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E-Book

Musik im Fernsehen

Sendeformen und Gestaltungsprinzipien

VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl198 Seiten
ISBN9783531919058
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis40,00 EUR
Dieser Sammelband beleuchtet die vielfältigen Facetten der Musik im Fernsehen. Namhafte Autoren aus Wissenschaft und Praxis diskutieren die Verwendung von Musik in unterschiedlichen Sendeformen - von der Castingshow bis zur Konzertaufzeichnung - und zeigen Hauptentwicklungslinien der visuellen und musikalischen Gestaltung auf.

Dr. Peter Moormann ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Musikwissenschaft der Freien Universität Berlin im DFG-Sonderforschungsbereich 'Kulturen des Performativen'.

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Leseprobe
Im Dialog mit der Musik. Ästhetische Kategorien der Konzertaufzeichnung (S. 147-148)

Michael Beyer


1 Einleitung

Gibt es ein allgemein gültiges Rezept, nach dem sich Fernsehaufzeichnungen von klassischen Konzerten anfertigen lassen? Sicherlich nicht, sonst würden nicht immer noch gelegentlich wenig befriedigende oder schlichtweg verunglückte Produktionen über den Bildschirm flimmern. Zudem gehen erfolgreiche Umsetzungen oft unterschiedliche Wege und belegen so, dass es nicht nur eine stimmige Bildlösung einer Partitur gibt. Bildregie beim klassischen Konzert ist also Interpretation und kein technischer Vorgang.

Interpretation ist aber keine Willkür, sondern bedarf, wie die Interpretation in der Musik selbst, klarer handwerklicher, technischer und ästhetischer Parameter. Hier soll nicht der Versuch unternommen werden, den zahlreichen, oft überflüssigen theoretisch-wissenschaftlichen Analysen zu diesem Thema eine weitere hinzuzufügen. Die folgenden Überlegungen sind aus der Praxis entstanden: aus der Partituranalyse und der Probenarbeit im Saal, aus dem Austausch mit Kameraleuten, Dirigenten und Musikern.

2 Die Partitur

Ein Regisseur, der sich eine Partitur erarbeitet, bewegt sich im Spannungsfeld von musikalisch sinnvoller und visuell sinnvoller Bildführung. Die Basis der Bildregie, das kann nicht oft genug betont werden, ist die Partituranalyse. Ein Regisseur muss in der Lage sein, eine Orchesterpartitur zu lesen und zu analysieren. Dabei ist die Frage, welches Instrument gerade die Hauptstimme spielt (und ob sie ins Bild gesetzt werden soll oder nicht) nur ein oberflächlicher Gesichtspunkt.

Ebenso wichtig ist das rhythmisch-metrische Element: der Puls und die Periodik des Stücks. Bildmontage ist wie Musik selbst eine Zeitkunst und verhält sich zum Orchester gewissermaßen wie ein Schlagzeuger zur Band: sie kann einen Rhythmus kreieren, kann verdichten und entspannen. Der Rhythmus der Bilder kann sich an den Puls des Stücks anpassen, aber auch einen Kontrapunkt bilden. In jedem Fall muss er sich aber zur Musik bewusst verhalten. (Natürlich sind für diesen „Zeit“-Gesichtspunkt der Bildsprache nicht nur die gedruckte Partitur wichtig, sondern auch die Tempi des Dirigenten: Seine Definition der musikalischen Zeit bestimmt den Rhythmus der Bilder.)

Wichtig für die Bildführung ist auch die dynamische Struktur der Partitur: zu den Lautstärkekontrasten zwischen pianissimo und fortissimo müssen sich die Bilder ebenso verhalten wie zu crescendi und decrescendi (An- und Abschwellen der Lautstärke). Auch die formale Struktur des zu analysierenden Werks muss berücksichtigt werden. Die Architektur einer Symphonie kann durch visuelle Analogien sichtbar gemacht werden. Besonderes Augenmerk verdienen immer rubati (Temposchwankungen), Übergänge und Tempowechsel:

Diese Momente großer Aufmerksamkeit und Intensität im Orchester müssen auch optisch herausgearbeitet werden. Welche konkreten Bildentscheidungen diesen musikalischen Kategorien Gerechtigkeit widerfahren lassen, ist schwer festzunageln. Also auch hier gibt es kein Rezept. Wie bei der Wiedergabe einer Partitur durch einen Musiker gibt es individuelle Lösungen und Wege.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Vorwort8
Musik im Medienkorsett – Der Eurovision Song Contest zwischen Kompositionswettbewerb und Fernsehereignis12
1 Einleitung12
2 Der erste Eurovision Song Contest (ESC)13
3 Vorbild San-Remo-Festival14
4 Kein Interpreten-, ein Autorenwettbewerb15
5 Kampf dem Kommerz16
6 Das Gesicht wahren17
7 Der Schlüssel zum Erfolg des ESC – die Wertung19
8 Vom Kompositions- zum Länderwettbewerb20
9 Die Daumenschrauben des Reglements21
10 National-kulturelle Repräsentation23
11 Neuere Entwicklungen25
12 Ausblick27
Literatur28
Volks- und Schlagermusiksendungen: Ein Quotengarant30
1 Einleitung30
2 Historischer Abriss31
3 Sendekonzepte36
4 Moderierter Jugendwahn?45
5 Zusammenfassung45
Literatur46
Internetquellen47
Musikcastingshows48
1 Einleitung48
2 Musikcastingshows – eine (kommerzielle) Erfolgsgeschichte49
3 Popstars51
4 Deutschland sucht den Superstar (DSDS)54
5 Weitere Musikcastingshows58
6 Erfolgsfaktoren und Erfolgsrezepte, oder: Erfolg – aber, um welchen Preis?60
7 Fazit64
Literatur65
Die Musikdokumentation. Typologische Bemerkungen68
1 Prämissen68
2 Experten69
3 Bebilderung von Musik71
4 Backstage76
5 Biografik77
6 Magie des Werks79
7 Musik als soziales Medium81
8 Ausblick82
Subtile Manipulation? Zur Musikgestaltung von Politikmagazinen184
1 Zum Redaktionsalltag bei der Musikauswahl84
2 Funktionen der Musik in Politikmagazinen86
3 Beispielanalysen87
4 Forschungsergebnisse89
5 Aktuelle Tendenzen und Probleme89
Literatur91
Internetquellen91
Musik in fiktionalen Fernsehformaten92
1 Einleitung92
2 Entscheidungsträger, Gestalter und Einflüsse93
3 Temp-Tracks96
4 Entstehungsschritte einer Auftragskomposition für fiktionales Fernsehen97
5 Technologische Veränderungen in der Musikproduktion100
6 Arbeiten mit Songs101
7 Die weiteren Tonebenen in fiktionalen Fernsehformaten103
8 Ausblick105
Literatur105
Die zarteste Versuchung, wenn’s um Geld geht. Musik in der Fernsehwerbung106
1 Einleitung106
2 Quellen für Werbemusik109
3 Einsatzformen von Musik in der Fernsehwerbung113
4 Wirkung von Werbemusik123
5 Fazit und Ausblick130
Literatur132
Internetquellen135
Der Musikclip im Zeitalter der digitalen Reproduzierbarkeit136
1 Einleitung136
2 Mainstream138
3 Exkurs: die Musik macht das Video140
4 Arthaus140
5 Zukunft144
Literatur145
Internetquellen146
Im Dialog mit der Musik. Ästhetische Kategorien der Konzertaufzeichnung147
1 Einleitung147
2 Die Partitur147
3 Fernseh-ABC148
4 Die musikalische Erzählung149
5 Raum und Publikum150
6 Einschränkungen und Probleme151
7 Konzepte152
8 Neue Perspektiven? – Die „Digital Concert Hall“152
Der singende Mensch vor der Kamera – Notizen zum Opernfilm155
(1965)164
(1974)166
(1975)168
(1979)171
(1982)175
(1990)178
(2001)181
Literatur183
Autorenverzeichnis184
Michael Beyer184
Michael Custodis184
Jörg Gerle184
Thomas Koebner185
Hansjörg Kohli185
Martin Lücke185
Peter Moormann185
Holger Schramm186
Stefan Strötgen186
Irving Wolther186
Namensregister188
Sachregister193
Register der Sendungen und Reihen195

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