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Im Anfang schuf Gott...: Eine Auslegung des Schöpfungshymnus

AutorPeter Kaimer
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl41 Seiten
ISBN9783958205901
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Gen 1,1-2,4a - das ist der erste Schöpfungsbericht des Alten Testaments. Zumindest Christen und Juden ist dieser Bericht gemeinsam und es gibt immer noch Auseinandersetzungen um das Verständnis dieses Textes. Die Sekte der Kreationisten will den Schöpfungsbericht wörtlich verstehen. Der moderne, wissenschaftliche Mensch wiederum beäugt ihn als ein veraltetes, schönes Märchen. Wie steht es nun tatsächlich um den Schöpfungsbericht? Wie kommt es überhaupt zu diesem Text? Wie ist das Sechstagewerk des Schöpfergottes theologisch zu deuten? Das vorliegende Fachbuch nähert sich mit wissenschaftlichen Methoden etwas genauer an diese Fragestellungen an, um dem interessierten Leser etwas mehr zu bieten als die Meinungen religiöser Extremisten oder wissenschaftsgläubiger Menschen.

Peter Kaimer wurde 1981 in Ulm-Söflingen geboren. Nach dem Abitur und verschiedenen Studien der Musik, Elektrotechnik und Physik entschloss sich der Autor zu einem Studium der Theologie und der Germanistik, um als Gymnasiallehrer zu arbeiten. Seit 2008 is

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 4, Historische Nachforschungen: Wer diesen Text eingehend gelesen hat, wird sofort von der Sachlichkeit überwältigt sein, die dieser Text ausstrahlt. Es ist also kaum verwunderlich, dass es auch heute noch einen ständigen Diskurs zwischen Glaube und Wissenschaft gibt, dessen Gegenstand das priesterliche Schöpfungswerk ist. Ein Beispiel findet sich insbesondere in der amerikanischen Kultur und bei christlichen Fundamentalisten: Die so genannten Kreationisten gewinnen Anhänger und vertreten eine Haltung, die das Schöpfungsgeschehen wörtlich versteht. Zur Klärung dieser Verhältnisse, aber auch zur Klärung vieler anderer Ansichten, die zu Missverständnissen führen, hat es eine herausragende Bedeutung, das Thema des Schöpfungsglaubens historisch - kritisch zu beleuchten. Gerhard von Rad weist ausdrücklich darauf hin: 'Wer 1.Mos. 1 auslegt, muß sich über eines im Klaren sein: Dieses Kapitel ist Priesterlehre, ja es enthält die Essenz priesterlichen Wissens in konzentriertester Form [...]. Größer jedenfalls scheint uns die Gefahr, daß der Ausleger hinter dem konzentrierten Lehrgehalt zurückbleibt.' Diese Aussage von Rads darf man keinesfalls missverstehen. G. von Rad weist darauf hin, dass sich in Gen 1 nicht nur geballtes theologisches Wissen, sondern auch wissenschaftliche Erkenntnis verbirgt. Eine einseitige Sichtweise, die sich auf den Wortlaut beschränkt, ist daher schlichtweg falsch. Aber auch der umgekehrte Schluss, jegliche wissenschaftliche Aussagekraft zu leugnen, erscheint so, als würde man Gen 1 nur einen Teil seiner Aussagekraft zugestehen. Um dem priesterlichen Wissen auf die Spur zu kommen, hilft ein Überblick über die Tradition der Schöpfungsmythen. Mit unseren Augen in eine Zeit geblickt, die etwa 2550 Jahre in die Vergangenheit zurückreicht, sollte uns sogleich sichtbar werden, dass alleine die Art zu Denken, wie auch die Art zu schreiben und Texte zu lesen, uns wahrscheinlich für immer verschlossen bleiben wird. Schon Rückblicke in die jüngste Vergangenheit beweisen uns sehr schnell, wie sich das menschliche Denken und damit die Literatur verändern. Vor diesem Problem stehen wir auch in unseren wissenschaftlichen Nachforschungen, wenn wir die priesterliche Schöpfungserzählung lesen. Im alten Orient war die Vorstellung üblich, dass im Urzustand die Erde ganz mit Wasser bedeckt war. Die Schöpfungsmythen der Sumerer, Babylonier und Ägypter ähneln sich. In den griechischen Mythen taucht Okeanos als der 'Erzeuger der Götter' auf. Ein ebenfalls weit verbreiteter Mythos, den wir auch in Gen 1 finden, ist der Trennungsmythos. Auch Bilder von der Finsternis und dem Wind tauchen immer wieder in anderen Schöpfungsmythen auf. Der Schöpfungsbericht steht also in dieser lang vergangenen Welt nicht alleine. Neben den Schöpfungsberichten sind viele Texte in weisheitlicher Tradition, nicht nur im Alten Testament selbst, sondern auch in fremden Religionen, zu finden, die Parallelen zu Gen 1 beinhalten. Vor allem die ägyptischen Hymnen und das 'babylonische Lehrgedicht' weisen in unregelmäßiger Reihenfolge auf eine Schöpfung von Baum, Fruchtbaum, Kraut, Tiere, und Menschen, hin. 'Zweifellos bestehen zwischen den Aufzählungen der Schöpfungswerke im Hymnus und den Reihenbildungen der weisheitlichen Listenwissenschaft gewisse Gemeinsamkeiten, die kaum zufällig sind. Ja, die Ähnlichkeiten gehen so weit, daß mit einer Verwandtschaft zu rechnen ist.' Auch Claus Westermann, der in seinem Biblischen Kommentar Gen 1-11 behandelt, sieht Gen 1, und die folgenden 10 Kapitel in Genesis, tief eingebunden in den gesamten Pentateuch. Über die Parallelen von Gen 1 ist hier folgendes zu finden: 'Es ist nicht zufällig, sondern im Gegenstand dieses Teiles der Bibel begründet, dass es für Gen 1-11 so viele religionsgeschichtliche Parallelen, mehr oder weniger ähnliche Darstellungen der Schöpfung und der Sintflut, aber auch anderer Geschehnisse gibt. Es ist der Teil der Bibel, der am tiefsten in die Geschichte der Religionen hineinragt. Denn alle Religionen der Menschheit haben es auf irgendeine Weise und in irgendeinem Sinn mit dem Urgeschehen zu tun, von dem auch Gen 1-11 handelt.' Westermann hebt hier also eine beeindruckende Tatsache hervor, die beim alleinigen Lesen von Gen 1 gar nicht zum Vorschein kommt. Es sind nicht nur die Juden bzw. die phönizisch - kanaanäische Kultur, die Urgeschichten vorzuweisen haben. Alle Religionen haben in bestimmter Weise mit dem Urgeschehen zu tun und finden ihre Parallelen im Schöpfungsbericht. Diese historische Erkenntnis stellt den Schöpfungsbericht in ein anderes Licht. Hier zeigt sich nicht nur die Frage aller Menschen nach dem 'woher', sondern hier scheint das Wissen von P auch in beeindruckender Weise Textgestalt angenommen zu haben.
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