Der Schlaf unterliegt gesellschafts- und situationsbedingten Wertungen. Schlaf ist bedeutungsvoll, nicht nur der Träume wegen. Davon weiß auch das Alte Testament, wo von Schlafenden und Wachenden berichtet wird, Schlaf beschrieben, gewertet, vermieden, ersehnt, genutzt, gestört und als Chiffre für Lebenshaltung (Faulheit; Eifer; Vertrauen) oder Schicksal (Ausgeliefertsein; Schlafhindernisse) verwendet wird. Leitend ist dabei die Einsicht, dass die Welt des und der Schlafenden auf eine Welt der Wachenden angewiesen ist, um objektiv und subjektiv Verlässlichkeit zu gewährleisten. Wenn in den Texten der Bibel und ihrer Umwelt vom Schlaf die Rede ist, handelt es sich nicht um Definitionen, sondern Erfahrungen, Beobachtungen und Deutungen. Als Einsicht in das zeitweilige Ausgeliefertsein angesichts des eigenen Schlafs und des Schlafes anderer ist der Schlaf ein zutiefst soziales Thema. Zudem strukturiert der Schlaf als auf mehrere Etappen verteiltes Geschehen die Nacht, was zum einen die Erfahrung von Finsternis und durchwachter Stunden intensiviert, zum anderen den Blick freilegt auf die Nacht- und Bettkultur. Damit erschliesst der Schlaf einen wichtigen Teil des Lebens und der Zeit bzw. Umstände, in denen er sich vollzieht.
Dr. Ulrich Dällenbach ist reformierter Pfarrer in Tenniken und Zunzgen (Schweiz).
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