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E-Book

Einführung in die Betriebswirtschaftslehre

AutorJochen Sigloch, Stephan Wildner, Thomas Egner
VerlagKohlhammer Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl321 Seiten
ISBN9783170286474
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis32,99 EUR
Dieses Lehrbuch behandelt die Grundzüge der ABWL. Dabei soll ein Überblick des breiten Spektrums betriebswirtschaftlicher Entscheidungsprobleme vermittelt sowie das Interesse am Fach geweckt werden. Besonderer Wert wird deshalb auf eine übersichtliche, prägnante und dank zahlreicher Beispiele und Abbildungen anschauliche Darstellung gelegt. Das Buch ist als Grundlage für Einführungsveranstaltung konzipiert, kann aber auch als Einstiegsliteratur für Praktiker genutzt werden.

Prof. em. Dr. Jochen Sigloch war Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung an der Universität Bayreuth, Prof. Dr. Thomas Egner ist Inhaber des Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Betriebliche Steuerlehre an der Universität Bamberg. Dr. Stephan Wildner arbeitet heute als Bereichsleiter einer großen Beratungsgesellschaft.

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Leseprobe

Kapitel 1: Einführung


 

 

 

I.         Grundbegriffe der Wirtschaftswissenschaften


A.         Bedürfnisse und Güter


Menschen in allen Ländern, Altersgruppen und sozialen Schichten zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine Vielzahl von unerfüllten Wünschen haben. Diese unerfüllten Wünsche werden in den Wirtschaftswissenschaften als Bedürfnisse bezeichnet. Bedürfnisse können unterteilt werden in Grundbedürfnisse und Wahlbedürfnisse:

•  Grundbedürfnisse sind die lebensnotwendigen Bedürfnisse (»needs«). Hierzu zählt z. B. das Bedürfnis nach Nahrung, Kleidung und Wohnung. Grundbedürfnisse dienen der Erhaltung und Sicherung des Lebens und müssen auf jeden Fall befriedigt werden.

•  Wahlbedürfnisse sind nicht zwingend lebensnotwendig, aber lebensbereichernd. Beispiele sind das Lesen, Spielen, Basteln, Tanzen, Musizieren und Reisen. Wahlbedürfnisse können befriedigt werden, d. h. Menschen überleben auch ohne Befriedigung der Wahlbedürfnisse. Wahlbedürfnisse können deshalb unterdrückt, abgewandelt oder aufgeschoben werden.

Die folgende Abbildung verdeutlicht die Grundeinteilung von Bedürfnissen nochmals:

Abb. 1: Bedürfnisse

Mit zunehmendem Wohlstand dürfen die Grundbedürfnisse weitgehend als erfüllt gelten und die Wahlbedürfnisse gewinnen zunehmend an Bedeutung. Selbst sehr wohlhabende Menschen haben in der Regel noch unerfüllte Bedürfnisse, wenn auch auf einem anderen Niveau (Luxus). Allgemein gilt:

These 1: Die Bedürfnisse des Menschen sind unbegrenzt!

Zur Befriedigung ihrer unbegrenzten Bedürfnisse stehen Menschen unterschiedliche Güter zur Verfügung. Güter sind alle Mittel, die geeignet sind, menschliche Bedürfnisse zu befriedigen. Nach der äußeren Erscheinungsform sind zwei Hauptarten von Gütern zu unterscheiden: Sachgüter und Dienstleistungen.

•  Sachgüter sind materielle Güter wie z. B. Nahrungsmittel, Kleider, Möbel, Autos oder Maschinen. Sie haben Masse und Volumen und können aufbewahrt (= gelagert) werden. Bei den Sachgütern sind je nach Verwendungsweise Verbrauchsgüter und Gebrauchsgüter zu unterscheiden:

–  Verbrauchsgüter (z. B. Nahrungsmittel, Benzin, Strom) werden bei ihrer Verwendung verbraucht. Sie können daher nur einmal eingesetzt werden.

–  Gebrauchsgüter (z. B. Computer, Mobiltelefone, Werkzeug, Fahrräder, Uhren, Musikinstrumente, Sportgeräte) werden bei ihrer Verwendung nur gebraucht, nicht aber verbraucht. Sie können somit mehrfach verwendet werden, nutzen sich aber durch den Gebrauch über längere Zeit ab.

•  Dienstleistungen sind nicht greifbar und nicht lagerbar, da sie von Menschen für Menschen erbracht werden. Soll der Wunsch nach Unterhaltung oder Urlaub erfüllt werden, ist man auf die Dienste anderer Menschen (z. B. der Schauspieler oder des Hotelpersonals) angewiesen. Diese Dienste zählen ebenfalls zu den Gütern, denn es handelt sich auch hierbei um Mittel zur Bedürfnisbefriedigung.

Die folgende Abbildung enthält Beispiele zu den einzelnen Güterarten:

Abb. 2: Güter

Ein großer Teil der heute nachgefragten Güter ist nicht natürlichen Ursprungs, sondern muss erst produziert werden. Bei der Produktion werden Güter in andere Güter umgewandelt. Die Produktion hat zwei Seiten: Auf der einen Seite werden Sachgüter/Dienstleistungen als Inputgüter gebraucht und verbraucht (Produktionsfaktoren), auf der anderen Seite werden neue Sachgüter/Dienstleistungen als Outputgüter erzeugt (Produktionsergebnisse).

Im Paradies oder im Schlaraffenland stünden den Menschen alle begehrten Güter ohne Einschränkungen zur Verfügung. Unbefriedigte Bedürfnisse würden in solch einem Umfeld nicht existieren – jeder Mensch hätte alles, was er sich wünscht. Diese Traumvorstellung entspricht allerdings nicht der Realität. Von entscheidender Bedeutung ist die Beobachtung, dass die Güter eben nicht im Überfluss vorhanden sind. Vielmehr gilt:

These 2: Güter sind knapp!

Eine (theoretische) Ausnahme bilden die so genannten »freien« Güter. Freie Güter sind ohne Aufwand/Kosten in jeder beliebigen Menge verfügbar. Allerdings ist strittig, ob freie Güter überhaupt existieren und – wenn ja – bei welchen Gütern es sich um freie Güter handelt. Selbst Güter, die vermeintlich frei sind (z. B. Luft, Wasser) können in bestimmten Situationen sehr knapp werden (z. B. frische Luft in Großstädten, Wasser in der Wüste).

Zwischen unbegrenzten menschlichen Bedürfnissen und knappen Gütern zur Bedürfnisbefriedigung existiert somit ein Konflikt. Um diesen Konflikt zu bewältigen, wirtschaften Menschen. Wirtschaften bedeutet planvolles Handeln, um die Knappheit zu bewältigen und die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Mit anderen Worten: Menschen setzten ihre knappen Güter (z. B. Arbeitskraft, Geld, Sachvermögen) planvoll ein, um andere knappe Güter zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse zu erlangen. Knappheit zwingt zum Wirtschaften.

Abb. 3: Grundkonflikt der Ökonomie

Der Grundkonflikt der Ökonomie und die Notwendigkeit zu wirtschaften lässt sich anhand eines einfachen Beispiels verdeutlichen: Ein Schiffbrüchiger – »Robinson« – hat auf seiner Insel einen bestimmten Vorrat an Werkzeugen, Kleidung, Proviant. Offensichtlich ist, dass alle diese Güter knapp sind, während die Bedürfnisse des Robinson hingegen unbegrenzt sind. Will Robinson nun seine Chance auf Rettung wahren, darf er nicht alle Vorräte auf einmal verbrauchen. Vielmehr wird er mit seinen Reserven wirtschaften, um sein Überleben auf der Insel zu sichern.

B.         Rationalprinzip und ökonomisches Prinzip


Da Güter knapp und die menschlichen Bedürfnisse demgegenüber unbegrenzt sind, sollten sich Menschen in allen Lebenssituationen rational verhalten. Das Rationalprinzip (= Vernunftprinzip) fordert deshalb in seiner allgemeinen Form, knappe Ressourcen zur bestmöglichen Zielerreichung einzusetzen.

Das ökonomische Prinzip (Wirtschaftlichkeitsprinzip) ist die Anwendung des Rationalprinzips in der Welt der Wirtschaft. Danach sind Entscheidungen immer so zu treffen, dass das Verhältnis zwischen dem Ergebnis der angestrebten Bedürfnisbefriedigung (Output) und dem Einsatz knapper Ressourcen (Input) bestmöglich ausfällt. Das allgemeine ökonomische Prinzip ist in den drei folgenden Ausgestaltungen bekannt:

•  Maximalprinzip: Ein gegebener Mittelvorrat ist so einzusetzen, dass eine größtmögliche (= maximale) Zielerfüllung erreicht wird.

•  Minimalprinzip: Ein gegebenes Ziel ist mit minimalem Mitteleinsatz zu erreichen.

•  Optimalprinzip: Mitteleinsatz und Zielerreichung sollen in einem bestmöglichen Verhältnis stehen, d. h. das Verhältnis von Ziel und Mitteln ist zu optimieren.

Die Formen des ökonomischen Prinzips lassen sich anschaulich am Beispiel eines ökonomisch handelnden Studenten verdeutlichen (vgl. Müller-Merbach, Betriebswirtschaftslehre, 1976, S. 8 ff.). Ein Studierender, der nach bestmöglichen Noten strebt, wird seine ganze Zeit und Arbeitskraft auf das Lernen verwenden. Dieses Verhalten entspricht dem Maximumprinzip. Ist ein Studierender hingegen lediglich daran interessiert, die Klausuren gerade zu bestehen, so wird er versuchen, dieses Ziel mit minimalem Mitteleinsatz zu erreichen (Minimumprinzip). Schließlich gibt es auch Studierende, die weder ihren Arbeitseinsatz minimieren noch ihre ganze Arbeitskraft auf das Studium fokussieren, sondern darum bemüht sind, ein für sie möglichst optimales Verhältnis von Einsatz und Ergebnis zu erreichen. Diese Studierende handeln im Sinne des Optimalprinzips ökonomisch.

Allerdings ist bekannt, dass durch das Rationalprinzip menschliches Handeln nicht vollständig zu erklären ist. Vielmehr gilt sowohl für natürliche...

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