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Pflege mit therapeutischem Effekt: Ein Vergleich zwischen Validation und person-zentrierter Pflege und die Notwendigkeit der Sozialen Arbeit in der Altenhilfe

AutorMaria Steglich
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl59 Seiten
ISBN9783956845215
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Dieses Buch soll einen Vergleich zwischen zwei populären Arten des Umgangs und der Pflege von Menschen mit Demenz bieten. Einen Vergleich zwischen der Validation nach Naomi FEIL und der person-zentrierten Pflege nach Tom KITWOOD. Von welchen Punkten aus haben sie ihre Modelle entwickelt, welches Demenzverständnis lässt sich in ihren Werken finden, wie verläuft die Demenz ihrer Meinung nach, was erwarten sie von einem guten Pflegepersonal und wie sollen ihre Ansprüche methodisch umgesetzt werden? Die zwei ausgewählten Arten der Pflege, befassen sich vor allem mit den Persönlichkeitsstörungen der dementiell veränderten Klienten. KITWOOD und FEIL haben ihre eigenen Theorien - weg von einem rein medizinischen Modell - entwickelt, um die Entstehung der Demenz zu erklären. Darauf aufbauend entstanden zwei verschiedene Modelle, angefüllt mit Prinzipien und Methoden, welche es den Pflegenden erleichtern sollen, einen kommunikativen und förderlichen Umgang mit dementiell beeinträchtigen Menschen zu pflegen. Abschließend stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten sich durch Validation und person-zentrierte Pflege der Sozialen Arbeit eröffnen und welche Tätigkeitsfelder in diesem Kontext besser erschlossen werden müssen.

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Leseprobe
Kapitel 2, Modell der Validation nach Feil für den Umgang mit verwirrten, sehr alten Menschen: 2.1, Grundlegende Annahmen der Validation: »Ich suche das Gestern um das Durcheinander in meinen Gedanken zu entwirren.« Grundlegend stützen sich die Methoden und Prinzipien der Validation nach FEIL auf ERIKSONs Theorie der Lebensabschnitte. ERIKSON schreibt, dass es in jedem Lebensabschnitt eines Menschen eine bestimmte Lebensaufgabe gibt, welche es zu vollenden gilt. In der Phase des Säuglingsalters lernt der Mensch Vertrauen zu fassen. Ein Baby lebt ständig in der Gegenwart und ist nicht in der Lage Vergangenheit oder Zukunft wahrzunehmen. Wird es allein gelassen, so fühlt es seine momentanen Bedürfnisse stärker und wird unruhig, fängt an zu weinen. Kommt die Mutter immer wieder zu ihrem unruhigen oder weinenden Kind zurück, so kann dieses lernen, dass es liebenswert ist, dass es nicht verlassen und nicht zurückgestoßen wird. Ist es dem Kind in dieser Phase nicht möglich Vertrauen zu fassen, so ist der Grundstein für eigenverantwortliches Denken und Handeln nicht gelegt worden und die weitere Entwicklung wird sich schwierig gestalten. In der frühen Kindheit lernt der Mensch Dinge zu beherrschen und Regeln einzuhalten. Grundlage dafür ist das Vertrauen, welches er im Säuglingsalter aufgebaut hat. Das braucht er um Dinge immer wieder zu probieren, bis sie funktionieren. Im Spielalter entdeckt das Kind die vorhandenen Möglichkeiten und schöpft sie aus. Es kann spielerisch Bedürfnisse und Gefühle ausdrücken, Frustrationen verarbeiten und neu erworbene Fähigkeiten ausprobieren. Halten die Eltern ihr Kind immer wieder dazu an, alles ordnungsgemäß zu erledigen und ermahnen oder bestrafen sie es ständig, wenn es einen Fehler macht, so hat es keine Möglichkeit aus seinen Misserfolgen selbst etwas zu lernen. Das kann zu zwanghafter Selbstkontrolle bis hin zur Angst vor Gefühlsäußerungen führen. Der Spaß am Lernen und die Arbeitsmoral entwickeln sich im Schulalter. Das Kind sucht sich in der realen oder in der fiktiven Welt Vorbilder, empfindet Lernen und Arbeiten als Genuss. Muss es andauernd Kritik ertragen und wird nicht gelobt kann es keine Zufriedenheit empfinden. Das Kind leidet unter dem Gefühl der Unfähigkeit, welches ihm vermittelt wird. Der Mensch wird auf Grund dessen entweder übertrieben ehrgeizig (das führt dazu, dass er seine persönlichen Ziele nie erreichen wird und nicht mit dieser Niederlage umgehen kann) oder aber er gibt auf (er gibt sich mit der Gewissheit zufrieden, nie gut genug zu sein und unternimmt nie einen Versuch den Erwartungen anderer zu genügen, oder sich selbst Ziele zu setzen). In der Adoleszenz löst sich der Teenager von den bisherigen familiären Bindungen und beginnt zu rebellieren. Er beginnt einen Kampf gegen die Eltern um sich von ihnen trennen und zu einer eigenständigen Persönlichkeit entwickeln zu können. Die Auflehnung gegen das Elternhaus wird durch eine sichere Bindung in der Kindheit ermöglicht. Mit ihr kann der Teenager seinen eigenen Wert erkennen, für die eigene Identität kämpfen und schließlich seinen eigenen Weg gehen. Bei unsicherer Bindung wird die Rebellion jedoch riskant. Ist der Teenager sich der Liebe seiner Eltern nicht sicher, so kapituliert er und schlägt die ihm vorgezeichneten Wege ein. Er wird nicht erfahren, was er selbst will und seine Identität wird von der Außenwelt bestimmt sein. Im frühen Erwachsenenalter ist nach erfolgreicher Bewältigung der vorangegangenen Lebensaufgaben die eigene Identität stark genug Verletzungen zu überstehen. Die Sehnsucht nach Liebe, Intimität und Beziehung bestärken den Menschen sich gegenüber anderen zu öffnen und eine intime Beziehung mit einem Partner einzugehen. Bei Nichterfüllung vorangegangener Lebensaufgaben hindert die frühkindliche Angst allein gelassen zu werden den Betroffenen daran sich auf andere einzulassen. Die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen, mit Verlusten und Veränderungen fertig zu werden zählen zu den Lebensaufgaben des mittleren Alters. Ein Mensch in diesem Alter wird die Tatsache akzeptieren können, dass er nicht ewig leben wird. Über seine persönlichen Veränderungen und die Änderungen in seinem sozialen Umfeld kann er mit anderen sprechen und so die Trauer darüber verarbeiten. Ist die Person jedoch ein Perfektionist und nicht in der Lage Schwäche zu zeigen, so wird er in dieser und der darauffolgenden Lebensphase so tun, als würden die Verluste ihn nicht treffen um weiterleben zu können. Im Alter muss der Mensch für sich selbst Rechenschaft über die Vergangenheit ablegen. Er blickt zurück und hinterfragt, wer er war, welche Ziele er hatte, welche er erreicht hat und welche davon Träume geblieben sind. Um sich auf den Tod vorbereiten zu können, muss er ausloten, wie zufrieden er mit seinem Leben ist. Das Ziel dieser Lebensphase ist es trotz der Fehler und unerfüllter Träume, mit Respekt vor sich selbst sterben zu können. Akzeptiert der alte Mensch die Fehler seines Lebens nicht, so macht sich Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung in ihm breit. Werden diese Gefühle ebenfalls ignoriert, so kann das zu Depressionen führen. FEIL stellt die These auf, dass übergangene Lebensaufgaben in den späteren Abschnitten bis in das hohe Alter immer wieder auftauchen und bearbeitet werden wollen. Mit dem Wissen um die Biografie und die unerledigten Lebensaufgaben der Klienten wird es den Validationsanwendern möglich die verwirrten, sehr alten Menschen zu verstehen und ihnen beim Bewältigen zu helfen. Ein weiterer Ausgangspunkt für FEILs Validation ist MASLOWs Theorie der menschlichen Bedürfnisse. Die von ihm aufgestellte Bedürfnishierarchie sagt aus, dass erst die physiologischen Bedürfnisse und die Bedürfnisse nach Sicherheit befriedigt werden müssen, ehe man sich den psychologischen und sozialen Bedürfnissen zuwenden kann. FEIL nutzt diese Theorie für ihre Arbeit mit verwirrten, sehr alten Menschen. Sie sagt, dass gewisse soziale und psychologische Wünsche, die nicht erfüllt wurden, zu den Orientierungsschwächen der alten Menschen führen. So wollen sie jetzt die Gefühle zeigen, welche sie ihr Leben lang aus Angst vor Schwäche nicht gezeigt haben. Sie wollen ihr Gleichgewicht wieder herstellen und die Einsamkeit mindern, wenn Sinne und Gedächtnis geschwächt sind. Desorientierte, sehr alte Menschen versuchen ihre frühere soziale Rolle wieder aufleben zu lassen und projizieren die Vergangenheit in die Gegenwart.
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