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E-Book

Endlich ausgebrannt! (Wissen & Leben)

Die etwas andere Burnout-Prophylaxe

AutorThomas Bergner
VerlagSchattauer
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783608168273
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Ein Buch aus der Reihe 'Wissen & Leben', Hrsg. Wulf Bertram Gib Burnout eine Chance!? Burnout ist in aller Munde, es nimmt zu, es hat starke persönliche und wirtschaftliche Auswirkungen. Aber ist es wirklich nur ein lästiges Übel, das man bekämpfen muss? Hat es nur den Sinn, uns zu schädigen? Thomas Bergner gibt in seinem neuesten Buch überraschende Antworten auf das, was Burnout wirklich ist, was es in uns bewirkt und dass es durchaus 'Sinn-voll' sein kann, Burnout zu bekommen. Wie man das am besten schafft? Befolgen Sie Bergners (nicht ganz ernst gemeinte) Anleitung zum eigenen Burnout. In amüsant-ironischer Weise nimmt er die typischen Verhaltensweisen und Einstellungen aufs Korn, welche entscheidend zu Burnout beitragen. Er charakterisiert anschaulich die wesentlichen Persönlichkeitszüge, die Burnout den Weg ebnen. Aber Bergner zeigt auch (durchaus ernst gemeint), welchen Nutzen Burnout haben kann, wenn man die richtigen Konsequenzen daraus zieht, und wie man auch ohne Burnout das Wichtige im Leben für sich entdecken kann. Besuchen Sie uns auf http://www.schattauer.de/de/news/presse/multimedia/archiv-multimedia/videopodcasts/bergner.html und lassen Sie sich direkt von unseren Autoren wertvolle Hintergründe zu ihrem Werk und Themen unserer Zeit schildern.

<p>Thomas Bergner, Dr. med., Studium der Humanmedizin in Erlangen und München, Facharztausbildung zum Dermatologen, psychotherapeutische und systemische sowie Coaching-Ausbildungen, von 1993 bis 2002 in eigener Praxis im Raum München niedergelassen, seit 1994 tätig als Coach für Führungskräfte mit dem Fokus auf Burnout-Prävention, Lösung von Überlastungsreaktionen und persönlichem Change-Management, Sach- und Fachbuchautor sowie Berater, Speaker und Trainer für internationale und mittelständische Unternehmen und im Non-Profit-Bereich.</p>

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Leseprobe

3  Die Stichflamme leidet an Sauerstoffmangel

Die Lösungsbemühungen eines Krisengeschüttelten unterhalten das Problem. Das ist einleuchtend, denn wenn seine Versuche, eine Krise zu lösen, erfolgreich wären, wäre die Krise vorbei. Die Erfahrung zeigt jedoch ein besonderes Phänomen dabei: Wer mit einer bestimmten Lösung nicht zu seinem Ziel kommt, wiederholt dennoch die einmal eingeschlagene Lösung, meistens mit wenigen Variationen, nur dass er es auf irgendeine Weise intensiver anstellt. Offenbar unterliegt er dem Irrtum, irgendwann muss es schon klappen.

Bitte nicht ich, bitte nicht jetzt, bitte nicht hier

Wer merkt, wie sehr sich sein Leben und seine Zufriedenheit von dem entfernen, was er als normal oder gesund empfindet, für den wäre es eine Chance, die Vorgänge in ihm als markante Aufforderung zu verstehen, sich endlich um die wahren Ursachen seiner Krise zu kümmern. Durchhalten ist keineswegs in jedem Fall klug oder ein Zeichen von Stärke, viel eher von Starre und letztlich von Selbstschädigung. Es hat etwas davon, sich daran zu erfreuen, gegen sich selbst kämpfen zu können. Nun ist es so, dass Menschen sich selbst im Leben oft schaden, weshalb Burnout als Freund zu betrachten, als eine gute Chance, aus einer Art von Sackgasse wieder herauszukommen, vielen schwerfallen wird. Obgleich die meisten Menschen die Erfahrung gemacht haben, dass Krisen auf Dauer den passenden Weg weisen und den Betroffenen stärken, fällt es schwer, wenn man sich gerade in einer befindet, sie demütig als eine Chance zur Stärkung zu betrachten und damit zumindest einen Teil des inneren Widerstands gegen sie aufzugeben. So weit zu kommen, dass die eigene Erschöpfung die Auswirkung einer eigenen Entscheidung ist, fällt mindestens ebenso schwer. Die Entscheidung traf dabei nicht das Ich, vereinfacht das Bewusstsein, sondern die Instanz, welche fundamental wirkt. Denn mit der Entscheidung, nun eine Krise zu veranstalten, verschafft sich das Selbst Gehör. Wenn das Ich lange Zeit zu arrogant, unwillig oder unfähig war, grundsätzliche Probleme der eigenen Person zu realisieren und darauf einzugehen, muss irgendwann die Entscheidung von einer anderen Instanz getroffen werden. Diese Entscheidung beinhaltet immer den Aufruf zur Selbstkritik und diese ist besonders schwer aufzubringen, wenn es einem bereits schlecht geht.

No eternal flame

Abgebrannt sein, das kennen so manche. Heute nennt sich das vornehm Insolvenz oder Pleite und ein Schuldenschnitt wird ersehnt. Was hingegen ausgebrannt sein ist, kann niemand so ganz genau beschreiben. Dabei ist Ausgebranntsein schon ein hartes Wort: Wer sich so bezeichnet, benennt sich selbst als Kohle oder als einen Aschehaufen – und der ist man in der Regel nur unter zwei Konditionen: Erstens, man ist tot, zweitens, die Nachkommen wählen die Feuerbestattung. Aber so weit soll es nicht kommen. Es gibt tatsächlich bis heute keine allgemein anerkannte, wissenschaftliche Definition für Burnout. Es heißt in aktuellen Veröffentlichungen, Burnout sei keine Erkrankung (Berger et al. 2012). In der Logik dieser Idee, die hochoffiziell von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) verabschiedet wurde, ist Burnout noch keine Erkrankung, eine eventuell daraus folgende Depression aber schon. Vorteil für die Krankenkassen: Wenn Burnout keine Erkrankung ist, müssten sie die Kosten für deren Behandlung grundsätzlich nicht übernehmen. In Fortführung der Logik müssten ab sofort Behandlungskosten für Bronchitis nicht mehr übernommen, es sollte gewartet werden, bis eine Lungenentzündung daraus entstanden ist. Dann wundert einen doch, dass Burnout in Statistiken der Krankenkassen überhaupt geführt wird. Unklarheiten allenthalben.

Deshalb folgt nun eine Beschreibung dessen, wie Burnout in diesem Buch definiert wird, damit Sie und ich vom Gleichen sprechen.

Burnout wird durch drei Kriterien beschrieben:

1.  Emotionale Erschöpfung: Ohne diese Bedingung kommt Burnout nicht vor. Darunter wird ein Zustand verstanden, bei dem in einem Menschen Sätze und Inhalte wirken wie: „Ich kann nicht mehr“, „Es hat alles keinen Sinn“, „Was tue ich hier eigentlich?“, „Ich brauche dringend Urlaub“, „Ich kann so nicht mehr weitermachen“, „Ich fühle mich leer“. Wenn solche Sätze nicht nur einmal im Monat, beispielsweise beim Erhalt der Gehaltsabrechnung, auftreten, sondern stetig in einem wirken, besteht emotionale Erschöpfung.

2.  Depersonalisation: Sie äußert sich in einem Entfremdungserleben der eigenen Person gegenüber und kann als Versuch gedeutet werden, ein unerträgliches Gegenwartsgeschehen durch Dissoziation auf Distanz zu bringen. Die Betroffenen fühlen sich emotional taub oder erstarrt, klagen über Veränderungen der visuellen und körperlichen Selbstwahrnehmung und geistigen Aktivität, die automatisiert und unwirklich empfunden werden. Es kommt zur Reduktion sowohl des beruflichen Engagements als auch im privaten Bereich, zum räumlichen Rückzug, zur Vermeidung von sozialen Kontakten. Dieses Phänomen wirkt nach außen entweder so, als würde der Betroffene für nichts mehr zur Verfügung stehen oder als würde er anderen mitteilen wollen, sie könnten ihn gernhaben.

3.  Das dritte Kriterium ist die Leistungsabnahme, welche in der Anfangszeit von Burnout nicht erkennbar werden muss.

In Analogie zu den drei Hauptkriterien gibt es drei Phasen:

1.  Die hyperaktive Phase: Ganz anders als bei fortgeschrittenem Verlauf sind die Menschen sehr aktiv, das sind Mitarbeiter wie man sie sich wünscht und Selbstständige wie sie im Buche stehen. Burnout basiert auf selbstgestrickten Fallen: Ein zu hohes Anspruchsniveau sich selbst, seinem Status, seinen Zielen, seinen Einnahmen und seinen Leistungen gegenüber; es wird also eine Selbstüberforderungsfalle aufgebaut, deren Ausdruck eben jene Hyperaktivität ist. Unzufriedenheit begleitet von vornherein den Verlauf, gerade in der anfänglichen Hyperaktivitätsphase führt dies zu einem erstaunlichen (meist vom Betroffenen jedoch nicht bemerkten) Widerspruch zwischen dem Erfolg nach außen und unpassendem, eben unzufriedenem Gefühl nach innen. Bereits dieser Widerspruch wäre Grund genug, so man nicht ausbrennen möchte, nicht so weiterzumachen wie bisher. Ist es aber meistens nicht.

Das überdurchschnittliche Engagement in der Anfangszeit wird später als rechtfertigendes Argument herangezogen, jemand, der ausgebrannt sei, sei früher einmal besonders entflammt gewesen. Wenn man hinter die Kulissen dieser Argumentation schaut, wird klar, dass es sich nicht um eine dauerhafte, ehrliche Entflammung handelt, sondern um eine eher bemühte Stichflamme. In aller Regel ist das große Engagement zwar nach außen und im Selbstverständnis der Menschen berufsbedingt, in der Tat jedoch wird sich engagiert, um zu überspielen, dass man sich nicht oder deutlich weniger oder ganz anders einsetzen will; oder aber, um ein kindliches Muster auszuleben, sich mit der Leistung besonderes Wohlwollen oder Liebe zu verdienen. Da dies nicht funktioniert, kommt es zu einer Form von Kränkung, die wehtut.

Wer wirklich zutiefst begeistert ist von einer Tätigkeit und sich deshalb engagiert, brennt nicht aus. Es gibt Menschen, die 60 oder 80 Stunden pro Woche begeistert arbeiten und die dennoch auch über Jahrzehnte keine Anzeichen von Erschöpfung zeigen.

2.  Phase des Rückzugs: Nun muss ein Beruf einen nicht begeistern, sondern interessieren, und kein Mensch muss mehr als vereinbart arbeiten; wer dies trotz normalen Interesses oder sogar bei bestehender Abwehr der Tätigkeit gegenüber meistens aus den zwei oben beschriebenen Gründen dennoch fortgesetzt tut, braucht sich nicht zu wundern, wenn die zweite Phase von Burnout beginnt, die des Rückzugs. Diese zweite Phase ist ein Schutzmechanismus vor den wiederholt auftretenden Enttäuschungen, die vorrangig aufgrund der selbst kreierten Überforderung und falscher Erwartungshaltung auftreten. Vielleicht war die Begeisterung für die Tätigkeit doch nicht so groß oder so ehrlich, vielleicht ist das Ziel, möglichst viel Geld oder Status anzuhäufen, doch nicht erfüllend, vielleicht ist man gar nicht so sachkundig wie man tut. In dieser Phase tritt die Unzufriedenheit noch stärker in den Vordergrund. Die in der zweiten Phase erstrebte Distanz von allem und allen betrifft spätestens jetzt einen selbst am meisten – sie ist der vergebliche Versuch, sich vor sich selbst und den eigenen Problemen zu schützen.

3.  Phase der inneren Leere: Wenn nicht endlich eingegriffen wird, folgt die Endphase von Burnout, das, was die meisten mit Ausgebranntsein in Verbindung bringen: Völlige innere Leere herrscht vor, spätestens jetzt können Suizidideen auftauchen und Sucht (Alkohol, Nikotin, Tabletten und anderes) ist häufig. Diese Phase ist von einer „üblichen“ Depression nicht zu unterscheiden. Ein Problem ist das allgemeine...

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