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Die Bilanzierung von Sicherungsbeziehungen nach IAS 39

AutorAnonym
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl108 Seiten
ISBN9783638503952
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich BWL - Rechnungswesen, Bilanzierung, Steuern, Note: 1,3, Katholische Hochschule NRW; ehem. Katholische Fachhochschule Nordrhein-Westfalen, Abteilung Aachen, 106 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Diplomarbeit hat die Zielsetzung, die komplexen Vorschriften zur Bilanzierung von Sicherungsbeziehungen des IAS 39 anhand der aktuellen Literatur aufzuarbeiten und zu systematisieren. Daneben wird untersucht, inwieweit die Vorschriften einem Unternehmen die Möglichkeit einräumen die Relevanz der durch den Jahresabschluss vermittelten Informationen zu erhöhen. Die Steigerung der Informationsfunktion des Jahresabschlusses kann insb. dann gelingen, wenn in der Finanzwirtschaft gebildete Sicherungsstrategien bilanziell adäquat abgebildet werden können. Vor diesem Hintergrund werden die Regelungen zum Hedge Accounting auf ihre Anwendbarkeit und Ausgestaltung überprüft und kritisch beurteilt. Die vorliegende Arbeit widmet sich zunächst den allgemeinen Anforderungskriterien und Bilanzierungsregeln der verschiedenen Arten desHedge Accounting.Im Ergebnis wird festgestellt, dass die Anforderungskriterien sehr detailliert formuliert und restriktiv sind, so dass eine bilanzielle Abbildung der finanzwirtschaftlichen Sicherungsstrategien in vielen Fällen nicht möglich ist. Die Bilanzierungsregeln eliminieren zwar die erhöhten GuV Volatilitäten, die aus der ansonsten bilanziell getrennten Betrachtung der Grund- und Sicherungsgeschäfte entstehen, führen aber häufig nicht dazu, dass den Adressaten des Jahresabschlusses relevante Informationen bereitgestellt werden. Der IASB entwickelte spezielle Regelungen zum Portfolio Fair Value Hedge Accounting von Zinsänderungsrisiken, da insb. die Banken ihr auf Macro-Ebene gesteuertes Zinsrisikomanagement durch die bestehenden Vorschriften nicht adäquat bilanziell abbilden konnten. Die Regelungen werden unter dem Aspekt der eingangs erörterten Zielsetzung dargestellt und kritisch beurteilt. Es wird festgestellt, dass eine Abbildung der Macro-Sicherungsstrategien der Banken durch die von der EU-Kommission teilweise übernommenen Regelungen zwar möglich ist, die Anwendung der Vorschriften jedoch zu komplex und nur unter zu hohem administrativem Aufwand realisierbar sind.

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Leseprobe

B                     Grundlagen des Derivategeschäfts


 

Das folgende Kapitel beschäftigt sich zunächst mit der geschichtlichen Ent­wicklung des Derivategeschäfts, um die explosionsartige Zunahme des Handels mit Derivaten besser nachvollziehen zu können. Danach erfolgen die Abgrenzung dieser speziellen Vertragsform von anderen Vermögenswerten oder Schulden so­wie eine genauere Darstellung der in IAS 39 (2004) genannten Derivateformen, wodurch die besondere Eignung dieser Verträge für die vielfältige finanzwirt­schaftliche Verwendung verdeutlicht wird. Im Rahmen des Risikomanagements mit Derivaten existieren verschiedene Hedge-Strategien, die für das Verständnis einer bilanziellen Abbildung von Sicherungszusammenhängen von großem Wert sind. Diese Strategien werden ausführlich abgebildet.

 

I.                       Entwicklung


 

Der Wunsch verschiedener Marktteilnehmer ihre Geschäfte zu sichern ist keine Erfindung unserer Zeit. Erste Formen von Rohwarenfutures existierten bereits in der Antike.[6] Die rasante Entwicklung des modernen Derivategeschäftes erfolgte mit der Eröffnung der ersten Terminbörsen in den USA in den 70ern sowie der Entstehung des Swapmarktes Anfang der 80er Jahre des vorherigen Jahrhunderts.[7]

 

Ein Grund für diese Entwicklung war der Zusammenbruch fixer Wechselkurse im Jahre 1973. Aufgrund der hohen Zahlungsbilanzungleichgewichte und der welt­weit großen Unterschiede in der praktischen Auslegung der Geldpolitik der na­tionalen Notenbanken, ergaben sich gestiegene Marktpreisschwankungen an den Finanzmärkten. Dies wiederum führte zu höheren Absicherungsbedürfnissen der Marktteilnehmer. Weitere Faktoren, die die Entwicklung des Handels mit Deri­vaten förderten, waren Änderungen im Banken-Aufsichtsrecht, die technologische Entwicklung, die Globalisierung sowie der steigende Wettbewerb zwischen den Finanzinstituten und den Börsen.[8]

 

II.                   Derivative Finanzinstrumente


 

Ein Finanzinstrument ist nach IAS 32.11 (2004)/ IAS 39.8 (2004) ein Vertrag, der bei einem Unternehmen zu einem finanziellen Vermögenswert, während er bei einem anderen Unternehmen gleichzeitig zu einer finanziellen Verbindlichkeit oder einem Eigenkapitalinstrument führt.[9]

 

Einen Teilbereich dieser Finanzinstrumente stellen derivative Finanzinstrumente dar. Sie sind ein von einem oder mehreren (Basis-)Werten abgeleiteter Finanz-wert, mit dem finanzielle Risiken am Kapitalmarkt gehandelt werden können.[10] Die in der Praxis am häufigsten verwendeten Basiswerte beziehen sich auf Aktien, Obligationen, Devisen, Indizes oder Rohstoffe. Als Basiswerte können auch Wechselkurse oder sogar Preise von Derivaten verwendet werden.[11]

 

Ein derivatives Finanzinstrument wird nur dann als solches klassifiziert, wenn es sich bei dem zugehörigen Basisobjekt um einen finanziellen Vermögenswert oder eine finanzielle Verbindlichkeit handelt. Somit stellen Finanzderivate lediglich eine Teilmenge aus dem Gesamtbereich der Derivate dar. Beispiele für Derivate, die nicht zum Kreis der derivativen Finanzinstrumente zählen, sind Futures auf Rohstoffe oder Warenterminkontrakte.[12]

 

IAS 39.9 (2004) definiert ein Derivat als ein Finanzinstrument oder einen anderen Vertrag, der in den Anwendungsbereich des vorliegenden Standards fällt und alle der drei nachstehenden Merkmale aufweist:

 

sein Wert verändert sich infolge einer Änderung eines bestimmten Zins­satzes, Preises eines Finanzinstruments, Rohstoffpreises, Wechselkurses, Preis- oder Zinsindexes, Bonitätsratings oder Kreditindexes oder einer ähnlichen Variablen (auch „Basis“ genannt);

 

es erfordert keine Anschaffungsauszahlung oder eine, die im Vergleich zu anderen Vertragsformen, von denen zu erwarten ist, dass sie in ähnlicher Weise auf Änderungen der Marktbedingungen reagieren, geringer ist und

 

es wird zu einem späteren Zeitpunkt beglichen.

 

Damit ein Finanzinstrument als Derivat designiert werden kann, müssen die oben angegebenen Voraussetzungen kumulativ erfüllt sein (IAS 39.9 (2004)).

 

III.                Systematisierungskriterien von Derivaten


 

Derivate lassen sich u.a. nach der Art der Erfüllung in unbedingte (symmetrische) oder bedingte (asymmetrische) Termingeschäfte unterteilen.[13] Bei den unbedingten Geschäften besteht hinsichtlich der Rechte und Pflichten Symmetrie. Beide Ver­tragspartner sind dazu verpflichtet, das Geschäft nach Ablauf des im Terminkon­trakt festgelegten Zeitpunktes zu vollziehen. Dies bedeutet, dass die eine Ver­tragspartei unbedingt kaufen und die andere Partei unbedingt verkaufen muss.[14]

 

Die bedingten Termingeschäfte werden Optionen genannt. Hier hat der Käufer das Recht, zu einem späteren Zeitpunkt zu entscheiden, ob er das Termingeschäft zu den im Voraus bestimmten Konditionen ausüben möchte. Rechte und Pflichten sind bei dieser Art der Geschäfte ungleichmäßig verteilt, so dass man hier von asymmetrischen Termingeschäften spricht.[15]

 

Derivate kann man weiterhin nach dem Ort des Vertragsabschlusses in börsliche oder außerbörsliche Geschäfte (OTC-Geschäfte)[16] als auch durch unterschiedliche, zugrunde liegende Basiswerte voneinander unterscheiden.[17]

 

IV.               Basistypen


 

IAS 39.AG9 (2004)[18] nennt als typische Beispiele für freistehende Derivate[19] Forwards, Futures, Swaps sowie Optionen, die im Folgenden einer genaueren Untersuchung unterworfen werden.[20]

 

1.                     Forwards bzw. Forward Rate Agreements


 

Bei einem Forward handelt es sich um ein außerbörsliches Termingeschäft. Zwei Vertragsparteien vereinbaren, einen bestimmten Betrag zu einem in der Zukunft liegenden Zeitpunkt zu bezahlen. Bei einem Devisentermingeschäft verpflichten sich bspw. die Vertragspartner bestimmte Beträge einer Währung zu einem in der Zukunft liegenden Termin und einem heute festgelegten Wechselkurs zu kaufen, bzw. zu verkaufen.[21] Zwischen den Vertragspartnern besteht hinsichtlich der ge-genseitigen Rechte und Verpflichtungen Symmetrie. Aus diesem Grund handelt es sich um ein unbedingtes Termingeschäft.

 

„Ein Forward Rate Agreement (FRA) ist eine vertragliche Vereinbarung zwischen zwei Vertragspartnern mit dem Ziel, einen bestimmten Zinssatz für einen in der Zukunft liegenden Zeitraum festzulegen (zB in 3 Monaten für 6 Monate = 3-9 FRA).“[22] Somit handelt es sich bei einem FRA praktisch um einen Kauf bzw. Ver­kauf von Termingeldern per Termin, wobei keine Kapitalbewegungen stattfinden. Die Berechnung der Zinsen erfolgt auf einen vereinbarten nominellen Kapital­betrag.[23]

 

Die Verzinsung des FRA beginnt, wie im vorherigen Abschnitt bereits erwähnt, nicht etwa zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses, sondern zu einem bei Vertrags­schluss in der Zukunft liegenden Termin. Der Zeitraum der Verzinsung heißt Re­ferenzperiode, während der Zeitraum zwischen Vertragsschluss und Beginn der Referenzperiode als Vorlaufzeit bezeichnet wird.[24]

 

Der Forward-Markt ist i.d.R. ein nicht organisierter Markt (OTC-Markt). Häufige Probleme in der Praxis sind u.a. Schwierigkeiten beim Vertragsabschluss, da be­trags- und zeitgleiche Tauschvereinbarungen getroffen werden müssen. Auch das Auflösen des Vertrages kann zu Unannehmlichkeiten führen, da das Einverständ­nis beider Vertragsparteien erforderlich ist. Die erwähnten Probleme machen deutlich, dass es sich bei diesen OTC-Geschäften nicht um wirkungsvolle Instru­mente zur Begrenzung von Zins- und Kursänderungsrisiken handelt, was zur Schaffung der börsenmäßig organisierten Future-Märkte führte.[25]

 

2.                     Futures


 

Futures sind standardisierte, an Terminbörsen gehandelte und täglich bewertete Termingeschäfte. Als Basiswerte können sowohl unterschiedliche Finanzprodukte als auch Commodities dienen. Die Geschäfte beziehen sich meist auf Zinsen, Devisen, Indizes, aber auch auf Strom oder andere Commodities.[26]

 

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