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Pflegekonzept Comfort

Theorie und Praxis der Förderung von Wohlbefinden, Trost und Entspannung in der Pflege

AutorKathrine Kolcaba
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl183 Seiten
ISBN9783456951935
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis35,99 EUR
Comfort ist ein zentrales Pflegekonzept, welches das Wohlbefinden und -behagen von Menschen in den Mittelpunkt stellt und systematisch nach Möglichkeiten des Trostes und der Entspannung für erschöpfte und verletzte Menschen sucht. Das Standardwerk von Kolcaba erklärt das Konzept «Comfort», zeigt, wie es wirkt, beschreibt Formen, Merkmale und Einflussfaktoren und zeigt, wie Pflegende Comfort fördern, evaluieren und für das Wohlbefinden von Menschen sorgen können.

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Kapitelübersicht
  1. Pflegekonzept Comfort
  2. Geleitworte
  3. Vorwort
  4. Kapitel 1 – Comfort als Herzstück der Pflege
  5. Kapitel 2 – Der pflegerische Auftrag
  6. Kapitel 3 – Comfort messen
  7. Kapitel 4 – Philosophische Perspektiven
  8. Kapitel 5 – Die Comfort-Theorie
  9. Kapitel 6 – Comfort-Merkmale
  10. Kapitel 7 – Comfort-Studien
  11. Kapitel 8 – Comfort Care-Ethik
  12. Kapitel 9 – «Institutionelle Integrität» als Rahmen für Comfort Care
  13. Kapitel 10 – Comfort-Zukunftsvisionen
  14. Literaturverzeichnis
  15. Anhang
  16. Autorin
  17. Abkürzungs- und Sachwortverzeichnis
Leseprobe
Kapitel 1 – Comfort als Herzstück der Pflege (S. 25-26)

Comfort kann eine schützende Decke sein oder ein Gespräch, eine Salbe für mein wundes Knie; ein offenes Ohr für mein Leiden, Socken, die meine Füße wärmen; ein Medikament gegen Schmerzen, jemand, der mich beruhigt; ein Anruf meines Arztes oder eines Freundes, ein Rabbi oder ein Priester, wenn mein Leben endet. Comfort ist, was auch immer ich als wohltuend wahrnehme, etwas Lebensnotwendiges – und zugleich sehr Persönliches.
S. D. Lawrence (Kolcaba, 1995b: 289)

Comfort für Patienten und Comfort Care sind individuelle, ganzheitliche und vielschichtige Begrifflichkeiten. Vor etwa 15 Jahren begann ich, mich in diese Themen zu vertiefen, nachdem ich sie in meiner täglichen pflegerischen Praxis «entdeckt» hatte. Nach der Erkundungsund Erklärungsphase verbrachte ich viele Jahre damit, zu analysieren, zu definieren, zu operationalisieren, zu theoretisieren und zu testen, was Comfort für Patienten in verschiedenen Situationen bedeutet. In diesem Kapitel beschreibe ich, wie mein Anliegen sich entwickelt hat und warum mir Comfort so wichtig war.

Dann stelle ich dar, wohin mich dieser Forschungsprozess führte, wie ich Comfort in einfachen Worten erklärte, als Pflegeergebnis definierte und schließlich in die interdisziplinäre Gesundheitsversorgung einführte. Schließlich stelle ich im Detail dar, wie sich Comfort anhand eines Diagramms messen lässt. Ergänzend dazu formuliere ich eine Definition dieses reichhaltigen Begriffs, der so viele Dimensionen hat. Die Klassifikation von Comfort bildet das Fundament für die Arbeit mit dem Konzept. Wie bedeutsam diese Klassifikation ist, wird im Folgenden deutlicher werden. Am Schluss des Kapitels stehen Gedanken zum Comfort-Zitat. Das Wesentliche der Pflegepraxis Seit fünfzehn Jahren beschäftige ich mich mit dem Begriff Comfort. Diese Arbeit begann mit einer Aufgabe von Dr. Rosemary Ellis in einem Seminar zum Thema «Einführung in Pflegetheorie ». Wir sollten unsere Pflegepraxis in einem Diagramm darstellen. Dies schien eine leichte Aufgabe. Dabei sollten wir Begrifflichkeiten verwenden, die für unser Setting spezifisch waren und sich in der Literatur fanden. Zwischen den Begrifflichkeiten sollten wir Zusammenhänge herstellen und sie mit Richtungspfeilen sowie Plus- und Minuszeichen graphisch sichtbar machen. Diese Aufgabe forderte uns zum Nachdenken heraus: Was war das Wesentliche unserer Pflegepraxis? Welche Hoffnungen machten wir uns in Bezug auf unsere Patienten? Was wollten wir für Patienten in einem spezifischen Pflegesetting erreichen? Wie könnten wir die Patienten beim Erreichen dieser Ziele unterstützen? All dies in einem einzigen Diagramm darzustellen, war eine Übung, die präzises Denken erforderte. So begann meine intensive Reflexion hinsichtlich des Stils und der Werte meiner Pflege.

Sensibilität für die Bedürfnisse der Patienten In den späten 1980er Jahren leitete ich eine Station für Patienten mit Demenz. Es gab vieles, das ich an der Pflege dieser Menschen sehr ansprechend empfand. Ein besonders interessanter Aspekt beeinflusste jedoch meine Reaktion auf Rosemary Ellis’ Aufgabe: Die fünfzehn Bewohnerinnen und Bewohner waren der Sprache im üblichen Sinne nicht mächtig. Sie sprachen auf eine sehr individuelle Weise. Vor allem in den späteren Stadien der Demenz waren mir ihre Laute zwar vertraut, doch sie waren auf ungewohnte, eigenwillige Weise miteinander verbunden.

Darüber hinaus waren die Bewohnerinnen und Bewohner sehr verletzlich, da jede geringfüge körperliche oder emotionale Veränderung sie aus dem Gleichgewicht bringen konnte. Dann hatten sie nicht mehr die Kraft, ihre Emotionen zu kontrollieren. Die Literatur zur Demenzpflege beschreibt dieses Verhalten als «herausfordernd», «agitiert», «aggressiv» oder «unkooperativ» (Schwab et al., 1985). Eine solche emotionale Erregtheit kann entstehen, sobald der Organismus aus seinem Gleichgewicht gerät, etwa durch eine Verletzung, eine Infektion, Dehydratation, Obstipation oder durch ein emotionales Trauma.

Zeigte einer unserer Bewohner eine intensive emotionale Reaktion, befand sich bald die ganze Station in Aufruhr. Die «Agitiertheit» einer Person führte dazu, dass die übrigen Bewohnerinnen und Bewohner ebenfalls ein solches Verhalten zeigten. Es war daher wichtig, solche Situationen zu verhindern oder möglichst wirksam auf sie einzuwirken. Unser Problem lag darin, dass die Bewohnerinnen und Bewohner nicht mit Worten zum Ausdruck bringen konnten, was mit ihnen geschehen war oder woran sie litten. Wir mussten «Detektive» sein und anhand der Körpersprache eines Bewohners, seiner Langzeitanamnese, seines Ausdrucksverhaltens, seiner Handlungen, seiner Besucher und jeglicher individueller Risikofaktoren Vermutungen über sein momentanes Problem anstellen. Beispielsweise konnte ein leichter Harnwegsinfekt zu «Agitiertheit » ohne jedes weitere Symptom führen. Angesichts dieser besonderen kommunikativen Voraussetzungen wurden wir sehr sensibel für die Bedürfnisse der Bewohner und für die Hintergründe ihres Verhaltens.

Comfort als wünschenswerter Zustand In der Literatur zur Pflege von Menschen mit Demenz fand ich außer «Agitiertheit» auch Begriffe wie «förderliche Umgebung» und «Optimalfunktion ». Diese drei Begriffe waren die Grundlagen meines Diagramms und ich stellte Beziehungen zwischen ihnen her. Eine «förderliche Umgebung» ist das therapeutische Milieu, das den Bedürfnissen gebrechlicher Patienten entsprechend angepasst wird (Wolanin & Phillips, 1981).

Im Diagramm unterteilte ich die Erscheinungsformen der «Agitiertheit» in physische und psychische, da unsere «Detektivarbeit» mit der Untersuchung dieser beiden unterschiedlichen, aber miteinander verflochtenen Ursachen begann. Dann dachte ich darüber nach, wie wir auf unserer Station «Agitiertheit» zu verhindern versuchten. Diese pflegerischen Interventionen nannte ich Comfort-Interventionen. Als «Optimalfunktion» konzeptualisierte ich die Fähigkeit, am Alltagsleben teilzunehmen, beispielsweise den Tisch zu decken, sich zu waschen und anzuziehen, einen Salat zuzubereiten oder sich einem ergotherapeutischen Programm bis zum Schluss zu widmen (Wolanin & Phillips, 1981). Was taten die Bewohnerinnen und Bewohner in der Zwischenzeit? Wie sollte ich als Stationsleiterin den Zustand der «Normalität» für die Bewohnerinnen und Bewohner beschreiben?

Welche Verhaltensweisen zeigten sie, wenn sie sich im Gleichgewicht befanden und nicht «agitiert» waren? Wie könnte ich diesen Zustand nennen, der für meine Pflegepraxis so wichtig schien und den die Bewohnerinnen und Bewohner nicht in Worte fassen konnten?
Inhaltsverzeichnis
Pflegekonzept Comfort4
Inhaltsverzeichnis6
Geleitworte12
Vorwort22
Danksagung24
Kapitel 1 – Comfort als Herzstück der Pflege26
Sensibilität für die Bedürfnisseder Patienten27
Aspekte des Comfort-Begriffs29
Drei Arten von Comfort30
Die Comfort-Erlebensbereiche31
Die Comfort-Definition34
Gedanken zum Comfort-Zitat36
Kapitel 2 – Der pflegerische Auftrag38
Comfort als Wert in der Pflege39
Pflegewissenschaftliche Impulse für Comfort40
Zusammenfassung der Erkenntnisse48
Comfort dringt an die Spitze des Pflegebewusstseins48
Gedanken zum Comfort-Zitat49
Kapitel 3 – Comfort messen50
Konzeptuelle Fragen50
Comfort im onkologischen Setting52
Comfort-Datenanalyse53
Comfort-Sekundäranalyse54
Comfort-Verhältnisgleichung54
Qualitative Comfort-Daten55
Methodische Empfehlungen für Comfort-Studien55
Comfort in Ihrer eigenen Population messen57
Gedanken zum Comfort-Zitat58
Kapitel 4 – Philosophische Perspektiven60
Personale Ganzheitlichkeit60
Ganzheitliche Interventionen61
Gedanken zum Comfort-Zitat65
Kapitel 5 – Die Comfort-Theorie66
Comfort als Theorie mittlerer Reichweite66
Drei Arten von Comfort-Maßnahmen68
Gedanken zum Comfort-Zitat70
Kapitel 6 – Comfort-Merkmale72
Comfort-Charakteristika72
Comfort-Konzeptanalyse73
Anwendungsweisen des Comfort-Begriffs73
Gedanken zum Comfort-Zitat77
Kapitel 7 – Comfort-Studien80
Konzeptuelle und operationelle Comfort-Definitionen80
Quantitative Comfort-Studien81
Leitprinzipien für Comfort-Studien85
Gedanken zum Comfort-Zitat87
Kapitel 8 – Comfort Care-Ethik88
Comfort als Leitprinzip einer Ethik der Gesundheitsversorgung88
Eine Ethik der Benefizienz im Zeichen von Comfort89
Ethische Fallstudie 190
Comfort Care am Ende des Lebens91
Ethische Fallstudie 293
Eine Ethik der Fürsorge und des Mitgefühls93
Unvergessliche Pflegepersonen94
Gedanken zum Comfort-Zitat94
Kapitel 9 – «Institutionelle Integrität» als Rahmen für Comfort Care96
Comfort im Rahmen der Ergebnisforschung96
Definition der «Institutionellen Integrität»97
Pflegesensitive Comfort-bezogene Ergebnisse98
Comfort in die Ergebnismessung einbeziehen99
Comfort-bezogene pflegerische Produktivität messen100
Klinische Praxisleitlinien für Schmerz und Comfort101
Modelle «Institutioneller Integrität»103
Comfort für Pflegende112
Gedanken zum Comfort-Zitat113
Kapitel 10 – Comfort-Zukunftsvisionen116
Comfort auf Patientenebene117
Comfort auf institutioneller Ebene117
Comfort auf kommunaler Ebene119
Comfort auf nationaler Ebene120
Comfort auf globaler Ebene120
Comfort-Arbeit für die Zukunft121
Gedanken zum Comfort-Zitat123
Literaturverzeichnis126
Anhang132
Anhang A – Häufig gestellte Fragen zu Comfort132
Theoretische Entwicklung132
Ausbildung und Praxis134
Forschung135
Anhang B – Evaluation der Comfort-Theorie137
Klarheit137
Einfachheit137
Allgemeingültigkeit137
Empirische Präzision137
Konsequenzen138
Anhang C – Allgemeiner Comfort-Fragebogen139
Anhang D – Comfort-Strahlentherapie-Fragebogen142
Anhang E – Perioperativer Comfort-Fragebogen144
Anhang F – Comfort-Hospiz-Fragebogen (für Patienten)146
Anhang G – Visuelle Analogskalen149
Anhang H – Der modifizierte Karnofsky-Index150
Anhang I – ICN-Ethikkodex für Pflegende151
Anhang J – Charta der Rechte für hilfe- und pflegebedürftige Menschen152
Anhang K – Comfort und Comfortförderung in Pflegeklassifikationen und im Pflegeprozess154
Einführung und Übersicht154
Bedeutung, alltagssprachlicher Gebrauch und Herkunft des Wortes154
Klassifikatorische Zuordnung155
Pflegemodelle und Comfort158
Comfort im Pflegeprozess161
Ausblick176
Literatur177
Autorin178
HerausgeberInnen der deutschen Ausgabe178
Abkürzungs- und Sachwortverzeichnis179
Sachwortverzeichnis180

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