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The Lost History of Longboarding

AutorAlexander Lenz, Gregor Kastner, Jogi März, Michael Brooke
VerlagMinistry of Stoke
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl330 Seiten
ISBN9783936137231
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Drei Jahre lang hat das Autorenteam in der Longboard-Szene rechercheriert. Auch viele bekannte Gesichter des Longboardsports kommen zu Wort. Jogi März, Roger Hickey, Jerry Madrid und viele mehr, berichten über die bunte Historie dieses Brettsports. Herausgekommen ist ein über 300 Seiten im DIN A4 Querformat hergestelltes Board mit Geschichten rund um den schönsten Sport der Welt. Im Vintage Style, mit vielen Bildern und Illustrationen versehen, begleiten die Autoren den Brettsport von den Anfängen in Polynesien vor 4000 Jahren, über erste Longboards auf Rädern 1930 und den darauffolgenden Boom in den 60ern des letzten Jahrhunderts - bis hin zum aktuellen Höhepunkt des Sports.

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Leseprobe

Geständnisse eines Skateboard Ketzers


Geständnisse  eines  Skateboard-Ketzers

von Daniel Gesmer


“... ein wahrer Pionier … verdient ernsthafte Anerkennung, wenn man die Geschichte des Longboardens schreibt. Und einen heldengleichen Status,wenn man seine Artistik und Ausdrucksweise auf vier Rollen und einem Stück Holz sieht ...”

Laura Thornhill Caswell


Im Frühjahr 1976 war ich ein zwölfjähriger, uncooler, jüdischer Junge aus dem erzkonservativen Rockford in Illinois. Asthmatisch, nervös und klein – aber geistreich. Meine Eltern waren Kontrollfreaks und kritisierten alles, was ich tat. Aber in jenem Frühjahr kam einer der „coolen“ Jungs von einem Familienurlaub aus Kalifornien zurück. Sein Name war Kurt Jaenicke, und was er aus dem Süden mitbrachte, war ein Skateboard.  Als er eines nachmittags hinter unserem Haus hin- und herrollte, konnte ich nicht ahnen, dass dieses Skateboard mein Leben bestimmen sollte.Ich schnappte mir das Brett und suchte mir den größten Hügel in der Umgebung. Das Ergebnis waren schmerzhafte Abschürfungen an den Ellenbogen. Die Schmerzen hielten mich aber nicht davon ab, den Hügel wieder und wieder hinunter zu rollen. Es war offensichtlich, dass ich nicht mit Talent gesegnet war – und trotzdem wurde ich abhängig vom magischen Gefühl des scheinbar schwebenden Gleitens. Vielleicht war es auch eine Art Flucht aus den Fängen der Familie und der kulturellen Zwänge dieser Zeit.

Das SkateBoarder Magazin, das Kurt mir lieh, verstärkte diese Abhängigkeit mit der nächsten Dosis Freiheit. Es zeigte mir – abseits der Provinz – Bilder aus der Skatekultur und massenhaft unerschwinglichen Skatestuff. Monate später, mit dem Erreichen der  siebten Schulklasse, hatte ich mich aus Sicht meines Vaters für ein Sonderangebot des örtlichen Baumarktes qualifiziert. Er kaufte mir mein erstes Skateboard: ein gelbes Duraflex Doublekick Skateboard. Dinge wie Internet, Tutorials, Videos oder Ähnliches gab es zu dieser Zeit noch nicht. Alles, was wir hatten, waren die Fotos in den verschiedenen Skateboardmagazinen.Und wir hatten uns selbst, denn die Skateboarder aus Rockford brachten sich gegenseitig die Tricks bei, die sie in den Magazinen gesehen hatten.


Einen Handstand auf dem Board zu machen, das war damals der angesagteste Move. Also wurde unser Wohnzimmer Zeuge dessen, was sich wohl erst nach dutzenden Versuchen als Handstand bezeichnen ließ. Irgendwann war ich in der Lage, auf dem Duraflex einen Handstand zu machen – mein erster schwerer Trick. Ich hatte auch versucht, den Original Kickflip zu stehen, aber ohne Bewegtbild als Vorlage war es aussichtslos.  

Einer unserer Zuchtmeister an der Eisenhower-Mittel-schule bestrafte mich, weil ich den Handstand auf dem Schulhof vorgeführt hatte. Ich hatte Angst davor, dass meine Eltern Wind von der Sache bekommen würden, denn meine guten Leistungen in der Schule waren der einzige Grund, warum sie noch einigermaßen gut auf mich zu sprechen waren. Die Anzahl der Bretter, die ich mein Eigen nennen durfte, wuchs genauso rasant wie mein Verlangen, immer neue Tricks zu lernen. In der achten Klasse machte ich meinen ersten Deal im Skateboardbusinees: Ich verkaufte ein massives Eichenbrett mit Kicktail, das ich aber nie gern gefahren war. Ein Jahr später kaufte ich das Hobie „Mike Weed“ und fand diesen Shape sehr funktionell. Die Fiberglas-Konstruktion versprach jedoch mehr, als sie hielt. Also tauschte ich es gegen ein 27” „Bruce Logan Earth Ski“. Das war ebenfalls ein Kicktailboard, jedoch aus Eiche, denn diese Art Boards waren damals sehr populär. Das Setup bestand aus den legendären Road-Rider-Rollen und den Tracker Trucks, von deren Perfomance ich sehr fasziniert war. Ein Omen für meine spätere Arbeit als Truck-Designer? Rückblickend kann ich behaupten, dass ich vermutlich ein ganz annehmbarer Vert- oder Streetskater geworden wäre. Doch meine Leidenschaft galt dem artistischen und anmutigen Flatland Freestyle, der zu dieser Zeit in den Magazinen angesagt war. Beim Flatland Freestyle wurde eine bestimmte Choreographie zu Musik dargestellt. Hierzu war ein recht großer, flacher Platz wie zum Beispiel ein großer Parkplatz nötig. Am ehesten lässt sich der Freestyle der 70er wohl mit dem Dancen von heute vergleichen. Russ Howell, einer der Superstars der Szene, ist mir als Freund aus dieser Zeit erhalten geblieben. Ich habe immer noch seine mit der Hand geschriebene Antwort auf meinen Fanbrief, den ich ihm im Alter von 13 Jahren geschickt hatte. Ich lernte Nose Wheelies auf dem Loganboard, und ich war erstaunt darüber, das aufrechtes Balancieren auf der vorderen Achse überhaupt möglich war. Neben dem Nose Wheelie fing ich mit dem Spinning an, also dem schnellen Drehen auf einer Achse. 

Meine beiden besten Tricks waren genau diejenigen, die einen Skateboarder dieser Zeit cool erschienen ließen. Mein schulisches Umfeld nahm mich jetzt mehr als Skater wahr und nicht mehr als den Außenseiter, der ich jahrelang gewesen war. Stattdessen flog ich fast von der Schule, weil ich meine 360er gerne in den leeren Schulkorridoren übte. Die Winter in Illinois waren und sind lang, sehr lang. Auch der Linoleumflur im Erdgeschoss meines Elternhauses wurde als Trainingsfläche für den Hochsprung oder 360er missbraucht. Interessant finde ich, dass die Lehrer den besten Schüler der Schule wegen der Benutzung eines Skateboards von der Schule werfen wollten. Aber ich denke, die hatten mehr Angst um mich als um das Schuleigentum. Die Befürchtungen der Schulleitung trafen bald ein. Ich brach mir bei einem bescheuerten Sprung von der Treppe den kleinsten Knochen im rechten Fuß. Ich landete nicht richtig, und so blieb ich beim Auslaufen zwischen Bordstein und dem Autoreifen eines geparkten Autos hängen. Erst nachdem ich mich auf allen Vieren durch das Haus bewegte, wurde ich zum Arzt gebracht, der mir einen Gips verpasste, den ich drei Wochen tragen musste. Ich war überrascht, meine 360er auch mit einem Gips zu stehen ...

Kurt Jaehnicke, der mich als Erster mit dem Sport bekannt machte, war mein Skatekumpel. Aber schon bald hing ich mit den richtig coolen Skaterjungs ab, die natürlich alle viel krasser waren als ich. Brad Burnell und Chip Knilans hießen meine neuen Freunde – und natürlich Eric, der Sohn des Schuldirektors. Der stand immer kurz vor dem Gefängnis. Eigentlich passten die Jungs gar nicht zu mir, aber aus naheliegenden Gründen klebten wir immer zusammen. Meine ersten, wirklich erwähnenswerten Fortschritte machte ich, als Curt Lindgren nach Rockford kam. Er hatte den Kickflip erfunden. Seine Demotour führte ihn durch unsere Stadt, und er skatete tatsächlich mit uns. Seine 360er Spacewalkes erstaunten mich, und er zeigte mir, wie ich meine Spinning-Technik verbessern konnte. Nur ein paar Wochen später ergatterte ich einen freien Beifahrerplatz in den Six Flags Park in Gurnee, wo ein paar Pros eine Skateboardshow abhielten: Lindgren, Ty Page, Bob Mohr, Laura Thornhill und Mark Bowden waren die Namen meiner Helden. Ty Page begeisterte mich mit langen Spins – egal, ob back- oder frontside. Die wurden von ihm nicht nur im Flat gestanden, sondern selbst auf steilen Rampen. Bob Mohr, der sich einige Jahre später das Leben nahm, war einer der besten Freestyler aller Zeiten. Es war eine Freude, ihn seine weiten Spacewalks zelebrieren zu sehen, die er selbst „Machete“ nannte. Und seine Signature Moves, gemischt mit schwierigen Handständen aller Art, waren unglaublich. Bei all meiner Begeisterung für diesen Sport, meine Eltern sahen darin nicht unbedingt eine passende Beschäftigung für einen angehenen Anwalt oder Doktor. „Du bist ein Versager“, das war ein häufiger Schrei, der durchs Haus hallte. Dass ich einer der besten Schüler war, stand hier nicht zur Disposition. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre mit den Pros aus dem Six Flags Park weitergezogen. Aber mein Gewissen und meine Mitfahrgelegenheit „überredeten“ mich, wieder nach Rockford zurückzukehren.

Eines der ersten Boards nach dem Bruce Logan Board war ein wunderschönes 12-lagiges  Deck aus Birke. Es wurde von Harbour hergestellt, einer kleinen Firma, die eigentlich Surfbretter baute. Ich wählte die grünen Kryptonics, denn Ty Page hatte in einem Interview im SkateBoarder von den Rollen geschwärmt und sie als die besten harten Rollen bezeichnet. Binnen Jahresfrist beherrschte ich den Heelside Slide (Ty Slide) und den Toeslide Slide (Jetton Slide). Laura Thornhills „Logan Signature Board“ war während der Highschool eines meiner Lieblingsbretter. Ich war sehr begeistert von ihrer Art zu skaten. Laura ist noch heute eine gute Freundin, aber damals suchte ich mir das Board eher wegen des funktionalen Deckdesigns aus. Was mich überraschte, war der Spott der anderen Skateboarder, den dieses Brett auf sich zog – nur weil eine Frau dieses bewarb. Glücklicherweise haben sich die Dinge seit dieser Zeit ein wenig geändert. 



Und obwohl sich einige der Jungs über das Brett lustig machten, wurde es schon bald gestohlen. Mein Verdacht fiel auf Eric, der ja immer mal wieder durch solche Aktionen auffiel. Um die Sache klarzustellen, besuchte ich ihn, und seine Eltern ließen mich in sein Kinderzimmer. Dort fand ich das Brett, versteckt unter seinem Bett. Ich konfrontierte Eric mit dem Diebstahl, und es endete...
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