompakt und kompetent für Sie ...

crescendo

crescendo

Die Zeitschrift für Blas- und Spielleutemusik in NRW - Informationen aus dem Volksmusikerbund NRW - Berichte aus 23 Kreisverbänden mit über 1000 Blasorchestern, Spielmanns- und Fanfarenzügen - ...

Gastronomie Report

Gastronomie Report

News & Infos für die Gastronomie: Tipps, Trends und Ideen, Produkte aus aller Welt, Innovative Konzepte, Küchentechnik der Zukunft, Service mit Zusatznutzen und vieles mehr. Frech, offensiv, ...

DGIP-intern

DGIP-intern

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Individualpsychologie e.V. (DGIP) für ihre Mitglieder Die Mitglieder der DGIP erhalten viermal jährlich das Mitteilungsblatt „DGIP-intern“ ...

filmdienst#de

filmdienst#de

filmdienst.de führt die Tradition der 1947 gegründeten Zeitschrift FILMDIENST im digitalen Zeitalter fort. Wir begleiten seit 1947 Filme in allen ihren Ausprägungen und Erscheinungsformen.  ...