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Insolvenzfrüherkennungssysteme, das Rating und das Risikomanagement als Instrumente für kleine und mittlere Unternehmen (KMU)

Zur Gestaltung von Existenzsicherungs- und Unternehmensentwicklungsprozessen unter den Bedingungen der vorherrschenden Strukturpolitik sowie den Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten

AutorAndreas Fiedler
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl286 Seiten
ISBN9783640643349
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Doktorarbeit / Dissertation aus dem Jahr 2008 im Fachbereich BWL - Controlling, Note: cum laude, , Sprache: Deutsch, Abstract: Insolvenzfrüherkennungssysteme, das Rating und das Risikomanagement als Instrumente für kleine und mittlere Unternehmen zur Gestaltung von Existenzsicherungs- und Unternehmensentwicklungsprozessen unter den Bedingungen der vorherrschenden Strukturpolitik sowie den Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten. Gegenstand der Betrachtung sind vor allem solche kleinen und mittleren Unternehmen, deren Existenz ohne die Durchführung geeigneter Maßnahmen zur Verbesserung der Struktur und der Prozesse als krisenbehaftet einzuschätzen ist. Die maßgeblichen Krisenursachen können dabei unterschiedlichen Charakter haben. Hierbei lassen sich interne und externe Faktoren feststellen. Interne Faktoren sind solche, wie ungenügende Wirtschaftlichkeit, zu schwache Eigenfinanzierungskraft (Eigenkapital, Missmanagement, eine ungeeignete Aufbauorganisation, schlecht organisierte Unternehmensprozesse, unzureichende Marktarbeit und unzureichendes betriebliches Controlling (Liquiditätsmanagement). Externe Faktoren sind z.B. zu schnelles Wachstum, zunehmender Wettbewerbsdruck, zunehmende Professionalität der Konkurrenz, eine schlechte Finanzierungsstruktur und die Missachtung von rechtlichen Rahmenbedingungen. Das bedeutet, dass die Unternehmen nur unter semi- oder sogar suboptimalen Bedingungen am Markt agieren können. Aktuell werden diese Barrieren durch die Implementierung der Bewertungssysteme wie Basel II für die Unternehmen zusätzlich aufgebaut. Die Unternehmen sind daher gezwungen, geeignete gegensteuernde Maßnahmen einzuleiten. Dennoch sind einzelne Strukturen oft so starr, dass die Unternehmen einen Turnaround nicht mehr schaffen und so einer Insolvenz nicht mehr entgehen können. Sanierungsaktivitäten haben unter diesen Bedingungen nur bedingt Erfolgsaussichten. Für die Unternehmen ist es daher elementar, sich durch dynamische Prozesse neu aufzustellen. Das beinhaltet die Restrukturierung der inneren Organisation, der Finanzierung und des unternehmensinternen Rechnungswesens. Durch immer mehr Vereinheitlichung der Bewertungssysteme für die Finanzierungsfähigkeit und -würdigkeit der Unternehmen durch die Banken, Förderinstitute und andere Geldmittelgeber, durch den zunehmenden Druck eigenkapitalorientiert zu denken und zu handeln, sind die Unternehmen gefordert, neue Abläufe zu organisieren, mehr Transparenz zu schaffen und schneller auf Veränderungen zu reagieren.

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Leseprobe

II. Zweiter Teil - Transformation der gesetzlichen Anforderungen und Verschmelzung dieser mit bekannten Methoden


 

4 Das Rating - Bewertungssysteme für Unternehmen


 

4.1 Gegenstand des Ratings


 

Rating und Basel II sind wegen der veränderten Finanzierungsbedingungen derzeit immer noch die am meisten diskutierten Themen in kleinen und mittleren Unternehmen. Das vom KonTraG geforderte Risikomanagement schafft in dieser Diskussion die erforderliche Informationsgrundlage[202] sowie die Voraussetzungen für das Erreichen eines positiven Ratings. Der Begriff „Rating" ist aus dem englischen Wort „ to rate" abgeleitet, das u.a. „bewerten" bedeutet und sowohl für das Bewertungsverfahren selbst, als auch für das Ergebnis der Bewertung steht. Im klassischen Sinne gibt das Rating in Form einer standardisierten Bonitätsbeurteilung handelbarer langfristiger oder kurzfristiger Finanzpapiere (z.B. Anleihen, Bonds, Certificates) und ihrer Emittenten Aufschluss über den Grad des Risikos eines Investments. Der Begriff „Rating wird erst im Zusammenhang mit der Kreditvergabepraxis der Banken und dem daraus resultierenden Kreditrisiko seit Basel II verstärkt verwendet.[203]

 

Dahingehend sind Basel II und Rating die derzeit meist diskutierten Themen in den Unternehmen, insbesondere bei den KMU.[204] Die kleinen und mittleren Unternehmen sind alle mit veränderten Finanzierungsbedingungen und neuen Anforderungen an die Offenlegung und Transparenz von Unternehmensdaten konfrontiert. Das vom KonTraG geforderte Risikomanagement kann hierfür die erforderliche Informationsgrundlage schaffen.

 

Das Rating wurde vor über 100 Jahren in den USA entwickelt und hat sich seitdem insbesondere auf den amerikanischen und internationalen Finanzmärkten etabliert.[205] Das Rating fungiert als standardisiertes und qualitatives Verfahren zur systematischen Bewertung der Bonität, bei der einzelne Rating-Kriterien im Rahmen einer zukunftsorientierten und umfassenden Erfolgs- und Risikobeurteilung auf einer Skala eingestuft und zu einer Gesamteinschätzung verdichtet werden.[206]

 

Der Gegenstand des Ratings stellt sich im Kontext von Basel II wie folgt dar:

 

 

Abb. 14: Gegenstand des Ratings im Kontext von Basel II[207]

 

Rating versteht sich im Basel II - Kontext als „Credit-Rating" und dient der Beurteilung von Kreditrisiken (Bonität der Kreditnehmer),

 

Die Eigenkapitalunterlegung der Bank ist abhängig von der Beurteilung durch eine externe Ratingagentur oder ein internes Rating der Bank,

 

Die Höhe der Risikogewichte zur Eigenkapitalunterlegung hängt direkt vom Rating des Unternehmens ab.[208]

 

Folgende Interessengruppen lassen sich für das Rating bilden:

 

1. Kreditgeber

 

Banken sind auf Grund von § 18 des KWG zur Prüfung der Vermögensverhältnisse ihrer Kreditnehmer verpflichtet,

 

Das Rating dient als Bonitätsbewertungsinstrument.

 

2. Lieferanten

 

Ratings dienen der Einschätzung des Lieferrisikos (Delkredere-Risiko) und haben Auswirkungen auf die Zahlungsziele, die Konditionen sowie die Fortführung der Geschäftsbeziehung (Stabilität).

 

3. Eigenkapitalgeber (EK-Geber)

 

Das Rating liefert Informationen über die zukünftige Bestandskraft des Unternehmens und darüber, welches Ausfallrisiko die Investitionen besitzen.

 

4. Management und Mitarbeiter

 

Das Rating gibt Aufschluss über die Qualität der Unternehmensführung und die operativen Einheiten,

 

Die Werthaltigkeit des Unternehmens kann bestimmt werden und lässt Aussagen über die Arbeitsplatzsicherheit oder das Risiko über eine (Mitarbeiter)Beteiligung am Unternehmen zu.

 

5. Öffentlichkeit

 

Das Rating dient als Vergleichsmerkmal gegenüber Kunden und Konkurrenten (Benchmarking).

 

Im Rahmen der zuvor beschriebenen Gesamteinschätzung dient das Rating als objektivierendes Instrument (internes oder externes Rating) dazu, ob das analysierte Unternehmen in der Lage ist, seine finanziellen Verpflichtungen (Zinsen und Tilgungen) vollständig und fristgerecht zu erfüllen. Im Kontext dieser Arbeit bedeutet das, die Erhöhung der Qualität bei der Prüfung der Kreditwürdigkeit der kleinen und mittelständischen Unternehmen durch die Gläubiger (Banken, Leasing- und Factoring-Gesellschaften, Kreditversicherer) sowie durch Rating-Agenturen und Auskunfteien. Ziel des Schuldners wird es hierbei sein, ein gutes Rating (in Form einer Bewertungsnote) zu erhalten, da es Einfluss auf die Konditionen des Kreditpreises (Zinsen) hat.

 

Folgende wesentliche Gründe bilden die Ausgangsbasis zur verstärkten Durchführung von Ratingverfahren:

 

Die Anforderungen an das Kredit- und Risikomanagement der Banken und Unternehmen sind aufgrund der zunehmenden Insolvenzzahlen angestiegen.

 

Die Umsetzung der Richtlinien aus den unter dem Begriff „Baseler Akkord" geführten Diskussionen um eine risikoabhängige Verpflichtung zur Eigenkapitalunterlegung von Banken im Kreditgeschäft.

 

Die Erhöhung der Transparenz der Unternehmensinformationen sowie der Informationstiefe zur Einschätzung des Kreditrisikos.

 

Ratings können folglich einen wesentlichen Beitrag zum Abbau von Informationsdefiziten zwischen Geschäftspartnern, Gläubigern und Schuldnern leisten. Für Unternehmen heißt Rating im weitesten Sinne die Bewertung der wirtschaftlichen Sachverhalte (und der zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit). Im Sinne von Basel II bezieht sich das Ratingverständnis auch auf das Handling des unternehmerischen Fremdkapitals (Kreditrating) und gibt Aufschluss über die Bonität eines Schuldners (des Unternehmens).

 

Für die Unternehmen bedeutet das Rating:

 

Die Bewertung der zukünftig zu erwartenden ökonomischen Entwicklung.

 

Die Einschätzung der Fähigkeit eines Kreditnehmers, künftig seinen Zahlungsverpflichtungen in voller Höhe und fristgerecht (ohne Leistungsstörungen) nachkommen zu können.

 

Die Einstufung der Kreditnehmer in Bezug auf die mögliche „Zahlungsausfallwahrscheinlichkeit" in verschiedene Risiko- bzw. Ratingklassen.[209]

 

Das Ratingergebnis stellt die entscheidenden Parameter der Kreditgewährung sowie der Kreditkonditionen dar. Hierbei wird das individuelle Kreditrisiko zum ausschlaggebenden Faktor für die Kreditpreiskalkulation der Banken. Dabei wird die Ausfallwahrscheinlichkeit[210] des Kreditnehmers in den Vordergrund gestellt. In die Risikobeurteilung wird das gesamte Unternehmen einbezogen und die Kreditwürdigkeit mit der unternehmerischen Zukunftsfähigkeit verbunden. Dieser Vorgang schließt ebenso Informationen über die internen Prozesse, Strukturen und die Organisation wie auch das Personal und die Informationstechnologie ein.[211]

 

Bei der Bestandsaufnahme bzw. bei der Durchführung des Ratings kommen folgende Bewertungsfelder und Faktoren auf den Prüfstand:

 

 

 

Abb. 15: Faktoren für ein Ratingverfahren[212]

 

Dabei findet folgende Gewichtung statt:[213]

 

 

Abb. 16: Darstellung des Gewichtungssystems.[214]

 

Die Änderung interner Faktoren (z.B. Veränderungen des Managements) und externer Faktoren (z.B. die Veränderung der Märkte) kann zu einer Höherbewertung (zum Upgrading) oder zu einer Abstufung (zum Downgrading) des Ratings führen.

 

4.2 Ratingverfahren und Ratingagenturen


 

Das Rating dient der Beurteilung der Bonität und stellt damit eine Einschätzung des Kredit- bzw. Ausfallrisikos dar. Das Ratingverfahren ist die Art und Weise, wie ein solches Rating erstellt wird. Für eine Bank ist die Wahl eines geeigneten Ratingverfahrens und die darauf basierende Einteilung der Finanzierungsengagements in Bonitätsklassen deshalb so wichtig, weil die daraus resultierende Unterlegung mit Eigenkapital maßgeblich von der Risikobeurteilung abhängt. Je höher das Risiko bzw. je schlechter das Rating, umso höher sind die Ausfallkosten und umso mehr Eigenkapital muss für ein solches Engagement hinterlegt werden. [215]

 

Die (Rating)Systeme zur Bewertung der Unternehmen sind von Bank zu Bank oder aber auch von Ratingagentur zu Ratingagentur unterschiedlich. Im Prinzip werden jedoch die gleichen Sachverhalte bewertet. Im Rahmen von Basel II wird zwischen zwei alternativen Ratingverfahren (Ratingansätze) unterschieden:

 

Externe Ratings / modifizierter Standardansatz,

 

Interne Ratings / IRB-Ansatz (Internal Rating Based).

 

Generell gilt: In jedes externe oder interne Rating fließen quantitative und qualitative Faktoren - Soft Facts und Hard...

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis7
Abkürzungsverzeichnis9
A Einführung und Zielstellung der Arbeit12
B Aufbau der Arbeit16
I. Teil: Vermittlung wissenschaftlicher Ansätze, Begriffswelt und aktuelle Bedingungen für das Wirken der Unternehmen16
1 Begriffsbestimmung16
1.1 Problemstellung und Zielssetzung der Arbeit – Leitfaden für die praktische Arbeit in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)16
1.2 Existenzsicherungs- und Unternehmensentwicklungsprozesse - Risikoumfeld des unternehmerischen Handelns18
1.3 Kleine und mittlere Unternehmen – KMU19
2 Unternehmenskrisen und Krisenmanagement22
2.1 Die Krise22
2.2 Krisenursachen und Wirkungen35
2.3 Krisenmanagement65
2.4 Früherkennung einer Krise73
3 Gesetzliche Grundlagen und politische Rahmenbedingungen74
3.1 Das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG)74
3.2 Basel II / Baseler Akkord – Aufbau und Vorteile80
II. Zweiter Teil - Transformation der gesetzlichen Anforderungen und Verschmelzung dieser mit bekannten Methoden85
4 Das Rating – Bewertungssysteme für Unternehmen85
4.1 Gegenstand des Ratings85
4.2 Ratingverfahren und Ratingagenturen92
4.3 Rating im Kontext zum Risikomanagement99
4.4 Würdigung - Auswirkungen auf den Mittelstand101
5 Risiko, Risikomanagement und Frühwarnsysteme103
5.1 Risikobegriff103
5.2 Risikoarten / Risikokategorien108
5.3 Risikomanagement118
5.4 Früherkennungs- / Frühwarnsysteme128
5.5 Kennzahlensysteme als Bausteine für das Risikomanagement und die Unternehmensbewertung133
6 Konzeptionen und Lösungsansätze138
6.1 Aufbau und Implementierung eines Risikomanagement-Handbuchs138
6.2 Sanierung und Fortführung146
6.3 Unternehmensfinanzierung147
7 Zusammenfassung und Fazit200
Literatur- und Quellenverzeichnis202
Anlagenverzeichnis222

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