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E-Book

Psychopharmakologie

Anwendung und Wirkungsweisen von Psychopharmaka und Drogen

AutorBrigitte Rockstroh, Thomas Elbert
VerlagHogrefe Verlag Göttingen
Erscheinungsjahr1993
Seitenanzahl365 Seiten
ISBN9783840906879
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Stürmische Neuentwicklungen der Neurowissenschaften erfordern eine entsprechend aufgearbeitete Darstellung der Psychopharmakologie. Die vorliegende zweite, überarbeitete und ergänzte Auflage des Lehrbuches vermittelt anschaulich neurowissenschaftliche und pharmakologische Grundlagen. Das Buch geht ausführlich auf die verschiedenen Psychopharmaka ein und erklärt parallel die wesentlichen psychiatrischen und klinisch-psychologischen Störungsbilder. Konsequenterweise wird auch das Thema Sucht eingehend behandelt: Neben den «harten» Drogen wie Psychedelika und Stimulantien werden auch die «sozialen» Drogen Alkohol und Nikotin ausführlich besprochen.       

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Grundlagen: Einführung und Klassifikation psychotroper Substanzen
  3. Grundlagen: Abriß organisch-chemischer Grundlagen, Pharmakokinetik und Pharmakodynamik
  4. Grundlagen: Die Blut-Hirn-Schranke, Neurotransmitter und Neuropeptide - Botenstoffe im Gehirn
  5. Psychopharmaka: Endorphine, Opiate und Analgetika
  6. Psychopharmaka: Schizophrenien und ihre Behandlung mit Neuroleptika
  7. Psychopharmaka: Der Neurotransmitter Dopamin
  8. Psychopharmaka: Depressive Erkrankungen, Antidepressiva, Manie und Lithium
  9. Psychopharmaka: Angst, Benzodiazepine und der Neurotransmitter GABA
  10. Psychopharmaka: Schlafmittel, Antiepileptika und GABA
  11. Psychopharmaka: Spezielle Probleme - Die Wirkung bei Kindern und Älteren
  12. Drogen: Toleranz und Abhängigkeit
  13. Drogen: Psychostimulantien - von Coffein und Kokain
  14. Drogen: Psychedelika
  15. Drogen: Nikotin und Rauchverhalten
  16. Drogen: Äthanol und Alkoholismus
  17. Drogen: Früchte des indischen Hanfs: Marihuana und Haschisch
  18. Sachverzeichnis
Leseprobe
16 Psychostimulantien: von Coffein und Kokain (S. 268-269)

Stimulantien sind Drogen mit Weckeffekt, sie machen wacher. Häufig verbessern sie die Stimmung und muntern den Geist auf. Diese psychoaktiven Effekte bedingen mit das Bestreben, Stimulantien immer mehr und immer häufiger einzunehmen und sind mit dafür verantwortlich, daß man von Stimulantien abhängig werden kann. Im folgenden Kapitel werden recht unterschiedliche Stimulantien vorgestellt. Kokain und Amphetamine wirken zwar in ähnlicher Weise wie die Xanthin-Derivate (z.B. Coffein) auf die Psyche, aber ganz unterschiedlich auf zentralnervöse Prozesse. Auch die Gefahr der Abhängigkeitsentwicklung unterscheidet sich: Coffein beispielsweise besitzt ein sehr viel geringeres Abhängigkeitspotential als Kokain oder Amphetamine, die stärkere euphorisierende Wirkungen haben. Die Behandlung aller dieser Substanzen in einem Kapitel erscheint deshalb etwas willkürlich. Den roten Faden bilden die stimulierenden Wirkungen aller im folgenden behandelten Substanzen. Manche Verhaltenseffekte ähneln sich deutlich in Abhängigkeit der Applikationsform, wenn also die Drogen nicht inhaliert oder in die Blutbahn injiziert werden, sondern, wenn sie oral aufgenommen und damit langsam absorbiert werden.

Die heiße Bohne - Coffein Als 900 n.Chr. in der Nahe von Mocha im Südjemen die anregende Wirkung der Kaffeepflanze entdeckt wurde, entbrannte schon bald die Diskussion darüber, ob der Kaffee als Geschenk Allahs zu betrachten sei oder ob er unter das Rauschmittelverbot des Korans falle. In Form eines flüssigen Gastgeschenks von Sultan Mohammed IV. gelangte der Kaffee an den Hof des französischen Sonnenkönigs Louis XIV. Um den bitteren Geschmack zu mindern, süßten die Höflinge das Getränk mit Zucker und bereiteten so die Verbreitung des Kaffees in ganz Europa vor. "Ei wie schmeckt der Kaffee süße, lieblicher als tausend Küsse" dichtete 1732 Johann Sebastian Bach in seiner Kaffeekantate. Heute trinken in der Bundesrepublik Deutschland schätzungsweise rund 14 Millionen Bürger ihren Kaffee, weltweit werden täglich mehrere Milliarden Tassen Kaffee konsumiert. Braut man aus 10 g Kaffeebohnen eine Tasse Kaffee, so enthält diese etwa 0,l g Coffein. In den USA wird der jährliche Verbrauch an Coffein in Form von Kaffee auf etwa 50 g/Kopf geschätzt, was etwa 500 Tassen pro Person und Jahr entspricht.

Bei Coffein handelt es sich um eine von drei wichtigen Derivaten des Xanthins. Die beiden anderen Xanthin-Derivate sind Theobromin, das in der Kakaobohne vorkommt, und Theophyllin, das neben dem dort auch als Teïn bezeichnteten Coffeïn in den Blättern des Teestrauches enthalten ist. Alle drei Substanzen sind Beispiele nicht-selektiver Stimulantien, d.h. sie wirken auf eine Vielzahl unterschiedlicher Zellen. Von diesen drei Substanzen wirkt Coffein am anregensten auf ZNS und Skelettmuskulatur. Kristallines Coffein besteht aus weißen, bitter schmeckenden Nadeln, die sich nur schwer in Wasser oder Alkohol lösen. Es kommt im Samen des Kaffeebaumes (Kaffeebohnen bis zu 2%), in Teeblättern (2-4%), im Maté (ca.l%), der Colanuß (2-4%) und im Guaranasamen (4-6%) vor.
Eine Tasse Kaffee enthält durchschnittlich zwischen 100 und 150 mg Coffein (Instant-Kaffee etwa 75 mg davon), eine Tasse Tee 25-150 mg, 1/2 l eines Cola-haltigen Getränks enthält etwa 50-100 mg. Bekanntlich zeigen Kinder eine Vorliebe für Coca-Cola. Bedenkt man, daß Kinder oft nur die Hälfte des Körpergewichts von Erwachsenen haben, so entspricht bei Kindern ein Glas Coca-Cola, bezogen auf die Wirkungsmenge pro Körpergewicht, etwa einer Tasse Kaffee bei Erwachsenen. Auch eine Tasse kakaohaltiger Milch kann bis zu 50 mg an stimulierender Substanz enthalten und hat damit auf ein Kleinkind die äquivalente Wirkung wie eine Tasse Kaffee beim Erwachsenen. (Untersuchungen zur Wirkung von Coffein sind daher fast nur an Personen durchgefuhrt worden, die häufig seit langer Zeit ein gewisses Ausmaß an Gewöhnung aufwiesen.)
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis8
Teil I - Grundlagen10
1 Einführung10
Beispiele von Behandlungen mit Psychopharmaka10
Begriffsbestimmungen und Definitionen15
Geschichte der Psychopharmakologie17
2 Klassifikation psychotroper Substanzen25
Klassifikationen von Psychopharmaka25
3 Abriß organisch-chemischer Grundlagen32
Kohlenwasserstoffe32
Amine36
Heterozyklische Verbindungen37
Aminosäuren und Proteine38
Vertiefende Literatur40
4 Pharmakokinetik und Pharmakodynamik41
Grundbegriffe der Pharmakokinetik41
Galenik42
Aufnahme - Absorption - Resorption43
Verteilung45
Biotransformation - Stoff‘wechsel’46
Elimination49
Meßgrößen pharmakokinetischer Prozesse49
Grundbegriffe der Pharmakodynamik51
Vertiefende Literatur55
5 Die Blut-Hirn-Schranke56
Aufbau und Wirkungsweise der Blut-Hirn-Schranke56
Funktion und Dysfunktion der Blut-Hirn-Schranke61
Die circumventrikulären Organe - Fenster zum Gehirn62
Vertiefende Literatur63
6 Neurotransmitter - Botenstoffe im Gehirn I64
Beispiel: Acetylcholin und Morbus Alzheimer64
Gehirnzellen65
Synapsen und synaptische Übertragung67
Der Neurotransmitter Acetylcholin (ACh)70
ACh und die Alzheimer’sche Krankheit73
Niedermolekulare Neurotransmitter75
Vertiefende Literatur76
7 Neuropeptide - Botenstoffe im Gehirn II79
Neuropeptide79
Koexistenz und ‘ Ko’- Funktion von Neuropeptiden und Neurotransmittern84
Vertiefende Literatur88
Teil II – Psychopharmaka89
8 Endorphine, Opiate und Analgetika89
Endorphine89
Opiate93
Endorphine - Endogene Liganden an Opiatrezeptoren100
Opiate, Endorphine und Analgesie101
Opiate, Endorphine und Abhängigkeit105
Andere Analgetika106
Vertiefende Literatur108
9 Schizophrenien und ihre Behandlung mit Neuroleptika109
Schizophrene Störungen109
Neuroleptika120
Klinische Wirkungen von Neuroleptika126
Unerwünschte Wirkungen von Neuroleptika129
Pharmakokinetik von Neuroleptika133
Vertiefende Literatur134
10 Der Neurotransmitter Dopamin135
seine Rolle bei Morbus Parkinson, Schizophrenie und der Wirkung von Neuroleptika135
Dopamin und Dopaminrezeptoren135
Dopaminerge Bahnen139
Dopamin und Morbus Parkinson141
Die Dopamin-Hypothese der Schizophrenie145
Die Bedeutung von Neuropeptiden150
Hirnorganische Veränderungen bei Schizophrenien152
Vertiefende Literatur153
11 Depressive Erkrankungen, Antidepressiva, Manie und Lithium154
Symptome depressiver Störungen154
Klassifikation depressiver Störungen156
Ursachen depressiver Störungen und Therapieansätze158
Antidepressiva und ihre Wirkungen162
Die Monoamin-Hypothese der Depression und zentralnervöse Wirkungen von Antidepressiva170
Lithium und die Behandlung der Manie181
SAD (Seasonal Affective Disorder) und CCO (Carbohydrate Craving Obesity, Kohlenhydratheißhunger)184
Vertiefende Literatur188
12 Angst, Benzodiazepine und der Neurotransmitter GABA189
Angst190
Benzodiazepine, Beruhigung und Anxiolyse194
Der GABA-Rezeptor202
Nicht benzodiazepin-verwandte Tranquilizer208
Sind Tranquilizer als Anxiolytika geeignet?211
Vertiefende Literatur212
13 Schlafmittel, Antiepileptika und GABA213
Normaler Schlaf213
Schlafstörungen - Symptome mit vielen möglichen Ursachen216
Schlafmittel221
Schlafmittel führen zu Schlafstörungen227
Antikonvulsiva/Antiepileptika227
Vertiefende Literatur233
14 Spezielle Probleme bei der Behandlung mit Psychopharmaka: Die Wirkung bei Kindern und Älteren234
Probleme des Einsatzes von Psychopharmaka bei Kindern235
Indikation und Behandlung von Kindern mit Psychopharmaka237
Probleme bei der Therapie von Älteren mit Psychopharmaka244
Indikation und Behandlung von Älteren mit Psychopharmaka248
Vertiefende Literatur251
Teil III – Drogen252
15 Toleranz und Abhängigkeit252
Begriffsbestimmungen252
Modelle der Abhängigkeitsentwicklung256
Abhängigkeitsprofile267
Abhängigkeit als gesellschaftliches Problem270
Behandlung von Abhängigkeit272
Vertiefende Literatur274
Wichtige Anschriften274
16 Psychostimulantien: von Coffein und Kokain275
Die heiße Bohne - Coffein275
Kokain281
Amphetamine286
Zur Wirkungsweise von Psychostimulantien290
Klinische Anwendung von Stimulantien292
Vertiefende Literatur293
17 Psychedelika294
Wirkungen auf Erleben und Verhalten295
Übersicht über die häufigsten Psychedelika297
Zur Wirkungsweise von Psychedelika304
18 Nikotin und Rauchverhalten306
Geschichte und Erforschung des Tabakkonsums307
Die Verbreitung des Rauchens308
Wirkungsweise des Nikotins309
Wirkungen von Nikotin auf Erleben und Verhalten312
Wirkungen von Nikotin auf Organsysteme315
Tabakrauch - eine giftige Mischung316
Was erhält Rauchverhalten aufrecht?318
Vertiefende Literatur323
19 Äthanol und Alkoholismus324
Was ist Alkohol?324
Wirkungen des Alkohols auf Bewußtsein und Verhalten326
Wie entsteht Alkohol?328
Pharmakokinetik des Alkohols329
Wirkungen von Alkohol im Zentralnervensystem331
Peripher-physiologische Wirkungen von Äthanol332
Abhängigkeit von Alkohol, Alkoholismus335
Wie kommt es zu Alkoholabhängigkeit?336
Verfügbarkeit von Alkohol und Ausmaß des Alkoholkonsums341
Alkoholabhängigkeit ist ein Gesundheitsrisiko342
Behandlung von Alkoholabhängigkeit343
Vertiefende Literatur346
20 Früchte des indischen Hanfs: Marihuana und Haschisch347
Geschichte und Herstellung der Cannabisprodukte347
Pharmakokinetik des Delta-9-tetrahydrocannabinol (THC)349
Wirkungen auf Erleben und Verhalten349
Unerwünschte Wirkungen351
Zentralnervöse Effekte von THC352
Abhängigkeit von Marihuana und Haschisch352
Verbreitung von Marihuana und Haschisch354
Soziokultureller Hintergrund des Konsums ‘sozialer Drogen’355
Sachverzeichnis360

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