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E-Book

Kein Stopp ohne Schluck!

Mit dem Fahrrad von Nürnberg nach Nizza - Erlebnisse und Tipps

AutorHelmut Moldaschl
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl108 Seiten
ISBN9783746039206
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis3,99 EUR
Bis jetzt sind Sie mit Ihrem Fahrrad nur kurze Strecken gefahren. Aber jetzt wollen Sie einmal richtig raus. Ein kleines, überschaubares Abenteuer soll es sein. Wir haben es einfach getan. In Deutschland zuerst und dann nach Italien und Frankreich. Sie haben noch keine Erfahrung, trauen sich eigentlich nicht. Auf dem Rad werden Sie eine Menge erfahren. Sie werden die Natur ganz anders wahrnehmen als bisher. Licht, Schatten, Hitze, Regen, Gerüche, Geräusche. Werden direkt ins Innere von Städten fahren, ohne Probleme mit Parkplätzen. An Stränden entlang wo Autos verboten sind. Sie werden viele Menschen treffen. Ich erzähle Ihnen worauf Sie achten müssen und was Sie dabei erleben können.

Helmut Moldaschl, Jahrgang 1943, ist Physiker. Er lebt in der Nähe von Erlangen. In seinem Buch blickt er trotz der ernsten Thematik humorvoll auf das Klinikgeschehen und seine Mitpatienten. Er verknüpft die langen Radreisen die er nach seiner Operation unternommen hat mit den Vorkommnissen seiner Erkrankung, um Mut zu machen für Zeiten in denen manches hoffnungslos wirkt.

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Leseprobe

2 Mein erstes Fahrrad


Inzwischen fahren immer mehr Leute mit dem Fahrrad. Das liegt daran, dass ihnen immer häufiger ein Elektromotor die Mühsal abnimmt, weil er dann anzieht, wenn man selbst nicht mehr kann oder nicht mehr will. Insbesondere, wenn man sich mangels Training zuviel vorgenommen hat. Selbst Kleinkinder trifft man bereits in diesem Behindertensport, die mit Motor zu hohe Geschwindigkeiten wählen, um noch sicher zu fahren und vor allem auch bremsen zu können.

Als Unerfahrener erhält man den Elektromotor als Hilfe, die er auf langen Touren nicht ist. Mit seinem Gewicht kann er sogar zu einer prohibitiven Last werden, denn ein schweres Rad wird umso lästiger je leerer der Akku wird, denn dann bestimmt die nächste freie Steckdose die Route. Auf einer meiner Fahrten durch Burgund waren die Unterkünfte sehr rar und erst recht die Steckdosen. Selbst solche für ein TomTom, das man mir nur mit großem Widerwillen eine halbe Stunde laden ließ.

Das freie Rad, also das Rad ohne Akku ist und bleibt ein geniales Verkehrsmittel. Mit ihm bestimmen Sie selbst die Länge der Tour und die Route und nicht die Verfügbarkeit der Steckdosen. Glauben Sie mir, auch im Ligurischen Apennin werden Sie kaum eine finden, und was tun Sie, wenn der Akku leer ist? Ein Taxi für Sie und Ihr Rad kann eine Lösung sein. Falls Sie eine Funkverbindung haben, was keinesfalls sicher ist.

Die Vorzüge eines steckdosenfreien Rades aber sind vielfältig und überwiegen bei weitem die Nachteile, nämlich den Nachteil einer scheinbar geringeren Reichweite. Ich bin viele Jahre hindurch Touren gefahren, zuerst hier bei uns, in der Fränkischen Schweiz. Bergauf, bergab, kleine Hügel, schöne Täler. Wassergerinne, Flüsschen, in die man die heißen Füße hinein hängt, schöne Pflanzen. Eine unaufgeregte Landschaft. Dazwischen liegen zahlreiche Gasthäuser mit kleinen Gärten, wo man eine Brotzeit essen und ein Bier trinken kann. Danach geht’s weiter und am Abend ist man zu Hause. Dort kann man duschen, essen und das Rad intakt setzen, falls etwas einzustellen oder zu reparieren ist. Man hat sortiertes Werkzeug zur Verfügung. Zangen, besonders schwere verstellbare Zangen, Schraubenzieher aller möglichen Dimensionen, einen Schraubstock vielleicht und so weiter. Das meiste davon haben Sie auf einer Tour nicht zur Verfügung. Schon dadurch unterscheiden sich Tagestouren von Touren über lange Strecken, aber gerade das macht diese so spannend.

Habt Ihr da immer reserviert? Typische Fragen von Leuten, die niemals eine Tour gefahren sind.

Tatsächlich kann die Suche einer Unterkunft sehr spannend werden. Wenn Sie auf diese Spannung verzichten wollen, werden Sie Ihre Möglichkeiten auf der Tour stark einschränken müssen. Dann nämlich müssen Sie reservieren oder reservieren lassen, doch Sie wissen nicht, wie weit sie kommen werden, es sei, die Tour ist geführt und vielleicht wird Ihr Gepäck sogar von einem externen Veranstalter transportiert. Dann aber machen Sie die Tour gemeinsam mit vielen Leuten, von denen ein jeder seine spezifischen Wünsche hat, die nicht unbedingt mit Ihren konform sind.

Und immer können Sie manche Überraschung erleben, selbst wenn die Tour noch so sorgfältig geplant und geführt ist. Die kurze Tagestour entbehrt solche Überraschungen. Damit wird sie berechenbar. Das ist toll.

Was ist heute im Fernsehen? Kannst du mir ein Schnitzel machen? Haben wir ein Pflaster zu Hause? Ich sollte vormittags zum Augenarzt gehen, mein linkes Auge brennt. Erst wenn es besser ist kann ich die nächste Runde fahren. Vielleicht ist es günstiger, wenn ich morgen überhaupt aussetze.

Es gibt viele Ratgeber, die man sich zu Gemüte führen kann, wenn man eine größere Tour plant, schon um sich zu beruhigen, weil man ja keine Erfahrung hat. Aber wie holt man sich diese.

Grundsätzlich wird man nirgendwo erfahren was man wirklich braucht, weil man nicht weiß was alles passieren kann. Das sind die vielen kleinen praktischen Erfahrungen, die man aus jeder Tour mitbringt. Erfahrung kommt eben von Fahren.

Wir – und unter wir meine ich im Regelfall mich und meinen Radkumpel – waren nicht allzu weit weg. Vielleicht tausend Kilometer oder etwas weiter. Es gibt Leute, die weltweite Touren gefahren sind, Touren über ganze Kontinente hinweg. Über viele Wochen hindurch, über Monate oder gar Jahre. Zu mehreren, zu zweit oder alleine. Darüber gibt es ausführliche Beschreibungen. Uns waren solche Routen wegen der Kosten verwehrt und auch zu beschwerlich. Wir fuhren Reisen, die auch von anderen gefahren werden können, also von Leuten, die nicht jedes Jahr beim Hawaii-Marathon dabei sind. Solche Leute wie Sie und ich. Es lohnt sich durch das zivilisierte Europa zu fahren. Durch Deutschland, die Schweiz, Italien und Frankreich. Auch dabei kann man viel erleben.

Meine Erfahrung, mein Training, wie habe ich sie erreicht? Ja mein Gott. Seit ich mich erinnern kann stehe oder sitze ich auf etwas das zwei Räder hat, mich trägt und sich schneller vorwärts bewegt, als ich das sonst kann. Viel mehr war das nicht.

Angefangen hat es mit einem Tretroller. Einen solchen hatte mein Vater 1946 auf einem Schrotthaufen aufgelesen, repariert, lackiert und unter den Weihnachtsbaum gestellt. Es war das schönste Geschenk, an das ich mich erinnern kann. Ausgenommen mein Fahrrad, meine Spielzeugeisenbahn, meine Lederschultasche aus Holland und meine Armbanduhr, die mir meine Frau zu unserer Hochzeit geschenkt hat. Aber letztlich war das Eindrucksvollste dieser einfache Tretroller. Er war eine Wucht. Er hatte eine graublaue Lenkerstange, bunte Blumen auf dem Trittbrett und zwei dünne Vollgummiräder mit Kugellagern. Was konnte ich mit drei Jahren von Kugellagern wissen? Mein Großvater hatte in seinem Gartenhaus irgendwo ein total verrostetes Kugellager herumliegen. Damit konnte man nichts anfangen, schon weil man den inneren Ring nicht bewegen konnte. Er war starr, und da lagen noch andere rostige Kugeln verschiedener Größe herum, die zu nichts zu gebrauchen waren, und nun hatte dieser Tretroller Kugellager. Um aber zu zeigen, wie gut ein Kugellager sein konnte, stellte mein Vater den Roller auf den Kopf, stieß die Räder ein wenig an und sie drehten und drehten und drehten sich und wollten partout nicht aufhören sich zu drehen. Das war faszinierend. Wer kann sich vorstellen, wie ein solches Rad zwei Kinderaugen leuchten ließ, kurz nach dem Krieg, wo alles kaputt war! Das ist heute nicht mehr vorstellbar, wo es doch bereits alles gibt. Er erklärte mir den Unterschied zu anderen Rädern, die nicht aus Metall, sondern nur aus Holz waren, die Steckachsen aus Metall waren durch ein Loch im Holzrad gesteckt und wackelten herum. Wenn man sie anschubste, blieben sie sofort mit einem Quietschton stehen, der einem durch Mark und Bein ging. Meine Metallräder aber liefen langsam und wunderbar geräuschlos aus. Ein Schubs mit einem Bein und man fuhr zehn Meter weit.

Unmittelbar nach dem Krieg hatte es nichts gegeben. Kurz gesagt, wir hatten nichts, nicht einmal ein Reindl (eine Kasserolle) ohne durchgerostete Stellen, fast jedes Haus war beschädigt, und viele Leute schliefen gleichsam im Freien. Es war eisig kalt und nass im Winter 1946, und wir hatten nichts um die kalte feuchte Wohnung zu heizen. An einem derart kalten Wintertag war ich auf einem alten Schlitten gesessen, den meine Mutter zog und war eingewickelt in einige löchrige Decken. Dennoch machte es ungeheuren Spaß in den Schnee zu greifen und ihn an den Wangen zu reiben. Die Luft duftete nach Natur und Rauch. Rauch, werden Sie fragen, und Geruch? Ja, warmer Rauch kann duften, denn dort wo geheizt wird, raucht es und ist es warm, und das war schließlich das Entscheidende, und so saß ich im Winter eingepackt auf meinem Schlitten und dachte an den Sommer und an meinen Tretroller. Wann endlich würde es wärmer werden, wann endlich würde ich ihn das erste Mal richtig fahren können. Es war der Urgrund meiner Sehnsucht, einmal eine Reise zu machen.

Und dann kam der ersehnte Frühling. Ich sauste aus der Einfahrt auf die leere Straße. Es gab ja kaum irgendwo ein Auto, es gab keine Motorräder, die Leute gingen zu Fuß. Ab und zu ging jemand mit der Milchkanne und einem alten Lederbeutel zu Frau Raible, über die feuchten Stufen hinab in ihr Milchgeschäft. Es war nichts anderes als ein kleiner dunkler Keller, wo sie mit einem zerbeulten Aluminiumgefäß in die große Milchtonne fasste und einen viertel oder einen halben Liter oder ganz selten einen ganzen Liter frischer duftender Kuhmilch schöpfte und in die verbeulte Milchkanne schüttete und dann diese Milchkanne mit dem total verbeulten Deckel verschloss. Heute wäre das aus hygienischen Gründen undenkbar, in der EU streng verboten, man könnte ja sterbenskrank werden von diesem verheerenden Schmutz in der Milch, so würde man denken, außerdem ist ja Milch ohnedies furchtbar schädlich. Aber das ist ein anderes, ein schauerliches Thema, diese alltägliche Gefährdung der Gesundheit durch die verseuchten Lebensmittel heutzutage.

Ab jetzt brauchte ich also nie mehr zu Fuß zu Frau Raible zu gehen, sondern hängte meine Kanne an den Lenker des Rollers und sauste stolz an den Leuten...

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