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Der Einfluss selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) auf depressive und zwanghafte Verhaltensweisen bei adoleszenter Anorexia nervosa

AutorNadja Kaiser
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl168 Seiten
ISBN9783640138319
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Doktorarbeit / Dissertation aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Medizin - Therapie, Note: 2, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, 266 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Anorexia nervosa ist eines der schwerwiegendsten Krankheitsbilder in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die Behandlung ist oft langwierig, außerdem muss über Jahre hinweg mit einem hohen Rückfallrisiko gerechnet werden. Auch aufgrund der steigenden Inzidenz sowie der für eine psychiatrische Erkrankung relativ hohen Mortalität, besteht bei der Magersucht ein hoher Forschungsbedarf, insbesondere an Therapiestudien. Von Interesse ist dabei insbesondere die noch nicht geklärte Pathogenese der Anorexia nervosa. Es wird angenommen, dass unter anderem eine Vulnerabilität im serotoninergen Neurotransmittersystem ätiologisch relevant ist. Obwohl keine evidenz-basierte medikamentöse Standardtherapie in der Langzeitbehandlung der Anorexia nervosa existiert, wurden häufig selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) angewandt, nicht zuletzt wegen der Effektivität dieser Medikamentengruppe bei Zwangs- und Depressionserkrankungen, die als komorbide Störungen bei Anorexia nervosa häufig zu beobachten sind. So wollten wir in dieser Arbeit untersuchen, inwiefern eine additive SSRI-Behandlung positive Auswirkungen auf den Verlauf der komorbiden Symptomatik bei jugendlichen Patienten mit Anorexia nervosa hat. [...]

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Leseprobe

2. Methodik


 

2.1 Probanden


 

2.1.1 Aufnahme von Patienten in die Studie


 

Einschlusskriterien:

 

- weiblich

 

- Alter zwischen 12 und 18 Jahren

 

- Erstdiagnose einer Anorexia nervosa (F50.0)

 

- Behandlung an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –

 

 psychotherapie des Universitätsklinikum Aachen

 

- Schriftliches Einverständnis der Patienten und Eltern zu Datenerhebung

 

 und -verarbeitung

 

Ausschlusskriterien:

 

- männlich

 

- Zusätzliche Diagnose einer Bulimia nervosa bei Beginn der Studie

 

- Alkohol- und Medikamentenabusus

 

- Vorliegen von bipolaren Störungen oder Psychosen

 

- Neurologische Erkrankungen

 

- Einnahme von SSRI in den 3 Monaten vor Studienbeginn

 

2.1.2 Studienteilnehmer


 

Die untersuchte Patientengruppe bestand aus 32 Mädchen mit einem mittleren Alter von 14,5 (± 1,4) Jahren. Bei allen Patientinnen wurde eine Anorexia nervosa (ICD-10: F50.0) von Fachärzten der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums in Aachen diagnostiziert. Aufgrund dieser Erkrankung erfolgte die Aufnahme der 32 Patientinnen zur stationären Behandlung.

 

Die Patienten wurden jeweils zu Beginn ihres ersten stationären Aufenthalts in die Studie aufgenommen. Die zu untersuchende Patientengruppe wurde konsekutiv zwischen dem 21.06.1999 und dem 19.12.2001 aufgebaut. Alle der insgesamt 32 ursprünglich aufgenommenen Patientinnen konnten im stationären Verlauf und im Nachsorgezeitraum von sechs Monaten beurteilt werden.

 

Die Mädchen waren zuvor nicht im stationären Rahmen behandelt worden und hatten keine Therapie mit Wirkstoffen aus der Gruppe der SSRI erhalten.

 

Alle Studienteilnehmer nahmen an einem spezifischen stationären Programm für essgestörte Jugendliche teil. Dieses essstörungs-spezifische multimodale Therapieprogramm bestand aus einem Gewichtsmanagement, Ernährungsberatung und Psychoedukation von Patientin und Eltern, Verhaltenstherapie, Gruppentherapie und Familiengesprächen. Während des stationären Aufenthalts wurde eine Gewichtsnormalisierung mit einem Zielgewicht entsprechend der 25. BMI-Perzentile angestrebt. Die mittlere Gewichtszunahme von 500 - 1000 g pro Woche wurde durch Verstärkerpläne unterstützt. Bei zu geringer Zunahme und/oder Unfähigkeit, selbstständig ausreichend Nahrung zu sich zu nehmen, erfolgte im Einzelfall eine Sondierung über eine naso-gastrale Sonde.

 

Während des Nachsorgezeitraums wurden alle Patientinnen wöchentlich oder zweiwöchentlich bei einem Kinder- und Jugendpsychiater vorgestellt. Die poststationäre Therapie bestand aus weiteren Gewichtskontrollen, Psychotherapie und Familiengesprächen. Außerdem lag ein Vertrag vor, in dem ein kritisches Gewicht (10. Alters-Perzentile BMI) zur Wiederaufnahme in die Klinik festgelegt worden war.

 

2.1.3 Aufklärung und Einverständnis


 

Alle Patientinnen und ihre Eltern wurden über die geplanten Untersuchungen und die Verarbeitung und Weiterleitung der kodierten Daten informiert und waren mit der Aufnahme in die Studie einverstanden. Eine schriftliche Einverständniserklärung wurde von allen Studienteilnehmern und ihren Eltern unterschrieben. Die Patienten erklärten sich zur Mitarbeit im Rahmen der Datenerfassung, das bedeutet zur Auswertung der Krankenakten und zur Erhebung der psychopathologischen Befunde im Verlauf bereit, und gestatteten die anonymisierte Weiterverwendung der erhobenen Daten. Die therapeutischen Interventionen, insbesondere eine mögliche Medikamenten-Gabe, blieben von dem jeweiligen Einverständnis zur Studienteilnahme unberührt. Die Gabe eines Medikaments aus der Gruppe der SSRI sowie die Aufklärungen und die Einverständnisse zur medikamentösen Therapie im Sinne eines individuellen Heilversuches erfolgten jeweils unabhängig von der Studie.

 

Die Ethik-Kommission des Universitätsklinikums Aachen genehmigte die Studie.

 

2.1.4 Gruppeneinteilung


 

Während des stationären Verlaufs wurden die Patientinnen in zwei Gruppen unterteilt. Dabei wurde eine SSRI- von einer Non-SSRI-Gruppe unterschieden. Die SSRI-Gruppe erhielt länger als drei Monate ein Antidepressivum aus der Medikamentengruppe der SSRI; die Non-SSRI-Gruppe erfüllte dieses Kriterium nicht. Die Entscheidung über den Einsatz von SSRI wurde studienunabhängig von den zuständigen Stations- und Oberärzten nach medizinischer Indikation bei den einzelnen Patientinnen getroffen. Es handelte sich also um eine naturalistische Verlaufstudie, die Erfassung und Dokumentation des psychopathologischen Befundes wurde prospektiv durchgeführt. Die Gruppeneinteilung erfolgte nicht randomisiert, sondern es fand eine Selektion der Patienten in die beiden Gruppen statt.

 

SSRI- Gruppe

 

Die SSRI-Gruppe setzte sich aus 19 Patientinnen zusammen. Die eingesetzten Medikamenten waren: Fluctin® (= Fluoxetin), Fevarin® (= Fluvoxamin) und Zoloft® (= Sertralin).

 

Der Beginn der SSRI-Einnahme lag im Mittel bei zehn Wochen nach stationärer Aufnahme. Alle Patienten hatten zu diesem Zeitpunkt Gewicht zugenommen und mindestens die 10%-BMI-Perzentile erreicht. Die medikamentöse Therapie erfolgte dann durchgängig über den restlichen Studienverlauf.

 

Die Entscheidung über Präparat und Dosierung der SSRI wurde von den Stations- bzw. Oberärzten unabhängig von der Studie getroffen, ausschließlich anhand klinischer Kriterien wie Persistenz von depressiver oder zwanghafter Symptomatik nach Gewichtszunahme.

 

Von den 19 Patientinnen der SSRI-Gruppe erhielten zum Entlasszeitpunkt sieben Patientinnen Fluoxetin, acht Patientinnen nahmen Fluvoxamin und vier weitere Sertralin. (siehe Tabelle 10: SSRI-Einnahme – Präparate und Dosierung zu Entlasszeitpunkt)

 

Während der ersten zwei bis drei Wochen wurden die Medikamente aus der Gruppe der SSRI langsam eindosiert. Die mittleren Enddosen betrugen für Fluoxetin 35mg/d (20-60mg/d), für Fluvoxamin 120 mg/d (100-150 mg/d) und für Sertralin 100 mg/d (50-150mg/d).

 

Tabelle 10: SSRI-Einnahme – Präparate und Dosierung zum Entlasszeitpunkt

 

 

Es wurden zum Zeitpunkt der Entlassung und im poststationären Nachsorgezeitraum von den Probanden keine anderen psychotropen Medikamente eingenommen. Sowohl den Patienten und ihren Eltern, als auch den weiterbehandelnden Kinder- und Jugendpsychiatern wurde eine Weiterführung der SSRI-Behandlung über mindestens sechs Monate empfohlen. Abgesehen von vorübergehender Unruhe und Erregung wurden keine wesentlichen Nebenwirkungen der Therapie mit SSRI beobachtet.

 

Non- SSRI- Gruppe

 

Die Non-SSRI-Gruppe setzte sich aus 16 Patientinnen zusammen, bei denen keine längerfristige (> 3 Monate) medikamentöse Therapie mit Medikamenten aus der Gruppe der SSRI durchgeführt wurde.

 

2.2 Studienbeschreibung


 

2.2.1 Versuchsablauf


 

Bei allen Patientinnen erfolgten an fünf Messzeitpunkten, zur Aufnahme, in der zehnten stationären Woche, zur Entlassung sowie drei und sechs Monate nach der Entlassung eine Datenerhebung. Dabei erhielten die Patientinnen zu den jeweiligen Messzeitpunkten zum einen Selbstbeantwortungs-Fragebögen (DIKJ und ANIS, Erklärung siehe: 2.3.1 Fragebögen und Interviews). Es wurden außerdem allgemeine Daten erhoben. Dies erfolgte durch Fragen zu aktuellem Gewicht und Größe, Menstruation, sportlicher Aktivität, Schulklasse und Schulart sowie Medikamenten-Einnahme.

 

Bei den oben genannten beiden Selbstbeantwortungsbögen sollte jeweils das Zutreffende im Sinne der letzten sieben Tage angekreuzt werden. Fragen zu einzelnen Items wurden mit den Patientinnen geklärt, so dass in der Regel eine 100%ige Antwortquote erreicht werden konnte.

 

Anschließend wurde je nach Messzeitpunkt ein Interview mithilfe der Y-BOCS und des SIAB (Erklärung siehe: 2.3.1 Fragebögen und Interviews) durchgeführt.

 

2.2.2 Messzeitpunkte


 

Die Aufnahme der Probanden in die vorliegende Studie erfolgte während der ersten stationären Woche der Patientinnen. Bei diesem Messzeitpunkt 1 (MZP 1)...

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