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Evolutionstheorien in den Natur- und Sozialwissenschaften

AutorManuela Lenzen
VerlagCampus Verlag
Erscheinungsjahr2003
Seitenanzahl162 Seiten
ISBN9783593414669
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Die Evolutionstheorie ist nicht nur ein zentrales Konzept der Biologie, sie hat das moderne Weltbild und das Selbstverständnis des Menschen geprägt. Sie war und ist jedoch auch Gegenstand heftiger Kontroversen in den Kultur- und Sozialwissenschaften, vor allem hinsichtlich der Vererbung und der kognitiven und emotionalen Ausstattung des Menschen. Manuela Lenzen macht mit den grundlegenden Mechanismen der Evolution, den Methoden ihrer Erforschung und der wechselvollen Geschichte und Rezeption der Evolutionstheorie in Wissenschaft und Gesellschaft vertraut.

Manuela Lenzen, Dr. phil., ist Philosophin und freie Wissenschaftsjournalistin. Sie schreibt u. a. für die FAZ und die Frankfurter Rundschau. Bei Campus erschien von ihr 2002 Natürliche und künstliche Intelligenz.

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Leseprobe
Und was ist ein Gen? Fast täglich ist in den Zeitungen von Genen für bestimmte Eigenschaften oder Erkrankungen die Rede, die gefunden worden seien. Diese Redeweise suggeriert ein simples Bild der Vorgänge in der Zelle, bei denen die Gene wie kleine Schalter Eigenschaften an- oder abschalten können. Dieses Bild ist mehr als grob vereinfachend und wird den komplexen Vorgängen in der Zelle nicht gerecht. Unter den Milliarden Basenpaaren des menschlichen Genoms finden sich 30.000 bis 40.000 für Proteine kodierende Sequenzen. Die Mitochondrien und Chloroplasten enthalten weiteres genetisches Material, das sich ebenso durch Teilung fortpflanzt wie die DNA des Zellkerns. Der Begriff »Gen« wurde 1909 von dem Botaniker Wilhelm Johannsen (1857¬1927) geprägt. Bis in die 50er Jahre hinein war die Ein-Gen-ein-Protein-Hypothese verbreitet, derzufolge jedes Gen eben den Bauplan für ein bestimmtes Protein enthält. Doch je mehr über das Geschehen in der Zelle bekannt wird, desto mehr verschwimmt der Begriff des Gens. Weder steht ein Gen für ein Merkmal, noch steht es unbedingt für ein Protein. Das Verhältnis ist vielmehr eines von »many to many«: Viele Gene beeinflussen viele Merkmale, und viele Merkmale werden von mehr als einem Gen beeinflusst. Welche Bedeutung ein Gen hat, hängt zudem auch davon ab, in welcher Umgebung es sich befindet. Ein Gen muss nicht einmal ein bestimmter Ort auf einem Chromosom sein, sondern kann sich über mehrere Chromosomen erstrecken. »Gen« bezeichnet heute zumeist eine Transkriptionseinheit, zu der auch regulierende, nicht selbst kodierende Teile gehören. Bisweilen werden Gene auch als diejenigen Abschnitte mit phänotypischen Auswirkungen ausgemacht. Nur in diesem, nicht repräsentativen Fall, ist die Rede von einem Gen »für« etwas sinnvoll. Der gängigen Redeweise liegt ein Bild der Gene als isolierter Funktionseinheiten zugrunde, die Ernst Mayr einmal spöttisch als »Bohnensackgenetik« bezeichnete. Doch Gene verhalten sich nicht zueinander wie die Bohnen in einem Sack. Sie sind vielfältig mit anderen Genen und mit dem übrigen Geschehen in der Zelle verbunden. Ernst Mayr, geboren 1904, studierte Medizin und Zoologie, nahm an zahlreichen Expeditionen teil und war Professor für Zoologie an der Harvard University. Er ist einer der Begründer der modernen Evolutionären Synthese. Das molekulare Geschehen hat sich als viel komplexer erwiesen, als Mendel dies annehmen konnte, und Wissenschaftstheoretiker streiten heute um die korrekte Beziehung von Mendelscher und molekularer Genetik. Fest steht, dass in den meisten molekulargenetischen Abhandlungen die Mendelsche Gendefinition keine Rolle mehr spielt.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Einleitung10
Evolutionstheorien vor Darwin19
Von den Schöpfungsmythen bis zur Aufklärung20
Gibt es Ordnung in der Vielfalt?26
Von Donnersteinen und armen Sündern: Die Deutung von Fossilien28
Drei Kollegen mit drei Theorien: Cuvier, Geoffroy de Saint-Hilaire und Lamarck31
Darwins Evolutionstheorie39
Konkurrenten unbekannterweise: Darwin und Wallace39
Die Grundlegung der Evolutionstheorie48
»Bis hinunter zu Provinzialblättern«: Eine rasante Rezeptionsgeschichte53
Über Darwin hinaus58
Gregor Mendel und die verspätete Theorie der Vererbung58
Weismann begründet den Neodarwinismus61
Die Moderne Evolutionäre Synthese63
Die Grundlagen der Vererbung: Chromosomen, DNA und die Zellteilung66
Mutationen, der Rohstoff der Evolution67
Wozu ist Sex gut?71
Und was ist ein Gen?72
Art und Artbildung74
Was ist eine Art?74
Isolationsmechanismen78
Die Ebenen der Selektion80
Sind es wirklich nur die Gene? Die Theorie der Entwicklungssysteme83
Der Evolution über die Schulter schauen: Experimentelle Evolutionsforschung85
Der Baum des Lebens88
Wie alles begann I: Die Urzeugung90
Wie alles begann II: Theorien der chemischen Evolution91
Zusammenarbeiten statt aufessen: Die Endosymbiontentheorie94
Die Suche nach dem richtigen Stammbaum95
Eine kurze Geschichte des Lebens97
Der Mensch100
Der Mensch in der Evolutionsforschung100
Die Abstammung des Menschen103
Die Besonderheiten des Menschen104
Evolution und Kultur106
Soziobiologie und Evolutionspsychologie110
Mehr Freiheit für die Kultur: Die Memetik117
Die Evolutionstheorie außerhalb der Biologie121
Die Karriere einer Metapher121
Nicht nur Feindschaft: Die Theologie124
Die Bibel hat doch recht: Der Kreationismus126
Evolutionstheorien in der Philosophie129
Evolutionäre Erkenntnistheorie129
Evolutionäre Ethik132
Evolutionstheorien in der Soziologie136
Der Sozialdarwinismus138
Die Evolution selbst in die Hand nehmen: Eugenik144
Evolution praktisch147
Wie der Mensch den Gang der Evolution beeinflusst147
Die Evolution als Ingenieur: Evolutionäre Algorithmen150
Der Blick aufs Ganze152
Literaturverzeichnis155
Glossar159
Zeittafel162

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