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Die tägliche Dosis Gift

Warum fast alles, was wir berühren, essen oder einatmen, chemisch belastet ist. Und wie wir uns davor schützen können

AutorKlaus Oberbeil
VerlagHeyne
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783641040185
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Was drauf steht - und was drin ist
Marmelade, Duschgel, Frischhaltefolie - überall lauern chemische Gefahren. Klaus Oberbeil klärt auf: Welche Substanzen sind besonders gefährlich? Wo »verstecken« sie sich? Wie kann man sich davor schützen? Und welchen Herstellern und Verpackungsangaben überhaupt noch trauen? Ein Buch, das uns die Augen öffnen und unsere Sinne schärfen wird.

Klaus Oberbeil machte sich einen Namen als Medizinjournalist und Fachautor für Gesundheits- und Ernährungsthemen. Er ist bekannt aus Fernsehen, Hörfunk und den Printmedien. Der Spezialist für Molekularbiologie und Genforschung veröffentlichte bereits viele erfolgreiche Gesundheitsratgeber.

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Leseprobe

Vorsicht Gift – die Alarmglocken schrillen


Natur gegen Chemie – so lautet die Konfrontation, die in Zukunft unser Leben bestimmen wird. Niemand kann vorhersagen, ob der Abwehrkampf gegen den unsichtbaren Feind Chemie noch gewonnen werden kann. Obwohl EU und Bundesbehörden vehement in die Kontrolle und Überwachung von Lebensmitteln und verbrauchernahen Produkten eingreifen, wird Deutschland mehr und mehr zur Müllhalde für krankheitserregende Gift- und Schadstoffe aller Art. In der jüngsten Statistik der Giftinformationsdatenbank des Bundesinstituts für Risikobewertung vom Dezember 2007 wurden 264 149 Vergiftungsfälle eingespeichert, 35 731 mehr als noch im Jahr vorher. Doch dies ist nur die Spitze des Eisbergs. Nach Expertenmeinung repräsentiert diese Zahl gerade einmal ein Prozent der wirklich auftretenden leichteren oder schwereren Schadensfälle, die sich täglich mehr oder weniger unbemerkt summieren – durch das Berühren von Gegenständen, die Nahrungsaufnahme, das Einatmen chemisch belasteter Luft.

Einer besonders strengen gesetzlichen Regelung unterliegen Materialien, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen, wie Alufolien, Frühstücksbeutel, Getränkekartons, Abfüllschläuche oder Antihaftbeschichtungen von Kochgeschirr. Für die gilt seit dem Oktober 2004 eine vom Europäischen Parlament und dem Rat der EU verabschiedete Rahmenverordnung. Doch sogenannte Migrationswerte, die stoffbezogenen Grenzwerte, werden nur zu oft überschritten bzw. überhaupt nicht kontrolliert. Die Überwachungsbehörden der Bundesländer sind personell gar nicht in der Lage, jede einzelne Produktpalette in Augenschein zu nehmen, zumal zum Beispiel Kunststoffgetränkeflaschen je nach Lieferung mal unbedenklich, dann aber wieder schadstoffbelastet sein können. Dieses Problem schwankender Reinheitswerte stellt sich bei der Kontrolle nahezu aller Bedarfsgegenstände.

Wenn eine Sendung Duschgel aus Shanghai als keimfrei deklariert wird, bedeutet dies noch lange nicht, dass das Duschgel aus der nächsten Container-Ladung aus Shanghai unbedenklich ist.

Die asiatische Bedrohung

Die amtliche Rückstandsanalytik über Herbizide, Insektizide, Fungizide, Molluskizide (Mittel gegen Schnecken), Akarizide (Mittel gegen Milben) oder Wachstumsregler kommt zu bestürzenden Ergebnissen, ganz abgesehen von einer ständig steigenden Nitratbelastung (zum Beispiel von Rucola). Behördliche Datenbanken, etwa die Amtliche Sammlung von Untersuchungsverfahren nach § 64 des Lebensmittelgesetzes, gelten möglicherweise bald als gar nicht mehr kompetent. Denn im Zuge der Nanotechnologie mit ihren extrem verfeinerten Messmethoden entdecken Wissenschaftler neuerdings Giftspuren, die sich bislang der Analyse entzogen haben.

Plötzlich wird das Ausmaß der wahren Bedrohung deutlich. Mit der High-Tech-gestützten Tandem-Massenspektrometrie werden versteckte Schadstoffsubstanzen anhand ihrer Molekülmasse herausgefiltert – ein Verfahren, das erst seit wenigen Jahren vom Bundesinstitut für Risikobewertung eingesetzt wird. Stellt sich also bald heraus, dass gesunde Umwelt nur noch ein Nostalgiebegriff aus der Welt unserer Großeltern sein wird? Nur noch ein Stück Vergangenheit? Ein erschreckender Gedanke. Tatsache ist, dass vor allem asiatische Hersteller mit offensiven Vertriebsmethoden den Profitkonsens mit deutschen Herstellern und Vertreibern suchen – eine für uns alle verhängnisvolle Symbiose.

Denn diese Vertriebskanäle basieren auf schier unvorstellbaren Gewinnmargen. Sogenannte Bulk-Ware (Massenware) wird, weitgehend nur unzulänglich zertifiziert, zu Peanuts-Preisen auf dem Markt angeboten und mit horrenden Kalkulationen in Deutschland weiter vertrieben. Dasselbe gilt für sämtliche verbraucherfreundlichen Produkte, von Schuhen angefangen über Textilien, Kinderspielzeug, Kosmetika oder Haushaltsartikel. »Eine Einbahnstraße Gift« – so nennen es deutsche Umweltexperten.

Gift & Profit

In China gibt es weltmarktbeherrschende Vertriebsportale wie Global Sources, Trade Key oder Made-in-China, die verbrauchernahe Produkte oder Agrarhilfen anbieten, ganz egal ob giftbelastet oder nicht. Internationaler Globalisierungs-Gigant ist Alibaba mit 3,6 Millionen Mitgliedern in mehr als 200 Ländern und Regionen, 5000 Produktkategorien und 24 Millionen registrierten Usern, die vom Filzstift bis zum Düngemittel anbieten, was die Märkte hergeben und was weltweit verlangt wird. Weil es immer wieder zu Klagen über schadstoffbelastete Exportartikel kommt, bieten findige Unternehmer und Organisationen sogenannte Audit Reports an, Berichte Dritter über Zertifikate und Qualitätskontrolle. Für wenig Geld wird dann etwa ein Produzent eines borsäurehaltigen Lippenpflegemittels von einem Tag auf den anderen ein »Audited Supplier«, also ein Anbieter einer gesundheitlich unbedenklichen Ware.

In China gibt es inzwischen 1,3 Millionen Kosmetika-Hersteller mit »Supplier Verification«, deren Erzeugnisse oft problemlos den Weg durch die Schlupflöcher des deutschen Zolls finden und die am Ende auf deutschen Verkaufstischen und schließlich im Haushalt landen. Dabei hilft nicht selten, dass diese Unternehmen ihre Qualitätszulassung von der Société Générale de Surveillance beziehen, der in Genf ansässigen, seriösen und weltweit größten Zertifizierungsagentur mit 50 000 Mitarbeitern und 1000 Niederlassungen auf der ganzen Welt. Insgesamt sind etwa 3,5 Millionen China-Produkte aller Kategorien mit einem solchen oder ähnlichen Qualitätssiegel versehen, also praktisch der Eintrittskarte in die westlichen Märkte. Für so manchen Importeur zählt dabei allein der spottbillige Einkauf, weniger die giftfreie Qualität des Produkts. Genau hier reichen sich Gift und Profit die Hände. Trotz massiver Abwehrmaßnahmen finden EU- und deutsche Behörden keine Mittel und Wege, um die Giftschwemme nachhaltig einzudämmen.

Neues Schadstoffregister

Als weitere Abwehrmaßnahme hat das Bundesumweltministerium im Juni 2009 in einem Abkommen mit der UN-Wirtschaftskommission für Europa erfolgreich das Schadstoffregister PRTR gestartet (Pollutant Release and Transfer Register). Es umfasst 91 Schadstoffe, die maßgeblich zu Luftverschmutzung und Gewässerbelastung beitragen – ein weiterer Versuch, wenigstens einen kleinen Teilbereich der Giftbedrohung in den Griff zu bekommen. Im selben Monat gab das Bundesumweltamt bekannt, dass immer mehr Hersteller und Vertreiber von Waschmitteln ihre Produkte mit dem EU-Umweltzeichen versehen wollen. Eine lobenswerte Entwicklung, wenn man bedenkt, dass bei uns jährlich 600 000 Tonnen Waschmittel, 200 000 Tonnen Weichspüler und 450 000 Tonnen Reinigungsmittel über die Ladentheken gehen, um später zwangsläufig im Grundwasser zu landen.

Schon melden sich Skeptiker mit der Meinung, dass selbst so manches dieser Gütesiegelprodukte chemisch belastet ist. »Schuld ist der gewaltige Wettbewerbsdruck, dem die ethischen Normen einer sauberen Umwelt auf Dauer nicht gewachsen sind«, heißt es. »So wie der US-Gigant Monsanto mit seinem gentechnologisch erzeugten Mais die Welt erobert und gleichzeitig deren Nährboden verseucht, werden Millionen andere Produkte ihr Gift in sich tragen und über alle Kontinente verstreuen.«

Toxine und gesundheitsschädliche Substanzen gab es in der Natur seit jeher in Fülle. Damit schützen sich zum Beispiel Pflanzen gegen aggressive Bakterien, Viren, Pilze oder andere Parasiten. Schlangen wiederum nutzen Gifte für den Beutefang. Rund 70 000 verschiedene Pflanzen- und Tiergifte können uns Menschen gefährlich werden. Darüber wussten schon unsere Vorfahren und Urahnen Bescheid, sie mieden in ihrer Umgebung bestimmte Pflanzenarten und gingen giftigen Tieren aus dem Weg.

Zu giftigen Tieren zählen Spinnen, Taranteln, Skorpione, Kraken, Feuersalamander, manche Kröten, Frösche und Fische, Quallen, Schnecken und zahlreiche Wespen-, Fliegen-, Ameisen- und Käferarten. Sie produzieren ihre Giftstoffe vorwiegend zur Abwehr gegen Feinde, oft bis zu 50 oder mehr einzelne Giftsubstanzen. Fleischfressende Pflanzen töten Insekten mit Giften, im Allgemeinen aber synthetisieren Pflanzen Umweltgifte, um sich vor lästigen oder gefährlichen Angreifern zu schützen. Pflanzengifte stecken in Schalen, Samenkernen oder auch im Fruchtfleisch, in Stängeln und auch in Blättern. Meist sind es Atropine oder Alkaloide in unterschiedlichen Konzentrationen. Sie wirken bevorzugt gefäßverengend oder -erweiternd.

Auf die Abwehr und Neutralisation tierischer und pflanzlicher Gifte in erträglichen Konzentrationen ist unser Immunsystem gut eingerichtet. Im Laufe der biologischen Entwicklung über Jahrmillionen hinweg sind in unseren Zellkernen Immun-Gene entstanden, die exakt gegen jene Gifterreger gerichtet sind, die uns Menschen seit vielen tausend Jahren in unserer natürlichen Umwelt von Wald, Wiesen, Feldern oder Gewässern bedrohen. Gegen Naturgifte sind wir also gut geschützt, solange uns nicht ein giftiges Insekt sticht oder wir giftige Tollkirschen verzehren. Auf jedem Quadratzentimeter unserer Umwelt wimmelt es von Bakterien, Viren, Giften, Pilzen und anderen Mikroben, auf die unser Immunsystem eine Antwort weiß. Doch auf jedes einzelne Giftmolekül aus chemischen Labors hat unser Organismus kein...

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