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E-Book

Mit Humor für mehr Motivation. Auswirkungen eines humorvollen Führungsstils in der Pflege

AutorKerstin Kase
VerlagStudylab
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl74 Seiten
ISBN9783960953661
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Der sich zuspitzende Mangel an Pflegekräften führt bei vielen Beschäftigten im Pflegebereich zu einer Überlastung. Schichtdienst, Überstunden und wenig Freizeit verursachen Überforderung und Demotivation. Ein hoher Krankenstand, eine hohe Fluktuationsrate und das Absinken der Pflegequalität sind die Folgen. Im Gesundheitswesen ist es deshalb mitunter noch wichtiger als in anderen Branchen, die Mitarbeiter nachhaltig zu motivieren und zu binden. Wie Kerstin Kase in ihrer Publikation zeigt, sind gerade Führungskräfte hier in der Pflicht. Doch welche Faktoren spielen überhaupt eine Rolle? Kase untersucht, ob Humor ein geeignetes Mittel ist, um Mitarbeiter in der Pflegebranche zu motivieren und einer (inneren) Kündigungen entgegenzuwirken. Die Autorin stellt dafür verschiedene Führungsstile vor und betrachtet die Auswirkungen von Humor auf die Motivation in Unternehmen und Teams. Aus dem Inhalt: - Humor; - Pflege; - Motivation; - Gesundheitswesen; - Führungsstil

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Leseprobe

5 Humor und Lachen


 

Der Begriff des Humors hat sich in den letzten Jahrhunderten einer starken Wandlung unterzogen. So stand das Wort „Humores“ zunächst für die Säftelehre, die den Temperamenten (Sanguiniker, Choleriker, Phlegmatiker, Melancholiker) eine unterschiedliche Mischung der Körpersäfte unterstellt. Seit dem 18. Jahrhundert wird mit Humor eine menschliche Grundhaltung in Verbindung gebracht, unabhängig von den Körpersäften.

 

Im Duden wird das Wort Humor derzeit definiert als „Fähigkeit und Bereitschaft, auf bestimmte Dinge heiter und gelassen zu reagieren“. (https://www.duden.de /rechtschreibung/Humor_Stimmung_Frohsinn). Dabei ist der Humor des Einzelnen von vielen Faktoren, wie individuelle Lebenserfahrung, Alter und Kultur geprägt. Peter L. Berger bezeichnet den Sinn für Humor als die Fähigkeit, das Komische wahrzunehmen. Somit ist Humor vor allem eine Geisteshaltung. Aber Humor hat viele Facetten, positive wie auch negative. So kann Humor aggressiv und boshaft wirken, wenn über ein Gegenüber gelacht wird, z.B. in Form des Auslachens, des „sich Erhebens“ über den anderen. Siegel unterscheidet in ihrer Arbeit die soziale, kommunikative, psychologische und physiologische Funktion des Humors.

 

Mit Humor wird eine Vielfalt von Begriffen assoziiert, beispielsweise Scherz, Sarkasmus, Ironie, (Situations)Komik, Spaß, Witz, Zynismus etc. Unter den verschiedenen Autoren zum Thema wird diskutiert, ob Humor ein Persönlichkeitsmerkmal ist. So schreibt Freud: „Übrigens sind nicht alle Menschen der humoristischen Einstellung fähig, es ist eine köstliche und seltene Begabung, und vielen fehlt selbst die Fähigkeit, die ihnen vermittelte humoristische Lust zu genießen.“ (Freud 2012: 258). Demnach ist Humor eine Einstellung. In den Sozialwissenschaften bezeichnet man Einstellungen als bestimmte Reaktion, die dadurch zum Ausdruck kommt, dass man ein bestimmtes Objekt mit einem gewissen Grad an Zuneigung oder Ablehnung bewertet.“ Durch Einstellungen werden wertenden Urteile gegenüber einem Reiz zum Ausdruck gebracht.

 

Berger betont analog zu Freud die wichtigste Unterscheidung „… zwischen einer Eigenschaft bestimmter Teile der Lebenswirklichkeit und einer Fähigkeit, diese Eigenschaft wahrzunehmen.“ (Berger 1998: 4). Höfner / Schachtner weisen darauf hin, dass Menschen keineswegs humorvoll oder humorlos auf die Welt kommen, sondern dass Humor erlernt werden kann und dieses Relativieren auf Einsicht, Toleranz und Reife fußt (Höfner / Schachtner 2010: 55).

 

Sigmund Freud legte mit seiner Arbeit „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten“ (1905) den Grundstein für die Humorforschung. Humor zeigt sich in vielfältiger Weise, als Komik, Ironie, Zynismus, Sarkasmus, Witz oder im Lachen und Lächeln. Humor ist nicht gleichzusetzen mit brüllendem Gelächter, er kann auch leise oder schmerzhaft daherkommen. Ironie, Zynismus und Sarkasmus können auf das Gegenüber verletzend und erniedrigend wirken. Hirsch fasste den Humorprozess in fünf Stufen zusammen (Abb. 7).

 

Im Gegensatz zu Trauer und Schmerz ist der Humor der Menschen differenzierter. Viele Menschen zeigen sich über die gleichen Dinge betroffen, aber nur wenige haben ein gleiches Humorverständnis. Jedoch ist Humor auch stark kulturell geprägt. Im kulturellen Vergleich allerdings zeigt sich, dass in Bezug auf Kulturen die Gemeinsamkeiten des Humors stärker ausgeprägt sind als seine Unterschiede.

 

 

Abbildung 7: Fünf Stufen des Humorprozesses nach Hirsch

 

(Quelle: eigene)

 

5.1 Formen von Humor


 

Humor hat viele Facetten. Es gibt Formen gutmütigen, positiven und konstruktiven Humors und ebenso die boshaften, bissigen, destruktiven Varianten. Die Aufzählung ist bei weitem nicht vollständig und soll nur einen kurzen Überblick über die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Humor geben.

 

Der Witz leitet sich vom althochdeutschen „wizzi“ ab, das soviel bedeutet wie Wissen, Verstand, Weisheit und Klugheit. Dies bezieht sich auf die Form des Witzes, der ein kurze Geschichte ist, die mit einer unerwarteten Wendung oder einem überraschenden Effekt zum Lachen animiert. Ein Witz ist demnach raffiniert und hintergründig.

 

Eine Neckerei oder ein Scherz ist laut Duden eine „nicht ernst gemeinte [witzige] Äußerung, Handlung, die Heiterkeit erregen soll“ (https://www.duden.de/ rechtschreibung/ Scherz_Spasz_Neckerei_Witz). Holtbernd zitiert eine Forschung von Dacher Keltner mit dem Ergebnis „Neckereien bringen Menschen näher zusammen.“. Er stellt fest dass wenn „… begleitet von einem Lächeln, mit einem witzigen Grinsen und mit Wortwitz berechtigte Kritik geäußert wird, (…) der andere sein Gesicht wahren [kann] und weiß, dass er trotz seiner Fehler akzeptiert wird.“ (Psychologie Today, 12/1999; zitiert aus Holtbernd 2005: 47). Es wird jedoch angemerkt, dass diese Form der Kommunikation nur dann einen positiven Verlauf nimmt, wenn die Beziehung nicht durch Konflikte belastet ist. In diesem Fall kann ein Scherz schnell negative, abweisende Reaktionen hervorrufen.

 

Das Komische wird im Duden definiert als: „durch eigenartige Wesenszüge belustigend in seiner Wirkung, zum Lachen reizend“ oder „sonderbar, seltsam; mit jemandes Vorstellungen, Erwartungen nicht in Einklang zu bringen“ (https://www.duden.de/rechtschreibung/komisch). Schwarz erklärt, „… dass das Komische sich jeweils auf eine Erwartungshaltung bezieht, von der die komische Person, Situation, Story etc, abweicht. Es wird etwas, was normalerweise anders verstanden oder erlebt wird, übertrieben, verfälscht, in Kontrast gebracht.“ (Schwarz 2015: 16). Das Komische steht immer in einem sozialen Kontext und ist abhängig von Kultur, Zeit und Situation. Häufig finden sich komische Situationen im Alltag. Auch hier ist viel Fingespitzengefühl gefragt, denn nicht immer können Personen, die sich „komisch“ benehmen dies auch steuern (körperlich, geistig und psychisch Erkrankte) und fühlen sich eventuell Ausgelacht, was ihrerseits zu negativen Gefühlen führen kann.

 

Eine weiter Variante des Humors ist der Sarkasmus. Als Sarkasmus wird beißender, verhöhnender Spott begriffen, welcher die Verletzung des Verspotteten zumindest in Kauf nimmt oder gar beabsichtigt. Dies begründet die Zuordnung zum destruktiven Humor. Jedoch gibt Schwarz ein gutes Beispiel, dass in besonderen Fällen eine sarkastische Bemerkung, die der Heftigkeit wegen meist viel Aufmerksamkeit erzielt, auch durchaus positiv wirken kann, wenn damit ein Problem oder eine Konsequenz aufgezeigt werden.

 

Zynismus gilt als die Steigerungsform des Sarkasmus. Schwarz sieht in ihm die vermutlich stärkste Interventionsform im Rahmen des Komischen. „Als zynisch wird eine Aussage immer dann empfunden, wenn sie zeigt, dass auch das Gegenteil wahr sein kann […].“ (Schwarz 2010: 36). Schwarz hält Zynismus immer dann für sinnvoll und angebracht, „ […] wenn eine Person oder eine Gruppe nur eine Wahrheit exclusiv bevorzugt und die Gefahr besteht, dass die zweite Seite nicht beachtet wird.“ (Schwarz 2010: 38). So gesehen wäre Zynismus als konstruktives Mittel bei der Humorintervention. Jedoch wirkt Zynismus häufig eher destruktiv, wenn er vom Gegenüber nicht verstanden wird.

 

 

Abbildung 8: Positive und negative Auswirkungen von Humor

 

(Quelle: eigene)

 

5.2 Das Lachen


 

Lachen ist nicht mit Humor gleichzusetzen, da es sich hierbei um eine physiologische Reaktion handelt. Der Duden beschreibt das Lachen als „ausdrückende Mimik (bei der der Mund in die Breite gezogen wird, die Zähne sichtbar werden und um die Augen Fältchen entstehen“ (https://www.duden.de/rechtschreibung/Lachen). Delic zitiert Kresse und Ullmann zum Lachvorgang wie folgt. „Um herzhaft zu lachen, muss eine Kettenreaktion im Gehirn ausgelöst werden. Dafür wird zunächst das Komische kognitiv (durch die menschliche Erkenntnis- und Informationsverarbeitung) im Großhirn erfasst, wofür in der Region des Stirngehirns eine Art Kontrollmechanismus abgeschaltet werden muss, um das laute und herzhafte Lachen zu erlauben. Das limbische System (…) entscheidet dann weiter, ob die Lachmuskeln aktiv werden ollen oder nicht.“ (Delic 2015: 12). Lachen in seiner ursprünglichen Form gilt als Ausdruck von Lebensfreude und Wohlbefinden. Außerdem kann dazu beitragen, psychophysische Spannungen aufzulösen, Selbstheilungskräfte zu mobilisieren und den Energiefluss im Körper zu fördern. Somit kann das Lachen einem Gefühl der Befreiung gleichgesetzt werden. Schwarz weist auf eine Untersuchung der UNO hin, die nachweislich belegt, dass Lachen gesund, schön, erotisch, selbstsicher und erfolgreich macht, Ansehen und Einfluss gibt sowie Konflikte löst. Jedoch nicht jedes Lachen ist mit Humor verknüpft und freundlich gemeint. Birkenbihl unterscheidet zwei Grundarten des Lachens: Das Lachen mit der Welt und das Lachen gegen die Welt. Sie zeigt auf, dass hämisches Auslachen ein Vorspiel für spätere Gewalt sein kann und zitiert Goleman folgendermaßen: „Je unfähiger junge Leute sind, Gefühle...

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