Sie sind hier
E-Book

Bindungstrauma im Kontext sozialpädagogischer Arbeit

AutorMarlene Hahn
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl107 Seiten
ISBN9783955495404
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Die vorliegende Studie befasst sich mit dem Thema der Bindungstraumata und erörtert die Fragestellung, wie man mit bindungstraumatisierten Kindern und Jugendlichen im sozialpädagogischen Praxisfeld arbeiten kann. Die Besonderheit von Bindungstraumata ist das Faktum, dass die Traumatisierung von der primären Bezugsperson ausgeht. Besonders für Kinder und Jugendliche stellt diese Tatsache eine Überforderung dar, da sie durch den Vertrauensverlust, welchen Traumata mit sich ziehen, auch zu sich selbst kein Vertrauen aufbauen können. Die Auswirkungen betreffen alle Lebensbereiche der Mädchen und Jungen, weil sie bestimmte soziale, emotionale sowie kognitive Kompetenzen nicht erlernen, die für das sichere Bestehen in der Gesellschaft von Nöten wären. Aufgrund dessen müssen Möglichkeiten gefunden werden, wie die Defizite auszugleichen sind. Häufig werden dazu Therapieangebote, wie z.B. Psychotherapien oder Verhaltenstherapien, herangezogen. Dem ist soweit nichts entgegenzusetzen, außer dass sich die Beeinträchtigungen der traumatischen Erfahrung auch in anderen Lebensbereiche, beispielsweise Kindergärten, Schulen oder Jugendeinrichtungen, niederschlagen. Dementsprechend müssen für Pädagogen Handlungsstrategien vorliegen, die sich als nützlich erweisen, die Bearbeitung traumatischer Erfahrungen zu unterstützen und den Kindern bzw. Jugendlichen helfen, ihre Geschichte aufzuarbeiten und aktiver Konstrukteur ihrer Zukunft zu werden.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.3.3, Traumatische Affekte seitens des Kindes: Da, wie im weiteren Verlauf angenommen wird, die Grundbedürfnisse von den Bezugspersonen nicht ausreichend bzw. gar nicht erfüllt werden, sind Kinder in ihrem Erlebens- wie auch Verhaltensmodus eingeschränkt, wodurch sie u.a. ihre Emotionen nicht differenzieren können und so meist nur einen vorherrschenden Affekt wahrnehmen (Wöller 2009). Neben den direkten traumatischen Affekten entwickeln sie Abwehrmechanismen, welche sie die Geschehnisse verdrängen lässt. Einige Affekte und Abwehrmechanismen werden nachfolgend skizziert. Die vorherrschenden Gefühle eines Bindungstraumata sind die der Ohnmacht, der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins. Hilflosigkeit wie auch Hoffnungslosigkeit entstehen meistens dann, wenn die Betroffenen der Meinung sind, dass sie keinen Einfluss auf das Ereignis haben. Besonders wenn Eltern ihren Kindern drohen, dass beispielsweise das Beenden der Misshandlungssituation wie auch das Sprechen62 darüber mit negativen Konsequenzen verbunden ist, entstehen Gefühle der Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Die wiederholte Erfahrung, dass man der Situation hilflos ausgeliefert ist, führt zu der Überzeugung, dass auch künftige Ereignisse nicht kontrollierbar und abgrenzbar werden und dadurch zu einem durchgängigen Gefühl der Ohnmacht und zu niedrigen Selbstwirksamkeitserwartung (Ebd.). Scham- und Schuldgefühle treten häufig zusammen auf und werden meist unmittelbar vom Misshandelnden übertragen. Dadurch, dass die Betroffenen als Objekt behandelt werden, entsteht das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit. Kinder die unter Schamgefühlen leiden, denken, dass sie kein Recht auf Respekt, Achtung und menschenwürdige Behandlung verdienen. Dementsprechend sieht ihre Selbstrepräsentanz aus. Schamgefühle sind starke Prädikatoren für Störungen wie Depressionen, Substanzkonsum und der PTBS sowie anderen Persönlichkeitsstörungen. Schuldgefühle werden meist vom Täter auf das Opfer übertragen, um von den eigenen Gefühlen zu entlasten. So kann es vorkommen, dass ein Elternteil dem Kind zu verstehen gibt, das es nur Gewalt anwenden musste, weil das Kind ihn bzw. sie dazu gezwungen hat. Dies wird auch als Induktion bzw. Implantation betitel (Ebd.). Weitere im Opfer vorherrschende Affekte können Ekel, Selbsthass, Gefühle der Leere, der Wut und des Hasses sein. Gerade bei sexuellem Missbrauch sind die Betroffenen u.a. angewidert vom eigenen Körper und sexuellen Aktivitäten, wodurch Ekel und Selbsthass entstehen (Ebd.). Wie schon mehrfach angesprochen, konnten die Kinder keine positiven mentalen Repräsentanzen von sich und ihren Bezugspersonen ausbilden, wodurch sich das Gefühl der Leere verfestigt. Hass und der Wut steuern dagegen. Sie gelten als Abwehrfunktion, da dieses Erleben nicht mit dem Bindungsbedürfnis nicht vereinbar ist (Ebd.). Damit das Kind trotz der traumatischen Erfahrungen sein Leben verhältnismäßig zufriedenstellend gestalten kann, kommen eine Reihe von Abwehrmechanismen zum Tragen, welche z.T. in nachfolgender Tabelle (Tabelle 4) aufgelistet sind. Neben diesen wird unter Bezugnahme von WÖLLER (2009) auf die Unreife von Objektbeziehungen sowie der Über-Ich-Pathologie eingegangen. Abwehrmechanismen sind ein zentrales Konzept der Psychoanalyse. Damit sind meistens unbewusste Verhaltensweisen gemeint, die unangenehme Bewusstseinszustände, z.B. Ekel- oder Schamgefühle, unterdrücken, um sie aus dem Bewusstsein fernzuhalten. Da in jedem Menschen Triebe innewohnen, die gesellschaftlich nicht akzeptiert werden, zählen Abwehrmechanismen zum normalen Repertoire von Individuen und leisten ihren Beitrag zur Selbststeuerung sowie zur Verarbeitung von Konflikten. Wird allerdings zu oft auf diese Mechanismen zurückgegriffen, können daraus u.a. psychische Störungen resultieren (Städtler 2003).
Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Pädagogik - Erziehungswissenschaft

Weitere Zeitschriften

Augenblick mal

Augenblick mal

Die Zeitschrift mit den guten Nachrichten "Augenblick mal" ist eine Zeitschrift, die in aktuellen Berichten, Interviews und Reportagen die biblische Botschaft und den christlichen Glauben ...

FREIE WERKSTATT

FREIE WERKSTATT

Die Fachzeitschrift FREIE WERKSTATT berichtet seit der ersten Ausgaben 1994 über die Entwicklungen des Independent Aftermarkets (IAM). Hauptzielgruppe sind Inhaberinnen und Inhaber, Kfz-Meisterinnen ...

cards Karten cartes

cards Karten cartes

Die führende Zeitschrift für Zahlungsverkehr und Payments – international und branchenübergreifend, erscheint seit 1990 monatlich (viermal als Fachmagazin, achtmal als ...

Deutsche Tennis Zeitung

Deutsche Tennis Zeitung

Die DTZ – Deutsche Tennis Zeitung bietet Informationen aus allen Bereichen der deutschen Tennisszene –sie präsentiert sportliche Highlights, analysiert Entwicklungen und erläutert ...

Die Versicherungspraxis

Die Versicherungspraxis

Behandlung versicherungsrelevanter Themen. Erfahren Sie mehr über den DVS. Der DVS Deutscher Versicherungs-Schutzverband e.V, Bonn, ist der Interessenvertreter der versicherungsnehmenden Wirtschaft. ...

DULV info

DULV info

UL-Technik, UL-Flugbetrieb, Luftrecht, Reiseberichte, Verbandsinte. Der Deutsche Ultraleichtflugverband e. V. - oder kurz DULV - wurde 1982 von ein paar Enthusiasten gegründet. Wegen der hohen ...

ea evangelische aspekte

ea evangelische aspekte

evangelische Beiträge zum Leben in Kirche und Gesellschaft Die Evangelische Akademikerschaft in Deutschland ist Herausgeberin der Zeitschrift evangelische aspekte Sie erscheint viermal im Jahr. In ...

Evangelische Theologie

Evangelische Theologie

Über »Evangelische Theologie« In interdisziplinären Themenheften gibt die Evangelische Theologie entscheidende Impulse, die komplexe Einheit der Theologie wahrzunehmen. Neben den Themenheften ...