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Problematik und Hemmnisse bei der Realisierung von Ganztagsangeboten in Bayern aus Sicht von Sportvereinen

AutorIdealverein für Sportkommunikation und Bildung (Hrsg.), Kristina Unsleber
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl132 Seiten
ISBN9783656978138
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Gesundheit - Sport - Sportökonomie, Sportmanagement, Note: 1,1, Internationale Berufsakademie der F+U Unternehmensgruppe Darmstadt (Internationale Berufsakademie der F+U Unternehmensgruppe gGmbH Darmstadt Studienort Freiburg), Sprache: Deutsch, Abstract: Der verstärkte Ausbau von Ganztagsschulen wird aus familien- und sozialpolitischen sowie bildungspolitischen Gründen bundesweit angestrebt. Um dem Anspruch des ganzheitlichen Lernens mit Hilfe von Ganztagsschulen gerecht zu werden, wird von vielen Landesregierungen eine Öffnung der Schulen hin zu ihrem Umfeld und darauf aufbauende Kooperationen mit externen Einrichtungen ausdrücklich angestrebt. Eine häufig vorkommende Form der Kooperation stellt deutschlandweit die Kooperation zwischen Schulen und Sportorganisationen dar. Im Bundesland Bayern wird diese Kooperationsform jedoch trotz enormer Bildungspotenziale vergleichsweise selten systematisch, zielgerichtet und wirksam umgesetzt. Diese Arbeit hat daher zum Ziel, zunächst mit Hilfe einer Marktanalyse die Besonderheiten des Ganztagsschulmarktes heraus zu arbeiten, anschließend die Problematik und Hemmnisse bei der Realisierung von Ganztagsangeboten in Bayern aus Sicht von Sportvereinen zu identifizieren und abschließend Handlungsempfehlungen zum Entgegenwirken zu geben.

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Leseprobe

5 Problematik und Hemmnisse bei der Realisierung von Ganztagsangeboten aus Sicht von Sportvereinen


 

In diesem Kapitel erfolgt nun eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Befragungen im Hinblick auf Problematik und Hemmnisse bei der Realisierung von Ganztagsangeboten durch Sportvereine:[109]

 

Festzuhalten ist, dass sich mit rund 60 Prozent bereits ein beachtlicher Anteil an Sportvereinen an Schulen engagiert. Diese Kooperationen finden jedoch meist nur in geringem Umfang statt und scheinen somit oft nur wenig zielgerichtet und ohne fundiertes Konzept zu sein. Sportvereine fühlen sich erkennbar aufgerufen, sich an Schulen zu engagieren, jedoch ohne sich richtig bewusst zu sein weshalb. Die Wirksamkeit des Angebots scheint dadurch nicht im Vordergrund zu stehen, wodurch kein zielgerichtetes aufeinander zu Bewegen stattfinden kann. Denn genauso sind Schulleiter eindeutig offen gegenüber Kooperationen mit Sportvereinen, nehmen jedoch eine nicht begünstigende Haltung gegenüber umfangreichen Kooperationen ein, welche hingegen nachweislich[110] wirkungsvoller wären.

 

Im Rahmen der Auswertung der Befragungen wird klar, dass der überwiegende Teil der Sportvereine die Möglichkeiten zur strukturellen Gestaltung von Ganztagsangeboten nur beschränkt wahrnimmt. Immer wieder wird sowohl von Sportvereinen als auch von Schulleitern moniert, dass es kaum möglich sei, geeignetes, qualifiziertes Personal zu finden, welches zeitlich die Möglichkeiten hat, derartige Angebote an Schulen für sehr geringes Entgelt bzw. sogar ehrenamtlich am frühen Nachmittag durchzuführen. Aufgrund des sehr geringen Entgelts, welches Sportvereine für Kooperationen in geringem Umfang erhalten[111], sehen viele Sportvereinsvertreter folgerichtig ein Hemmnis darin, dass der Finanzbedarf für Ganztagsangebote das vom Freistaat bzw. der LASPO zur Verfügung gestellte Budget überschreiten würde. Statt Kooperationen nur in geringem Umfang durchzuführen bietet die Übernahme von Vollkooperationen oder Trägerschaften solcher Angebote, zwar immer noch begrenzte, jedoch weitaus größere finanzielle Möglichkeiten, als es beispielsweise eine Sport-nach-1-SAG tun würde. Da dies jedoch scheinbar nicht bekannt ist, kommen somit für viele Sportvereine umfangreiche Kooperationen mit Schulen grundsätzlich nicht in Frage. Dies führt dazu, dass rund 40 Prozent der Sportvereine der Meinung sind, Risiken von Ganztagsschulkooperationen durch Sportvereine überwiegen über Chancen und können sogar eine Bedrohung für Sportvereine darstellen.

 

So wird befürchtet, dass Ganztagsschulen aufgrund der längeren Bindung am Nachmittag eine sinkende Teilhabe von Kindern in Sportvereinen zur Folge haben könnten. Die Ergebnisse der Langzeitstudie SAFTSQ (Study on Active Full Time School Quality) liefern jedoch eindeutige Hinweise darauf, dass sich die Teilnahme an bewegungsorientierten Ganztagsangeboten nicht hinderlich auf den organisierten Sport auswirkt. Vielmehr wird im Rahmen der Studie aufgezeigt, dass Kinder, welche regelmäßig an Ganztagsangeboten teilnehmen, insbesondere bei nicht gebundenen Ganztagsmodellen in der Primarstufe auch in höherem Maße Mitgliedschaften in Sportvereinen aufnehmen.[112] Bei der richtigen strukturellen Gestaltung können langfristig angelegte bewegungsorientierte Ganztagsschulkooperationen mit Sportvereinen somit sogar mehr Chance als Risiko für Sportvereine darstellen und zur Existenzsicherung beitragen[113].

 

Dennoch ist nicht zwingend zu erwarten, dass sich Ganztagsschulkooperationen automatisch in hohem Ausmaß auf die eigenen Mitgliederzahlen auswirken. Mitgliedergewinnung hängt dabei auch davon ab, welche Angebote im eigenen Sportverein existieren. Werden Sportarten, wie beispielsweise Hockey, welche die Kinder im Rahmen von Ganztagsangeboten kennenlernen und für die sie sich begeistern können, nicht im eigenen Sportverein angeboten, können die Schulkinder zwar unter Umständen generell für eine Mitgliedschaft in einem Sportverein begeistert werden, jedoch eben nicht zwangsläufig in jenem, welcher das Ganztagsangebot durchführt. Jedoch bietet sich dadurch die Chance, durch Professionalisierung neue Zielgruppen zu erschließen und so den Vereinszweck „Sport“ in höherem Maße zu erreichen, also einen indirekten Ressourcenzuwachs. Es können viele Kinder (sowie deren Eltern) erreicht und für Sport begeistert werden und auch den Kindern, deren Zugang zu Sportvereinsangeboten aus sozioökonomischen Ursachen oftmals vermindert ist, wird Teilhabe an regelmäßigen Bewegungsangeboten ermöglicht. Jedoch würde dies eine Steuerung der strategischen Ausrichtung eines Sportvereins weg von der Identifikation mit einer direkten Mitgliederentwicklung als kritische Ressource hin zum Verständnis der Notwendigkeit der Entwicklung eines umfassenden Ressourcenbegriffs erfordern.

 

Seitens der Sportvereinsvertreter bestehen weiterhin hinsichtlich der Verfügbarkeit von Sportstätten Bedenken, welche durch Ganztagsangebote eingeschränkt wird. So wird befürchtet, dass durch die „Doppelbelegung“ durch Ganztagsschule und Sportverein nicht nur für eigene, reguläre Vereinsangebote nicht ausreichend Belegzeiten für Sportstätten zur Verfügung stehen, sondern auch für Ganztagsangebote Engpässe entstehen. Können hier keine Kompromisse gefunden werden, wie beispielsweise das Ausweichen im Rahmen der Ganztagsangebote auf Sportgelegenheiten, also das Ausweichen auf öffentliche Flächen und Räume, „die für eine sportliche Mitnutzung offen stehen“[114], kann dies Sportvereine vor große Herausforderungen stellen. Anzunehmen ist jedoch, dass kooperierende Sportvereine gegenüber nicht kooperierenden Sportvereinen Vorteile im Hinblick auf die Absicherung von Sportstättenkapazitäten haben.[115]

 

Eine weitere Chance, die sich durch die Realisierung von Ganztagsangeboten bietet, liegt wohl in der Erhöhung der Professionalisierung der Vereinsstruktur. Zwar sehen die befragten Vereinsvertreter in diesem Punkt nur bedingt eine Chance, jedoch ist auch davon auszugehen, dass sie strukturelle Gestaltungsmöglichkeiten, welche diesen Vorteil mit sich bringen würden, nicht kennen. Beispielsweise würden hauptamtliche Beschäftigungsverhältnisse, welche im Zuge der Aufnahme von Vollkooperationen oder Trägerschaften realisiert werden können, erheblich zu einer Professionalisierung der sonst hauptsächlich von Ehrenamt geprägten Vereinsstruktur beitragen. Hauptamtliche Beschäftigungsverhältnisse anzubieten erhöht hinzukommend die Attraktivität des Stellenangebotes, wodurch die Akquirierung von qualifiziertem Personal vereinfacht wird. Schaffung bzw. Sicherung von Arbeitsplätzen gehört demnach, anders als seitens der Sportvereinsvertreter angenommen, sehr wohl zu einer Chance von Ganztagskooperationen durch Sportvereine.

 

Dies würde jedoch zwangsläufig auch einen hohen Verwaltungsaufwand mit sich bringen und Kenntnisse über gesetzliche Anforderungen voraussetzen. Dies kann, wie es Breuer bereits im Zusammenhang mit seinem Viabilitätsmodell formuliert hat (vgl. Kapitel 4.3), nur mit ausreichendem Wissen erfolgreich bewältigt werden. Zu Recht werden diese beiden Aspekte daher als Hemmnis eingestuft, da dieses Wissen im oft ehrenamtlich geprägten Vereinssport unter Umständen nicht in ausreichendem Maße vorhanden ist und eine zukünftige Schwerpunktsetzung durch den BLSV bilden könnte. Insbesondere an dieser Stelle knüpft die Idee einer Beratungsagentur an. Dieser Lösungsansatz wird in Kapitel 7 näher beschrieben.

 

Die bisher aufgeführten Hemmnisse liegen wohl vor allem aus dem Grund vor, dass Sportvereine kaum Kenntnisse über die optimale strukturelle Gestaltung solcher Ganztagsangebote haben. Erfahrungen bei der Realisierung schwer finanzierbarer Angebote, im Rahmen derer kaum Wirkung erzielt wird (z.B. Mitgliedergewinnung) und für die nur schwer geeignetes Personal gefunden werden kann, halten Sportvereine aus nachvollziehbaren Gründen davon ab, die Kooperationen zu intensivieren. Durch Kommunikation von funktionierenden, wirksamen Gestaltungsmöglichkeiten ist der Abbau dieser Hemmnisse jedoch durchaus direkt beeinflussbar. Darüber hinaus existieren noch weitere Hemmnisse, welche der in Kapitel 4.3 beschriebenen externen Umwelt einer Sportorganisation zuzuordnen sind. Wie bereits beschrieben, ist diese Sphäre höchstens durch Lobbyarbeit zu beeinflussen. Hemmnisse, welche der externen Umwelt zugeordnet werden können, sind insbesondere die vertragliche Abhängigkeit und mangelnde Liquidität. Die vertragliche Abhängigkeit stellt für die befragten Vereinsvertreter den größten Hinderungsgrund dar. Die Problematik liegt darin, dass Personal vertraglich angestellt werden muss, bevor der Kooperationspartner vom Freistaat Bayern überhaupt die Zusage für die Realisierung bzw. die Weiterführung des Ganztagsangebotes erhält. Verschärft wird diese Problemlage durch eine neue Regelung des Kultusministeriums: Bereits bei Antragsstellung für das darauf folgende Schuljahr, also im Zeitraum Mai/Juni, muss das Personal und dessen exakte Arbeitszeiten für das kommende Schuljahr verbindlich benannt werden. Entsprechend muss in diesem Zeitraum neues Personal akquiriert werden, ohne dass seitens des Freistaates vertraglich sichergestellt ist, ob dieses Ganztagsangebot überhaupt durchgeführt werden darf. Die zweite Herausforderung, welche dieser...

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