Die Palliativmedizin (unter dem Begriff Palliativmedizin versteht man die schmerzlindernde Medizin) hat sich in den 60er und 70er Jahren des 2. Jahrhunderts aus der Hospiz Idee heraus entwickelt. In ihr arbeiten Ärzte, Pflegende, Psychologen Seelsorger und ehrenamtliche Mitarbeiter zusammen, um für den unheilbar Kranken eine letzte, möglichst selbstständig gelebte, schmerzfreie und selbst bestimmte Lebensphase zu ermöglichen.
Unter der Palliativmedizin insgesamt gesehen versteht man die Pflege und Betreuung von Menschen, die unheilbar krank sind. Sie bezieht die Angehörigen der Kranken ein und betreut häufig auch sie, oft sogar über den Tod des Kranken, des dann Verstorbenen, hinaus.
Niedergelassene Ärzte erkennen zunehmend, dass die Palliativmedizin auch im häuslichen Bereich des Patienten angewendet werden kann und eigentlich auch angewendet werden muss.
Ziel der Palliativ-Medizin ist es, dem unheilbar kranken Menschen soweit als möglich die Schmerzen zu nehmen, und ihm dadurch neuen Lebensmut für den „restlichen“, letzten Lebensabschnitt zu geben. Diese Art der Therapie führt in vielen Fällen dazu, dass die Menschen, die eigentlich keinen Weg mehr zurück in die Familie haben, noch einmal in die Familie zurück können, doch noch einmal am familiären Leben teilhaben können.[7]
Um diesem Ziel so nahe wie irgend möglich zu kommen, wird in der Palliativmedizin eine moderne, individuell angepasste Schmerztherapie als primäres Hilfeleistung angewendet. Gleichwertig findet daneben die Auseinandersetzung mit den Ängsten, Zweifeln oder der psychischen und spirituellen Bedürfnissen statt. Da der Tod in der Palliativmedizin ein natürlicher Vorgang ist, wird er weder beschleunigt noch verzögert. Das gesamte Handeln der Betreuer gilt dem Patienten und dem Ziel, ihm einen schmerzfreien und ruhigen Tod zu ermöglichen. Deshalb verstehen sich hier die Mitarbeiter als Menschen, die Sterbebegleitung leisten, ihn das letzte Stück seines Lebens begleiten, als ein „begleiten dürfen“. Ich möchte an dieser Stelle ein Pflegeleitbild, Pflegeverständnis, einfügen.
Was bedeutet Pflege für uns? Nach unserem Verständnis, so Noi Vita, wird der betroffene Patient (im apallischen Syndrom und oder im Wachkoma) in der Regel von der Intensivstation in eine neurologische Rehabilitationsklinik verlegt, um dann von dort in eine Pflegeeinrichtung „weitergereicht“ zu werden. Angehörige, Freunde, Betreuer haben dann die Aufgabe, eine für den Betroffenen geeignete Pflegeeinrichtung auszuwählen. Die Vorstellung, dass eine liebe Person dorthin "abgeschoben" wird macht uns immer mehr Angst. Die größte Kunst der Pflegenden besteht eindeutig darin, die Autonomie des Bewohners zu verstärken, ohne von ihm Dinge zu verlangen, zu denen er nicht, oder auch noch nicht in der Lage ist.
Der Bewohner soll sich als Teil einer Lebensgemeinschaft fühlen, in der er sein emotionales Gleichgewicht aufbauen kann und zu einem positiven Selbstbild begleitet wird.
Die Pflegenden erfahren dadurch, dass an ihre Kreativität und emotionale Intelligenz appelliert wird, mehr Bestätigung und Erfüllung in ihrer Arbeit. In einer solchen, erlebnisorientierte Bezugspflege, steht der Bewohner mit seinen Bedürfnissen und seinem Erleben im Mittelpunkt des Geschehens, aber auch das Erleben des Pflegenden findet hier seinen Platz. Die Durchführung von erlebnisorientierter Bezugspflege beinhaltet, dass Pflegende mehr von sich selbst sehen lassen und auf beiden Beinen stehen, hinsichtlich eigener Entscheidungen in der täglichen Pflege (Quelle: Noi Vita).
Wir haben folglich in der Betreuung Schwerkranker und Schwerstkranker bereits schon heute Ansätze für eine neue Kunst des Sterbens. So hat es eben die Palliativmedizin geschafft, dass schwerkranke Menschen in der Regel keine unerträglichen Schmerzen aushalten müssen. Mit der Gesundheitsreform ist ein Ausbau der Palliativmedizin beschlossen worden, ein Schritt in die richtige Richtung eingeläutet, doch es gibt leider noch Probleme bei der Umsetzung. Diese Kunst, die sich dem Lindern und nicht nur dem Heilen verschrieben zu haben, muss noch den Sprung vom Hospiz in die Hausarztpraxis schaffen. Dort gehört sie zwingend hin, denn die meisten Menschen wollen die letzten Tage zu Hause, im vertrauten Umfeld und im Kreis der Familie verbringen. Auch das gehört zur Kunst der Selbstbestimmung in der Medizin.
Eine große Anzahl zu betreuender und zu pflegender Menschen, um eine konkrete Betroffener zu nennen, leidet unter dem apallisches Syndrom. Ein anderer Begriff für das apallischen Syndrom, wohl aber mit der gleichen Bedeutung für das gleiche Krankheitsbild in der Medizin lautet: Dezerebrationsyndrom; bei dieser Erkrankung spricht man in der forschenden Medizin von einer Enthirnungsstarre; damit wird der Funktionsausfall der Großhirnrinde infolge einer Anoxie (der Erstickung durch den völligen Sauerstoffmangel) des Gehirns, zum Beispiel als Koma oder einem schlafähnlichen Zustand mit offenen Augen, bei dem die Patienten zwar wach sind, jedoch keine sinnvollen Reaktionen, wie Blickfixierung oder Spontanäußerungen leisten können; pathologische Reflexe (krankhafte Reflexe) wie zum Beispiel Greifreflexe, Stellreflexe, Pyramidenbahnzeichen, Rigor (Steifheit) und Hypertonie (Hochdruckerkrankung) der Muskulatur, eventuell Streckkrämpfe, Störung der Atmung und der Temperaturregulation und Kreislauffunktion dagegen, sind dabei mögliche Begleiterscheinungen. Als eine mögliche Therapie ist eine intensivmedizinische Überwachung, evtl. Beatmung, zu beobachten. Die Prognosen sind schlecht, denn es kommt infolge Komplikationen beim Verlauf nach einem länger andauernden apallischen Syndrom entweder zu einer letalen (tödlicher Schlaf) Störung oder einer Remission (gemeint ist hier ein zeitweiliges Nachlassen der Krankheitssymptome). Bei einer zunehmenden Dauer des apallischen Syndroms ist eine deutliche Verschlechterung der Prognose zu beobachten. Da stellt sich schon fast automatisch für die Menschen ganz allgemein die bohrende, ja fast schon
die beunruhigende und sehr bedrückende Frage: „Wer hat denn ein“ apallisches Syndrom, was hat man darunter zu verstehen und wer kann daran erkranken?", das sind die Fragen, sich jedem Menschen bei der Begegnung mit dieser Erkrankung unweigerlich aufdrängen.
Es handelt sich bei einem apallischen Syndrom um einen Funktionsausfall des menschlichen Großhirns und ist die Folge einer sehr schwerwiegenden Verletzung der selbstständigen Ausdrucksmöglichkeit. Diese Form des Komas hat eine Schutzfunktion und ist somit eine durchaus sinnvolle Lebensmöglichkeit. Das Koma ist also kein pathologisch abgespaltener Zustand, sondern wird von vielen Wissenschaftlern in seiner besonderen Art auch als eine reale Lebensform verstanden. Daraus, diesem Zusammenhang, ergibt sich also, dass es auch keine „rehabilitationsunfähigen“ Patienten gibt - es sei denn, dass der Tod eintritt! Bei einem „apallischen Syndrom“ handelt es sich eigentlich immer um einen dynamischen Zustand, was dann zur Folge, dass in Fachkreisen von einem „apallischen Durchgangssyndrom“ gesprochen wird. Sie unterteilen diesen Prozess in sieben Remissionsstufen. Diese Stufen sind wissenschaftlich aber nicht belegbar. Sie basieren „lediglich“ auf jahrelangen Beobachtungs- und Erfahrungswerten der Mediziner, die Menschen mit dem apallischen Syndrom betreuen. Erwacht ein Betroffener aus dem Koma, hat er, so die Ärzte, mit Sicherheit alle sieben Stufen durchlebt. Die jeweilige Verweildauer in der jeweils gerade aktuell zu durchlebenden, der sieben Remissionsstufen, ist ganz individuell und somit sehr unterschiedlich. Es gibt bisher keine erkennbaren und verbindlichen Regelzeichen. Auch ein „Steckenbleiben“ in einer der Phasen ist durchaus möglich. Denn der Mensch im Koma bestimmt, wie es weiter geht und wie lange er in jeder Stufe verbleiben möchte. So haben die behandelnden Ärzte auf Grund ihrer Erfahrungen im Umgang mit Menschen im Koma folgende Theorie entwickelt:
Es stellt sich jetzt also in der Folge dieser Überlegungen die Frage, wie tritt man denn mit einem Menschen in dieser Lebenssituation in Kontakt, einem Menschen, der für andere keine gewohnten Zeichen der Kommunikation aufweist und aufweisen kann? „Dialog“ ist in unserer Zeit schon an vielen Stellen zu einem Schlagwort geworden. Jeder spricht davon, doch die Wenigsten kennen die eigentliche Bedeutung. Dialog heißt eigentlich, wenn auch vielleicht etwas locker aus Sicht eines Philologen ausgedrückt, so viel wie „Wechselrede“ oder auch „Zwiegespräch“. Im Gegensatz zum starren Austausch von Fakten, wie in einer Diskussion notwendigerweise praktiziert, bedarf der Dialog nur eine dynamische Entwicklungsphase der Offenheit und den radikalen, ich könnte auch absoluten Respekt gegenüber dem Dialogpartner als Voraussetzung. Frühe Dialoge sind ergo eine elementare Form von Kommunikation, von Austausch, von Vermittlung und von Beziehung zwischen den Patienten, den Pflegekräften und natürlich...