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Wertorientierte Kennzahlen und Steuerungsinstrumente in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)

AutorDanuta Gollek
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl103 Seiten
ISBN9783640890316
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich BWL - Controlling, Note: 1,3, FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule, Sprache: Deutsch, Abstract: Heutzutage sind die Märkte geprägt von sich ändernden Finanzierungsbedingungen externer Kapitalgeber, dem steigenden Wettbewerbsdruck durch die fortschreitende Deregulierung der Märkte und dem rasanten Fortschritt der Informations- und Kommunikations-Technologie zu einer zunehmend integrierten Wirtschaft. Neben dem daraus resultierenden wirtschaftlichen Druck und der höheren Transparenz steigen die Anforderungen an alle Unternehmen. Um im Wettbewerb bestehen zu können, müssen die Unternehmen klar und transparent geführt sein und zwingen umso mehr das Management, sich mehr mit ihren Führungs- bzw. Steuerungskonzepten auseinanderzusetzen. Diese Entwicklungen haben zu einer zunehmenden Beschäftigung mit dem Wertgedanken geführt. Seit Rappaports Veröffentlichung 'Creating Shareholder Value' im Jahr 1986 über wertorientierte Unternehmensführung gehören Kennzahlen wie Economic Value Added (EVA?)oder Cashflow Return on Investment (CFROI) zu den neuen betriebswirtschaftlichen Begriffen, die sich in der Praxis von Großunternehmen in den letzten Jahren weitgehend durchgesetzt haben. Durch die wertorientierten Steuerungskonzepte ist es möglich, den Unternehmenswert zu messen und die Auswirkungen unternehmerischer Entscheidungen auf den Unternehmenswert zu prognostizieren. In kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) findet die wertorientierte Steuerung jedoch kaum Anwendung. Dies liegt in der hohen Komplexität dieser Modelle, die häufig speziell für die Anforderungen börsennotierter Großunternehmen entwickelt wurden. Diese im Großunternehmen bewährten Methoden können demnach aufgrund der zahlreichen Besonderheiten der KMU nicht unreflektiert übertragen werden. In dieser Diplomarbeit soll untersucht werden, welche Besonderheiten KMU aufweisen und, ob eine Wertorientierung überhaupt sinnvoll ist. Weiterhin werden bewährte wertorientierte Kennzahlen und Steuerungsinstrumente von Großunternehmen daraufhin untersucht, inwiefern diese den Bedürfnissen des Mittelstandes genügen und ihnen angepasst werden können.

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Leseprobe

3 Kennzeichen von kleinen und mittleren Unternehmen


 

3.1 Definition von kleinen und mittleren Unternehmen


 

„A small business is not a little big business.“[346]

 

Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen kleine und mittlere Unternehmen, die eine zentrale Rolle in der Volkswirtschaft in Deutschland darstellen.[347] In der Literatur werden Begriffe wie Mittelstand, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und mittelständische Unternehmen synonym verwendet.[348] Letztere nehmen unter soziologischer Betrachtung Bezug auf die gesellschaftliche Stellung der Betriebsinhaber und grenzt sich somit von einer rein betriebsgrößenbezogenen Betrachtung ab.[349] Weder in der Praxis noch in der Literatur liegen aktuell einheitliche Kriterien in Bezug auf die Definition von KMU vor.[350] Häufig wird der Eindruck vermittelt, dass es sich bei den 3,6 Mio. Unternehmen in Deutschland um eine mehr oder weniger homogene Gruppe handelt, die klein ist. Tatsächlich besteht der Mittelstand aus einer heterogene Gruppe von Unternehmen, deren Spektrum vom kleinen Ein-Mann- Unternehmen bei zu größeren Unternehmen von mehreren hundert Mitarbeitern, vom Anlagenbauer bis zum Zahntechniker reicht.[351]

 

Eine Abgrenzung ist anhand von quantitativen und qualitativen Merkmale möglich. Eine Anwendung von mehreren Merkmalen zur Unterscheidung der Wesensverschiedenheiten von kleinen und mittleren Unternehmen ist daher notwendig.[352]

 

3.2 Quantitative Merkmale


 

Mehrheitlich werden quantitative Kriterien zur Unterscheidung herangezogen. Das Ziel ist eine trennscharfe Unterscheidung von Unternehmen, um eine Positiv- oder Negativabgrenzung in normativen (z. B. Rechnungslegung) oder regulatorischen Bereichen (z. B. Subventionen) vornehmen zu können.[353] Die Forschung der mittelständischen Unternehmen konzentriert sich aufgrund der Erhebungsfreundlichkeit und - genauigkeit[354] fast ausschließlich auf Mitarbeiteranzahl, Umsatzhöhe und zum Teil auch auf die Bilanzsumme. In der folgenden Tabelle zeigt sich die Vielfalt an verwendeten Definitionen in Literatur und Gesetzen für kleine und mittlere Unternehmen auf nationaler Ebene.[355]

 

 

Abbildung 17: Ausgewählte quantitative Abgrenzung von KMU

Quelle: Bundesministerium der Justiz, http://www.gesetze-im- internet.de/hgb/ 267.html; Stand 26.06.2010: In Kraft getreten am 29.05.2009; Europäische Kommission, http://ec.europa.eu/enterprise/policies/sme/facts-figures- analysis/sme-definition/index en.htm, Stand 26.06.2010: In Kraft getreten am 01.01.2005; IfM Bonn, http://www.ifm-bonn.org/index.php?id=89, Stand 26.06.2010: Seit 01.01.2002

 

Die EU-Definition erfolgt speziell für die Förderung des Mittelstandes, um Zuwendungen besser zu kanalisieren.[356] Häufig werden Familienunternehmen dem Mittelstand gleichgesetzt, da sie mit diesen eine große Schnittmenge aufweisen. Familienunternehmen sind Unternehmen, die eine Einheit von Eigentum und Management bilden und im Eigentum von einer oder mehreren Familien sind. Es herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass die Familienunternehmen den deutschen Mittelstand repräsentieren. Laut der KMU Definition nach IfM Bonn sind das 95,1 % aller KMU.[357]

 

Eine Abgrenzung nach quantitativen Kriterien ist in jedem Fall zu einem gewissen Maße willkürlich und erfordert eine Untersuchung nach qualitativen Merkmalen.[358] Beispielsweise unterliegt der Umsatz konjunkturellen Schwankungen, die eine langfristige Zuordnung schwierig gestalten.[359] Die rein formalistische Erfassung quantitativer Kriterien wird dem Wesensmerkmalen von KMU nicht gerecht.[360]

 

3.3 Qualitative Merkmale


 

Mit Hilfe von qualitativen Kriterien lassen sich der Mittelstand und seine Charakteristika am treffendsten beschreiben.[361] Als Basis wird häufig ein Merkmalskatalog herangezogen. Das untersuchte Unternehmen kann, beim Zutreffen einer Anzahl von Merkmalen, die als typisch für KMU angesehen werden, als KMU identifiziert und eingeordnet werden.[362] Pfohl empfiehlt jeweils die Merkmale heranzuziehen, die für den jeweiligen Problembereich unter Berücksichtigung des sachlichen begründbaren Zusammenhangs zuzuordnen sind.[363] Die in dieser Diplomarbeit aufgezeigten qualitativen Merkmale werden zugleich mit der Besonderheit von KMU verknüpft, um Wiederholungen zu vermeiden.

 

In der Literatur findet sich oft als ein Abgrenzungsmerkmal, dass KMU keinen Zugang zur Börse haben. Einen Trend dazu, dass immer mehr kleine Unternehmen als bislang einen Zugang zur Börse erlangen, zeichnet sich jedoch ab.[364] Die vorwiegende Rechtsform (ca. 80%) in KMU sind Einzelunternehmen und offene Handelsgesellschaften, deren Eigentümer i. d. R. voll persönlich für Verbindlichkeiten des Unternehmens haften. Dem stehen Gesellschaften mit beschränkter Haftung,

 

Kommanditgesellschaften und ein geringer Anteil an Aktiengesellschaften gegen- über.[365]

 

Als weiteres Abgrenzungsmerkmal ist die Einheit von Eigentum und Unternehmensführung zu nennen. Der Unternehmer als zentrale Figur im Unternehmen prägt durch sein Handeln und Denken das Unternehmen und ist ein wertbeeinflussender Faktor.[366] Diese Implikation ergibt sich aus den persönlichen und geschäftlichen Interessen des Eigentümers und insbesondere das durch ihn zu tragende unternehmerische Risiko.[367] Dadurch ist das Verhalten anders als in einem Unternehmen mit einer nicht finanziell engagierten Unternehmensleitung.[368] Speziell bei Familienunternehmen steht eine langfristige Bestrebung, das Unternehmen in der Familie zu behalten, im Vordergrund. Das Wertesystem der Familie prägt die Unternehmenskultur und fördert eine langfristige Stabilität und Sicherheit der Unternehmensexistenz.[369]

 

Der daraus resultierende Führungsstil ist meist autoritär oder patriarchalisch ge- prägt.[370] Dabei verfolgt der Unternehmer nicht nur finanzielle Ziele, sondern auch seine persönlichen nicht-finanziellen Ziele, die er mit Macht ausübt. Mit der strategischen Ausrichtung geht er somit in die Alleinverantwortung für das Unternehmen. Er hat die Übersicht über die Entwicklung im Unternehmen und über Probleme, Entscheidungen und Streitigkeiten.[371] Die klassische Trennung von Kontrolle und Implementierung ist somit aufgehoben. Das beinhaltet Risiken zum einen durch den Ausfall der Unternehmensleitung und zum anderen durch oft fehlende Kontrollorgane aufgrund der Aufhebung der klassischen Trennung von Kontrolle und Implementierung, welche die unternehmensrelevanten Entscheidungen kritisch reflektiert.[372] Bei Ausfall des Unternehmers, sind viele Unternehmen praktisch führungslos und damit essenziell gefährdet.[373] Aufgrunddessen spielt die Nachfolgeregelung eine wesentliche Rolle in KMU. Allein für Deutschland gibt es gem. IfM Bonn jährlich ca. 22.000 Unternehmen, bei denen eine Unternehmensnachfolge ansteht. Das Resultat ist, dass dadurch meist jüngere, meist gute und modern ausgebildete Unternehmer in die Leitung von seit mehreren Generationen bestehenden Unternehmen gelangen. Neue Erfahrungen, Visionen und Führungstechniken werden dadurch in das Unternehmen gebracht.[374]

 

Durch die beschriebenen Merkmale in Form des fehlenden Kontrollorgans verbunden mit dem Sachverhalt, dass die meisten Unternehmensgründer Experten in Technik, Naturwissenschaften, Informationstechnologie oder Softwareentwicklung sind, können Defizite im Rahmen der Unternehmensführung entstehen.[375] Mängel in den Fähigkeiten, d. h. in der fachlichen Ausbildung und/oder in den Persönlichkeitsmerkmalen wirken sich unmittelbar auf das Unternehmen aus.[376] Das Interesse an einer strukturierten und betriebswirtschaftlichen Unternehmensführung kann wenig ausgeprägt sein. Der klassische Managementkreislauf im Sinne von Zielsetzung, Planung, Durchführung, Kontrolle und Steuerung wird aus diesem Grund selten verwendet.[377] Studien belegen, dass Führungsfehler die überwiegenden Gründe für eine Insolvenz des Unternehmens sind.[378]

 

Unter anderem hat dies auch Auswirkungen auf die Organisationsstruktur. KMU weisen einen relativ flachen, mit zunehmender Größe steigenden Hierarchisierungsgrad.[379] In der Aufbau- und Ablauforganisation zeigen sich Mängel, die regelmäßig zu suboptimalen Lösungen führen.[380] Dem Mittelstand fehlt ein hoher Formalisierungsgrad zur Entscheidungsfindung.[381] Speziell Kleinunternehmen sind noch gut überschaubar und somit operativ auch gut steuerbar. Diese Transparenz ist mit zunehmender Betriebsgröße immer schwieriger sicherzustellen. Dies erfordert ein entsprechendes Management.[382]

 

Der Vorteil von KMU gegenüber Großunternehmen liegt in der größeren Wendigkeit, Anpassungsfähigkeit an neue Gegebenheiten sowie den kürzeren Informations- und Entscheidungswegen aufgrund der einfacheren und überschaubaren Organisationsstruktur.[383] Der Kundenkontakt ist eng, unabhängig davon, wo die Kunden in der Welt sitzen. Dabei spielt auch die gegenseitige Abhängigkeit eine große

 

Rolle. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Abnehmer und Anbieter entsteht ein...

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