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Die Sozioökonomie von Sport

Eine Einführung in die Theorie der Sportwissenschaft

AutorKristina Damm-Volk
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783656976943
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis35,99 EUR
Fachbuch aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Gesundheit - Sport - Sportökonomie, Sportmanagement, , Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit ist eine Einführung in das Handlungsfeld Sport aus ökonomischer Perspektive. Es ist interdisziplinär ausgerichtet. Der Fokus dabei liegt auf der Entwicklung zu einem modernen Sportverständnis. Ökonomische Strukturen des Sports werden beschrieben und ergänzt durch Zahlen. Begriffe und Definitionen, die die Grundlage für ein erweitertes Sportwissen bilden, werden erläutert. Die gesellschaftliche und ökonomische Bedeutung von Sport ist immens. Aufbauend auf der Allgemeinen Systemtheorie erfolgt eine strukturierte Darstellung von Sport als ein Subsystem, das mit anderen Gesellschaftsbereichen korrespondiert und gekennzeichnet ist durch Organisation und Formalisierung. Die reziproken Beziehungen zur Wirtschaft werden dargestellt und anhand von Beispielen, wie Weltveranstaltungen und Mega-Events ergänzt. Der duale Sportmarkt, seine Mechanismen und die der Gesundheitswirtschaft betonen die Bedeutung von Sport für das BIP. Negative Entwicklungen im Sport, wie die Doping-Problematik werden betrachtet. Ein weiteres Kapitel widmet sich dem Beruf des Spitzensportlers, seinem Sozialstatus und der medialen Inszenierung. Sport wird dargestellt als Bereich mit definierten Sinngrenzen, die je nach Leistungsgebene variieren und doch Schnittstellen haben. Seine Heterogenität ist geprägt durch multiple Ansprüche an seine Funktionen und Sinngebung. Seine Organisation ist gekennzeichnet durch formale und wirtschaftliche Strukturen, dem Anspruch an Effizienz und die Adaption gesellschaftlicher Entwicklungen, die für seine Zukunft von Bedeutung sind.

Die Autorin hat Sportwissenschaft, Soziologie und Wirtschafts- und Sozialpsychologie an der Georg-August-Universität Göttingen studiert. 1992 erfolgte der Abschluss als Magistra Artium. 1993 und 2007-2008 Tätigkeit als Lehrbeauftrage am Institut für Sportwissenschaften Universität Göttingen. 2008 Tätigkeit als Tutorin für ein Projekt im Fachbereich Sport und Gesellschaft mit dem Schwerpunkt Sportökonomie und Sozioökonomie von Sport.

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Leseprobe

2. Die gesellschaftliche und ökonomische Bedeutung von Sport


 

2.1. Eine Einführung in die Sportsoziologie: Sport und Gesellschaft


 

Die Sportsoziologie greift Zusammenhänge im Sport mit gesellschaftlich systemrelevanten Bereichen auf. Die Sportsoziologie sieht Sport als Teil eines Gesellschaftssystems. Sport ist gesellschaftliches Gut und verflochten mit Politik, Ökonomie, Bildung und Kultur. Diese kooperierende Beziehung ist gekennzeichnet durch direkte Reaktionen der Sportorganisationen auf nationale oder internationale Ereignisse und durch Nachhaltigkeit. Die gesellschaftlichen Zusammenhänge unterliegen Wandel und Veränderung. Entwicklungen im Sport sind abhängig von seinen Funktionen und seiner Bedeutung, die geprägt ist von der Polarisierung gesellschaftlicher Systeme. Veränderungen im gesellschaftlichen Bereich wie in der Politik, verändert auch Sport und Sportpolitik. Wandel in Wirtschaft bedeutet Wandel in Sport und Sportökonomie. Zusammenhänge in Systemen haben synchronen Charakter.

 

Similarly a specialist who works with the growth concept – wether the crystallographer, the virologist,…., the psychologist, the sociologist or the economist- will be more sensitive to the contributions of other fields, if he is aware of the many similarities of the growth process in widely different empirical fields“[10]

 

Eine Demokratie hat ein demokratisches Sportsystem[11]. Die politische Stabilität eines Systems korreliert mit dem Erfolg bei Olympischen Spielen. Die Wirtschaftskraft eines Landes steht in Korrelation zur Olympiateilnahme und dem Olympiaerfolg eines Landes (vgl. K. Heinemann, 1995, S.184ff).

 

Durch die Verflechtungen der Bereiche untereinander findet eine Regulation statt. Es sind die Perspektiven, Korrelationen und Fragestellungen, die die Heterogenität[12] des gesellschaftlichen Bereichs Sport ausmacht. Entwicklungen in Sport und Politik, Wirtschaft und Bildung und die Organisation von Sport sind reziprok verlaufende Prozesse des Angleichens an gesellschaftlichen Wandel und Veränderung. Es gibt Interventionen von Politik und Wirtschaft in den Bereich Sport. Sport ist nicht nur kompetitiver Wettkampf. Sport kann als politisches Instrument wirken. Diese Instrumentalisierung erfolgte zur Zeit des internationalen Ost-West-Konflikts von der Nachkriegszeit bis Ende der Sowjetunion 1991. In der Gegenwart tritt die Ökonomisierung des Sports in den Vordergrund. Die schnelle und massive Ausweitung wirtschaftlicher Strukturen im Sport haben die Diskussion um politische Instrumentalisierung und die damit verbundenen Entwicklungen und Problematiken dieser Thematik verdrängt.[13] Es herrscht in der Sportwissenschaft Einigkeit darüber, dass die Sportbranche und ihre Beziehungen wirtschaftswissenschaftlichen Interessen folgt (vgl. Trosien, G., 2003, S. 143)

 

Sport hat zahlreiche Facetten. Sport hat soziale, ökonomische, politische, sozioökonomische und medizinische Funktionen. Zu Sport werden die Begriffe wie Gesundheit, Wohlbefinden, Bildung und Kultur assoziiert. Sport hat eine historische Entwicklung von der Antike bis in die Gegenwart durchlaufen. Sein Handlungsfeld wird mit Regeln und Normen strukturiert und organisiert.

 

Das Mittelalter (etwa 6. – 15. Jahrhundert) war gekennzeichnet durch Handel. Der Warenhandel der Völker und Kreuzzüge führten um 1100 zu einem kulturellen Austausch untereinander. Der Charakter der friedlichen Kämpfe war durch das Prinzip des miteinander Messens gekennzeichnet und entsprach schon ein wenig dem modernen Verständnis von Sport. Bereits im 9. Jahrhundert gab es das Polospiel in Persien, das seinen Ursprung im römischen Circus-Spiel hatte und schon in den Hippodromen der Antike stattfand. Überlieferungen von „Männervergleichen“ wurden in Felsritzungen und Bildsteinen gefunden. Die Disziplinen waren Reiten, Bogenschiessen, Tanz und Speerwerfen. Aufgrund nur weniger Quellen und Überlieferungen können keine Aussagen über Einflüsse der Stämme auf die Körperkultur der jeweils anderen gemacht werden. Vielmehr gab es typische regionale Besonderheiten und Formen von Wettkämpfen, wie zum Beispiel im Skilaufen und Kanufahren.

 

Im Mittelalter wurden in Frankreich die ersten Ritterturniere gefeiert. Ritter übten sich im Reiten, Fechten, Schießen und Ringen, um ihre Kampftüchtigkeit zu erhalten. Die Turniere erfreuten sich als „Sportevents“ großer Beliebtheit. Sie wurden durch Turniergesellschaften organisiert und mit einem Wettkampfsystem durchgeführt. In Nordeuropa, in Island, gab es „Vergleiche“ körperlicher Kraft und Geschicklichkeit. Diese teils groben Wettkämpfe werden bereits in nordgermanischen Sagen beschrieben. Die Leibesübungen und Wettkämpfe deuteten schon damals auf eine Vielfalt der Bewegungsformen hin.

 

An den königlichen und kaiserlichen Höfen wurden Ballspiele durchgeführt. Ein beliebtes Spiel war das jeu de paume, wobei man einen Ball mit der offenen Hand an die Wand schlug. Im 15. Jahrhundert entwickelte sich daraus ein Rückschlagspiel bei dem Schläger verwendet wurden. Der Vorläufer des Tennissports war geboren.[14] Die sportlichen Spiele dienten der Bewegung, der Unterhaltung und des Freizeitvergnügens. In Frankreich und England etablierte sich dieser Sport weiter.

 

Im 16. – 17. Jh. entstanden in England, Deutschland und schließlich in ganz Europa Ballhäuser mit Zuschauerrängen. In Klöstern wurden Leibesübungen unterrichtet, die der Entspannung vom geistigen Lernen dienen sollte. Das Volk „erging“ sich im Mittelalter im Schießen mit der Armbrust und der Büchse. Es entstanden Schützenhäuser und Gilden. Diese Sportart diente auch den Schießfertigkeiten für die militärische Sicherheit von Städten. Es wurden Wettkämpfe im Ringen, Springen, Laufen und Steinstoßen durchgeführt. Für den Adel wurden Badehäuser und Fechthäuser gebaut. Akrobaten boten für ihren Broterwerb Bewegungskünste zur Unterhaltung und zum Bestaunen an. Die frühzeitliche bis mittelalterliche Sportbewegung hatte bereits viele Erscheinungsformen und Disziplinen.

 

Der moderne Sport ist gekennzeichnet durch Organisation, Institutionen, und internationales Regelwerk. Die Namen und Begriffe Deutscher Olympischer Sportbund, Bundesliga, Sportmannschaft, Fußball, Sportschau, Basketball, Spitzensportler, Sportverein, Doping, Fanartikel, Zuschauer, Sportförderung, Sportministerkonferenz, Olympische Spiele, populäre Sportlernamen und Schulsport sind allgegenwärtig. Zusammenhänge werden deutlich, die Sport und seine Bereiche formen. Themen zu Sportmarkt, Sportorganisationen, Spitzensportlern, physischen und psychischen Anforderungen im Leistungs- und Hochleistungssport und Fragen über Zusammenhänge von Sport, Wirtschaft und Politik sind Indikatoren für eine Vielfalt an Themen. Sport hat gesellschaftliche Funktionen. Fragestellungen dazu suchen Antworten in unterschiedlichen Wissensfeldern.

 

 

Abbildung 1: Systemische Perspektive: Subsystem Sport und Subsysteme der Gesellschaft, Darstellung: K. Damm-Volk

 

Die Aufgabe der Soziologie ist, Gesellschaft zu untersuchen und Zusammenhänge von Phänomenen zu finden. Gesellschaftliche Bereiche sind Politik, Wirtschaft, Sport, Gesundheit, Kultur und Kunst. Soziologie untersucht Entwicklungen, stellt Prognosen für Veränderungen und erkennt Ursachen für gesellschaftlichen Wandel. Die Gesellschaft wird in Systeme mit Funktion unterteilt. Dazu muss eine Ordnung geschaffen werden: "Das Verhältnis zwischen Teil und Ganzem ist das Leitthema der allgemeinen Systemtheorien" (H. Wilke, 1991, S. 101, vgl. N. Luhmann, 1971, S. 113f).

 

Diese Sichtweise wird innerhalb der Soziologie und Sportsoziologie als systemisch bezeichnet. Es ist eine Bedeutungs- und Funktionszuweisung von gesellschaftlichen Bereichen. „Ein System bildet ein in sich gegliedertes einheitlich geordnetes Ganzes mit einer gewissen Abgrenzung zur Außenwelt hin“ (K. Hillmann, 1994, S.43). Diese Sichtweise baut auf der Allgemeinen Systemtheorie auf, die von dem Soziologen Niklas Luhmann (1927 – 1998) geprägt wurde und immer weiter entwickelt, modifiziert und neu angewendet wurde.[15] Eine Kernthese der Systemtheorie ist, dass die Subsysteme durch eindeutige "Sinngrenzen" definiert werden (vgl. E. Buß, 1985, S. 76). [16]

 

Das System Sport hat einen anderen Sinn als das System Wirtschaft oder das System Politik.

 

 

Wirtschaft ist ein Subsystem von Gesellschaft. Es hat die Funktion des Handelns und Tauschen von Gütern. Das System Politik hat die Funktion, Gesellschaft zu ordnen, Einfluss zu nehmen auf Forderungen, gesellschaftliche Ziele und Frieden und Macht zu gestalten.

 

Die Systembereiche haben Schnittstellen. Das sozioökonomische Potenzial von Sport wird durch wirtschaftliche Strukturen generiert. Sportökonomie und Sportsoziologie untersuchen diese Zusammenhänge auf verschiedenen Ebenen. Gesundheit trägt bei zum Wohlbefinden des Einzelnen. Die Gesundheit der Bevölkerung ist ein gesamtgesellschaftlicher ökonomischer Faktor, denn Gesundheit versetzt Menschen in die Lage physische, psychische und soziale Anforderungen zu bewältigen. Sport begleitet die Menschheit ewig und wird durch ihre...

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