Die Top Ten der Superfoods
Goji-Beeren – ein Jungbrunnen
Lateinische Namen:
Als Lycium barbarum oder Lycium hamilifolium ist diese Pflanze als sogenannter Neophyt in Mitteleuropa verbreitet, mit zahlreichen anderen Arten und Varietäten auch in Nordamerika, Nordafrika, Australien/Neuseeland und Südeuropa. Ursprünglich scheint sie in China beheimatet gewesen zu sein, wo sie schon sehr lange als Nahrungs- und Heilmittel verwendet wird.
Landläufige Namen:
Hierzulande wird die Pflanze Gemeiner Bocksdorn, Teufelszwirn, Hexenzwirn oder auch Chinesische Wolfsbeere genannt, aber die Früchte werden im Handel so gut wie ausschließlich als Goji-Beeren angeboten.
Superfood-Typ:
Beere (Frucht)
Auch die Blüten, Samen, Blätter und Wurzeln des Bocksdornstrauchs werden als Heilmittel oder zu Nahrungszwecken verwendet.
Geschichte, Fakten und Legenden
Der Strauch bildet lange, bogenförmige und oft stachelige Zweige aus und wird bis zu 4 Meter hoch. Die Blätter sind eiförmig-lanzettlich und werden je nach Art und Standort 2 bis 3 Zentimeter breit und 3 bis 10 Zentimeter lang. Die Rinde lässt mitunter rötliche Riefen erkennen. Außerhalb der Blütezeit wirft der Strauch sein Laub teilweise oder ganz ab und ist dann schwieriger zu erkennen. Im Frühjahr wird das Blätterkleid wieder dicht und üppig, und ab März (auf der Nordhalbkugel) öffnen sich die violetten oder pinkfarbenen Blüten. Schon bald zeigt sich danach der Beerenansatz. Die Goji-Beeren sind je nach Art gelblich, orangerot oder tiefrot. Sie haben etwa die Größe von Rosinen; ihre Form erinnert manchmal an einen Football. Ich habe Goji-Beeren gesehen, die wie kleine Chilischoten aussahen, aber häufig sind sie auch ganz rund.
Es soll in Asien ungefähr fünfundachtzig Bocksdornarten geben und fünfzehn in Nord- und Mittelamerika. Diese geografische Verteilung könnte dafür sprechen, dass die Frucht von wandernden Völkern nach Amerika gebracht wurde, die den Kontinent in Booten oder über die Bering-Landbrücke erreichten.
Asiatische und amerikanische Goji-Beeren sind erstaunlich ähnlich. Die Geschichte der asiatischen Arten ist natürlich besser dokumentiert und erforscht und hat ihren Platz in Legenden und anderem Überlieferungsgut, aber beide sind sie von hohem gesundheitlichem Wert und verdienen unsere besondere Aufmerksamkeit.
Alle Goji-Sträucher, die ich beobachtet oder selbst gepflanzt habe, sind von erstaunlicher Anpassungsfähigkeit. Sie gedeihen in unwirtlichen Wüsten ebenso wie im subtropischen Klima. Sie sind sehr winterhart und vertragen Frost bis minus 25 Grad, aber auch sehr hohe Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht.
Der lateinische Name Lycium geht auf das griechische Wort »Lykeion« zurück, von dem sich unser Wort »Lyzeum« ableitet – eine höhere Bildungseinrichtung. Eben das sahen die Meister der chinesischen Naturheilkunde offenbar als das Potenzial der Goji-Beere. Der Legende nach erhält man mit dem Verzehr der Beeren auf wundersame Weise Zugang zum gesamten »Arzneibuch« der Pflanze – zu allen ihren Anwendungsformen und Wirkungen. Es hieß auch, durch Studium, Anbau und Verzehr der Goji-Beere unterweise einen diese Frucht in den Grundlagen der chinesischen Pflanzenheilkunde.
Asiatische Goji-Beeren
Goji-Beeren sind von so hohem Nährwert, von so ansprechender Farbe und sie schmecken so gut, dass die Menschen in China, Tibet und der Mongolei sie seit schätzungsweise 5000 Jahren anbauen. Haltbar macht man diese basische Frucht, indem man sie trocknet, bis sie einen rosinenartigen Zustand hat.
In China wird der Bocksdornstrauch oft als junge Frau dargestellt, die interessanterweise keinen asiatischen Gesichtsschnitt hat. Im Hauptanbaugebiet dieser Pflanze, der Provinz Ningxia, leben mehr Hundertjährige als in den übrigen Landesteilen, und sie bewahren sich im Alter mehr von ihrer Würde. Sie sind gesünder und aktiver als alte Menschen in westlichen Ländern, Goji-Beeren spielen eine wichtige Rolle in ihrer Ernährung. Für die Chinesen steht außer Zweifel, dass diese Beere das Leben verlängert.
Li Qing Yuen soll der Tradition zufolge sowohl die Goji-Beere als auch den Ginseng populär gemacht haben. Außerdem heißt es, er sei 252 Jahre alt gewesen, als er 1930 starb. Er selbst soll jeden Tag Goji-Beeren verzehrt haben. Auch dies wird erzählt: Als Li elf Jahre alt war, begegneten ihm drei taoistische Weise, die über 300 Jahre alt gewesen sein sollen. Sie unterwiesen ihn im Gebrauch von Quellwasser und lehrten ihn die Kunst des langen Lebens durch geeignete Ernährung und pflanzliche Arzneien. Mit fünfzig soll Li einen weiteren taoistischen Weisen getroffen haben, der 500 Jahre alt war. Als Li ihn nach dem Geheimnis dieses hohen Alters fragte, lautete die schlichte Antwort: jeden Tag Goji-Beeren-Suppe.
Im Alter von 200 Jahren soll Li Qing Yuen eine Vorlesung an der Universität von Beijing gehalten haben. Als man in Regierungskreisen von der Anwesenheit eines so hochbetagten Mannes erfuhr, erhielt er eine offizielle Einladung. Aber Li überlebte nur ein paar Monate in Beijing. Er vertrug wohl die moderne Ernährung nicht, die ihm dort geboten wurde, oder vielleicht war die Großstadt überhaupt zu giftig für ihn.
Vielleicht ist Li Qing Yuens hohes Alter in Wirklichkeit nur Legende, jedenfalls aber bezeugt diese Geschichte wie tief die Goji-Beere als Frucht des langen Lebens im Bewusstsein der Chinesen verankert ist.
Ich beschäftige mich übrigens seit ungefähr zehn Jahren intensiv mit dem Leben dieses Mannes, und es scheint so zu sein, dass er alle Tage einen Tee aus Goji-Beeren, Ginseng und Reishi-Pilz getrunken hat. Sie können sich diesen Tee selbst zubereiten, er ist köstlich. Ich verwende gern Reishi, den ich im Wald hinter meinem Haus sammle.
Das sagenhafte Elixier des langen Lebens, das durch die chinesische Überlieferung geistert, soll aus Goji-Beeren, Frühlingsblüten, im Frühjahr oder Sommer gesammelten Blättern und im Herbst geernteten Wurzeln bestehen. Daraus wurde ein »Super-Tonikum« gemischt, das einem angeblich ewige Jugend bescherte.
Goji-Beeren werden auch in Tibet angebaut und sind der Hochschule der tibetischen Medizin in Lhasa als Lebensmittel erster Ordnung, als Superfood bekannt, das seit zweieinhalb Jahrtausenden verwendet wird. Manche sind der Meinung, Lycium barbarum stamme ursprünglich aus Tibet. Tatsächlich aus Tibet stammende Goji-Beeren tragen heute ein besonderes Echtheitssiegel. Ohne dieses Siegel stammen »tibetische« Goji-Beeren in der Regel aus China oder der Mongolei.
Amerikanische Goji-Beeren
Amerikanische Goji-Beeren kommen vor allem in den wüstenähnlichen Gebieten im Südwesten der Vereinigten Staaten vor (Arizona, Colorado, Utah, Kalifornien, New Mexico und Texas), einige Arten auch in Mexiko und Südamerika. Die Beeren waren für fast alle Indianervölker dieser Gegend eine Hauptnahrungsquelle – für Hopi, Apachen, Supai, Hohokam, Pima, Anasazi, Navajo, Zuñi und viele andere.
Geronimo, der berühmte Apache, stammte aus einer der am dichtesten mit Bocksdorn bewachsenen Gegenden Amerikas. Die Apachen lebten von Goji-Beeren, Mais, Kaktusfrüchten, Wassermelonen, Walnüssen, Holzäpfeln, wildem Wein, von Wild und Fisch, grünen Kräutern, angebauten Bohnen, von anderen Wildfrüchten und natürlich von Quellwasser. Die Angehörigen dieses Stammes galten als besonders stark, wendig und überlebenstüchtig, und sie wurden sehr alt.
Wirkungen
Allgemeines
Die Goji-Beere ist ein »Adaptogen«, was in der Welt der Heilpflanzen ein ganzes Spektrum von Wirkungen bezeichnet. Ein Adaptogen belebt und stärkt, es erlaubt dem Körper, leichter mit Stress zurechtzukommen, da es die Nebennieren unterstützt. Der traditionellen chinesischen Medizin zufolge fördert und harmonisiert die Goji-Beere die Jing-Energie der Nebennieren und Nieren, wodurch man mehr Kraft und Ausdauer bekommt; sie vermehrt die sexuelle Energie und wirkt lebensverlängernd.
Goji-Beeren fördern die Abwehrfunktionen und die Vitalität des Körpers, sie machen ihn basischer, wirken als Leberschutz, verbessern das Sehvermögen und das Blut, enthalten Anti-Aging-Wirkstoffe – um nur einige ihrer vielen erfreulichen Eigenschaften zu nennen.
Die kleine rote Beere wird gern bei chronischen Zuständen der Leber oder der Nieren, bei Schwäche der Gelenke oder Beine, bei Kreuzschmerzen, bei Schwindel und Tinnitus, bei Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Bluthochdruck, Tuberkulose und Impotenz angewendet, doch diese Heilwirkungen sind nicht ihre eigentliche Domäne. Ihr größter gesundheitlicher Nutzen besteht darin, dass sie den Körper umfassend nährt und ihm so die Möglichkeit gibt, sich selbst zu heilen.
Goji-Beeren sind die vielleicht nährstoffreichsten Früchte der Erde. Sie schmecken herrlich und sind für so gut wie alle Körper-, Blut- und Stoffwechseltypen von ausgeglichenem Nährwert. Sie stellen uns wie Bienenpollen neunzehn Aminosäuren (Eiweißbausteine) zur Verfügung, darunter acht essenzielle Aminosäuren, unter anderem Phenylalanin für die Nebennieren und den Serotoninbaustein Tryptophan. Goji-Beeren können einundzwanzig und mehr Spurenelemente enthalten, hauptsächlich Zink, Eisen, Kupfer, Kalzium,...
