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Pesso-Therapie: Das Wissen zur Heilung liegt in uns (Leben Lernen, Bd. 216)

PBSP als ganzheitliches Verfahren einer körperorientierten Psychotherapie

AutorLeonhard Schrenker
VerlagKlett-Cotta
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl332 Seiten
ISBN9783608103908
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Das erste umfassende Praxisbuch zur Pesso-Therapie informiert über die Grundsätze und das Heilungsverständnis des körperorientierten Verfahrens und bietet detaillierte Beschreibungen und Beispiele zur konkreten Anwendung. Defizite in der frühen Kindheit vergisst die Seele nicht. Sie sind in Körper und Gefühlen gespeichert und - davon geht die Pesso- Therapie aus - über diese Ebenen auch später beeinflussbar. Das umfassende deutschsprachige Praxisbuch zur Pesso-Therapie zeigt an vielen Beispielen, wie mit schützenden, haltenden und unterstützenden Figuren gearbeitet wird, um eine emotionale Verarbeitung negativer oder schlimmer Erfahrungen einzuleiten und heilende Gegenerfahrungen zu verankern.

Leonhard Schrenker, Dipl.-Psych., Psychologischer Psychotherapeut, ausgebildet als Verhaltenstherapeut; Weiterbildung in körperorientierten Verfahren; zertizierter Pesso-Therapeut, in Aus- und Weiterbildung der Pesso- Therapie aktiv; er arbeitet in eigener Praxis in München.

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Leseprobe
4. Wie ist Pesso-Therapie entstanden? Pesso-Therapie wurde von Al Pesso zusammen mit seiner Frau Diane Boyden-Pesso entwickelt, die ursprünglich Trainer bzw. Lehrer für modernen Ausdruckstanz waren. Die »Wiege« der Entstehung dieser Therapieform stand also auf der Bühne des Theaters ( Perquin L., 2008). Rückblickend könnte man vielleicht sogar sagen, dass dieser Ursprung für die besonderen Qualitäten dieser Therapieform mit verantwortlich ist. Der Raum des therapeutischen Geschehens (das Therapie-Zimmer, der Gruppenraum) wird als Bühne betrachtet, auf der sich der therapeutische Prozess Phase für Phase entwickelt. Pesso nennt dies die » Bühne der Struktur «. So wie auf der Bühne des Theaters sich unterschiedliche Szenen entwickeln mit ihrer eigenen, innewohnenden Dramaturgie, aktualisieren sich auf der Bühne der Struktur die inneren Themen des Klienten, unterstützt und begleitet durch den Pesso-Therapeuten . Innere Bilder, aber auch innewohnende Grundüberzeugungen können äußerlich sichtbar auf diese Bühne gebracht werden (z. B. in Form von Rollenspielern). Im Außen wird das lebendig wieder erlebbar, was wir sonst nur in uns tragen und was dort still in unserer Vorstellung abläuft. Im Theater ist es die Aufgabe des Regisseurs, darauf zu achten, dass die Tänzer bzw. Schauspieler ihre Rollen so ausfüllen, dass die innere und äußere Dramaturgie des Stücks in optimaler Weise in Szene gesetzt wird. In der Pesso-Therapie bleibt diese Regie letztlich in der Hand der Klienten. Sie entscheiden, welche Rollen besetzt werden, wie sie auf die Bühne der Struktur kommen und wie sie ausgefüllt werden müssen. Ziel dieser Inszenierung ist, dass sich im Außen möglichst exakt das widerspiegelt, was die Klienten als Bilder und Erleben in sich tragen. Der Pesso-Therapeut begleitet sie dabei wie ein »erfahrener Coach«, der ihnen in diesem Prozess zur Seite steht. Eine weitere Parallele zum Theater hat mehr mit dem inneren Prozess zu tun: Als Trainer für Ausdruckstanz geht es letztlich darum, für einen Schüler Rahmenbedingungen zu schaffen, damit er seine inneren Qualitäten in optimaler Weise selbst entwickeln und letztlich zum Ausdruck bringen kann. Es gibt ein Grundvertrauen in ein inneres Potenzial, dessen Entwicklung und Entfaltung von außen unterstützt werden kann, der Grundgedanke eines wachstumsorientierten Modells, wie es von der humanistischen Psychologie geprägt wurde. Dies schlägt sich in der Pesso-Therapie nieder in dem Grundgedanken des wahren Selbst, das den Kern der Seele eines jeden Menschen ausmacht. Und so wie der Tänzer zum Ausdruck seiner Form (dem körperlich emotionalen Ausdruck von Sehnsucht oder Hingabe z. B.) in der Regel ein Gegenüber braucht, so braucht auch das wahre Selbst der Klienten bestimmte Rahmenbedingungen in der Interaktion. Es muss wahrgenommen, gesehen und anerkannt, bisweilen auch gehalten und in guter Weise begrenzt werden, um sich mit seinen Bedürfnissen und der damit verbundenen körperlichen Energie in stimmiger Weise realisieren zu können. Mittlerweile sind über vierzig Jahre vergangen, seitdem Al Pesso anfing, die Bühne des Tanztheaters zu verlassen, um eine neue Bühne zu schaffen. Entstanden ist ein Therapieverfahren, das ursprünglich als reine Gruppentherapie begann, mittlerweile aber auch in hervorragender Weise in der Einzeltherapie ( Kniep U. W. H., 2005), wie auch in der Arbeit mit Paaren ( Schrenker L., Fischer-Bartelmann B., 2004; Fischer- Bartelmann B., 2006) und Familien ( Bachg M., 2004, 2006) praktiziert werden kann. In dieser Zeit hat Pesso ein detailliertes Modell entwickelt über die Ätiologie von Störungen unter Einbeziehung wichtiger entwicklungspsychologischer wie auch systemischer Aspekte. Dabei wurde von ihm in den letzten Jahren auch die Mehrgenerationenperspektive in dieses Modell integriert. Die Bedeutung und Einbeziehung des Körpers sowohl in die Theorie wie auch in die praktische therapeutische Arbeit war von Anfang der Entwicklung dieser Therapieform an immer gegeben. Wesentliche Aspekte seines Modells wurden unabhängig von der Pesso-Therapie durch die Ergebnisse der neurowissenschaftlichen Forschung bestätigt. Mittlerweile gibt es Weiterbildungsprogramme in 13 Ländern und den Beginn erster Evaluationsstudien zur Effizienz des Verfahrens ( Pesso A., 2005). Al Pesso selbst ist mit über 78 Jahren weiter aktiv und kreativ tätig in der Ausbildung von Kolleginnen und Kollegen, der Weiterentwicklung der Theorie wie auch der therapeutischen Strategien, Vernetzung (www.pbsp.com) sowie der internationalen Verbreitung dieses faszinierenden Therapieverfahrens . 5. Für welche Patienten ist Pesso-Therapie geeignet? 5.1 Indikation und Grundvoraussetzungen Pesso-Therapie ist für (fast) alle Menschen geeignet, die »an sich arbeiten « möchten. Als Voraussetzung, um diese Therapiemethode für sich nutzen zu können, brauchen sie allerdings die innere Bereitschaft, sich mit ihren eigenen lebensgeschichtlichen Hintergründen auseinandersetzen zu wollen. Pesso prägte den Satz: »Wir sehen die Welt durch die Brille unserer Geschichte .« Darin steckt die Grundannahme, dass wir die Welt nie so sehen, wie sie wirklich ist, sondern auf dem Hintergrund der Erfahrungen unserer individuellen Biografie. Die subjektiv erlebten Einschränkungen (unser eigentliches Potenzial im Leben nutzen zu können), unsere emotionalen Blockaden, Ängste, ja selbst die Art, wie wir die Welt und andere Menschen wahrnehmen und auf sie reagieren, sind das Ergebnis unserer entwicklungsgeschichtlichen Lernprozesse wie auch unserer frühen Prägungen. Um diese tief eingefahrenen Muster verstehen und verändern zu können, brauchen wir in unserem wahrnehmenden wie auch fühlenden Bewusstsein wieder Zugang zu den ursprünglichen Auslösern. In welchem historischen Kontext ist das entstanden, was wir heute in uns tragen, und was hätten wir damals gebraucht, um einen Weg gehen zu können, der unseren tatsächlichen Bedürfnissen und Möglichkeiten entsprochen hätte? Dies lässt sich nicht allein durch Verstehen erreichen, was die meisten Menschen immer wieder schmerzlich erfahren. »Obwohl ich weiß, dass es nicht gut für mich ist, mache ich es immer wieder«, ist so ein typischer Satz, den ich häufig höre. Oft wissen die Menschen auch, auf welchen Aspekt in ihrer Geschichte diese Probleme zurückgehen, aber auch dieses Wissen bringt sie nicht weiter. Wirkliche Veränderung setzt tiefere emotionale Prozesse voraus und die innere Bereitschaft, zumindest in wichtige Teile unserer eigenen Geschichte in fühlender Weise noch mal einzutauchen. Darin liegt nicht nur der Schmerz dessen, was uns damals bedroht, verletzt oder auch Panik gemacht hat, sondern auch der Schlüssel für das, was wir damals gebraucht hätten, um einen anderen inneren wie auch äußeren Weg einschlagen zu können. Einen Weg, der uns die Möglichkeit eröffnet hätte, das auszudrücken und zu leben, was dem Entwicklungspotenzial unseres wahren Selbst und damit unserer Seele entsprochen hätte. Wenn Menschen also keine Bereitschaft in sich tragen, sich auf diese Weise mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen, ist Pesso-Therapie für sie kein geeignetes Verfahren. Eine weitere Grundvoraussetzung ist die Bereitschaft, sich auf einen längerfristigen therapeutischen Prozess einzulassen. Dies gilt besonders dann, wenn die Einschränkungen, die wir erleben, erheblicher Natur sind und unser Leben schon lange beeinträchtigen. Tief wurzelnde psychische Störungen, wie gravierende Ängste, depressive Reaktionsmuster, gravierende Partnerschaftsprobleme, psychosomatische Beschwerden oder das wiederkehrende Scheitern in bestimmten Lebenssituationen, sind fast immer das Ergebnis fehlgelaufener Entwicklungen unserer frühen Lerngeschichte. Diese können nicht in ein paar Sitzungen aufgearbeitet und korrigiert werden, auch wenn manche Therapierichtungen bisweilen den Anschein erwecken, dass dies möglich sei. Die dafür notwendigen Veränderungsprozesse setzen ein längerfristiges therapeutisches Geschehen voraus, das den sicheren Rahmen bietet, die wichtigsten Wachstums- und Nachreifungsprozesse gewährleisten zu können, die in unserer damaligen Entwicklung notwendig gewesen wären. Dafür braucht es immer auch Interaktion und ein Beziehungsgeschehen, das den Boden für Vertrauen und Sicherheit gibt, sich auf diese inneren und äußeren Prozesse emotional einlassen zu können. 5.2 Kontraindikationen Als wichtigste Kontraindikation müssen alle Störungen angesehen werden, die den Realitätsbezug von Menschen erheblich beeinträchtigen. Klienten im Zustand einer akuten Psychose tun sich schwer, innere Vorstellungen, Bilder, Fantasien usw. von der äußeren Realität klar zu unterscheiden. Ihre Symbolisierungsfähigkeit ist erheblich beeinträchtigt und sie sind meist nicht in der Lage, die Auswirkungen von Vorstellungen und Bildern, die aus den Erinnerungen ihrer Geschichte wieder auftauchen, von den tatsächlichen Einflüssen der äußeren Realität zu trennen. Realität und Fantasie verschwimmen häufig zu einem bedrohlichen Gemisch, welches für sie nicht mehr differenzierbar ist. Genau diese Fähigkeit setzt die Pesso-Therapie jedoch voraus. Wenn ein Klient z. B. in der therapeutischen Situation über den Konflikt spricht, den er gestern mit seiner Frau hatte, und dabei in einen Zustand von fast körperlicher Lähmung und tiefer Resignation fällt, so braucht er bestimmte Wahrnehmungs- und Differenzierungsfähigkeiten, um diesen inneren Zustand erfassen und zuordnen zu können. Dazu rechnet die kontextuelle Zuordnung seines körperlichen (kraftlos und gelähmt) wie auch emotionalen Zustands (Hilflosigkeit und Resignation) zum inneren Auslöser (die Erinnerung an den Konflikt mit seiner Frau) und die prinzipielle Fähigkeit zu realisieren, dass kein Aspekt der äußeren momentanen Realität (die Situation des therapeutischen Geschehens bzw. der dabei anwesenden Menschen) dies ausgelöst hat. Wenn diese Differenzierungsfähigkeit nicht vorhanden ist und Realitäts- und Vorstellungsebene in der Wahrnehmung ständig verschwimmen, ohne dass der Klient sich dessen bewusst ist, ist eine Arbeit mit diesem Therapieverfahren nicht möglich. Es gibt aber auch eine Reihe weiterer Zustände, die den Realitätsbezug von Menschen erheblich beeinträchtigen. Dazu gehören die Abhängigkeit von Suchtmitteln wie Alkohol oder Drogen, der Missbrauch von Medikamenten, alles, was die Bewusstseinsfähigkeit und die Realitätswahrnehmung der Menschen erheblich beeinträchtigt. Pesso-Therapie sollte bei diesen Störungen erst dann zur Anwendung kommen, wenn die Klienten einen körperlichen Entzug hinter sich haben und längere Zeit »clean« sind. [...]
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