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E-Book

Kapitalmarktfaktor Moral?

Kursimplikation ethisch relevanter Aspekte auf dem Kapitalmarkt

AutorJens Hawliczek
VerlagGabler Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl456 Seiten
ISBN9783834998415
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis62,99 EUR
Jens Hawliczek zeigt auf, welchen Einfluss moralische Konsumenten und Investorpräferenzen für den Shareholder Value haben und überträgt seine Ergebnisse in ein eigenes kapitalmarkttheoretisches Gleichgewichtsmodell. Hawliczek kann in seiner event study eine systematische Abbildung moralischer Informationen in Aktienkursen nachweisen.

Jens Hawliczek promovierte 2007 am Lehrstuhl für Finanzwirtschaft an der Universität Stuttgart und war dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Forschung und Lehre eingebunden. Er ist heute als Advisor Asset Allocation für eine deutsche Privatbank in Frankfurt tätig.

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Leseprobe
4.3.6 Fazit (S. 176-177)

Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass moralische Präferenzen als marktrelevante Anomalie verstanden werden können. Dadurch antizipiert der Kurs moralische Präferenzen. Aufgrund der Ausführungen kann festgehalten werden, dass die bisher vorgenommene Adaptierung existenter Modellierungsansätze nur sehr eingeschränkt die spezifischen Aspekte einer moralisch determinierten Kursbeeinflussung abzubilden vermag. Zum anderen sind bereits existente Ansätze ebenfalls nicht in vollem Umfang auf die Fragestellung anwend- bzw. reduzierbar. Diese „Theorielücke" führte zu der Modellierung eines eigenen Gleichgewichtsansatzes. Insgesamt basiert der verfolgte Ansatz auf einem erweiterten Portfolioansatz und verfolgt das Ziel gegenüber den klassisch determinierten Präferenzen, ein divergierendes Nachfrageverhalten abzubilden und die Effekte auf dem Kapitalmarkt in Form von Kursreaktionen darzustellen. Es wurde verdeutlicht, dass es auf Basis existenter Nachfragepräferenzen zu Kursreaktionen im Gleichgewicht kommen kann.

Die Kurseffekte basieren auf einem abweichenden Nachfrageverhalten, welches nicht Gegenstand der Modellierung ist. Dadurch ist es möglich, die Fragestellung zu erweitern und generelle Sachverhalte abzubilden und das durch moralische Präferenzen determinierte Verhalten als einen Spezialfall zu verstehen. Durch die umfassende Modellierung auf Individualebene sind dahingehend auch Aspekte von unterschiedlichen individuellen Erwartungswerten bzgl. ihres Kurseffektes sowie Ansätze der Marktsegmentierung darstellbar. Die Abhängigkeit der relativen Höhe dieser Effekte zum Verhalten der jeweiligen Marktparameter wurde im Vorfeld erschöpfend aufgezeigt. Es zeigt sich unter Einbezug der Ausführungen, dass es bei moralischen Präferenzen nicht nur zu einem direkten Effekt kommt, sondern dass auch indirekte Effekte (in Abhängigkeit zur Korrelationsmatrix) vom divergierenden Nachfrageverhalten hervorgerufen werden. In der mehrperiodischen Modellierung wurde zudem verdeutlicht, dass auch die vorhandene Angebotsstruktur dafür sorgt, dass es zu entsprechenden Preiseffekten kommen kann.

Des Weiteren ist auf Basis des Modells festzuhalten, dass moralische Unternehmensaktionen, die einen negativen Wirkungsmechanismus auf den Fundamentalwert (bzw. dadurch auch primär auf den Kurs) haben, nur sehr bedingt durch ein verändertes Nachfrageverhalten kompensiert werden können. Die potenziellen Effekte, die sich aufgrund einer starken Mindernachfrage entwickeln können, sind größer als die sich ergebenden Effekte einer starken Übernachfrage. Damit liegt bisher der einzige Ansatz vor, der moralische Präferenzen und die dadurch induzierten Preiseffekte auf dem Kapitalmarkt auf Basis eines differenzierten Ansatzes aus portfoliotheoretischer Sicht abbildet. Die Betrachtung erfolgte in dieser Arbeit bis zu diesem Punkt ausschließlich aus Sicht von Investoren, die auf Basis ihrer Präferenzen ihr Portfolio strukturieren. Wird diese erweiterte Sichtweise aufgegeben und ausschließlich eine Über-/ bzw. Unternachfrage (so etwa nach neuen, moralspezifischen Informationsinhalten) abgebildet469, so kann die daraus resultierende Preisänderung mit Hilfe von ( 4–113 ) bestimmt werden.

Grundsätzlich können damit keine neuen Informationen generiert werden. Es handelt sich dadurch um eine reduzierte Betrachtung, die es aber erlaubt, auf Basis nicht deterministischer Ereignisse (hierzu zählen dann die neuen Informationen) Reaktionen der Marktteilnehmer abzubilden und eine Preiskomponente abzuleiten. Überträgt man die bisherigen Erkenntnisse auf falsifizierbare Wirkungshypothesen, so kann – sofern die gesetzten Annahmen grundsätzlich übertragbar erscheinen – allgemein geschlossen werden, dass eine moralisch determinierte wertpapierspezifische Übernachfrage zu einem unmittelbaren Kursanstieg, eine moralisch determinierte Mindernachfrage jedoch zu einer unmittelbaren Kurssenkung führt.

Im Folgenden Kapitel wird daher umfassend auf die Informationsverarbeitung des Kapitalmarktes und die daraus resultierenden Kurseffekte eingegangen. Dafür wird eine grundsätzliche Betrachtung der Informationsverarbeitung auf Basis eines Modells vorgenommen. Im Anschluss wird der Grad der Informationseffizienz erörtert bevor auf die Methodik der Ereignisstudie diskutierend eingegangen wird. Dies bildet die Grundlage für die Erörterung von Ereignisstudien die moralspezifische Informationsinhalte untersuchen.
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort6
Vorwort8
Inhaltsübersicht10
Inhaltsverzeichnis11
Abkürzungsverzeichnis15
Abbildungsverzeichnis18
Tabellenverzeichnis20
Symbol- und Notationsverzeichnis25
1 Einleitung34
1.1 Konzeptionelle Deduktion forschungsrelevanter Problemfelder auf Basis einer fallgestützten Eingangsbetrachtung36
1.2 Konzeptionell verwendetes Grundmodell und Erkenntnisziel40
1.3 Problemorientierte Strukturdarstellung unter Berücksichtigung der Forschungsmotivation und persönlichen ( definitorischen) Positionierung43
2 Moral und Ökonomie48
2.1 Ethik und ihre ökonomische Reflexion48
2.2 Moralisches Verhalten in einem betriebswirtschaftlichen Kontext56
3 Moralische Präferenzen auf Kapitalmärkten: Relevanz und Auswirkungen auf der Mikroebene102
3.1 Empirische Bedeutsamkeit und Begriffsabgrenzung102
3.2 Moralische Präferenzen auf Portfolioebene106
4 Moralische Präferenzen auf Kapitalmärkten: eine theoriebasierte Betrachtung der induzierten Auswirkungen auf der Makroebene126
4.1 Implikation moralischer Präferenzen auf der Marktebene: Forschungsaufriss und vorgenommene Reduktionen126
4.2 Diskussion adaptierbarer bzw. reduzierbarer Ansätze134
4.3 Integration moralspezifischer Präferenzen bei der Portfolio Se-lection und deren Auswirkungen bei der Kursbildung147
5 Systematische Kapitalmarktreaktionen auf Unternehmensinformationen mit moralischem Informationsgehalt: ein kritischer Forschungsaufriss durchgeführter Ereignisstudien212
5.1 Die Verarbeitung von Informationen durch den Kapitalmarkt212
5.2 Ereignisstudien als Messstab der Preisimplikation ethisch relevanter Informationen231
6 Empirische Kursreaktionen von Wertpapieren auf Basis von Ausschlüssen oder Aufnahmen in den Dow Jones STOXX Sustainability Index286
6.1 Konzept des Dow Jones STOXX Sustainability Index Europe287
6.2 Relevanz identifizierter kritischer Aspekte288
6.3 Studiendesign290
6.4 Generierung von Wirkungshypothesen294
6.5 Hypothesenspezifische Darstellung, Beurteilung und Diskussion299
7 Fazit306
7.1 Dezidierte Zusammenfassung306
7.2 Dezidierte Abbildung möglicher Wirkungsverhältnisse und daraus resultierende Handlungsempfehlungen310
7.3 Reflektierter Ausblick312
Anhang316
Literaturverzeichnis458

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