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Interkulturelle Kompetenz und pädagogische Professionalität

VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl253 Seiten
ISBN9783531923123
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis22,99 EUR
Interkulturelle Kompetenz ist zu einem zentralen Thema der pädagogischen Fachdiskussion geworden. Teils ist das Konzept umstritten, teils wird es fraglos in die politische und pädagogische Programmatik aufgenommen. Die Neuauflage des Bandes fällt durch die eigenwillige Positionierung innerhalb des wachsenden Angebots an Literatur zum Thema interkulturelle Kompetenz auf. Noch entschiedener als in der ersten Auflage wird der Blick von kulturellen Differenzen weg auf die Machtasymmetrien bei interkulturellen Kontakten gelenkt. Betont wird eine reflexive, forschende Haltung. Dazu werden der Leserin und dem Leser in mehreren Beiträgen Denkanstöße und Heuristiken zur Interpretation von Interaktionen geliefert.




Dr. Georg Auernheimer war Professor am Seminar für Pädagogik, Forschungsstelle für Interkulturelle Studien an der Universität zu Köln.

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Leseprobe
3 Schlussfolgerungen für die Ausbildung (S. 230-231)

Interkulturelle Kompetenz als Element pädagogischer Professionalität – Schlussfolgerungen für die Lehrerausbildung Interkulturelle Kompetenz als Element pädagogischer Professionalität

Andrea Lanfranchi

Welche Qualifikationen für ein multikulturelles Schulumfeld?

Dieser Beitrag geht von der Prämisse aus, dass innerschulische Bedingungen und insbesondere die Kompetenz von Lehrpersonen im Umgang mit verschiedenen Formen von Diversität eine zentrale Rolle bei der Verminderung (oder beim Zuwachs!) von Leistungsunterschieden zwischen Schulkindern spielen. Präsentiert und kritisch diskutiert werden im folgenden interkulturelle Qualifizierungsmaßnahmen, die folgende Kompetenzbereiche gleichermaßen berücksichtigen müssen:

Auf der einen Seite Fähigkeiten und Fertigkeiten auf der Ebene der Differenz zwischen Kulturen, Sprachen, sozialer und geschlechtspezifischer Zugehörigkeit, auf der anderen Seite „persönlichkeitsbildende“ Fähigkeiten auf der Ebene der Haltungen und Einstellungen rund um die Anerkennung der Pluralität von Denkmodellen und Lebensformen. Es geht dabei nicht zuletzt um die Entwicklung eines individuellen, aber auch institutionellen und politischen Bewusstseins im Bereich der eigenen Verstrickung in gesellschaftliche Machtverhältnisse (dazu Mecheril 1996). Damit es nicht bei der Feststellung von Disparitäten bleibt, braucht es schließlich Kompetenzen auf der Ebene des kommunikativen Handelns, des interkulturellen Dialogs und der interkulturellen Verständigung (vgl. Nieke 2000).

Diese grundlegenden Kompetenzbereiche sollten die Studiengänge durchziehen und in einen anhaltenden Prozess pädagogischer Aus- und Weiterbildung eingebunden werden. Wenn es Lehrerinnen und Lehrern als Fachleuten für Lernen gelingt, zusätzlich Fachleute für die Gestaltung von Begegnungen und Beziehungen zu werden, wird es unter anderem durch gute Kommunikation möglich sein, aus Ohnmacht Kompetenz zu entwickeln, in Problemlagen Ressourcen zu erkennen, und aus überforderten Schulen mit monolingualem und monokulturellem Habitus (Gogolin 2000) wirksame multikulturelle Schulen (Mächler & Autorenteam 2000) zu machen. Die Institutionen der Lehrerausbildung stehen somit vor der Herausforderung, praxisrelevante Antworten auf folgende Problemstellungen zu finden.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Einleitung8
1 Interkulturelle Kompetenz – Anfragen an das Konzept13
„Kompetenzlosigkeitskompetenz“. Pädagogisches Handeln unter Einwanderungsbedingungen14
Einleitung14
Adressatinnen interkultureller Bildungsangebote15
Theoretischer Zugang18
Professionalitätsverständnis23
Beobachtung des Gebrauchs von „Kultur“25
Verschränkung von Wissen und Nicht-Wissen27
Literatur33
Interkulturelle Kommunikation, mehrdimensional betrachtet, mit Konsequenzen für das Verständnis von interkultureller Kompetenz34
Einleitung34
Rückblick auf die Forschungsgeschichte36
Fünf Thesen40
Ein heuristisches Modell44
Machtasymmetrien und Kollektiverfahrungen46
Fremdbilder51
Differente Kulturmuster53
Konsequenzen für das Konzept von interkultureller Kompetenz56
Literatur60
„Anerkennung und Intervention“. Moral und Ethik als komplementäre Dimensionen interkultureller Kompetenz65
Der „stereoskopische Blick“ – zur professionellen Kompetenz65
Die Moral, die Verfassung und die Geltung der Rechte66
Die Ethik, die Identität und das Gelingen des Lebens69
Die professionelle Intervention: die Vermittlung von wissenschaftlicher Erklärung und ethischer Reflexion72
Die „kulturalistische Falle“ – zur Gefahr des Miss-Verstehens74
Literatur77
Interkulturelle Kompetenz: eine sprachwissenschaftliche Perspektive79
Einleitung79
Die Konzepte „Kultur“, „Verständigung“ und „Missverstehen“80
Problemdimensionen interkultureller Kommunikation83
Komponenten interkultureller Kommunikationsfähigkeit89
Literatur95
2 Interkulturelle Kompetenz in der Sozialarbeit und in der Schule96
Interkulturelle Kompetenz in der Sozialen Arbeit97
Einleitung97
Zwei Modelle von Kultur und kultureller Begegnung: Vom statischen zum dynamischen Kulturverständnis99
Interkulturalität in der Sozialen Arbeit103
Interkulturelle Kompetenzen in der Sozialen Arbeit105
Zur interkulturellen Kompetenz sozialer Organisationen109
Ausblick114
Literatur116
Das TOPOI-Modell – eine Heuristik zur Analyse interkultureller Gesprächssituationen und ihre Implikationen für die pädagogische Arbeit120
Einleitung120
Kulturalistischer und inklusiver Ansatz von interkultureller Kommunikation121
Die Prinzipien der anerkannten Gleichheit und der anerkannten Diversität122
Ein systemtheoretischer Ansatz von interkultureller Kommunikation124
Kommunikation ist ein universaler Prozess.124
Identität: vielfältig, multikulturell und dynamisch125
Eine metakulturelle und psychologische Perspektive auf Kultur125
Aufruf zu gegenseitiger Verantwortlichkeit127
Kommunikation verläuft zirkulär.128
Unterschiede und Missverständnisse sind in jeder Kommunikation eher die Regel als die Ausnahme129
Kommunizieren heit sich zu trauen, Risiken auf sich zu nehmen.129
Das TOPOI-Modell131
Soziale Repräsentationen132
Die Dimension Taal (Sprache)133
Die Dimension Ordening (Ordnung)135
Die Dimension Personen136
Die Dimension Organisation138
Die Dimension Inzet29139
Anwendung des TOPOI-Modells141
Präsenz, sich einlassen144
Literatur144
Interkulturelle Teamentwicklung – Beobachtungen in der Praxis147
Einleitung147
Ergebnisse der Begleitforschung zu einem Qualitätszirkel „interkulturelle Teamentwicklung“148
Umgang mit dem Distanz-Nähe-Problem in multikulturellen Teams, aus Fremdund Selbstwahrnehmung resultierende Konflikte151
Deutungsaltenativen zur Vermeidung der Ethnisierung des unterschiedlichen Distanz–Näheverhaltens156
Kulturdifferenz und zirkuläre Interaktion161
Literatur163
Interkulturelle Mediationskompetenz. Umrisse einer differenz-, dominanzund kontextsensiblen Mediation166
Einleitung166
Mediation – Grundlagen, Entwicklungsstränge, offene Fragen168
Was passiert eigentlich in „interkulturellen“ Konflikten?173
Identitätspolitik: Kampf um Anerkennung in asymmetrischen Beziehungen174
„Die sind einfach unkooperativ“: Frustrierte Verhaltenserwartungen in der mediatorischen Praxis175
Konflikteskalation als Anerkennungsverlust179
Spielvarianten in asymmetrischen Beziehungen180
Allparteilichkeit und Verstrickung182
Eckpunkte einer Mediationskompetenz in interkulturellen Kontexten185
Literatur189
Interkulturelle Kompetenz bei Lehrerinnen und Lehrern aus der Sicht der empirischen Bildungsforschung193
„Interkulturelle“ Kompetenz als „Schlüsselqualifikation“ im Bildungswesen?193
Zum Konzept „Interkulturelle Kompetenz“196
„Interkulturelle Kompetenz“ bei Lehrerinnen und Lehrern – Schlussfolgerungen aus einer empirischen Längsschnittuntersuchung198
Für interkulturelle Kompetenz förderliche Merkmale des Umgangs mit unterschiedlichen kulturbezogenen Deutungsund Handlungssystem200
Ausblick218
Literatur218
3 Schlussfolgerungen für die Ausbildung221
Interkulturelle Kompetenz als Element pädagogischer Professionalität – Schlussfolgerungen für die Lehrerausbildung222
Welche Qualifikationen für ein multikulturelles Schulumfeld?222
Warum ist eine Qualifizierungsoffensive im Bereich interkultureller Kompetenz notwendig?224
Zum Umgang mit vorbelasteten Begriffen226
Was kennzeichnet „erfolgreiche“ Lehrpersonen in multikulturellen Schulen?228
Lehrpersonen im Umgang mit Differenz: Annäherung an eine Typenbildung231
Ein Standard-Curriculum für interkulturelle Kompetenzen in pädagogischen Praxisfeldern236
Schlussbetrachtung und Perspektiven247
Literatur248
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren252

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