Sie sind hier
E-Book

Solvency II: Risikoadäquanz von Standardmodellen

Eine Analyse aus Sicht eines Schaden-Spezialversicherers

AutorMarion Zöbisch
VerlagVerlag Versicherungswirtschaft
Erscheinungsjahr2009
ReiheMünchener Reihe 60
Seitenanzahl329 Seiten
ISBN9783862981212
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis37,99 EUR
Das EU-Projekt "Solvency II" zielt auf die Etablierung eines ganzheitlichen risikoorientierten Aufsichtsregimes ab. In Deutschland wird durch die 9. VAG-Novelle und die MaRisk VA bereits heute die Einrichtung eines prinzipienkonformen Risikomanagements gefordert und gefördert. Eine rechtzeitige Vorbereitung auf die künftigen qualitativen Anforderungen von Solvency II ist dadurch per Gesetz gewährleistet. Die Möglichkeit einer frühzeitigen (freiwilligen) Auseinandersetzung mit den quantitativen Aspekten von Solvency II bieten die QIS-Studien. In deren Rahmen wird die sog. Standardformel zur Berechnung der Solvenzkapitalanforderung getestet und weiterentwickelt. Sie soll als extern vorgegebenes Risikomodell insbesondere kleinen und mittleren Versicherern die Umsetzung von Solvency II erleichtern. Vorausgesetzt, die Unternehmen kommen zu dem Urteil, dass die Standardformel ihr individuelles Risikoprofil adäquat zu erfassen vermag. Zöbisch analysiert aus diesem Grund die Risikoadäquanz der Standardformel sowohl grundsätzlich (systematisch) als auch fallbezogen (empirisch). Aufbauend auf einer detaillierten Beschreibung der Formel und speziell deren QIS4-Version für Schaden-/ Unfallversicherer stehen zunächst die allgemeinen Probleme im Vordergrund. Diese werden anschließend mit Blick auf die risikoadäquate Abbildung der Besonderheiten von Spezialversicherern, bei denen die Eignung der Standardformel besonders kritisch zu hinterfragen ist, vertieft. Die Würdigung der Standardformel stützt sich nicht nur auf mathematisch-methodische und juristisch-formale Argumente, sondern berücksichtigt auch ökonomisch-theoretische und versicherungszweigspezifische Aspekte. Die empirische Überprüfung der Formel erfolgt am Beispiel der Reiseversicherung bzw. eines Reiseversicherers als innovatives Nischengeschäft. Aufgrund des überwiegend formal-logischen Charakters der Argumentation lassen sich die angeführten Kritikpunkte sowie die unterbreiteten Änderungs- und Verbesserungsvorschläge grundsätzlich auch auf andere Arten der Spezialisierung übertragen.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe
5 Das Projekt Solvency II: künftiges Aufsichtssystem (S. 93-94)

5.1 Ausgangssituation

Die Notwendigkeit einer weiteren, tief greifenden Reform des bestehenden Solvabilitätssystems sowie einer verbesserten integrierten Betrachtung sämtlicher Überwachungs- und Eingri?statbestände im Rahmen der Finanzaufsicht zeigen allein schon die im vorangegangenen Abschnitt genannten methodischen De?zite des derzeit gültigen Solvabilitätssystems. Zu diesen theoretischen Überlegungen kommen die realen Entwicklungen auf dem Versicherungsmarkt hinzu.

Die Rahmenbedingungen für die versicherungsgeschäftliche Tätigkeit haben sich insb. seit der Deregulierung im Jahre 1994 erheblich verändert. Die hiermit verbundene stärkere gestalterische Freiheit der Unternehmen in der Produktund Prämienpolitik haben den Wettbewerb beträchtlich verschärft und zu einem deutlich höheren versicherungstechnischen Risiko geführt.

Konnten hieraus entstandene Verluste zunächst durch Abwicklungsgewinne aus den „regulierten Reserven“ kompensiert werden, so wurden im Laufe der 90er Jahre hohe Kapitalanlageerträge zum Ausgleich der versicherungstechnischen Ergebnisse immer wichtiger. Neue Finanzinstrumente, die die Chance auf höhere Erträge, aber auch höhere Risiken in sich bergen, ebenso wie die Möglichkeit höherer Aktienquoten verführten die Kapitalanlagemanager zu einer veränderten, risikoreicheren Investmentstrategie.

Die immer engere Vernetzung und größere Abhängigkeit von der Technik im Vertriebs-, Betriebs- und Verwaltungsbereich der Versicherungsunternehmen, eine zunehmende Konzentration betriebsnotwendigen Wissens auf wenige Experten, die zu einer ausgeprägten Informationsasymmetrie der Prozessbeteiligten führt, vermehrtes Outsourcing bestimmterWertschöpfungsaktivitäten sowie veränderte politisch-rechtliche Rahmenbedingungen lassen ferner das operationelle Risiko an Bedeutung gewinnen.

Die mit demWandel der strukturellen Bedingungen des Versicherungsgeschäfts einhergehende, nachhaltig veränderte Risikosituation der Versicherungsunternehmen verdeutlicht die Unzulänglichkeit der nicht risikosensitiven europäischen Solvabilitätsregelungen und weist auf einen dringenden Modernisierungsbedarf derselben hin. Auch die in den USA bereits Anfang der 90er Jahre eingeführten Methoden für eine umfassendere und verfeinerte Betrachtung der Risiken von Versicherungsunternehmen signalisieren zumindest Diskussionsbedarf.

Weitere Impulse für eine Überarbeitung der Finanzaufsicht und der in diese eingebetteten Solvabilitätsvorschriften geben vor dem Hintergrund zusammenwachsender internationaler Versicherungs- und Finanzmärkte die unter dem Stichwort „Basel II“ geführten Diskussionen über Modi?kationen der Eigenkapitalvereinbarung im Kreditwesen. Auch die Internationale Vereinigung der Versicherungsaufsichtsbehörden (IAIS) sieht mit Blick auf die Erörterungen im Bereich der Rechnungslegung und angeregt von den Geschehnissen im Bankenbereich ihrerseits die Notwendigkeit einer weltweiten Harmonisierung der Eigenkapitalvorschriften für Versicherungen. Diesbezügliche erste Überlegungen sind in einem im März 2000 verö?entlichten Bericht316 zusammengefasst, dem zahlreiche weitere Arbeiten zu diesem Thema folgten, oftmals unter Mitwirkung der IAA.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Solvency II: Risikoadäquanz von Standardmodellen1
Vorwort des Herausgebers6
Inhaltsverzeichnis8
Abbildungsverzeichnis12
Tabellenverzeichnis14
Abkürzungsverzeichnis16
Symbolverzeichnis22
1 Einleitung28
2 Das Geschäft des Spezialversicherers40
3 Zur Risikosituation im Versicherungsunternehmen68
4 Grundlegende Anmerkungen zurSolvabilitätsregulierung102
5 Das Projekt Solvency II: künftiges Aufsichtssystem120
6 Anforderungen an das Solvency-II-Standardmodell174
7 Der Solvency-II-Standardansatz: Modellbeschreibung und Würdigung186
8 Eignung des Standardansatzes für Spezialversicherer264
9 Schlussbetrachtung294
A Anhang: Grundbegriffe der Wahrscheinlichkeitstheorie304
Literaturverzeichnis312
Stichwortverzeichnis352

Weitere E-Books zum Thema: Banken - Versicherungen - Finanzdienstleister

Versicherungen im Umbruch

E-Book Versicherungen im Umbruch
Werte schaffen, Risiken managen, Kunden gewinnen Format: PDF

Die Bedeutung von Versicherungen und Einrichtungen kapitalgebundener Altersvorsorge für unsere Gesellschaft ist immens und nimmt weiter zu. Es ist deshalb äußerst wichtig, dass die Institutionen ,…

Versicherungen im Umbruch

E-Book Versicherungen im Umbruch
Werte schaffen, Risiken managen, Kunden gewinnen Format: PDF

Die Bedeutung von Versicherungen und Einrichtungen kapitalgebundener Altersvorsorge für unsere Gesellschaft ist immens und nimmt weiter zu. Es ist deshalb äußerst wichtig, dass die Institutionen ,…

Versicherungen im Umbruch

E-Book Versicherungen im Umbruch
Werte schaffen, Risiken managen, Kunden gewinnen Format: PDF

Die Bedeutung von Versicherungen und Einrichtungen kapitalgebundener Altersvorsorge für unsere Gesellschaft ist immens und nimmt weiter zu. Es ist deshalb äußerst wichtig, dass die Institutionen ,…

Weitere Zeitschriften

AUTOCAD & Inventor Magazin

AUTOCAD & Inventor Magazin

FÜHREND - Das AUTOCAD & Inventor Magazin berichtet seinen Lesern seit 30 Jahren ausführlich über die Lösungsvielfalt der SoftwareLösungen des Herstellers Autodesk. Die Produkte gehören zu ...

BEHINDERTEPÄDAGOGIK

BEHINDERTEPÄDAGOGIK

Für diese Fachzeitschrift arbeiten namhafte Persönlichkeiten aus den verschiedenen Fotschungs-, Lehr- und Praxisbereichen zusammen. Zu ihren Aufgaben gehören Prävention, Früherkennung, ...

Burgen und Schlösser

Burgen und Schlösser

aktuelle Berichte zum Thema Burgen, Schlösser, Wehrbauten, Forschungsergebnisse zur Bau- und Kunstgeschichte, Denkmalpflege und Denkmalschutz Seit ihrer Gründung 1899 gibt die Deutsche ...

cards Karten cartes

cards Karten cartes

Die führende Zeitschrift für Zahlungsverkehr und Payments – international und branchenübergreifend, erscheint seit 1990 monatlich (viermal als Fachmagazin, achtmal als ...

DER PRAKTIKER

DER PRAKTIKER

Technische Fachzeitschrift aus der Praxis für die Praxis in allen Bereichen des Handwerks und der Industrie. “der praktiker“ ist die Fachzeitschrift für alle Bereiche der fügetechnischen ...

Deutsche Tennis Zeitung

Deutsche Tennis Zeitung

Die DTZ – Deutsche Tennis Zeitung bietet Informationen aus allen Bereichen der deutschen Tennisszene –sie präsentiert sportliche Highlights, analysiert Entwicklungen und erläutert ...