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E-Book

Konfrontative Pädagogik

Konfliktbearbeitung in Sozialer Arbeit und Erziehung

VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl250 Seiten
ISBN9783531918082
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis22,99 EUR
Konfrontative Pädagogik bleibt ein hoffnungsvoller, innovativer Trend in Sozialer Arbeit und Erziehungswissenschaft und stellt eine gute Ergänzung zur akzeptierenden Toleranz der 68er-Pädagogik dar. Die konfrontative Pädagogik soll in der Arbeit mit mehrfach auffälligen jungen Menschen helfen und wirken.

Professor Dr. Jens Weidner ist an der Fakultät für Soziale Arbeit der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften tätig.
Professor Dr. Rainer Kilb lehrt an der Hochschule Mannheim (Fakultät Sozialwesen).

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Leseprobe
"Wolfgang Tischner (S. 51-52)

Konfrontative Pädagogik – die vergessene „väterliche"" Seite der Erziehung

Ein Gespenst geht um in Europa – sein Name: „Konfrontative Pädagogik"". Diese Pädagogik hat Anleihen aus den USA und löst nicht nur deshalb bei vielen Sozialpädagogen in Deutschland heftige Abwehrreaktionen aus. Ein wesentlicher Grund ist der, daß die Leitlinien der Konfrontativen Pädagogik so völlig abseits dessen liegen, was deutschen Sozialpädagogen seit den 70er Jahren so selbstverständlich ist, daß es nicht mehr in Frage gestellt wird.

Ein weiterer besteht darin, daß die Konfrontative Pädagogik für den Berufsstand der Pädagogen eine massive Kränkung darstellt. Der Begründer der Jugendhilfeeinrichtung Glen Mills Schools, der neben seinem Ausbildungs- und Sportprimat mit der konfrontativen Methodik arbeitet, SAM FERRAINOLA, macht keinen Hehl daraus, daß er von Sozialpädagogen nicht viel hält und statt ihrer lieber auf ehemalige Gangster, durchtrainierte Sportler und geschickte Handwerker baut, die Spaß verstehen und sich durch das expansive Gebaren der Jugendlichen nicht einschüchtern lassen.2 Die Pädagogik ist nun wahrlich keine Wissenschaft, welcher es an Attributen mangelt.

Abgesehen von der Vielzahl wissenschaftstheoretischer Richtungen von der geisteswissenschaftlichen über die empirisch-analytische Pädagogik bis hin zur emanzipatorischen und systemischen Pädagogik gibt es mittlerweile darüber hinaus solche „Pädagogiken"" wie die interkulturelle, die feministische, die postmoderne u.v.a.m. Wozu, so wird sich der kritische Beobachter fragen, muß es dann noch eine Konfrontative Pädagogik geben?

Die Rede von einer Konfrontativen Pädagogik ist m.E. in der Tat unglücklich, ist doch eine Pädagogik, welche nicht auch das Element der Konfrontation im Umgang des Erwachsenen mit dem Kind bzw. Jugendlichen beinhaltet, schlechterdings nicht vorstellbar. Eine im weitesten Sinne nichtkonfrontative Pädagogik kann es gar nicht geben, Konfrontation macht vielmehr ein Wesensmerkmal von Erziehung aus. Wenn dies so ist, so müssen sich doch immerhin Gründe dafür ausfindig machen lassen, die dazu geführt haben, daß man heute mancherorts glaubt, auf diese Art von Pädagogik nicht verzichten zu können.

Meine These ist, daß die Pädagogik der letzten dreißig Jahre in Deutschland an einem zunehmenden Übergewicht der mütterlichen zuungunsten der väterlichen Seite der Erziehung krankt und die Konfrontative Pädagogik dazu das notwendige Korrektiv beitragen kann.

1. „Feminisierung der Pädagogik""

Im Schulbereich beobachtet man bereits seit den 90er Jahren, daß die Jungen gegenüber den Mädchen in bezug auf den Erfolg schulischen Lernens massiv ins Hintertreffen geraten sind. Die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse der Pisa-Studie unterstreichen diese Beobachtungen auf das deutlichste. Allein was die Zahl der Abiturienten angeht, ist der Anteil der Jungen in den letzten dreißig Jahren von 60 auf 44 Prozent gefallen.

Hinzu kommt, daß die Abiturnoten der Jungen im Schnitt um fast eine Note schlechter ausfallen als die ihrer Mitschülerinnen. Alarmieren muß auch, daß der Anteil von Jungen bei den Sonderschülern in den letzten dreißig Jahren von 60 auf 64 Prozent, bei den Schulabgängern ohne Hauptschulabschluß gar von 55 auf 65 Prozent gestiegen ist. (FOCUS 2002) „Jungen"", so ein SPIEGEL-ONLINE-Artikel (2002), „bleiben in der Bundesrepublik doppelt so oft sitzen wie Mädchen, fliegen doppelt so oft vom Gymnasium, landen doppelt so oft auf einer Sonderschule."""
Inhaltsverzeichnis
Inhalt5
Vorwort zur zweiten Auflage7
Vorwort Was ist „Konfrontative Pädagogik“?9
Grundsatzartikel11
Konfrontation mit Herz: Eckpfeiler eines neuen Trends in Sozialer Arbeit und Erziehungswissenschaft12
Sozialisationstheoretische Bezüge13
Liebe allein genügt nicht: Grenzen ziehen bei Mehrfachauffälligen13
Zum Erziehungsstil17
Im Focus einer Konfrontativen Pädagogik: der Umgang mit aggressivem Verhalten18
Anti-Aggressivitäts- und Coolness-Training : zwei Methodiken Konfrontativer Pädagogik19
Die methodischen Vorbilder: Konfrontative- und provokative Therapie20
Praxisbeispiele der Konfrontativen Pädagogik21
Die Rahmenbedingungen von AAT/CT22
Die Forschungsergebnisse23
Die Perspektive23
„Konfrontative Pädagogik“ – ein Rückfall in die Vormoderne oder vergessene Selbstverständlichkeit zeitgemäßer Pädagogik?25
Gegenstand und Anlass der Kritik25
Begriffsverständnis, Zielgruppe und Indikation26
Methode, Erziehungsstil oder Haltung?27
Was bedeutet Konfrontation und was legitimiert sie als pädagogischer Handlungsstil?29
Differenzierte Konfrontationsformen31
Ethische Aspekte in konfrontativen Trainings36
Indikation und institutionskulturelle Verträglichkeit37
Theoretische Dimensionen und Verortungsversuche konfrontativer Ansätze in der Pädagogik38
Fazit46
Literaturangaben47
Konfrontative Pädagogik – die vergessene „ väterliche“ Seite der Erziehung49
1. „Feminisierung der Pädagogik“50
2. Das mütterliche und das väterliche Prinzip in der Erziehung52
3. Konfrontationsdefizit in der Sozialen Arbeit54
4. Erziehungsphilosophische Rechtfertigung der Konfrontation: Gemeinschaft und normative Verbindlichkeit58
5. Glen Mills Schools – ein Beispiel für eine „ väterlich“ geprägte Sozialpädagogik62
6. Kritik67
7. Ist Glen Mills „ pädagogisch“?68
8. Schlußbetrachtung70
Anmerkungen zu einer „ konfrontativen Pädagogik“74
1. Einleitung74
2. Begriffe, Zielgruppen und Grundorientierungen77
3. Methoden und Verfahrensweisen „konfrontativer Pädagogik“87
„Akzeptierende“ und „Konfrontative“ Pädagogik: Differenzen – Gemeinsamkeiten – Entwicklungsbedarf1114
1. Akzeptierende und Konfrontative Pädagogik115
2 Gemeinsamkeiten und Unterschiede119
3 Praxiserfahrungen122
4 Gemeinsame Herausforderungen und wechselseitige Bereicherungen125
Streitschrift130
Konfrontative Pädagogik – oder: Verstehen allein genügt nicht131
Einleitung: Die Konfrontation der Pädagogenzunft mit der Konfrontativen Pädagogik131
Standortbestimmung134
Die pädagogische Haltung136
Beispiel Konfrontative Jungenarbeit – oder: Die notwendige Konfrontation mit der eigenen Gewalt140
Fazit145
Praxiskonzepte147
Stirn an Stirn – Streiten lernen helfen: Praktische Anmerkungen zu einer fälligen Paradigmenverschiebung148
Konflikte machen Angst149
Täter oder „Täter“?151
Exkurs 1: Traumatisierte Täter153
Angst vor Affekten?155
Die Vermeidung von Konflikten hat Folgen157
Exkurs 2: Das Problem beginnt früh159
Zwang, Macht und Streit sind notwendig162
Von Konfliktvermeidung zur Konfliktfähigkeit163
Prozess der Auseinandersetzung165
Literatur und Quellen167
Der Einsatz konfrontativer Techniken bei Ablöseprozessen Jugendlicher in pädagogischen Maßnahmen und Einrichtungen169
Wenn Jugendliche älter, aber nicht erwachsener werden...169
Gesetzlicher Auftrag und fachliche Interpretationen171
Veränderte gesellschaftliche und psychosoziale Situationen in dieser Übergangsphase172
Neue Verläufe des Übergangs: „Zwischenexistenzen“173
Komplexe Struktur im Ablösungsprozess zwischen AdressatInnen, Fachkräften und fachlichem Auftrag173
Was benötigen junge Erwachsene in dieser Phase und was könnten Jugendhilfe und Soziale Arbeit dabei leisten?175
Welche konzeptionellen, methodischen und professionellen Kompetenzen sind hierbei gefragt?178
„Temporär-situative Gegnerschaft“ oder: Konfrontative Elemente als pädagogische Sonderkompetenzen180
Lassen sich Ablöseprozesse überhaupt steuern?182
Literatur/Quellen183
Der konfrontative Ansatz der subversiven Verunsicherungspädagogik in der Präventionsarbeit mit rechten und rechtsorientierten Jugendlichen184
Vorbemerkung184
Verständnis versus Grenzen setzen184
Das Verhältnis der subversiv-konfrontativen Verunsicherungspädagogik zu anderen Methoden188
Auseinandersetzen, verunsichern, konfrontieren190
Rechte Jugendliche – gewöhnliche Kriminelle oder politisch motivierte Täter?191
Die Bedeutung der Nazi-Ideologie192
Die Verunsicherungs- und Konfrontationspädagogik196
Resümee199
Wider die Resignation!201
1. Vorbemerkung und Vorerfahrungen201
2. Die pädagogischen Prinzipien von K.L.A.R.202
3. Ziele203
4. Zielgruppe204
5. Kernpunkte des Konzeptes204
6. Evaluation212
7. Derzeitige Vorhaben212
Literatur213
Unbeschulbare GrundschülerInnen gibt es nicht.215
1. Das Praxismodell der KoPädiKo215
2. Das Theoriemodell der KoPädiKo220
3. Schlussbemerkungen226
Eingreifen hilft! Ein Interventionsprogramm für verhaltensauffällige SchülerInnen ( InvaS)228
Ein Kooperationsprojekt von Jugendamt und Staatlichem Schulamt und Polizeipräsidium Mannheim228
Rahmenbedingungen229
Phasen und Bausteine des ersten Trainingsteils230
Die Bausteine des Wochenprogramms231
Schlussbemerkung237
Autorinnen und Autoren239

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