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Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen beim Pflegepersonal in deutschen Krankenhäusern

AutorElfriede Maier-Rösch
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl130 Seiten
ISBN9783668759626
FormatPDF/ePUB
KopierschutzDRM/kein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Psychologie - Arbeit, Betrieb, Organisation und Wirtschaft, Note: 1,0, SRH Hochschule Riedlingen, Sprache: Deutsch, Abstract: Gesunde, motivierte und leistungsfähige Mitarbeiter sind entscheidende Erfolgsfaktoren für Unternehmen. Fehlzeiten aufgrund psychischer Störungen bei Berufstätigen verursachen hingegen jährlich beträchtliche Kosten. Hier gibt es großes Präventionspotenzial: Durch eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen lässt sich feststellen, ob Störungen und Konflikte im Arbeitsumfeld vorhanden sind und wo Handlungsbedarf für eine Beseitigung besteht. Sie ist seit 2013 im Arbeitsschutzgesetz vorgeschrieben, doch längst nicht alle Unternehmen führen diese Beurteilung der Arbeitsbedingungen durch. Nach Schätzung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin entstanden durch psychische Störungen im Jahr 2015 Produktionsausfallkosten in Höhe von 9,5 Milliarden Euro. Vor allem die Arbeitswelt im Krankenhaus verändert sich aufgrund technischer und medizinischer Neuerungen stetig und setzt Ärzte wie Pflegepersonal großem Druck aus. Zunehmende Arbeitsverdichtung, hohe Verantwortung und Organisationsprobleme sind wichtige Faktoren für psychische Belastungen des stationären Pflegepersonals. Die Autorin gibt in diesem Buch einen Überblick über die Maßnahmen, die diesbezüglich in deutschen Krankenhäusern ergriffen werden. An ihrer bundesweiten empirischen Studie zu Erfolgsfaktoren und Problemen bei der Umsetzung nahmen Pflegedirektoren aus 54 Krankenhäusern teil. Aus den Ergebnissen formuliert sie Handlungs- und Gestaltungsempfehlungen für die Praxis, die sich an Verantwortliche für Personal und Arbeitsschutz in Betrieben, Unternehmen und Organisationen richten.

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Leseprobe

3. Methodischer Teil


 

In diesem Teil der empirischen Arbeit wird die Erhebung des Status der psychischen Gefährdungsbeurteilung im Rahmen einer Querschnittstudie beschrieben. Die schriftliche Befragung wird einmalig durchgeführt. Nach der Vorstellung der Methode wird die Stichprobe mit den Rahmenbedingungen beschrieben, bei der die Untersuchung durchgeführt wird. Im weiteren Schritt wird die Operationalisierung des Konstrukts durchgeführt, worauf der Fragebogen konstruiert wird. Der Abschnitt kommt zum Ende, indem die Vorgehensweise bei der Befragung beschrieben wird.

 

3.1 Beschreibung von Methode und Stichprobe


Vorstellung und Begründung der Methode

Mittels einer quantitativen Untersuchung (schriftlicher Fragebogen) sollen Stand, Vorgehensweisen und Erfahrungen zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen beim Pflegepersonal in deutschen Krankenhäusern erfasst und beschrieben werden. Die Befragung in Form einer Teilerhebung wird anonym über das Tool „Unipark“ von der Firma Questback durchgeführt. In der empirischen Untersuchung werden Krankenhäuser zu den Merkmalen der psychischen Gefährdungsbeurteilung beim Pflegepersonal näher beleuchtet und beschrieben. Da die Erhebung bei einer relativ großen und homogenen Gruppe erfolgt (485 Adressaten), ist hierfür die Online-Befragung kostengünstig und leicht praktikabel. Eine Totalerhebung von allen Krankenhäusern in Deutschland wäre insgesamt zu aufwendig, da es äußerst schwierig ist, an alle Adressen zu gelangen und dabei die Anonymität zu wahren. Auch wenn die Erhebungssituation dabei nicht kontrollierbar ist, so erfolgt die Befragung doch standardisiert, da die Fragen in Inhalt und Reihenfolge sowie die Antwortmöglichkeiten gleich sind, mit Ausnahme einiger halboffenen Fragen. Ein Nachteil allerdings hierbei ist, dass keine Rückfragen seitens des Befragten gestellt werden können. Wohingegen sich daraus der große Vorteil ergibt, dass die Befragung anonym durchgeführt werden kann. Dies ist ein wichtiger Aspekt in Anbetracht der Tatsache, dass womöglich ein Teil der Kliniken der gesetzlichen Verpflichtung zur psychischen Gefährdungsbeurteilung noch nicht nachkommt. Ein weiterer Vorteil der Online-Befragung ist, dass die Befragung nicht so viel Zeit in Anspruch nimmt wie beispielsweise ein persönliches Interview.

 

Beschreibung der Stichprobe und der Rahmenbedingungen

Bei der Grundgesamtheit der Stichprobe handelt es sich um die deutschen Krankenhäuser, welche im Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG) definiert sind als „Einrichtungen, in denen durch ärztliche und pflegerische Hilfeleistung Krankheiten, Leiden oder Körperschäden festgestellt, geheilt oder gelindert werden sollen oder Geburtshilfe geleistet wird und in denen die zu versorgenden Personen untergebracht und verpflegt werden können“.[97] Die Anzahl der Betten eines Krankenhauses gibt Aufschluss auf die Größe der Einrichtung. Bei den Krankenhaustypen wird generell in Krankenhäuser und Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen unterschieden, wobei nur die Krankenhäuser selbst in die Stichprobe aufgenommen werden. Die stationären Einrichtungen werden bei der Art der Trägerschaft nach folgenden drei Kategorien differenziert: Die öffentlichen Krankenhäuser können entweder in öffentlich-rechtlicher Form (z. B. Zweckverband, Stiftung, Eigen- oder Regiebetrieb) bzw. privatrechtlicher Form (z. B. als GmbH) oder in öffentlicher Trägerschaft (z. B. durch Bund, Länder, Kreise) geführt werden. Freigemeinnützige Krankenhäuser werden beispielsweise von Trägern der kirchlichen und freien Wohlfahrtspflege unterhalten und die privaten Krankenhäuser zählen zu den gewerblichen Unternehmen.[98] Im Jahr 2015 gab es insgesamt 1.956 Krankenhäuser in Deutschland, welche die Grundgesamtheit darstellen.[99] In der Anlage 7 wird die Anzahl der Krankenhäuser nach Größenklasse aufgeführt. In privater Trägerschaft sind 35,8 Prozent und in öffentlicher 29,5 Prozent. Der Anteil freigemeinnütziger Krankenhäuser liegt bei 34,7 Prozent.[100] Der Pflegedienst ist eine Berufsgruppe unter mehreren im Krankenhaus. Krankenhausweit beläuft sich das Personal in der Pflege auf insgesamt 320.905 Mitarbeiter.[101] In der Anlage 8 wird die Anzahl der Pflegekräfte in deutschen Krankenhäusern aufgezeigt.

Für die Befragung im Rahmen der empirischen Studie konnte der Bundesverband Pflegemanagement e.V. als Unterstützer gewonnen werden. Dieser sieht sich als aktive Interessenvertretung der Profession Pflege, insbesondere des Pflegemanagements, in der Politik und Öffentlichkeit.[102] Unter dem Dach des Bundesverbands sind laut Satzung ordentliche, außerordentliche und fördernde Mitglieder sowie Ehrenmitglieder aus 16 Bundesländern. In Frage kommen für die Stichprobe die ordentlichen Mitglieder, die in Krankenhäusern für den pflegerischen Bereich leitend sind. Der Stichprobenumfang beträgt 485 Mitglieder. Die Adressaten für die Befragung sind also die Pflegedirektoren, welche die leitenden Personen des pflegerischen Bereichs auf der Ebene des Top Managements sind (s. Anlage 9). Die Zusammensetzung der Stichprobe entspricht der Grundstruktur der Krankenhäuser in Deutschland, da keine Einschränkung auf Krankenhausgröße, Trägerschaft oder Bundesland erfolgt.[103] Die Auswahl der Stichprobe erfolgt bewusst, das bedeutet, das Krankenhaus wird ermittelt durch die Attribute „Verbandszugehörigkeit“ und der Funktion „Pflegedirektor“.[104] Aus allen Verbandsmitgliedern werden die Pflegedirektoren selektiert, die die Krankenhäuser repräsentieren. Das Ziehen dieser Stichprobe ist eine Teilerhebung aus der Grundgesamtheit und stellt ein verkleinertes Abbild der Grundgesamtheit der deutschen Krankhäuser dar.[105] Der Bundesverband Pflegemanagement e. V. übernimmt die Aufgabe des Versands der Online-Befragung, wofür die Personen der definierten Zielgruppe in den Krankenhäusern per E-Mail kontaktiert werden.

 

3.2 Operationalisierung und Definition der Variablen


Operationalisierung und Strukturbaum

Im folgenden Schritt wird das Konstrukt „Psychische Gefährdungsbeurteilung“ operationalisiert (s. Tabelle 2), das bedeutet, es wird in beobachtbare bzw. messbare Größen zerlegt, um den Sachverhalt empirisch darzustellen. Hierzu wird das Konstrukt in sechs Dimensionen eingeteilt und in Kategorien und Indikatoren zerlegt. Die Indikatoren ermöglichen die Sachverhalte empirisch zu beobachten, in welchem bestimmten Ausmaß sie in der Wirklichkeit vorliegen.[106] Von den Indikatoren werden dann die Fragen für den Fragebogen abgeleitet. Da in der Literatur kein vorhandener Strukturbaum für das Konstrukt „Psychische Gefährdungsbeurteilung“ recherchiert werden konnte, wird der Strukturbaum anhand verschiedener Literaturquellen aufgebaut.

Tabelle 2: Strukturbaum zum Begriff „Psychische Gefährdungsbeurteilung
(Quelle: Eigene Darstellung)

 

Der Strukturbaum ist in sechs Dimensionen eingeteilt. In der ersten Dimension „Grundsätzliches“ leitet sich die Kategorie von den §§ 4 und 5 des Arbeitsschutzgesetztes ab, die grundsätzlich auf die Durchführung der psychischen Gefährdungsbeurteilung Bezug nimmt. Anhand der definierten Indikatoren kann ermittelt werden, ob und wann eine Durchführung im Krankenhaus erfolgte. Zudem werden die Gründe erhoben, die die Durchführung veranlasst haben.[107] Die Dimension „Nicht-Durchführung“ bezieht sich auf die Gründe, warum die psychische Gefährdungsbeurteilung beim Pflegepersonal nicht durchgeführt wurde. Sie gliedert sich in die Kategorien Wissen/Know-how, Organisation und Ressourcen. In der Kategorie Wissen/Know-how ermitteln die Indikatoren, ob eine psychische Gefährdungsbeurteilung aufgrund von fehlenden Kenntnissen in Bezug auf die Thematik der psychischen Belastung, den gesetzlichen Anforderungen, Prozessschritten, Methoden oder Gestaltungmaßnahmen nicht durchgeführt wurde. Bei der zweiten Kategorie Organisation werden Items (Aufgaben) abgeleitet zu den Strukturen, Verantwortlichkeiten, Prioritäten, der Unterstützung und Kontrollen. Und schließlich bezieht sich die dritte Kategorie in dieser Dimension über die Nicht-Durchführung auf die personellen, zeitlichen und finanziellen Ressourcen.[108]

Die Dimension „Organisation und Planung“ bezieht sich auf die Phase vor der eigentlichen Durchführung der psychischen Gefährdungsbeurteilung. Sie ist unterteilt in die zwei Kategorien Basisqualifikation und Strukturen/Vorgehensweise. Die Kategorie Basisqualifikation erfragt das Wissen bei den Akteuren über die Gefährdungsbeurteilung in Bezug auf das Arbeitsschutzgesetz generell und das Fachwissen zur psychischen Belastung. Weitere Indikatoren sind das Methodenwissen, um die Gefährdung zu messen und zu beurteilen, und Gestaltungswissen über die Möglichkeiten der Gestaltung von Maßnahmen.[109] Bei der Kategorie Strukturen/Vorgehensweise sind folgende Indikatoren abgeleitet, die sich auf die Gegebenheiten in Bezug auf den strukturellen Rahmen im Krankhaus sowie auf die Vorgehensweise beziehen: Strukturelle Einbettung der psychischen Gefährdungsbeurteilung, Betriebs- und Dienstvereinbarung, Zielsetzung, Kostenplan, zeitliche Planung und Vorbereitung, Koordination und Information, Handlungshilfen, Steuerungsgremien, Auswahl von Methoden/Instrumenten und die Erprobung in Pilotbereichen.[110] Die vierte Dimension „Beteiligung“ nimmt die Rolle der beteiligten Akteure in den Fokus. Sie teilt sich in die Kategorien der internen und externen Akteure. Bei den internen Akteuren sind die...

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