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Der Einfluss ausgewählter Persönlichkeitseigenschaften auf das Beschwerdeverhalten von Konsumenten

AutorTobias B.F. Fidesser
VerlagExamicus Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl287 Seiten
ISBN9783656982043
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis23,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich BWL - Offline-Marketing und Online-Marketing, Note: 1, Fachhochschule Burgenland, Sprache: Deutsch, Abstract: Empirische Untersuchungen im Bereich des Konsumentenbeschwerdeverhalten ergaben bisher nur im Bereich soziodemographischer Faktoren Überschneidungen: Der beschwerdeführende Konsument ist vorwiegend männlich, zwischen 30 und 50 Jahren alt und verfügt über ein überdurchschnittliches Einkommen. Versuche, anstatt soziodemographischer Variablen verschiedene Persönlichkeitseigenschaften in den Beschwerdeprozess zu integrieren, konnten bislang jedoch keine befriedigenden Ergebnisse liefern. Mit der vorliegenden Arbeit wurde der Versuch unternommen, den Einfluss von Persönlichkeitseigenschaften auf das Konsumentenbeschwerdeverhalten und die Evaluierung des Beschwerdeergebnisses nachzuweisen. D.h. sind diese Variablen in der Lage Konsumentenverhalten - im Falle von Unzufriedenheit mit einem langlebigen Konsumgut - nachvollziehbar zu machen bzw. wie wirken diese Faktoren auf die Bewertung des erreichten Beschwerdeergebnisses? Ausgangspunkt der Arbeit bildet die Analyse internationaler Literatur zum Thema des Konsumentenbeschwerdeverhalten. Auf Basis der Recherchen wurde ein Modell des Beschwerdeverhaltens erstellt, indem Persönlichkeitseigenschaften wie Aggressivität und Erregbarkeit mit anderen Faktoren in Zusammenhang gesetzt werden. Gegenstand der Befragung war ein high-involvement Produkt aus dem technischen Bereich, welches von den Konsumenten innerhalb des vergangenen Jahres genutzt worden war. Die Stichprobe kann dabei in zwei Teile gegliedert werden: Unvoiced Complainers und Beschwerdeführer. Das erhaltene Datenmaterial wurde mittels SPSS und Korrelationsmethoden ausgewertet. Die Ergebnisse der Untersuchung lassen darauf schließen, dass beide Persönlichkeitsfaktoren sehr schwach und nicht signifikant mit dem Beschwerdeverhalten bzw. der Evaluierung des Beschwerdeergebnisses korrelieren: Beschwerdeführer und Unvoiced Complainers unterscheiden sich nicht in der Ausprägung von Aggressivität und Erregbarkeit. Beide Eigenschaften scheinen auch keine Auswirkung auf die Evaluierung der erhaltenen Problemlösung zu haben.

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Leseprobe

Abb. 19: Einflussfaktoren auf Leistungserwartung (Quelle: Erweiterung in An- an Stauss/Seidel 1998a, S. 41) 1


Die eigenen Bedürfnisse, d.h. die verschiedenen Anforderungen und Kaufmotive des Kunden, bilden den Ausgangspunkt für Leistungserwartungen. 2 Zusätzlich beeinflussende und stark prägende Faktoren sind Erfahrungen und Erlebnisse, die der Kunde in der Vergangenheit bei der Konsumation ähnlicher Produkte erlebt hat. Darüber hinaus fließen auch Informationen, die durch Mundkommunikation (Word-of-Mouth) aus dem sozialen Umfeld bzw. aus den unternehmerischen Marketinginstrumenten (anbieterinitiierte Kommunikation in den verschiedenen Medien) gewonnen werden, in diesen Prozess mit ein (vgl. Hill 1986, S. 311; Berry/Parasuraman 1991, S. 60; Stauss/Seidel 1998a, S. 40). Konsumenten werden jedoch nicht nur mit anbieterinitiierter Kommunikation konfrontiert, sondern auch mit jener indirekten Kommunikation unabhängiger Medien, die Informationen über das Leistungsspektrum eines Unternehmens vermitteln (vgl. Scharnbacher/Kiefer 1998, S. 8).

Der Marketing-Mix der Unternehmen wirkt jedoch nicht nur auf die Erwartungshal- sondern auch auf die wahrgenommene Leistungsqualität sowie die den Produkten zugeschriebenen Eigenschaften (vgl. Bitner 1990, S. 72).

Als zusätzlich prägender Faktor für die Bildung der Erwartungshaltung an die Pro- ist der Preis anzusehen. Welche Auswirkungen dabei der Preis hat, soll am Beispiel folgender Studie (Andreasen 1982, S. 188) gezeigt werden: Darin wurde ein positiver Zusammenhang zwischen Preis und Verbraucherbeschwerden bewiesen. D.h. die Beschwerdeneigung ist umso stärker ausgeprägt, je teurer ein

Beschwerde(un)zufriedenheit

Produkt ist. Daraus kann der Schluss gezogen werden, dass Preisüberlegungen entweder schon in der Vorkaufphase in die Erwartungshaltung miteinbezogen werden, spätestens aber in der Kaufphase die Erwartungshaltung modifizieren (vgl. Kaas/Hay 1984, S. 342 f.). Mit dem Begriff Preis muss jedoch nicht nur der konkret zu bezahlende Betrag für eine bestimmte Leistung gemeint sein, sondern es können auch alle „Kosten und Mühen“ subsumiert werden, die für den Erwerb einer Leistung aufgewendet werden müssen (vgl. Day 1977, S. 164 f.).

Als zusätzlich beeinflussende Komponente können die sozialen Kosten bzw. der soziale Vorteil angeführt werden, die der Kauf bestimmter Leistungen mit sich bringt (vgl. Day 1977, S. 163 f.). Das Image des leistenden Unternehmens kann - bei Dienstleistungen in größerem Ausmaß als bei Produktleistungen - auch Einfluss auf Erwartungshaltungen nehmen (vgl. Scharitzer 1993, S. 97).

Haben Konsumenten in der Vorkaufphase aufgrund zu geringer Leistungsinforma- keine oder nur mangelhafte Vorstellungen über ein Objekt, kann dies dazu führen, dass keine bzw. nur grob umrissene Erwartungen gebildet werden. Grund dafür kann mangelnde Anbieterkommunikation (z.B. Direktwerbung) aber auch geringe Produkterfahrung innerhalb des sozialen Lebensumfelds - somit mangelnde Mundkommunikation - sein.

Wenn Kunden Leistungen in Anspruch nehmen, werden zwei Gruppen von Erwar- gebildet: Eine Erwartung gegenüber der Leistung und eine zweite, die sich eher auf den sozialen Aspekt der Leistungserbringung bezieht (vgl. Krapfel 1985, S. 347). Dieser soziale Faktor bezieht sich auf die verbale und nonverbale Behandlung, die der Kunde vom Verkaufspersonal erfährt.

Da die verschiedenen Einflussfaktoren bei jedem Konsumenten anders gewichtet werden und unterschiedlich wirken, ergibt sich auch eine individuell unterschiedliche Erwartungshaltung an Leistungseigenschaften - das Anspruchsniveau. Erwartungen wirken sich auf den Vergleichsprozess zwischen erlebter und vorhergesagter Leistung und somit auf das Entstehen von (Un)Zufriedenheit aus. Aus unterschiedlichen Erwartungen resultiert auch das Phänomen, dass mehrere Konsumenten bei einer objektiv identen Leistung Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit

Beschwerde(un)zufriedenheit

empfinden können (vgl. Andreasen/Best 1977, S. 94).

Neben den im folgenden angeführten Ansätzen gibt es noch eine Reihe anderer Möglichkeiten, das Anspruchsniveau (Erwartungen) differenzierter darzustellen (vgl. Churchill/Surprenant 1982, S. 492; Woodruff/Cadotte/Jenkins 1983, S. 296 f.; Zeithaml/Berry/Parasuraman 1993, S. 2 f.).

1. realistische Erwartungen (vorhergesagte Leistung) sind die wahrscheinlichs- Ist-Leistungen, die eintreten werden, und beruhen auf Erfahrungen mit dem bzw. auf Informationen des Konsumenten über das Produkt,

2. ideale Erwartungen (gewünschte Leistung) hängen von der Orientierung der Person ab, d.h. welche Idealausprägungen der Leistung erwünscht sind,

3. tolerierbare Leistungen (Mindestleistung) sind jene wahrgenommenen Ist- die vom Konsumenten als gerade noch akzeptabel und hinnehmbar eingestuft werden,

4. um faire Leistungen (gerechte Leistung) handelt es sich dann, wenn die Per- die Ist-Leistung im Vergleich zum eingesetzten Aufwand als gerecht beurteilt,

5. erfahrungsgestützte Erwartung (produkttypische Leistung): Ist-Leistung, die auf Erwartungen mit allen Produkten einer Produktkategorie basiert (vgl. Gierl/Sipple 1993, S. 242; Stauss/Seidel 1998a, S. 41; Scharnbacher/Kiefer 1998, S. 8).

Stauss und Seidel (1998, S. 41) haben zusätzlich zu diesen fünf Kategorien noch zwei zusätzliche Möglichkeiten angeführt:

angemessene Leistung, wenn eine Leistung angemessen sein soll. Es wird aber nicht näher darauf eingegangen, was unter angemessen zu verstehen ist.

markenbeste Leistung liegt bei der besten bekannten Angebotsalternative

Beschwerde(un)zufriedenheit

vor.

Es ist offensichtlich, dass die angeführten Möglichkeiten nur Orientierungspunkte sein können, in denen sich die verschiedenen Einflussfaktoren manifestieren. Erwartungshaltungen können auch davon abweichend gebildet werden. Welche der oben erwähnten Erwartungen herangezogen wird, kann jedoch nicht geklärt werden, da die Erwartungsstrukturen von Kunden zu unterschiedlich sind, um eine Verallgemeinerung zuzulassen (vgl. Scharnbacher/Kiefer 1998, S. 9).

Zusätzlich sind bei den obigen Vergleichsstandards zum Teil inhaltliche Über- feststellbar, z.B. zwischen angemessener, fairer und erfahrungsgestützter Leistung (vgl. Vom Holtz 1997, S. 58).

Nachteilig wirkt sich beim Heranziehen von Erwartungen als Vergleichsstandard aus, dass Zufriedenheit nur dann auftreten kann, wenn sie auf Aspekte des Kaufobjekts bezogen ist, über die Kunden schon vor dem Ge- bzw. Verbrauch eine bestimmte Meinung hatten. Wird diese Überlegung weiter verfolgt, müssten Kunden auch mit schlechten Produktattributen zufrieden sein, wenn diese schon vorher erwartet waren (vgl. Homburg/Rudolph 1998, S. 40; Rudolph 1998, S. 18).

Unterscheidung Güter - Dienstleistungen

Bei der Festlegung von Bewertungsstandards und auch beim Qualitätsbeurtei- muss prinzipiell zwischen Produkt- und Dienstleistungen differenziert werden (vgl. Zeithaml 1981, S. 186 f.). Dies hat mit der Definition des Begriffs Kaufakt und den Qualitätskriterien einer Leistung zu tun. Während bei materiellen Gütern zwischen Ge- und Verbrauchsgütern unterschieden wird - es sind Unterschiede bezüglich Erwartungshaltung, Nachkaufverhalten und Beschwerdeverhalten zu beobachten - sind Dienstleistungen dadurch gekennzeichnet, dass sie vom Kunden nicht als punktueller Eindruck sondern als Prozess erlebt werden (vgl. Stauss 1992, S. 10; Scharitzer 1993, S. 95; Dick/Hausknecht/Wilkie 1995).

Warum Kunden die Inanspruchnahme von Dienstleistungen als Prozess erleben,

Beschwerde(un)zufriedenheit

kann Abb. 20 entnommen werden. Dabei ergibt sich die Komplexität einer Dienst- aus Potential-, Prozess- und Ergebnisdimension.

Die Potentialdimension kennzeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft eines Unter- zur Bedarfsdeckung Dritter die notwendigen Potentiale bereitzuhalten. Diese Leistungspotentiale sind stets immateriell, da sie nicht greifbare Leistungsversprechen darstellen. Abgesehen von der Potentialdimension stellt auch die Prozessdimension - die Erstellung von Dienstleistungen - eine immaterielle Dimension dar. Erst in der Ergebnisdimension werden die anderen beiden Dimensionen sichtbar gemacht. (vgl. Meyer 1991, S. 197 f.).


Abb. 20: Dimensionen des Dienstleistungsbegriffs und Phasen einer Dienstleistung (Quelle: Meyer 1991, S. 197)

Zur Klärung des Dienstleistungsbegriffs kann folgende Definition herangezogen werden:

„Dienstleistungen sind angebotene Leistungsfähigkeiten, die direkt an externen Faktoren (Menschen oder...

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