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Kann man Finanzkrisen vorhersagen? Mögliche Indikatoren einer Krise und effektive Lösungsansätze

AutorMesut Ortac
VerlagStudylab
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl81 Seiten
ISBN9783960953685
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Die Banken- und Finanzkrise ab 2007 machte deutlich, dass in einer globalisierten Welt mit komplexen Finanzmarktprodukten und großen Informationsasymmetrien Risiken nicht erkannt oder falsch eingeschätzt werden können. Nach der Krise fanden sich lediglich acht Ökonomen, die die Subprime-Krise wirklich vorausgesagt hatten. Das Versagen von theoretischen Modellrechnungen und die fehlende Anwendbarkeit von Krisen- und Risikomanagementsystemen führten zu intensiven Diskussionen in Wissenschaft und Praxis. Wie kann es sein, dass bestehende theoretische Modelle in der Praxis scheitern? Wieso treten ähnliche Krisen immer wieder auf? Wie kann man das verhindern? Bei diesen Fragen setzt Mesut Ortac in seiner Publikation an und untersucht zunächst die vielfältigen Ursachen und Einflussfaktoren von historisch wichtigen Finanzkrisen. Darauf aufbauend entwickelt Ortac ein innovatives Erklärungsmodell, das die Gründe für vergangene Krisen darstellt. Im Anschluss daran entwickelt er verschiedene Lösungsansätze, die Krisen zukünftig verhindern könnten. Inhalt: - Finanzkrise; - Ökonomie; - Risikomanagement; - Spekulation; - Finanzmarkt

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Leseprobe

2 Finanzmarkt


 

2.1 Aufgaben und Bedeutung des Finanzmarkts


 

Finanzmärkte sind komplex und nur schwer zu durchschauen. In diesem Kapitel wird deshalb versucht, sich zunächst einen Überblick über die Aufgaben und Bedeutung der Finanzmärkte zu verschaffen. Hierdurch werden Zusammenhänge verständlicher und die Grundlage für die folgenden Kapitel kann gelegt werden.

 

Auf Finanzmärkten findet die Kapitalvermittlung statt. Kapitalanbieter sind grundsätzlich private Haushalte und Kapitalnachfrager sind Unternehmen und Staaten. Die Transaktionen von Kapital erfolgt in Form von Eigenkapital oder Fremdkapital. Bei der Beteiligung in Form von Eigenkapital erhalten die Kapitalgeber grundsätzlich Aktien. Bei Fremdkapital handelt es sich um Bankdarlehen und verzinsliche Wertpapiere.[7] Die Kapitalvermittlung selbst erfolgt durch Finanzintermediäre, also Banken, Versicherungen, Fondsgesellschaften und ähnliche Einrichtungen.[8]

 

Im Vergleich zum Gütermarkt werden an Finanzmärkten grundsätzlich Zukunftsbezogene Rechtsansprüche erworben. Die Märkte gliedern sich in nationale und internationale Finanzmärkte. Finanzmärkte sind also die Drehscheibe der Kapitalvermittlung.[9] Für Staaten und Unternehmen spielt die Kapitalbeschaffung zur Haushalts- und Unternehmensfinanzierung eine tragende Rolle.[10] Finanzmärkte haben jedoch noch eine weitere Funktion. Die Losgrößentransformation soll sicherstellen, dass viele kleine Anlagebeträge von Banken gebündelt werden und Marktteilnehmern mit einer großen Nachfrage nach Geld bereitgestellt wird. Das ermöglicht die Finanzierung großer Investitionen.[11]

 

Der Finanzmarkt gliedert sich grundsätzlich in Kapitalmarkt, Geldmarkt und Devisenmarkt[12] und die Grenzen der Märkte sind untereinander fließend.[13] Zur Unterscheidung der Märkte wird oftmals die Anlagedauer betrachtet.[14] Auf den Geld- und Devisenmarkt wird jedoch nicht näher eingegangen, da Indexhöchststände und Preisblasen sich grundsätzlich auf dem Kapitalmarkt entwickeln und ursächlich für Finanzkrisen sind. In der Literatur ist der Begriff des Kapitalmarktes nicht eindeutig zugewiesen, da der Austausch von Kapital auf verschiedene Arten durchgeführt werden kann. Der Kapitalmarkt ermöglicht einen effizienten Transfer von Spar- in Anlagekapital.[15] Effizient deshalb, weil die Kapitalallokation durch den Wettbewerb so erfolgt, dass das knappe Kapital grundsätzlich für die produktivste Investition eingesetzt wird.[16]

 

Auf dem Kapitalmarkt trifft somit Nachfrage auf Angebot, wodurch ein Handel mit Wertpapieren oder anderen Spekulationen über Börsen stattfindet.[17] Finanzkapital in Form von Geld oder geldwerte Titel können so gewinnbringend eingesetzt werden.[18] Der Begriff Kapital bezeichnet dabei das zur Verfügung stehende Geld für Investitionszwecke.[19] Effiziente Kapitalmärkte sind somit wichtige Werkzeuge für Wohlstand und Wachstum in der Zukunft.[20]

 

Der organisierte Aktienmarkt gehört zum Kapitalmarkt und teilt sich in Primär- und Sekundärmarkt auf.[21] Auf dem Primärmarkt treffen Erstkäufer und Erstverkäufer aufeinander, da dort erstmals neu emittierte Kapitalmarkttitel platziert werden. Der Primärmarkt ist ein außerbörslicher Markt.[22] Auf dem Sekundärmarkt werden die nach der Erstplatzierung sich im Umlauf befindenden Kapitalmarkttitel gehandelt. Für den Kapitalmarkt ist ein funktionierender Sekundärmarkt sehr wichtig, da dort die benötigte Liquidität durch die Anleger erreicht werden kann. Dadurch wird eine hohe Transparenz und Vergleichbarkeit der Kurse sichergestellt.[23]

 

Abbildung 2 dient zur besseren Übersicht des Finanzmarkts. Der Finanzmarkt kann noch detaillierter gegliedert werden. Zur Vereinfachung wird im Laufe dieser Arbeit aber grundsätzlich der Begriff Finanzmarkt verwendet.

 

 

Abbildung 2: Übersicht des Finanzmarkts

 

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Lindmayer/Dietz (2018), S. 110.

 

2.2 Grundlagen und Entwicklung von Börsen und Indizes


 

In diesem Kapitel werden die Grundlagen und die Entwicklung von Börsen und Indizes dargestellt. Dadurch wird auch deutlich, weshalb speziell der Indexhöchststand des S&P 500 untersucht wird.

 

Die heute weltweit wichtigste Börse ist die New York Stock Exchange (NYSE), welche im Jahre 1792 gegründet wurde.[24] Die Möglichkeit mit Aktien sowohl auf hohe Gewinne, als auch risikoreiche Investitionen zu hoffen brachte der Aktien-Anlageklasse schon immer einen spekulativen Charakter ein.[25] Durch den Börsencrash 1987 begann eine Entwicklung, an deren Ende schließlich der Computer den Menschen vollständig ersetzt hatte.[26] Der Handel in Deutschland wird heute fast ausschließlich über die XETRA abgewickelt. XETRA ist eine Abkürzung für „Exchange Electronic Trading“ (elektronischer Börsenhandel) und die internationale vollelektronische Handelsplattform der Deutsche Börsen AG, über die weltweit agierende Privatanleger und Institutionelle Anleger alle an der Frankfurter Börse notierten Aktien, Anleihen und andere Finanzprodukte handeln können.[27] Die zunehmende Digitalisierung von Informationen und Kommunikationswegen führt dazu, dass die verschiedenen Kapitalmärkte enger zu einem globalen Markt zusammenrücken. So spielen sowohl zeitliche, als auch räumliche Faktoren eine immer geringere Rolle. Die Einführung des Euro als Gemeinschaftswährung hat in der EU zudem zu einer erhöhten Liquidität im europäischen Kapitalmarkt beigetragen.[28]

 

Im Laufe der Arbeit wird hauptsächlich auf den US-Finanzmarkt eingegangen, da dieser mit Abstand die höchste Marktkapitalisierung hat und sich alle Börsen der Welt am amerikanischen Finanzmarkt orientieren.[29] „Wenn die Wall Street hustet, dann bekommt der Rest der Welt eine Grippe“, ist eine zutreffende Redewendung in Börsenkreisen.[30] Auch Abbildung 3 veranschaulicht durch die Entwicklung der Marktkapitalisierung der weltweit 100 größten Unternehmen eindrucksvoll, welche Marktmacht und Bedeutung der US-Finanzmarkt hat.

 

 

Abbildung 3: Marktkapitalisierung der Top-100 Unternehmen weltweit

 

Quelle: Eigene Darstellung basierend auf EY (2018).

 

Die Abbildung macht deutlich, dass die kumulierte Marktkapitalisierung der 100 wertvollsten Unternehmen weltweit im Jahre 2017 um fast 26% auf 20.224 Mrd. USD gestiegen ist. Der Anstieg im Jahre 2016 betrug lediglich rund 6%. Welche Branche für die enorme Entwicklung im Jahr 2017 verantwortlich ist, wird in Kapitel 4.1 erläutert. Augenscheinlich ist aber, dass die kumulierte Marktkapitalisierung der US-Konzerne in den 100 größten Unternehmen weltweit momentan rund 60% ausmacht. China und Hongkong haben zusammen einen Anteil von fast 15% und Deutschland lediglich 3%. Bemerkenswert ist, dass der Anteil Chinas und Hongkongs im Jahre 2017 um rund 47% gestiegen ist.

 

Die durchschnittliche Entwicklung von Aktienkursen und damit der Marktkapitalisierung von Unternehmen, werden durch Börsenindizes wiedergespiegelt.[31] Wenn der Index steigt, wird die Marktkapitalisierung der meisten in diesem Index enthaltenen Unternehmen ebenfalls steigen. Indizes sind also Barometer des Aktienmarkts.[32] In Deutschland ist der DAX der wichtigste Aktienindex und enthält bezogen auf die Marktkapitalisierung, die 30 größten Unternehmen Deutschlands.[33]

 

Börsenindizes wurden in der USA erfunden und die bekanntesten sind der DJIA, der NASDAQ 100 und der S&P 500. Der DJIA notiert die 30 höchst bewerteten US-Unternehmen. Aber nicht nach deren Marktkapitalisierung, sondern der Verlag Wall Street Journal entscheidet welches Unternehmen in den Index aufgenommen wird.[34] So sind vor allem Werte wie Boeing, Coca-Cola, General Electric, McDonalds, Nike, Visa, Walmart, Walt Disney oder andere traditionsreiche Unternehmen im vermeintlich wichtigsten Index der Welt enthalten.[35] Erst im Jahr 2015 wurde Apple als damals und bis heute teuerstes Unternehmen der Welt in den Index aufgenommen.[36] Tech-Konzerne wie Alphabet (Google) und Facebook wurden bis heute nicht in den Index aufgenommen.

 

Die Gewichtung im DJIA erfolgt nicht nach der höchsten Marktkapitalisierung, sondern nach dem nominal höchsten Kurs einer Aktie.[37] So hat Boeing mit einem aktuellen Aktienkurs von rund 357 USD den nominal höchsten im Index und folglich ist die Performance im DJIA am stärksten vom Aktienkurs von Boeing abhängig.[38] Für die Gewichtung des NASDAQ-100 hingegen ist die Marktkapitalisierung der Unternehmen entscheidend. Der NASDAQ-100 ist die US-Technologiebörse und notiert die 100 größten Unternehmen in diesem Sektor.[39] Internet- und...

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